(nn) Vincennes, Samstag, 4. Dezember 2021. Großkampf-Wochenende auf dem Plateau de Gravelle! Vor dem Sonntag mit den Finales in GNT und Le Trot Open des Régions für die Drei-, Vier- und Fünfjährigen eröffneten die einheimischen Zweijährigen mit den nach dem 29. Oktober zweiten halbklassischen, nach „Männlein und Weiblein“ getrennten Prüfungen den Samstagnachmittag.
Die eine Weste bleibt weiß…
„Vierter Start, vierter Volltreffer, Konto auf 63.450 Euro ausgebaut“ lautete zum Auftakt der Neun-Rennen-Karte die Kurzfassung für Just Love You bei den Ladys, die sich im an die Amérique-Zweite erinnernden Prix Vourasie über 2.200 Meter auf der kleinen Bahn maßen. Mit der 16:10-Favoritin knöpfte Alexandre Abrivard der munter führenden Joy to Gis für die finalen 1.400 Meter das Kommando ab und ließ die Konkurrenz mit Johanite an der äußeren Spitze vor Philippe Allaires Justine Vive und Jet Set Bond auflaufen.
Als durch den Schlussbogen Jet Set Bond, die Siegerin des ersten Gruppe-Vergleichs Prix Marcel Dejean am 29. Oktober, in großem Stil aufmarschierte, musste man um die Fuchsstute mit der langen, breiten Blesse etwas fürchten, doch erwies sich die kernige Attacke als rasch ersticktes Feuer.
Problemlos legte die Love-You-Tochter, gerade erst im November zum „Goldstück des Monats“ gewählt, den nächsten Gang ein, schüttelte die Bazire-Elevin ab wie eine lästige Fliege und war genauso leicht gegen den sehenswerten Endspurt Jazzy Perrines gefeit, der die vom Schweden Tomas Malmqvist für die Ecurie Hunter Valley trainierte Django-Riff-Tochter locker auf Platz trug. Bemerkenswert auch der Einsatz, der Jocosa Platz vier bescherte, wogegen Allaires Justine Vive als Reichste des Feldes, in dem es keinen Ausfall gab, mit Platz sechs enttäuschte.
Für Trainer Laurent-Claude Abrivard war es nach dem Erfolg von Niky 2003 erst der zweite Sieg in einem Zweijährigen-Gruppe-Rennen. „Im Moment präsentiert sie sich fast makellos - bis auf den klitzekleinen Fehler, dass sie vorm Start ein wenig zu angespannt ist. Einmal vorn, tut sie nicht mehr als unbedingt nötig.“
Prix Vourasie (Gruppe III nat., zweij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Just Love You 15,5 Alexandre Abrivard 16
2j. Fuchsstute von Love You a.d. Just in Love von Ever Jet
Be / Zü: Michèle Bliard; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Jazzy Perrine 15,6 Eric Raffin 110
3. Jet Set Bond 15,7 Jean-Michel Bazire 46
4. Jocosa 16,0 Thierry Duvaldestin 88
5. Joy to Gis 16,1 Benjamin Rochard 390
6. Justine Vive 16,6 Franck Nivard 96
7. Jolie Cadence 16,9 Guillermo Roig Balaguer 1280
8. Jeanne d’Alex 17,0 Gabriele Gelormini 1110
9. Jolie Origine 17,0 Vitale Ciotola 1460
10. Johanite 17,3 Franck Anne 580
Sieg: 16; Richter: leicht 1 - 1½ - 3½ - Hals - 4 - 3½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 17,4/1200m - 17,3/1700m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-04/7500/1
…die andere nicht
Auch nach dem Prix Timoko (vordem Prix Ourasi), dem Gegenstück für die zweijährigen Hengste, das er unter anderem mit Helgafell 2019 und Italiano Vero 2020 auf seine Kappe gebracht hatte, dürfte Monsieur Allaire „bedient“ gewesen sein, obwohl es lange danach aussah, als entpuppte sich sein Just a Gigolo zum fünften Mal als unbezwingbarer Eintänzer.
Noch früher als Just Love You, nämlich bereits eingangs der Tribünengeraden, war der mächtige Braune vor Trainingsgefährte Joyner Sport, Jag Stryk und Jazzy Dancer vorn und schien alles nach Wohlgefallen zu regeln, denn Außenseiter Jubilé Prior spielte eher den interessierten Begleiter denn den alles wagenden Angreifer. Die Gefahr für den Primus lauerte mit Jaguar Wit und Juninho Dry hinter dem „Prior“, wie sich ausgangs der Schlusskurve offenbarte.
Plötzlich war der Gigolo schwer unter Druck, dahinter hatte Joyner Sport keine freie Bahn und empfahl sich im Galopp, weil ihm der todmüde Jubilé Prior vor die Füße schwankte. Den ersten Angreifer Jaguar Wit wimmelte Just a Gigolo ab, gegen den zweiten hatte er keine Mittel mehr. Der „eine Etage kleinere“ Juninho Dry, ein trockener Fuchs mit langer schmaler Blesse, düpierte Franck Nivards Partner bombensicher um eine Länge, worüber sich Paul-Philippe Ploquin wie ein kleiner Schneekönig freute.
Ein unbeschriebenes Blatt war der Carat-Williams-Sohn mit je zwei ersten und dritten Plätzen mitnichten, dessen dritter Treffer, mit dem er nun 60.520 Euro reich ist, bei 34,2-fachem Sieg-Einsatz überraschend üppig entlohnt wurde.
Sébastien Guarato („Juninho ist ein kleiner zäher Typ mit großer Moral.“) trug sich als „Entraîneur“ nach Prince d’Espace, Uno la Chesnaie und Eridan zum vierten Mal in die Siegerliste ein, Ploquin erstmals: „Im Vorjahr war ich mit Infant Perine Dritter. Schön, dass es diesmal geklappt hat. Juninho lag über den gesamten Weg prächtig in der Hand, zeigte sich weiter verbessert und ist ein echter Renner, der im entscheidenden Moment alles gibt.“
Prix Timoko (ehemals Prix Ourasi) - (Gruppe III nat., zweij. Hengste & Wallache)
2200m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Juninho Dry 15,4 Paul-Philippe Ploquin 342
2j. Fuchshengst von Carat Williams a.d. Délicatessen von The Best Madrik
Be: Ecurie Dry; Zü: Gérard Olivier; Tr: Sébastien Guarato
2. Just a Gigolo 15,5 Franck Nivard 17
3. Jaguar Wit 15,8 Eric Raffin 140
4. Jag Stryck 16,0 François Lagadeuc 930
5. Jaspers Turgot 16,6 Franck Anne 730
6. Jazzy Dancer 17,1 Gabriele Gelormini 660
7. Joyau de Mortrée 18,5g Alexis Prat 1220
Jubilé Prior 6.dRL* Sylvain Desmarres 550
Jourdam Seven dis.r. Jean-Michel Bazire 34
Joyner Sport dis.r. David Thomain 67
*nach Enquête disqualifiziert wegen Behinderung von Joyner Sport zu Beginn der Zielgeraden
Sieg: 342; Richter: sicher 1½ - 3½ - 2 - 6 - (Hals) - 5½ Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 15,0/1200m - 16,8/1700m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-04/7500/2
Das Phänomen unaufhaltsam Richtung „Amérique“
Eine höchst ungewöhnliche Begründung hatte Erfolgstrainer Fabrice Souloy, warum er seine italienische Überfliegerin Ampia Mede SM vor dem geplanten Auftritt im Prix Ténor de Baune, in dem sie sich am 26. Dezember für den Prix d’Amérique qualifizieren soll, noch mal startete: Beim Sieg im Prix de Chenonceaux am 27. November - Nummer sieben an der Strippe - hatte sie bei Zwischenzeiten um 1:18 und 1:17 dem Chef des Haras de Ginaï zu wenig bzw. nur auf den finalen 500 Metern mal etwas zeigen müssen.
Nun hatte sie im Prix Doynel de Saint-Quentin mit den beiden recht aktuellen klassischen Siegern Galius (Critérium des 5 Ans) und Ganay de Banville (Prix de l’Etoile), der als Dritter des Prix de Bretagne die Amérique-Eintrittskarte sicher hat, sowie Power, dem UET-Champion der Vierjährigen 2020, deutlich gehaltvollere Ware vor der schmalen Brust - und löste auch diese Aufgabe in verblüffendem Stil.
Dabei gab es durchaus einige knifflige Situationen für die Ganymède-Tochter, die Franck Nivard zunächst konsequent an den hinter Galius durch die zweite Spur kurbelnden Ganay de Banville hängte. Beispielsweise, als Jean-Michel Bazire, kurz nachdem Galius sich auf Zielschildhöhe die Führung vom brillant eingetretenen Power geholt hatte, entschlossen aufs Gaspedal drückte und den Fuchs der Sévérine Raimond mit Beginn des Bogens von Joinville verdrängte.
Da wehte ihr für kurze Zeit der äußere Fahrtwind um die braune Nase. Doch Robert Bergh hatte ein Einsehen mit der Stute, dirigierte Power, an den sich sofort Galius hängte, nach außen und löste mit einiger Wucht Ganay de Banville ab, als es ans Bergsteigen ging. Bazire blies, bevor er von Galius eingesperrt werden konnte, zur Rochade, zog blitzschnell wieder in Front und verpasste somit Galius, der sich am Gipfel sechs Sprünge genehmigte, die Todeslage, womit Ampia Mede SM eine druckvolle Lokomotive hatte.
Der Rest war puppenleicht: Als Nivard sie nach außen nahm, schaltete die kleine, muskelbepackte Italienerin, ohne dass die Ohrenwatte gezogen oder mit der Peitsche gewinkt wurde, den Turbo zu. Das Resultat war phänomenal: Pfeilschnell stob sie an Ganay de Banville um 2½ Längen vorbei, schaffte beim 13. Versuch auf französischem Boden den zehnten Volltreffer und stemmte ihr Konto im Sauseschritt auf 419.996 Euro.
Mächtig beißen musste Ganay de Banville, um den in Ampia Medes Windschatten ideal aufgehobenen Gamay de l’Iton sowie die sich endlich mal wieder fehlerlos präsentierende Goldy Mary für den Ehrenplatz auf Distanz zu halten. Auch Galius hielt seinen anspruchsvollen Marsch ordentlich durch, während Power 300 Meter vorm Ziel gründlich genug hatte und komplett unterging.
Da waren lediglich ein Vorbereitungsstart in Axevalla nach zehnmonatiger Abstinenz im Renngeschäft und Deckeinsatz eindeutig zu wenig bzw. die offensive Grundausrichtung zu viel für den Googoo-Gaagaa-Sohn, bei dem Bergh noch einige Arbeit vor sich hat, soll es mit einer ansehnlichen Winter-Kampagne etwas werden. Für die kleine Italienerin hatte Souloy nur einen kurzen Satz übrig: „Sie ist ein Phänomen!“
Prix Doynel de Saint-Quentin (Gruppe II int., fünfj. Hengste & Stuten)
2850m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Ampia Mede SM 12,4 Franck Nivard 15
5j.br. Stute von Ganymède a.d. Polimpia Slide SM von Yankee Slide
Be: Scud. Se.Fin, IT; Zü: Scud. del Baronetto Srl, IT; Tr: Fabrice Souloy
2. Ganay de Banville 12,5 Jean-Michel Bazire 42
3. Gamay de l’Iton 12,6 Eric Raffin 320
4. Goldy Mary 12,6 Matthieu Abrivard 650
5. Galius 12,6 Yoann Lebourgeois 76
6. Gospel Pat 12,8 Alexandre Abrivard 990
7. Tabasco C.D. 12,8 Björn Goop 470
8. Gladys des Plaines 13,2 Mathieu Mottier 870
9. Gala Téjy 13,2 Thomas Chalon 750
10. Power 13,6 Robert Bergh 150
11. Give me Cash 14,3 Gwenn Junod 1410
Sieg: 15; Richter: leicht 2½ - 1 - k.Kopf - Hals - 2½ - Kopf - 5 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 13,2/1350m - 13,0/1850m - 13,2/2350m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-04/7500/6
Auf Mutterns Spuren?
Wesentlich weniger Staat war mit den fünf- und sechsjährigen Satteltrabern im Prix Sans Dire Oui zu machen, in dem die Franzosen unter sich blieben und nur sieben Aspiranten stellten, von denen Flicka de Blary sehr kurzfristig zur Nichtstarterin erklärt wurde. Mit Fantaisie und Georgica Gédé standen zwei Stuten im engeren Blickpunkt, von denen Georgica Gédé dank zweier Siege und Ehrenplätze in Vincennes an der Strippe sehr deutlich zur Favoritin erkoren wurde.
Gewogen wurde jedoch „aufm Platz“ - und da entpuppten sich die vier blitzsauberen „Provinz-Erfolge“ der Fantaisie als deutlich gewichtiger. Mit der Un-Mec-D’Héripré-Tochter ließ sich François Lagadeuc klug vom enormes Tempo bolzenden Gef de Play ziehen, der am Ende der selbst vorgelegten Pace schwer erlag. Als sich Georgica Gédé in der Außenspur bergan vortastete, wechselte Lagadeuc rechtzeitig nach außen.
Was nach einem Duell der beiden Stuten roch, entpuppte sich auf den finalen 200 Metern als stolzer Parademarsch der Fantaisie, die unantastbar ihres Weges zog, vier Längen voraus beim dritten Versuch auf Gruppe-Level ihren ersten Treffer landete - den 16. Insgesamt - und vielleicht doch noch in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten vermag: Quita d’Eronville hatte bei ihrem „Adieu“ zwar nur acht Siege im Fahrtenbuch, darunter allerdings 2008 jenen im Prix du Président de la République, und war dreimal Gruppe-II-Zweite. Fantaisie ist ihr fünftes und mit weitem Abstand bestes Fohlen.
„Nach den in der Provinz erzielten Zeiten hatten wir an unsere Chance geglaubt, gutes Geld abzugreifen, an den Sieg eher nicht. Aber es war enormer Zug in der Partie (am Ende stand ein neuer Rennrekord/Anm.d.Red.), und das war unser großes, ja vielleicht das entscheidende Plus. Außerdem war sie hier in Vincennes erstmals rundum barfuß unterwegs, nachdem das zuvor auf den kleinen Bahnen so gut geklappt hatte."
"Das Kuriose: Sie sollte gar nicht unbedingt in dieser Prüfung antreten, sondern am Sonntag im Finale der Jockeys - aber da muss François eine Sperre abbrummen, und einen Reiterwechsel wollte ich nicht vornehmen. Ihr weiteres Programm werden wir uns in aller Ruhe aussuchen und nichts überstürzen“, war Nicolas Bridault total happy. Für den 39jährigen war dies der bedeutendste Erfolg seiner Trainer-Laufbahn.
Prix Sans Dire Oui - Monté - (Gruppe III int., Fünf- und Sechsj., keine 400.000 Euro)
2850m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Fantaisie 12,8 François Lagadeuc 53
5j. Rappstute von Un Mec d‘Héripré a.d. Quita d‘Eronville von Quito de Talonay
Be: Tanguy de la Bourdonnaye; Zü: S.N.C. Jean Levesque; Tr: Nicolas Bridault
2. Georgia Gédé 13,0 Mathieu Mottier 16
3. Gabiano 13,3 Alexandre Abrivard 50
4. Fascinant 13,8 Paul-Philippe Ploquin 300
5. Gef de Play 14,3 Adrien Lamy 75
Fighter Smart dis.r. Benjamin Rochard 530
Sieg: 53; Richter: überlegen 4 - 4 - 8 - 7 Längen; 6 liefen (NS Flicka de Blary)
Zw-Zeiten: 12,8/1350m - 12,9/1850m - 13,3/2350m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 (- 1.600 - 800) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-12-04/7500/7