Dabei sah es lange so aus, als solle der erstmals seit sechs Starts wieder von Jean-Michel Bazire an die Kandare genommene Blé du Gers den Reigen seiner Vorgänger, die da hießen Amiral Sacha, Valko Jenilat und Uza Josselyn und von 2016 bis 2018 für 1,4- und jeweils 1,3-fachen Einsatz zugeschlagen hatten, fortsetzen. In der vorletzten Kurve endlich vor Drôle de Jet, Ange de Lune, Orlando Jet, Tessy d’Eté und Cash Gamble nach vorn gezogen - die äußeren Garden befehligte der im Schlussbogen ausfallende Azaro d’Eva vor Tony Gio und Anzi des Liards -, wehrte sich der Quinoa-du-Gers-Sohn ebenso verbissen, wie Drôle de Jet unverdrossen attackierte.
Nach einem epischen Gefecht, in dem Pierre Vercruysse den bei 132:10 notierten Coktail-Jet-Sohn Zentimeter um Zentimeter näher heranschob, hatte der im Ziel die Nase um einen „halben Kopf“ voraus und war nach 1:11,2, die ebenso für Blé du Gers gestoppt wurden, um 36.000 Euro reicher. Der als Solist in Startreihe zwei prächtig hinter dem ersten Leader Drôle de Jet untergekommene Orlando Jet schien lange für den dritten Platz außer Konkurrenz, bis Rudi Hallers Aushängeschild auf der unendlichen Zielgeraden das letzte Fitzelchen an Punch fehlte. Um eine halbe Länge raufte sich Tessy d’Eté vorbei zu Bronze, doch immerhin hielt Deutschlands Pferd des Jahres 2016 den aktuellen Aubrion-du-Gers-Bezwinger Tony Gio in Schach. Die Prämie für den von Peter Busch gezüchteten Orlando-Vici-Hengst betrug 6.400 Euro. (Foto: letrot.com)
Prix de Bruxelles (Gruppe III int., Fünf- bis Zehnj., keine 875.000 Euro)
2150m Autostart, 80.000 Euro
1. Drôle de Jet 11,2 Pierre Vercruysse 132
6j. br. Hengst von Coktail Jet a.d. Likely Jet von Défi d‘Aunou
Be: Ecurie des AS, CH; Zü: Jean-Etienne Dubois; Tr: Pierre Vercruysse
2. Blé du Gers 3. Tessy d’Eté 4. Orlando Jet 5. Tony Gio 6. Cash Gamble 7. Ange de Lune Anzi des Liards Azaro d’Eva |
11,2 Jean-Michel Bazire 11,4 Franck Nivard 11,5 Rudolf Haller 11,5 Eric Raffin 11,6 Robin Bakker 12,2 Matthieu Abrivard dis.r. Romain Derieux dis.r. Alexandre Abrivard |
18 100 99 33 860 660 270 930 |
Sieg: 132; Richter: Kampf Kopf - 2 - ½ - ¾ - 1 Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 11,9/1150m - 11,5/1650m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Mittlere Welle reicht zum Ehrenrang
Hatte sich Orlando Jet mit seinen 332.719 Euro eine sehr ambitionierte Aufgabe ausgesucht, so passte Tsunami Diamant zum Frankreich-Debüt mit 244.564 Euro bestens in den bei 290.999 Euro geschlossenen Prix du Louvre für Vier- und Fünfjährige, für den Deutschlands Derby-Sieger des Jahres 2017 gar als knapper 31er Favorit ausgerufen war. Über 2875 Meter ließ es Robin Bakker ruhig angehen und kam nach hinten versetzt im zweiten Paar außen hinter Excellent unter, während in der ersten Spur Fakir du Lorault vor El Villagio, Eléna de Piencourt, Elnino Montaval, Euro du Chêne und Elvis Madrik das Zepter schwang. Elvis d’Evron war am Start ausgefallen. In der zweiten Biege übernahm El Villagio das Sagen, was Exzellent nachhaltiger auf den Plan rief. Die Spitze wollte Alexandre Abrivard dort noch nicht haben, dirigierte nach kurzer Rücksprache Tsunami Diamant vorbei, der eine Runde vor Schluss mit Eliséo kurz rochierte und dann wieder vorn war.
Vom Schlafwagentempo - die ersten 1900 Meter wurden sage und schreibe in 1:17,6 herunter geschlendert - hatte Abrivard zu Beginn der letzten Überseite genug, flitzte resolut auf die Kommandobrücke und nahm gemeinsam mit dem außen aufziehenden El Villagio den Deutschen in Sicherungsverwahrung. Erst als der siebente Treffer des Real-de-Lou-Sohnes 80 Meter vorm Ziel nicht mehr zu verhindern war, gab er ihm so weit den Kopf frei, dass Tsunami Diamant auf den Ehrenplatz durchmarschieren konnte. Das Verschiebespiel der drei Gemeinten störte allein Electra Jet, deren Pulver Pierre Vercruysse lange trocken gehalten hatte. Die Ready-Cash-Tochter dankte dies mit einem spritzigen Feuerwerk vom Ende des kleinen Pulks auf Platz drei. (Foto: paris-turf.com)
Prix du Louvre (Gruppe III int., Vier- & Fünfj., keine 291.000 Euro)
2875m Bänderstart o.Z., 74.000 Euro
1. Excellent 15,9 Alexandre Abrivard 58
5j.br. Hengst von Real de Lou a.d. Udine d‘Odyssée von Ipson de Mormal
Be / Zü / Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Tsunami Diamant 3. Electra Jet 4. El Villagio 5. Eléna de Piencourt 6. Euro du Chêne 7. Fakir du Lorault 8. Eliséo 9. Elvis Madrik Elvis d’Evron Elnino Montaval |
16,0 Robin Bakker 16,0 Pierre Vercruysse 16,1 Franck Nivard 16,1 Matthieu Abrivard 16,2 Anthony Duperche 16,2 François Lecanu 16,3 Alexis Prat 16,5 Jean-Michel Baudoin dis.r. Eric Raffin dis.r. Gabriele Gelormini |
31 270 36 100 990 160 380 730 62 450 |
Sieg: 58; Richter: leicht 1 - ½ - 1½ - Hals - 1 Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 17,6/1875m - 17,1/2375m
Wert: 33.300 - 18.500 - 10.360 - 5.920 - 3.700 - 1.480 - 740 Euro
Masselmolch Very Impressive S
Am Ende eines über 1900 Meter völlig unspektakulären Prix de Villiers für Vier- und Fünfjährige, die keine 110.000 Euro auf der hohen Kante hatten, gab’s aus deutscher Sicht positive wie negative grenzenlose Überraschungen. Mit dem nach seinem spektakulären Frankreich-Einstand vor 15 Tagen in Vincennes auf 14:10 heruntergehandelten Norton Commander hatte sich Conrad Lugauer auch vom äußersten Startplatz „8“ nicht kirre machen lassen und den Fuchs mit der mächtigen Blesse und den vier weißen Strümpfen im zweiten Paar außen hinter Hooters USA installiert, derweil sich Eric Raffin mit Very Impressive S vor Vagabondo und Frédo Griff ratzfatz den Taktstock geschnappt hatte. Als Hollands 2017er Derby-Sieger zu Beginn der Tribünengeraden höflich ums Kommando nachfragte, hatte Raffin nichts dagegen. Das war zugleich das Signal für Lugauer, ein wenig aufs Gaspedal zu drücken. Spielerisch zog der Mommert-Traber für die Schlussrunde in Front, spielerisch absolvierte er Überseite und Schlussbogen als Kommandeur.
Gar nicht mehr spielerisch war das, was sich auf den finalen 250 Metern abspielte. Unter dem Druck des immer zudringlicher werdenden Hooters USA kam der mit Sprungzügel und ohne Check aufgebotene Gift-Kronos-Sohn 150 Meter vorm Pfosten schwer aus dem Takt und landete am Turm. So winkte drei Längen voraus Alexandre Abrivard der ungefährdete Sieg, doch zehn Meter vorm Zielschild verlor auch der Mollema-Schützling die Balance, fiel in Galopp und wurde nach „Enquête“ disqualifiziert. Das Leid der beiden „Galopper“ war die Freud‘ des deutschen Derby-Fünften Very Impressive S (Foto: zeturf.com - 2.v.r.), der drei Längen zurück beim fünften Frankreich-Besuch zum ersten Sieg kam wie die oft zitierte Jungfrau zum Kind. Weil Elan du Rocher im Schlussbogen und Vagabondo auf der Zielgeraden ausgefallen waren und für Flambeau Royal das Buch bereits kurz nach dem Start geschlossen worden war, kamen hinter Frédo Griff und dem stets die rote Laterne tragenden Innovation Love der nach 1400 Metern völlig ausspannende Eastwood Park und der am Start gesprungene Zucchero Park in einem Rennen, das mit der Bezeichnung „Trab“ nicht mal für die Hälfte der Gespanne etwas zu tun hatte, vier bis sechs „Weilen“ abgehängt ebenfalls zu Prämien.
Prix de Villiers (int., Vier- & Fünfj., keine 110.000 Euro)
2150m Autostart, 43.000 Euro
1. Very Impressive S 12,4 Eric Raffin 100
4j. schwbr. Hengst von SJ's Caviar a.d. Virify von Conway Hall
Be: Hodij Coatings B.V. Zü: Patrick Maleitzke (DE), Tr: Cees Kamminga
2. Frédo Griff 3. Innovation Love 4. Eastwood Park 5. Zucchero Roc Hooters USA Vagabondo Elan du Rocher Flambeau Royal Norton Commander |
12,5 Mathieu Mottier 12,7 Robin Bakker 16,0 Louis Baudron 17,4g Andrea Guzzinati 1.gdZ Alexandre Abrivard dis.r. Ferdinando Minopoli dis.r. Franck Nivard dis.r. Matthieu Abrivard dis.r. Conrad Lugauer |
200 100 350 320 100 590 330 470 14 |
Sieg: 100; Richter: (leicht 3) - 1¼ - 2½ - 36 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 11,6/1150m - 11,9/1650m
Wert: 19.350 - 10.750 - 6.020 - 3.440 - 2.150 - 860 - 430 Euro
Als souveräner Verwandler für Jean-Michel Bazire präsentierte sich im Prix du Palais de Chaillot mal wieder Alexandre Abrivard. In der über 2875 Meter führenden Quinté-Prüfung für Sechs- bis Zehnjährige bis 385.000 Euro Gewinnsumme (25 Meter Zulage ab 215.000 Euro) war er mit 20:10-Favorit Défi de Retz durchweg verdeckt bei der vorderen Musik. Auf der Zielgeraden zog der Hengst unaufhaltsam zum elften Sieg aus 33 Auftritten davon und sackte von den ausgelobten 58.000 Euro 26.100 ein. Stall Cortinas As des Jacquets hätte sich zum Comeback aus 3½ Monaten Abstinenz kaum eine anspruchsvollere Aufgabe aussuchen können, der er sich nach einer Runde im Vordertreffen durch eine Galoppade entzog; rundum beschlagen, schlug dem von Heinz Wewering trainierten und von Robin Bakker gefahrenen Ready-Cash-Sprössling bei 590:10 entsprechend marginales Vertrauen entgegen. (Foto: canalturf.com)