Spätestens nach dem Finale des UET Elite Circuit, das am Samstagnachmittag um 5.730.000 Kronen (rd. 520.000 Euro) in Solvalla ausgetragen wurde, wird die seit Jahrzehnten leidenschaftlich geführte Diskussion wieder aufflammen, in Frankreich auch Wallache zu den klassischen Rennen der Gruppe I und II zuzulassen.
Ein Ausnahmepferd wie Inexess Bleu gehört einfach in ein Rennen wie den Prix d'Amérique, das als größtes und schwerstes im weltweiten Trabrennsport gilt - werden die Befürworter einer Reform des französischen Systems argumentieren. Während (nicht nur) die Puristen dagegenhalten: "Ein Zuchtrennen dient als Wegweiser für die Zucht, und da hat ein Wallach nichts zu suchen."
Dass Inexess Bleu, der wie Jag de Bellouet, der seine Gegner in den Nuller-Jahren regelrecht fraß und deshalb ehrfurchtsvoll Le Cannibale genannt wurde, in den weiß-blau gestreiften Farben der Familie Gallier antritt, nun binnen drei Wochen den zweifache Amérique-Champion Idao de Tillard zwei Mal regelrecht demütigte, gibt der Debatte weiteres Futter.
Dabei sprach nach dem Start nichts, aber auch gar nichts für einen Sieg des 26:10-Favoriten, mit dem sich Alexandre Abrivard im ersten Bogen an vorletzter Stelle des Zwölfer-Pulks wiederfand. Als das anfängliche 8er-Tempo gegenüber leicht abflaute, setzte der 32-Jährige seinen Schützling sofort in Gang und passierte in dritter Spur Gegner um Gegner.
Da ihm Staro Mack Crowe, mit dem sich Magnus Djuse hinter A Fair Day offenbar nicht wohl fühlte, den Weg nach vorne noch verlängerte, brauchte Inexess Bleu fast 900 Meter, bis er den früh führenden Don Fanucci Zet erreicht hatte.
Dieser Kraftakt zeigte im Schlussbogen Wirkung, als sich Örjan Kihlström mit Don Fanucci Zet aus dem Staub machte und im Handumdrehen drei Längen Vorsprung herausholte, sein Begleiter dagegen in Nöten schien. Als Abrivard Inexess Bleu geradegestellt und in aller Ruhe von der Ohrenwatte befreit hatte, traute man seinen Augen kaum.
Mit unglaublicher Endbeschleunigung (letzte Halbe in 1:06,7) kam Inexess Bleu nicht nur an Don Fanucci Zet heran, sondern nahm ihm in 1:09,9/2140 Meter sogar noch eine gute Länge ab.
Und was war mit Idao de Tillard? Clément Duvaldestin hatte ihn aus zweiter Reihe passabel ins Rennen und im Mittelfeld untergebracht, verharrte dort aber erstaunlich lange und trat erst auf den Plan, als im Schlussbogen vor ihm Inmarosa angriff. Der finale Speed (letzte 1000 Meter in 1:08,5) der Nr. 2 am Toto war zweifellos durchschlagender als noch vor drei Wochen in Mons, doch kam er gegen Don Fanucci Zet und den in dessen Fahrwasser geschonten Mellby Jinx zu spät.
Ergebnis: https://sportapp.travsport.se/race/raceday/ts610248/results/9
Alexandre Abrivard, der seinen ersten Sieg in Solvalla feierte, zeigte sich bei der Siegerehrung überglücklich: „Ich dachte, ich hätte das stärkste Pferd im Rennen. Wir landeten aber weit hinten und mussten hart arbeiten. In der letzten Kurve dachte ich, wir wären geschlagen, aber er kam zurück und kämpfte sich bis zur Ziellinie durch. Die letzten 100 Meter waren ein unglaubliches Gefühl, als ich spürte, dass er vorbeiziehen würde“.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=t3F2wX7Ij7o