Das produzierte insgesamt fünf Nichtstarter, was insofern kein Beinbruch war, als beide Prüfungen mit 14 Teilnehmern bis zum Anschlag bestückt gewesen waren. Erneut hatten die Modeneser keinen Pakt mit dem Wettergott, ja es drohte gar ein neuerlicher Abbruch. Nach einem Wolkenbruch musste der Start des Gran Premio Carlo Cacciari um 15 Minuten verschoben und erst getestet werden, ob das Startauto auf dem schlammigen Untergrund überhaupt Halt fand.

70 Minuten später im Hauptrennen war es nicht viel besser, denn Wasserrinnen und Unebenheiten des Geläufs produzierten ein wahres Galopp-Festival, dem lediglich ein Quintett entging, das sich an den fünf fetten Prämien laben durfte. An Bestzeiten war unter diesen Prämissen nicht zu denken, und so blieb denn Al Capone Stecca mit 1:14,4 volle zwei Sekunden über dem 2017 von Vivid Wise As aufgestellten Rennrekord. Andererseits setzt sich wahre Klasse auf jedem Geläuf durch: Hier wie dort hatten die Gemeinten, die zugleich auch zu den jeweils Reichsten zählten, das beste Ende für sich.

Zwei Stuten verzichteten darauf, im Premio Carlo Cacciari um nicht zu verachtende 88.000 Euro anzutreten und wollten gegen elf Hengste ans große Geld - eben Teile der 154.000 Euro. Richtig spekuliert hatte allein das Umfeld Anita Rocs, die als Fünfte und auch schon Letzte der Wertung 5.600 Euro mitnahm. Die bei all ihren sechs Starts unbezwingbare, zur 23:10-Favoritin ausgerufene Timoko-Tochter Amber Prad sprang nach 600 Metern in der verlockenden zweiten Außenposition und besuchte Antony Leone, Ananas Jet, Ayrton Treb und Adelante, die nicht über die erste Kurve hinausgekommen waren, am Sünderturm. Aristotele Laser hatte sich am Start endlos versäumt, und als zu Beginn der Tribünengeraden zudem der die zweite Reihe anführende Adler Cup und Aleandro ZS ausfielen, blieb nur ein Fünferpack übrig, das die Schlussrunde in Angriff nahm.

„Angriff“ hieß dort die Devise für Filippo Rocca, der, nunmehr Frontmann der Außenspur, den von Beginn an führenden Al Capone Stecca bis aufs Blut piesackte. Das Fass, das er aufmachte, schuf blitzschnell eine Lücke von 20 Metern zu Anita Roc. So sehr der Daguet-Rapide-Sohn auch kurbelte, war an Al Capone wie einst in Chicago kein Vorbeikommen - im Gegenteil. 600 Meter vorm Ziel waren die Kräfte des „Alcide“ erschöpft, der sich unauffällig nach innen verkrümelte und dort zu retten suchte, was zu retten war. Vorn ließ Giampaolo Minnucci nichts mehr anbrennen und bescherte dem in Gävle weilenden und dort kräftig gerupften Trainer Alessandro Gocciadoro drei Längen voraus ein mit 64.400 Euro sehr üppiges Trostpflaster.

Im Gran Premio Nazionale lediglich Jahrgangs-Primus Axl W Rose unterlegen, baute der Napoleon-Bar-Sohn, der als Dritter des Prix Léopold Verroken schon in Vincennes eine feine Visitenkarte hinterlassen hat, mit dem vierten Sieg „lifetime“ sein Guthaben auf 136.808 Euro aus. Aladin Effe, lange Schlusslicht des dezimierten Feldes, ließ auf den finalen 500 Metern seine Wunderlampe kräftig leuchten und strich mühelos die zweite Prämie vor Super-Longshot Albatros Joy ein, der als innerer Vierter die nötigen Körner gespart hatte, um am müden Alcide Roc vorbei zu segeln.

Gran Premio Tito Giovanardi (Gruppe I nat., Dreijährige)
2080 Meter Autostart, 154.000 Euro
1.    Al Capone Stecca    14,4    Giampaolo Minnucci    36
    3j.br. Hengst von Napoleon Bar a.d. Ombretta Bar von Ganymède
    Be / Zü: Emiliano Stecca; Tr: Alessandro Gocciadoro

* bzw. ** Stallwette
Sieg: 36; Richter: überlegen 3½ - 3 - 2 - 7 Längen; 13 liefen (NS Alchemist Bi)
Wert: 64.400 - 30.800 - 16.800 - 8.400 - 5.600 sowie 28.000 Euro Züchterprämie

Audrey elegant zum Sieg

70 Minuten zuvor war der erste Preis des Gran Premio Carlo Cacciari für die 2016 zur Welt gekommenen Signorinas eine glasklare Sache für 17:10-Favoritin Audrey Effe, mit der Andrea Farolfi (Foto: ippica.biz) ab dem ersten Schritt ein eisernes Regime schwang. Zwei Mitstreiterinnen wurde sie in Artemide Zack und Anita Spritz bereits am Start los, Ariala Cash SM folgte ihnen zu Beginn des Einlaufs auf die Disqualifikations-Tafel. Da hatte die mit einer tollen Bilanz von sechs Siegen und zwei Ehrenplätzen aus acht Auftritten angereiste Up-and-Quick-Tochter längst alles in trockenen Tüchern und sich nach dem Sieg in der Filly-Abteilung des Gran Premio Nazionale erneut 36.800 Euro eingeklinkt, die ihr Konto auf 98.500 Euro streckten.

Konnte sich in der ersten Kurve Alouette hinter ihr und vor Ambra Grif, Ariala Cash SM und Anastasia Trio nach innen mogeln, so bekam Audrey nach 500 Metern Besuch von Ambra Grif, in deren Windschatten sich Ariala Cash SM, All Wise As und Arnas Cam gütlich taten. Alle Deckung, alle Zugkräfte nutzten dem Rest wenig: Als das Spitzen-Duo zum „final countdown“ blies, wurde der Pulk gründlich zerfleddert. Mit drei Längen Vorsprung bog Audrey Effe auf die Zielgerade und gab davon kaum etwas her. Auch die weiteren Abstände bereiteten dem Zielrichter keinerlei Kopfschmerzen: Alouette sah für Platz drei die Rücklichter Ambra Grifs aus drei Längen Entfernung, mit ähnlichem Abstand folgte All Wise As als Vierte eine knappe Länge vor der das letzte Geld erhaschenden Arnas Cam.

Gran Premio Carlo Cacciari (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
1600m Autostart, 88.000 Euro
1.    Audrey Effe    13,8    Andrea Farolfi    17
    3j.br. Stute von Up and Quick a.d. Simphony Effe von Going Kronos
    Be / Zü: Scud. Gardesana; Tr: Walter Zanetti

Sieg: 17; Richter: überlegen 2 - 3 - 2½ -  ¾ - 2½ Längen; 10 liefen (NS Allegra WF, Amelie Kyu Bar, A Sexygirl Par, Arrow WF)
Wert: 36.800 - 17.600 - 9.600 - 4.800 - 3.200 und 16.000 Euro Züchterprämie