Vincennes, Samstag, 21. Januar 2023. Nichts zu gewinnen gab es diesmal im unter Handicap-Bedingungen ausgetragenen Prix de Brest für ältere Semester, die maximal 1.199.999 Euro verdient haben durften, für Jean-Michel Bazire, der mit Cleangame, Dorgos de Guez, Abydos du Vivier und Bel Avis dieser Prüfung seinen Stempel aufgedrückt hatte.
Sonderlich überwältigend waren die Formen seines Firello nicht, der dann auch bei 97:10 nur zum erweiterten Favoritenkreis des vom Totalisator außerordentlich offen angepriesenen Matches zählte. Zumindest dieser Rolle wurde der zwölffache Sieger gerecht, der nach einem Kilometer mit einem kraftvollen Zwischenspurt glänzte, der ihn hinter Tempomacher Charly de l’Aunay und Eddy du Vivier an die dritte Innenposition bugsierte. Damit hatte der Goetmals-Wood-Sohn, einer von lediglich vier Hengsten im 16er-Pulk, sein Siegpulver allerdings auch schon verschossen, wie sich auf dem Rest des Weges zeigen sollte.
Weit mehr Mumm entwickelten der bergauf die äußere Truppe geleitende Falco d’Havaroche, dem Hokkaido Jiel und Héliade du Goutier dicht auf den Fersen waren. Unter Falco d’Havaroches Druck strich Charly de l’Aunay eingangs der Zielgeraden die Segel im Galopp, und sofort war der Rappe aus dem Quartier Jean-Michel Baudouins drei Längen voraus. Das sollte jedoch nicht reichen gegen einen Hokkaido Jiel, der die letzten mauen Vorstellungen - jeweils beschlagen - barfuß glatt in den Schatten stellte und an Platz fünf im Critérium des 5 Ans anknüpfte, das er in identischer Aufmachung bestritten hatte.
„Wie einst im Mai“ packte der seit Sommer 2022 mit David Thomain liierte Brillantissime-Sprössling, dessen großes Manko der betuliche Beginn ist und dem die langen Strecken daher besser munden, seinen enormen Endspurt aus, kanzelte „Falco“ locker ab und war auch von Go On Boy nicht mehr zu erwischen, der aus seinem Mittelfeld-Versteck ebenfalls prächtig spurtete und auf eine Länge herankam.
Hinter Héliade du Goutier langte es für Firello zum letzten Quinté-Rang, womit bis auf den kurz vor der weiten Schlusskurve gesprungenen Goéland Haufor die Gemeinten in Frankreichs Königswette liefen. Erst dann kamen mit Cash du Rib, Eclat de Gloire und Ce Bello Romain, der nach Aussage seines Trainers und Besitzers Sylvain Dupont letztmals auf dem Plateau de Gravelle zu sehen war, Aspiranten des zweiten Bandes zum Zuge.
Mit 1:13,4, in denen er seinen neunten Treffer „lifetime“ in den Kasten brachte, blieb Hokkaido Jiel erheblich über dem Rennrekord, den seit 2020 der damals trotz eines 50-Meter-Handicaps siegreiche Cleangame mit 1:11,2 hält. Weitere namhafte Cracks, die sich in die Siegerliste eingetragen haben und die Hokkaido Jiel als Vorbild dienen, sind Dorgos de Guez (2021), Your Highness (2016), Princess Grif (2015) und Général du Lupin (2003).
„Er hat ein sehr wechselhaftes Schicksal“, resümierte Trainer Jean-Luc Dersoir über sein Aushängeschild, „oft genug stand er mit den Besten des starken ‚H‘-Jahrgangs im Ring, und wenn die manchmal nicht am Platz waren und es etwas leichter aussah, ging‘s ihm körperlich etwas weniger gut oder hatte er kein Glück mit den Rennverläufen. Heute passte alles zusammen, David hat ihn perfekt vorgetragen. Ich genieße diesen Moment und werde in aller Ruhe nach passenden Aufgaben schauen.“
Prix de Brest (Gruppe III int., Sechs- bis Elfjähr.)
2850m Bänderstart; 25 Meter Zulage ab 405.000, 50 Meter ab 1.200.000 Euro (unbesetzt); 90.000 Euro
1. Hokkaido Jiel 2850 13,4 David Thomain 40
6j.br. Hengst von Brillantissime a.d. Victory Jiel von Love You
Be / Zü: Jean Luck; Tr: Jean-Luc Dersoir
2. Go On Boy 2850 13,4 Romain Derieux 130
3. Falco d’Havaroche 2850 13,5 Eric Raffin 63
4. Héliade du Goutier 2850 13,7 Gabriele Gelormini 69
5. Firello 2850 13,9 Jean-Michel Bazire 97
6. Cash du Rib 2875 13,3 Jean-Loïc Claude Dersoir 360
7. Eclat de Gloire 2875 13,4 Loris Garcia 250
8. Ce Bello Romain 2875 13,4 Anthony Barrier 140
9. Duel du Gers 2875 13,5 Matthieu Abrivard 390
10. Déesse Noire 2850 14,3 Pierre-Yves Verva 450
11. Eddy du Vivier 2850 14,4 Cédric Terry 660
12. Victor Ferm 2875 14,0 Franck Nivard 710
13. Chalimar de Guez 2875 14,6 Nicolas Bazire 1120
Fire Cracker 2875 dis.r. Sébastien Ernault 820
Charly de l’Aunay 2850 dis.r. Junior Guelpa 780
Goéland d‘Haufor 2850 dis.r. Charles Julien Bigeon 47
Sieg: 40; Richter: leicht 1 - 1 - 2 - 3 - 1 - 1 - ½ - 1 Länge; 16 liefen
Zw-Zeiten: 16,2/1350m - 14,0/1850m - 13,6/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-01-21/7500/4
Auch im Sprint die Nummer eins
Mehr Freude hatte „JMB“ am unmittelbar folgenden Prix de Pardieu um 120.000 Euro für die 2019 geborenen französischen Monté-Spezialisten, in dem der ihm für die Vincenner Großereignisse von Züchter, Besitzer und Trainer Sylvain Desmarres überstellte Jubilé Prior seinem „Nachnamen“ vollauf gerecht wurde und nach je einem zweiten (Prix de Vincennes) und ersten Platz (Prix Léon Tacquet) über jeweils 2.700 Meter bewies, dass er auch im 2.175-Meter-Sprint zu reüssieren weiß.
Besitzersohn Aurélien Desmarres, der ständige Partner des Fuchses, wenn’s ins präferierte Monté geht, ließ sich durch die bei 2,2-fachen Odds recht exponierte Favoritenstellung kein Stück locken und hielt an fünfter Stelle auf dem ersten Kilometer sein Pulver trocken, zumal sich die Rivalen selbst eliminierten. Im ersten, dem Joinviller Bogen erwischte es Jasmina Gédé und June, und am Gipfel dann doch Jamaïca Turbo, die beim ersten Versuch unterm Sattel bis dahin alle aus dem „Attelé“ sattsam bekannten Sperenzchen hatte sein lassen.
Benjamin Rochard brachte die so laufgewaltige wie wankelmütige Braune fliegend ab, riss ratzfatz das Kommando an sich und sorgte bis zum kapitalen Aussetzer einsam und allein vor Junon und J’Adore für die kernige Fahrt. Dann war von einem Schritt auf den anderen Schluss mit ihrer guten Trab-Laune. Wenig später machte sich Jubilé Prior auf den Weg nach vorn. An der letzten Ecke hatte er Junon gestellt, sie wenig später mit Haut und Haaren verspeist und strebte einem bombensicheren vierten Volltreffer entgegen, an dem die sich innen zum Ehrenplatz durchbeißende J’Adore und der über Platz vier nicht hinauskommende Jaguar du Goutier nichts zu ändern vermochten.
Dritter Versuch unter Bazires Regie, zweiter Gruppe-II-Erfolg, 150.000 der insgesamt 287.590 Euro in dieser kurzen Spanne eingesackt - die Desmarres‘ haben im Herbst eine geld- wie goldrichtige Entscheidung getroffen. „Ein komplettes, sehr sympathisches Pfed, das ich fürs Meeting von der Familie Desmarres in Training bekommen habe. In Grosbois ist er richtig aufgeblüht und wirft sein Herz in jede Schlacht - mehr kann man nicht verlangen“, kommentierte der neue Ausbilder hocherfreut.
Aurélien Desmarres gestand, mehr Bammel vor der Strecke denn vor den Mitstreitern zu haben: „Die haben wir zuletzt jedes Mal sicher im Griff gehabt, aber über 2.175 Meter war‘s in Vincennes tatsächlich die Premiere. Da kommt’s darauf an, am Start hellwach zu sein. Den hat er prima hinbekommen, und der Rest war eher simpel. Er entwickelt sich mit jeder Aufgabe weiter.“
Prix de Pardieu - Monté - (Gruppe II nat., vierj. Hengste & Stuten)
2175 Meter Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Jubilé Prior 12,7 Aurélien Desmarres 22
4j. Fuchshengst von Prince de Montfort a.d. Dotation Prior von Osiris de Corbery
Be / Zü: Sylvain Desmarres; Tr: Jean-Michel Bazire
2. J’Adore 12,9 Alexis Collette 260
3. Junon 12,9 Guillaume Martin 180
4. Jaguar du Goutier 13,1 Damien Bonne 51
5. Jodanne Dieschoot 13,5 Anthony Barrier 310
6. Judy Blue Eyes 14,7 Paul-Philippe Ploquin 600
7. Joyful Diva 15,3 Jonathan Carré 160
Jamaïca Turbo dis.r. Benjamin Rochard 59
June dis.r. Mathieu Mottier 77
Jasmina Gédé dis.r. Victor Saussaye 280
Sieg: 22; Richter: leicht 2 - 1 - 2 - 5 - 13 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 10,6/675m - 11,1/1175m - 12,0/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-01-21/7500/5