Cagnes-sur-Mer, Donnerstag, 9. Januar 2025. Traditionell eingebettet zwischen die Vincenner Halbklassiker Prix du Calvados (5. Januar) und Prix de Belgique (12. Januar), die beiden letzten Vorprüfungen auf die gigantischen Prix de Cornulier und Prix d’Amérique, präsentiert das „gemischte“ Meeting von Cagnes-sur-Mer seine zweitwichtigste Prüfung für die „Trotteurs“.
Stets am Donnerstag vor dem Prix de Belgique zanken sich ältere europäische Traber um die 130.000 Euro des Prix de la Côte d’Azur, der nur deswegen zur Kategorie III zählt, weil auch Wallache startberechtigt sind.
Einige der Großen des Sulkysports entflohen dem Vincenner Schmuddelwetter und tankten ein wenig Wärme: 14 Grad, Sonnenschein und ein Hauch von Frühling animierten Mathieu Mottier, Gabriele Gelormini, Eric Raffin und Benjamin Rochard zur Reise in den Süden zu den dortigen Matadoren, von denen Christophe Martens mit dem in Cagnes bei drei Auftritten noch nie bezwungenen King Cole Favoritenehren genoss.
Während mit Fronsac und Gibus die Schützlinge Jean-Marie Roubauds den Start in trauter Eintracht verstolperten und Idéal San Leandro, Dritter des International Trot und Zweiter des Florentiner Gran Premio Duomo, sogar bis zur Disqualifikation sprang, schnappte sich mit Kyrielle die Jüngste des Pulks vor Gamin des Perdrix das Kommando und war vor Eifer kaum zu bremsen. Es dauerte eine Dreiviertelrunde, bis der von Dolce Viky und King Cole angeführte Rest die teils mit 35 Metern Vorsprung führenden Ausreißer eingeholt hatte.
Nach einer Runde fiel mit Alessandro Gocciadoros Nazioni- und Duomo-Drittem Dolce Viky der nächste Prominente aus. Wenig später schnappte sich King Cole das Zepter und wurde von Titelverteidiger Floréal, 500 Meter später von Gino Viva begleitet. Noch ausgangs der letzten Biege, wo Illusion Jipad aus dem dritten Paar in dritter Linie attackierte, schien der schwedische „King“ die Fäden felsenfest in der Hand zu haben. Das sollte sich auf dem gefürchtet langen Einlaufs zügig ändern.
Gnadenlos zog Gino Viva vom Leder. Nach je einem vierten und fünften Rang in einer GNT-Etappe 2024 gelang dem von Gabriele Gelormini bestens motivierten Sohn der dreifachen Gruppe-II-Siegerin Kuza Viva, die zudem 2005 den „statuslosen“ Prix du Luxembourg an ihre Fahne geheftet hat, im dritten Anlauf auf diesem Level der erste Volltreffer, der zugleich Nummer elf der Karriere war, und das verblüffend leicht.
Zwei Längen trennten ihn von Illusion Jipad, der eine „Enquête“ wegen einer möglichen Behinderung Floréals ausgangs der Schlusskurve überstehen musste und den identischen Abstand zu einem Trio hatte, aus dem sich El Greco Bello knapp als der Beste vor King Cole und dem ganz außen nur einen „Hauch“ zu spät kommenden Honky Tonk Blues durchsetzte.
„Ich bin überaus zufrieden mit Ginos Auftritt, der sich prima reingehängt hat. Die Piste war sicherlich gut, aber nicht ideal präpariert, ein wenig mullig, was die nicht eben zügige Durchschnittszeit erklärt. Er hat viel ‚Kopfwind‘ abbekommen, aber ich wollte früh nach außen, weil er ein gleichmäßiges Tempo mag. Ein wenig Bedenken hatte ich, da Illusion Jipad mit vielen Ressourcen direkt in unserem Rücken lag. Aber Gino war enorm mutig und hat sich sehr autoritär durchgesetzt. Ich komme gern nach Cagnes, wo ich 2023 den Grand Prix du Département des Alpes-Maritimes mit Capital Mail gewonnen habe. Nun fehlt nur noch der ‚Vitesse‘ in meiner Sammlung“, lachte Gelormini.
Prix de la Côte d’Azur (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjährige)
2925m Bänderstart; 25m Zulage ab 305.000, 50m ab 655.000 Euro (unbesetzt); 130.000 Euro
1. Gino Viva 2925 14,8 Gabriele Gelormini 159
9j. Fuchswallach von Sun Céravin a.d. Kuza Viva von Uzo Charmeur
Be: Anna Karlsson; Zü: Paul Viel; Tr: Dominik Locqueneux
2. Illusion Jipad 2925 15,0 Eric Raffin 80
3. El Greco Bello 2950 14,5 Pierrick Le Moel 700
4. King Cole 2925 15,2 Christophe Martens 27
5. Honky Tonk Blues 2950 14,5 Nicolas Ensch 430
6. Kyrielle 2925 15,3 Benjamin Rochard 58
7. Cocco BFC 2925 15,4 Franck Ouvrie 150
8. Edy du Pommereux 2950 14,9 Jean-Charles Féron 1940
9. Gimy du Pommereux 2950 14,9 David Cinier 2030
10. Gibus 2950 15,0g Steve Stefano 1620
11. Fifty Black 2925 15,8 Nicolas Mourot 1280
12. Gamin des Perdrix 2925 17,3 Junior Guelpa 900
13. Fronsac 2925 17,6g Kévin Devienne 1900
Floréal 2950 dis.r. Robin Bouvier 150
Idéal San Leandro 2925 dis.r. David Békaert 100
Dolce Viky 2925 dis.r. Mathieu Mottier 62
Sieg: 159; Richter: leicht 2 - 2 - Hals - k.Kopf - 1½ - 1½ - 1½ Längen; 16 liefen
Wert: 58.500 - 32.500 - 18.200 - 10.400 - 6.500 - 2.600 - 1.300 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2025-01-09/601/1
Schampus „comme à la parade“
Bis zum letzten Rennen um 18 Uhr musste Schampus auf seinen Einsatz warten. Alessandro Gocciadoro hatte für Deutschlands Derby-Sieger 2023 den Prix Frédéric Passy auserkoren, in dem für Fünf- bis Elfjährige, die keine 261.000 Euro auf der hohen Kante hatten, am Ende der geforderten 2.925 Meter 38.000 Euro verteilt wurden.
40 Tage waren seit seinem zweiten Sieg unter den Fittichen des italienischen Trainerchampions in Modena vergangen, doch kratzte dies die „turfists“ ebenso wenig wie die 25 Meter Zulage, die der Sechsjährige gemeinsam mit sieben Anderen über 2.925 Meter wettzumachen hatte. Sie hoben ihn bei 31:10 knapp vor Neo Turbo (38), der ebenfalls zwei aktuelle Siege aus Mons und Saint Galmier ins Feld führen und von der Grundmarke loswetzen konnte, und Bandgefährtin Ingrid Turgot (49) auf den Thron und erlebten einen gespannt-entspannten Abend.
Mathieu Mottier koppelte den Lasbeker konsequent an Ingrid Turgot, die auf der zweiten Runde immer druckvoller in vorderen Gefilden auftauchte, weil die Spitze wie bei der „Reise nach Jerusalem“ permanent von Joie de la Cote über Neo Turbo, High Fire Dairpet, Jongleuse de Lune zurück zu Neo Turbo wechselte, der den Pulk auf die Zielgerade brachte.
Aus dem Windschatten der ersten Angreiferin Ingrid Turgot wurde Schampus immer stärker. Bereits 200 Meter vorm Ziel konnte Mottier den Champagner entkorken: Fahne hoch segelte der Propulsion-Sohn souverän wie auf der Parade vorbei zum überlegenen Sieg. 3½ Längen vor den durch einen „Kopf“, eine halbe sowie eine Länge voneinander getrennten Ingrid Turgot (II.), Neo Turbo (III.), Jongleuse de Lune (IV.) und Futur du Chene (V.) wurden ihm für seine 1:13,3/2950m 17.100 Euro angeschrieben, mit denen sein Gehaltskonto nun bei 232.608 Euro angelangt ist und er unter Gocciadoros Regie unbezwungen bleibt.