(nn) Plainville / Massachusetts, Sonntag, 26. Juli 2020. Das nicht mal 10.000 Einwohner große Plainville bzw. dessen Plainridge Park rund 30 Kilometer südwestlich von Massachusetts‘ Metropole Boston war Schauplatz des bedeutendsten Trabrennens des nordamerikanischen Sonntags.
Im The Spirit of Massachusetts Trot ging’s um 250.000 Dollar, dessen größte Batzen Manchego und Atlanta, die weiterhin für Furore sorgenden Super-Stuten des Jahrgangs 2015, wie erwartet unter sich aufteilten. Beide spielen seit Beginn ihrer Karriere, in deren Verlauf sie jeweils mehr als zwei Millionen US-Dollar gescheffelt haben, in der obersten Liga.
Manchego gelang das Kunststück, zweijährig noch unter der Regie Jimmy Takters sämtliche ihrer zwölf Auftritte im Winner Circle abzuschließen, Atlanta drehte als erste Stute seit der legendären Continentalvictory den „Jungs“ im Hambletonian eine lange Nase, und beide sind in ihrer derzeitigen Verfassung in Nordamerika wohl nur von einem Gimpanzee in die Knie zu zwingen.
Der ein Jahr Jüngere war beim „Geist von Massachusetts“ nicht dabei, den Manchego in neuer Weltrekordzeit aus der Flasche ließ, wobei im Dauerduell der beiden Ladys der Startplatz zugunsten der seit dem vorigen Jahr offiziell von Nancy Takter trainierten Muscle-Hill-Tochter entschied. Dexter Dunn wartete an der „4“ auf nichts und niemanden, schon gar nicht auf die an „Hole 7“ aufgestellte Atlanta, donnerte sofort in Front „and never looked back“.
Yannick Gingras‘ Stute war die erste Verfolgerin, und bei horrendem Tempo tat sich lange am folgenden Gänsemarsch mit Joey Bats vor Lindy the Great, Muscle M Up und Run Director nichts. Einzig Eurobond hatte sich im Galopp früh aus dem Sturmlauf ausgeklinkt. Zumindest auf den Plätzen eins und zwei sollte sich bis ins Ziel nichts ändern, weil Manchego nicht die kleinste Schwäche zeigte und ihren gewaltigen Stiefel gnadenlos durchzog.
2½ Längen vor ihrer großen Rivalin, deren „move“ in Spur zwei letztlich nur für die Galerie war, schlug sie zum 31. Mal aus 48 Versuchen als Erste an und baute ihr Konto auf 2.342.705 US-Dollar aus, womit sich ihr Auktionspreis von 120.000 „Bucks“ ((Nummer 10 der Lexington Sales 2016) im Nachhinein als echtes Schnäppchen erweist.
Die Zeit der Muscle-Hill-Tochter war atemberaubend: Mit 1:49.3 / 1:08,1 verbesserte sie nicht nur den von JL Cruize 2017 aufgestellten Bahnrekord um 1,1 Sekunden, sondern auch ihren eigenen, im Vorjahr auf dem Hollywood Dayton Raceway markierten 1:08,5-Weltrekord für ältere Stuten auf 5/8-Meilen- bzw. 1000-Meter-Bahnen. Überhaupt war eine trabende Lady nur einmal in der Geschichte des „harness sport“ eher im Ziel: Manchego am 6. Oktober 2019 bei ihrem 1:07,7-Run auf der berühmten Red Mile von Lexington.
The Spirit of Massachusetts Trot (int., free for all)
1609m Autostart, 250.000 USD
1. Manchego 08,1* Dexter Dunn 15
5j.dklbr. Stute von Muscle Hill a.d. Secret Magic v. Cantab Hall
Be: Black Horse Racing; Zü: Brittany Farms; Tr: Nancy Takter
2. Atlanta 08,4 Yannick Gingras 27
3. Run Director 08,7 David Miller 123
4. Lindy the Great 08,7 Andy Miller 119
5. Joey Bats 08,7 Andrew McCarthy 507
6. Muscle M Up 08,7 Jordan Stratton 634
7. Eurobond 11,8g Tim Tetrick 225
*Weltrekord für Stuten aller Altersklassen auf 1000-Meter-Bahnen
Sieg: 15; Richter: überlegen 2½ - 2¼ - Kopf - ¼ - ½ - 24¼ Längen; 7 liefen
Wert: 125.000 - 62.500 - 30.000 - 20.000 - 12.500 USD
Unmittelbar zuvor fiel der Bahnrekord der Passgeher, für den im Clara Barton Distaff Pace für „fillies and mares“ um 100.000 USD Shartin N verantwortlich zeichnete. Deren „N“ steht für „New Zealand“, wo die Tintin-in-America-Tochter am 20. Oktober 2013 das Licht der Pferdewelt erblickt hat. Seit Anfang Januar 2018 ist die nach ozeanischer Zeitrechnung sechs-, nach jener der übrigen Welt siebenjährige Braune in Nordamerika aktiv - mit überragendem Erfolg.
Unter der Regie von Trainer Jim King jr hat sie sich zu einer wahren Sieg- und Geldvermehrungsmaschine entwickelt und für ihre Besitzergemeinschaft nicht weniger als 37 ihrer 47 Engagements gewonnen, was sich in klingender Münze von 2.168.829 Dollar ausgezahlt hat.
Pacerstute Shartin mit Tim Tetrick © ustrottingnews.com
Auch sie erzielte die 1:07,2 stramm vorneweg, rasierte ihre im Vorjahr bei diesem Rennen aufgestellte Marke um 0,7 Sekunden und blieb lediglich um den Hauch einer Zehntelsekunde über dem Weltrekord für ältere Pacer-Stuten, den sie gemeinsam mit Somewhereovrarainbow hält. Im Sulky der 13:10-Favoritin saß wie immer Tim Tetrick.
Kaum in Plainville fertig, schnürten unter anderem Dexter Dunn und Andy McCarthy ihre Ränzel und sausten ins 450 Kilometer westlich gelegene, nicht viel größere Städtchen Wilkes-Barre, auf dessen 1000-Meter-Piste von The Downs at Mohegan Sun Pocono in den Pennsylvania Sire Stakes 18 dreijährige Hengste und Wallache in zwei Abteilungen um je 95.367 USD die Klingen kreuzten. Zumindest für den jungen Neuseeländer sollte sich die Hetzjagd lohnen, holte er doch einen ersten und zweiten Platz.
Division 1 wurde eine glasklare Sache für Åke Svanstedt, der sich über einen gelungenen Doppelschlag freuen durfte, bei dem es wie am Schnürchen lief. In einer konzertierten Aktion setzten EL Ideal (7) und Swiss House Onfire (8) im Kampf um die Führung den von der „3“ abgehenden Romanee Blue Chip schachmatt. War es erst Svanstedt selbst, der den Taktstock an sich riss, so ließ er in der ersten Biege den Trainingsgefährten vorbei, nur um, kaum auf der Tribünengeraden angelangt, zur Vollendung der kurzen Rochade zu schreiten.
EL Ideal mit Ake Svanstedt
Einmal vorn, ließ sich der vom Finnen Erkki Laakkonen gezüchtete EL Ideal, im Vorjahr mit vier Siegen aus zehn Versuchen und 511.309 USD Gage die Nummer drei der Zweijährigen-Rangliste, heuer aber noch nicht recht in Schwung gekommen, die Butter nicht mehr vom mit 47.683 Dollar reich belegten Brot nehmen.
Ganz leicht hielt er den wie er von Muscle Hill gezeugten, für den schwedischen Stall SRF laufenden „Stablemate“ in Schach, der genauso ungefährdet vor Hell Patrol (von Yankee Glide) anschlug und zum dritten Mal in Folge mit „Silber“ dekoriert wurde. Für EL Ideal, der bei seinen beiden Auftritten zuvor in Händen von Catchdriver Andy Miller wenig verraten hatte, dennoch auf 1,2-fachen Einsatz heruntergehandelt worden war, war‘s im Hinblick auf das Hambletonian eine Duftmarke zur rechten Zeit.
Das lässt sich in noch stärkerem Maß nach der 2. Abteilung von Amigo Volo behaupten, 2019 mit sechs Treffern aus zwölf „Schüssen“ und 610.546 Dollar die Nummer eins der Youngster. Heuer waren dem Wallach, der im Vorjahr vier Weltrekorde aufgestellt hat, bei drei Auftritten lediglich ein Sieg und ein vierter Rang gelungen.
Davon ließ sich Dexter Dunn kein Bisschen ins Bockshorn jagen, löste Patriarch Hanover, mit dem sich Matt Kakaley mit gewaltigem Antritt die Spitze gesichert hatte, nach 400 Metern ebendort ab und hatte damit die Basis für einen überlegenen Treffer gelegt, bei dem die Uhr 5½ Längen vor dem ebenfalls von Father Patrick gezeugten „Patriarchen“ bei 1:09,6 stehenblieb - nur 0,2 Sekunden über dem seit 2015 von Pinkman gehaltenen Bahn- und Weltrekord für dreijährige Wallache. Die Plätze drei und vier blieben bei Dd’s Redemption und Hillexotic, die diese Position übers gesamte Rennen inne hatten.
Pennsylvania Sire Stakes - Trot - (int., dreij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 95.367 USD
Wert: 47.683 - 23.841 - 11.444 - 7.629 - 4.768 USD
1. Division
1. EL Ideal 10,2 Åke Svanstedt 12
3j.br. Hengst von Muscle Hill a.d. Courtney Hall von Garland Lobell
Be: Emp Invest Oy, FI; Zü: Erkki Laakkonen, FI; Tr: Åke Svanstedt
2. Swiss House Onfire 10,4 Dexter Dunn 286
3. Hell Patrol 10,6 Mattias Melander 140
4. Overserved 11,0 Marcus Miller 195
5. Romanee Blue Chip 10,9g* Tyler Buter 193
6. Saxon 11,3g Corey Callahan 822
7. Lordy Lordy 11,8 Scott Zeron 412
8. Moveoutofmyway K 13,2g Andrew McCarthy 55
9. Ontopofthehill 15,0g Matthew Kakaley 263
*wegen Galopp durchs Ziel von Platz vier auf fünf gesetzt
Sieg: 12; Richter: leicht 1½ - 1¾ - 1¾ - ¾ - 3 Längen; 9 liefen
2. Division
1. Amigo Volo 09,6 Dexter Dunn 13
3j.br. Wallach von Father Patrick a.d. Margarita Momma von Yankee Glide
Be: Pinske Stables & David Miller; Zü: Kentuckiana Farms & Jörgen Jahre; Tr: Richard Norman
2. Patriarch Hanover 10,2 Matthew Kakaley 100
3. Dd’s Redemption 10,4 Tyler Buter 156
4. Hillexotic 10,5 Trond Smedshammer 70
5. Mister Walker 11,1 Jason Bartlett 937
6. Café Americano 11,3 Åke Svanstedt 443
7. Nylander 13,8g Scott Zeron 85
Harley K hdF Marcus Miller 261
Shinkansen hdF Andrew McCarthy 472
Sieg: 13; Richter: überlegen 5½ - ½ - ¾ - 5 - 2¼ Längen; 9 liefen
