Kopenhagen-Charlottenlund, Sonntag, 15. Mai 2022. Aus dem wie immer sehr gehaltvollen Rahmenprogramm, das neben den üblichen reisefreudigen Skandinavier auch eine kleine niederländische Truppe angelockt hatte, stach der im Charlottenlund Open engagierte Officer Stephen heraus, der mit Startplatz „4“ die nach Aussagen der dänischen Journalisten für die 1.600-Meter-Strecke, bei der es in Lunden in Sechserreihen hinterm Auto losgeht, die optimale Abflugrampe zugelost bekommen hatte.
Mit dem Frankreich-erfahrenen Schweden Marcello Wibb bot Christophe Martens von der „1“ gar nicht erst ernsthaft mit, sondern lancierte ihn gleich im Mittelfeld in Spur zwei, und die innen neben ihm liegenden Baxo Epice und Photo Lavec hatte der schwarzbraune Blitz Ende der Startgeraden mit fulminantem Antritt ebenso ausgetanzt, wie er sich Bandit Brick (6) resolut vom Hals hielt. Flemming Jensen parkte zunächst als Dritter ein und überließ Photo Lavec vor Marcello Wibb den Part des äußeren Anführers.
Den wollte Bo Westergaard nicht unbedingt behalten und war drauf und dran, ihn Ende der Tribünengeraden an den in dritter Spur heranbrausenden Guzz Mearas abzutreten, als der in Galopp verfiel und damit „out“ war. Das alles kümmerte Dion Tesselaar eher peripher, der gegen den inzwischen nach außen dirigierten Bandit Brick die Fäden felsenfest in der Hand behielt und im Schlussbogen früh die Entscheidung suchte.
Zwei Längen holte der auf dem Helenenhof geborene Breeders-Crown-Sieger von 2020 dort heraus, von denen er nichts mehr hergab. Sicherheitshalber zog Tesselaar Mitte der Zielgeraden die Ohrenwatte, als Bandit Brick doch noch ein Stück näher rückte. Das war’s dann auch schon für den Officer, „der hier seine ganze Startschnelligkeit ausspielen konnte - und der Rest war für dieses tolle Pferd eher einfach.“
Obwohl es unterwegs gar nicht so rasant schien, kratzte der nunmehr 16-fache „Winner“ an Lundens Bahnrekord, den Robert Bi im Copenhagen Cup 2015 (über 2011 Meter!) auf 1:10,0 gedrückt und Digne et Droit im vorjährigen „Open“ eingestellt hatte: Mit 1:10,4 verbesserte der 30:10-Favorit seinen Rekord um eine volle Sekunde.
Charlottenlund Open (int.)
1600m Autostart, 150.000 DKK (= ca. 20.000 Euro)
1. Officer Stephen 10,4 Dion Tesselaar 30
7j.schwbr. Hengst von Pastor Stephen a.d. Gondolin von Here comes Joey
Be: Carpe Diem Stables, NL; Zü: Dirk Frahm, DE; Tr: Dion Tesselaar
2. Bandit Brick 10,6 Flemming Jensen 161
3. Marcello Wibb 10,8 Christophe Martens 53
4. Red Bar 11,3 Morten Friis 335
5. Sevilla 11,4 Joakim Lövgren 99
6. Baxo Epice 11,5 Birger Jörgensen 400
Photo Lavec dis.r. Bo Westergaard 50
Guzz Mearas dis.r. Johan Untersteiner 41
Sieg: 30; Richter: leicht 2 - 1½ - 4 - 1½ - ½ Länge; 8 liefen (NS Come on Hugo / lahm, Gustafson / Fieber)
Zw-Zeiten: 09,0/500m - 10,5/1000m
Wert: 75.000 - 32.500 - 16.000 - 10.000 - 9.000 - 7.500 DKR
Army-Feuerwerk
Militärisch zackig ging’s in der 4-års-Eliten um 205.000 dänische Kronen weiter. War schon des Officers Vorstellung nicht von schlechten Eltern, so stellte jene des 119er Außenseiters Seven Nation Army sie noch spektakulär in den Schatten. Der mit viel Vorschusslorbeer bedachte Kagan (2) sauste sofort vor Riet Hazelaar, mit der sich Dion Tesselaar im Vorjahr ins deutsche Derby gegen das starke Geschlecht gewagt hatte, Love You Too und Borups Viking nach vorn.
Die äußere Führungsrolle übernahm nach einem ersten Bogen durch Spur drei Great Friction vor Favorit Skate Trix, Dowhatyoudodowell und Seven Nation Army und wurde für die Schlussrunde von Skate Trix abgelöst. Eingangs der letzten Überseite kam Musik in das bis dato betulich dahinplätschernde Paarlaufen. Wie von der Tarantel gestochen schoss Laternenträger Seven Nation Army los, fegte ans Spitzenpaar heran, das die Gefahr witterte, aber der brachialen Gewalt wenig entgegensetzen konnte.
Kagan warf vor, Skate Trix Mitte des Schlussbogens das Handtuch, während der für norwegische Interessen laufende Amerikaner seinen Stiefel eisern durchzog und bis zum Pfosten nicht wankte. Mit sieben Längen kanzelte der Chapter-Seven-Sohn mit dem jungen Nicklas Korfitsen für den sechsten Erfolg aus 39 Versuchen die Rivalen ab, von denen der in Schweden geborene Dowhatyoudodowell den müden Skate Trix für den Ehrenplatz um drei Längen links liegen ließ. Riet Hazelaar hielt sich zum Saisonauftakt als Fünfte ansehnlich.
Völlig aus dem Häuschen war Besitzer Preben Munch Kjærgaard: „Bo Westergaard rief mich am Montag an, Seven Nation Army habe galaktisch trainiert, aber richtig geglaubt hab ich’s nicht. So ein Sieg ist enorm wichtig, weil wir viel in den Sport investieren. Nun geht’s in 14 Tagen nach Solvalla - ich freue mich riesig darauf!“
Für Korfitsen, der vor wenigen Wochen dank eines Stipendiums, das Stig Johansson jedes Jahr für einen Nachwuchsfahrer auslobt, in den USA war und in Meadowlands auch ein Rennen gewinnen konnte, „hätte es unterwegs viel schneller sein sollen. Nun hat es sich so ergeben, und mein Plan war zunächst, beim Überfall in Spur zwei zu kommen. Doch dann hat Björn (Goop) wohl einen Moment nicht aufgepasst, und wir kamen sogar in Front. Der Rest war ein Kinderspiel - ich bin gespannt auf Solvalla!“
Uncle Lasse 4-års-Eliten (int., Vierjährige)
2000m Autostart, 205.000 DKk (ca. 27.500 Euro)
1. Seven Nation Army 12,2 Nicklas Korfitsen 119
4j.br. Hengst von Chapter Seven a.d. Margarita Nights von Yankee Glide
Be: Masiol ApS (Preben Munch Kjærgaard), DK; Zü: Fredrick Hertrich III, US; Tr: Bo Westergaard
2. Dowhatyoudodowell 12,8 Jeppe Juel 70
3. Skate Trix 13,1 Björn Goop 19
4. Kagan 13,5 Robert Bergh 41
5. Riet Hazelaar 13,5 Dion Tesselaar 108
6. Love You Too 13,6 Robin Bakker 191
7. Borups Viking 13,6 Birger Jörgensen 267
8. Great Friction 13,7 Jörgen Lorentzen 1197
Sieg: 119; Richter: überlegen 7 - 3 - 4 - 1 - Hals; 8 liefen
Zw-Zeit: 14,9/1000m
Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 13.000 - 10.000 - 7.000 DKR
Natorp Bo grandios
Viel deutsch und niederländisch „gesprochen“ wurde in der 5-års Eliten um 150.000 DKK (20.000 Euro). Hans Ulrich Bornmann schickte den Schweden Natorp Bo und sein holländisches Meisje Kate Baldwin in die 2.000-Meter-Aufgabe, Paul Hagoort hatte Kilimanjaro unter Order und traf auf seinen einstigen Schützling Kuyt F.Boko, und das deutsche Zuchtgebiet vertrat der gefallene Derby-Favorit 2020, der mit Björn Goop liierte Keytothehill. Der konnte sich im breiten Kampf um die Spitze von der „2“ nur bis in den ersten Bogen behaupten, in dem Stonefire ihn ablöste.
Mächtig mischte von der „8“ allerdings auch Natorp Bo mit, der trotz dritter Spur nach 600 Metern das Zepter an sich riss und anschließend mächtig auf der Bremse saß. Nach 1:10,2 für die ersten 500 Meter war der zweite Abschnitt mit 1:16 deutlich langsamer, weil Goop, der Keytothehill früh wieder nach außen in die Todeslage dirigiert hatte, keinen Anlass sah, auf die Tube zu drücken. Im Schlussbogen begann Natorp Bo in bestechender Manier mit der Absetzbewegung.
Rasch war er drei Längen voraus, die er bis ins Ziel auf deren sechs ausbaute, ohne dass Per Nordström hinter dem Schwarzbraunen für dessen siebenten Treffer, der für den Besitzer 75.000 DKR du am Toto sechsfachen Einsatz wert war, einen Finger rühren musste.
Lange winkte Keytothehill der mit 32.500 DKR honorierte Ehrenplatz, den ihm auf den letzten Metern der sich innen entlang raufende Benedetto OP mit Dänemarks vielfachem Champion Birger Jörgensen haarscharf entriss, so dass ihm nach einer starken Leistung nur Bronze und 16.000 DKR blieben. Platz vier ging an Kuyt F.Boko (10.000 DKR), der fünfte Scheck an den in dritter Schlussbogenspur nicht vorankommenden Favoriten Kilimanjaro (9.000 DKR); die kleinste Prämie von 7.500 Kronen holte sich Kate Baldwin.
Oranje nochmal „boven“
Eine Klasse für sich war in der Klass II, die im Vorjahr Venture Capital und Michael Nimczyk gewonnen hatten, Luuk Schermer. Obwohl er die ersten 700 Meter durch Spur drei und zwei düsen musste, bis er Noxx Vrijthout erreicht hatte, mit dem Druck nicht nachließ und von Robin Bakker vorbeigelassen wurde, hatte sich der überlegene Sieger des Hamburger Schwarzer-Steward-Rennens damit nicht übernommen.
Ein kurzes Anticken Micha Brouwers, und schon nahm der fliegende Holländer dem Belgier aus dem Quartier Paul Hagoorts an der letzten Ecke den Angriffswind komplett aus den Segeln. Nach 1:11,4/2000m - Hausmarke mal eben um 1,2 Sekunden verbessert - sprudelten 80.000 DKK auf das Konto des Dunkelbraunen, der sich damit für das Klass-II-Finale am Elitloppet-Samstag in Solvalla qualifiziert hat. Fünf Längen zurück holte sich Noxx Vrijthout nach 1:11,9 für Platz zwei 40.000 Kronen ab.
Im Vergleich zu 2021, als in der wiederum über die schwedische ATG abgerechneten Königswette 20,1 Millionen SEK umgesetzt wurden, flossen diesmal 1,5 Millionen weniger durch die Kassen.
V75-1 (Open): Officer Stephen / Dion Tesselaar 30
V75-2 (4jähr.): Seven Nation Army / Nicklas Korfitsen 119
V75-3 (Stayer): Azteco dei Greppi / Örjan Kihlström 87
V75-4 (Elit-Sto): Miracle Tile / Erik Adielsson 33
V75-5 (Klass II): Luuk Schermer / Micha Brouwer 15
V75-6 (Cop-Cup): Mister F Daag / Robin Bakker 120
V75-7 (Brons): Zeudi AMG / Örjan Kihlström 22
Umsatz V75: 18.697.996 SEK
1. Rang: 425,7 Systeme à 11.417 SEK
2. Rang: 166 SEK
3. Rang: 22 SEK
Umsatz Top-7 (Klass II): 321.448 SEK