(nn) Vincennes, Samstag, 27. November 2021. Im finanziellen Mittelpunkt des Neun-Gänge-Menüs auf dem Plateau de Gravelle stand das nach Geschlechtern getrennte letzte Vorexamen für die Dreijährigen, die am 19. Dezember mit dem Critérium des 3 Ans das erste von insgesamt 13 Gruppe-I-Treffen dieses Meetings um dann 200.000 Euro vor der Brust haben.
Die Hackordnung richtiggestellt
Die im Prix Annick Dreux mit 110.000 Euro bedachten Demoiselles der Generation „I“ durften bei frischen 4 Grad und gelegentlichem Nieselregen als erste ran. „Idylle à Vie vor Idylle Speed und It’s Now or Never” hatte der Überraschungs-Einlauf vor 14 Tagen über die Sprintdistanz gelautet. Inoubliable, die Primadonna des noch etwas undurchsichtigen Jahrgangs, war da nach 4½ Monaten Sommerfrische von Jean-Philippe Dubois sehr verhalten durchs Match geführt worden und als unscheinbare Sechste geendet.
Beim zweiten Auftritt haute der ältere der beiden Söhne Jean-Pierre Dubois‘ in einem auf den ersten 1.200 Metern an der Spitze sehr abwechslungsreichen Geschehen, das die wenige hundert Meter nach dem „Ab“ gesprungenen Idylle à Vie und It’s Now or Never - Idylle Speed musste die Boxe hüten - bereits vom Sünderturm in Augenschein nahmen, unmissverständlich auf die Pauke und rückte die Rangliste ohne Wenn und Aber kerzengerade.
Nach Führungswechseln von It’s Now or Never über Italienne, Icone de Castelle, Ipana d’Occagnes zurück zu Icone de Castelle ergriff der Patron der Ecurie Victoria Dreams vehement die Initiative. Aus dem Hintertreffen sauste die extrem behäbig gestartete Inoubliable im Bogen von Joinville in dritter und zweiter Spur an allen vorbei, traf bei der Leaderin auf keinerlei Widerstand und gab ab dem Fuß des Anstiegs den Ton an.
Daran sollte sich fortan nichts mehr ändern bei durchweg knackigem 1:14er Tempo, bei dem Italienne vor I Want You und I Love Me die zweite und Ibaya des Forges vor Ivensong die dritte Spur beackerten. Lange spielte Ibaya des Forges die zäheste Angreiferin, doch dann musste die Carat-Williams-Tochter dem Aufwand gewaltig Tribut zollen.
Dass Alexandre Abrivard die Favoritin, die ohne mit der Wimper zu zucken durchzog und nun mit sechs Siegen und 253.610 Euro als Reichste der jungen Damen ins Critérium geht, vorbeigelassen hatte, zahlte sich mit dem sicheren Ehrenplatz aus. Einen feinen Endspurt zauberte I Love Me aufs Parkett, die knapp vor der ebenfalls die maue letzte Vorstellung deutlich korrigierenden Ivensong „Bronze“ erwischte.
„Ich bin sehr zufrieden - das war ein großer Sieg!“, kommentierte Jean-Philippe, „wir kamen ohne großen Aufwand in Front, und sie gewann ganz leicht. Das war eine echte Ansage gegen die Hengste. Ich kann nur hoffen, dass im Critérium alles rund läuft. Dann sollte sie eine gute Chance haben. Manchmal haben kleine Malaisen auch ihr Gutes: Im Sommer musste sie wegen eines Blutergusses aussetzen. Jene Pause scheint ihr jetzt zugute zu kommen.“
Prix Annick Dreux (Critérium des Pouliches) - (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 110.000 Euro
1. Inoubliable 14,3 Jean-Philippe Dubois 24
3j. Fuchsstute von Prodigious a.d. Dream Life von Ready Cash
Be / Zü: Ec. Victoria Dreams (Jean-Philippe Dubois); Tr: Philippe Moulin
2. Icone de Castelle 14,3 Alexandre Abrivard 230
3. I Love Me 14,4 Tony Le Beller 61
4. Ivensong 14,5 David Thomain 69
5. Impression Gema 14,7 Eric Raffin 230
6. Ibaya des Forges 14,7 Matthieu Abrivard 140
7. Idéa des Vallons 14,7 Arnaud Desmottes 970
8. Illusive Artist 15,0 Yoann Lebourgeois 580
9. Impériale du Noyer 15,1 Léo Abrivard 640
10. I Want You 15,5 Louis Baudron 430
11. Italienne 15,9 Anthony Barrier 210
Ipana d’Occagnes dis.r. Damien Bonne 760
Idylle à Vie dis.r. Jean-Philippe Monclin 77
It’s Now or Never dis.r. François Lagadeuc 170
Sieg: 24; Richter: leicht 1½ - 1 - ½ - 3 - Hals - Kopf - 3½ Längen; 14 liefen (NS Idylle Speed)
Zw-Zeiten: 14,0/1200m - 14,5/1700m - 14,9/2200m
Wert: 49.500 - 27.500 - 15.400 - 8.800 - 5.500 - 2.200 - 1.100 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-11-27/7500/3
Den Spieß umgedreht
Auch bei den Herren der 2018er Schöpfung setzt sich der Reichste durch und lässt Philippe Allaire von einem weiteren Critérium-Wurf träumen. David Thomain machte Italiano Vero am Start rasant Beine, parkte ihn neben Tempomacher Infant Perrine, überließ dem vorm Publikum in dritter Spur attackierenden Inferno Piper das Kommando und riss es im Scheitel des Joinviller Bogens selbst an sich.
Damit bekam Idéfix de Centule den Kopfwind der Außenspur ab, hinter dem sich Impressionist, Intouchable und Idéal Ligneries, der Sieger des Prix Abel Bassigny, verkrümelten. Mit dem nach einer ganzen Serie von fehlerhaften Vorstellungen augenscheinlich gerade rechtzeitig wieder zur Räson gekommenen Repeat-Love-Sohn begann sich Franck Nivard ab dem Gipfel einzumischen, wurde von Inferno Piper in Empfang genommen und durchmaß den Schlussbogen in dritter Spur.
Das machte ihm wenig aus, blieb er doch zäh dran am „wahren Italiener“ und dem „Pfeifer“. Trotz des besten Rennverlaufs war’s kein schlanker Gang, mit dem der Primus seiner Generation den zehnten Schuss ins Schwarze setzte.
Mächtig zu rütteln und zu schieben hatte Thomain, um sich den alles versuchenden Inferno Piper vom Leib zu halten, der sich bis auf einen „Hals“ heranrobbte und dann doch nicht die Früchte seiner aufopferungsvollen Arbeit ernten durfte: 15 Meter vorm Ziel kam er aus dem Takt und sah die rote Karte. Somit fiel der Ehrenplatz an Idéal Ligneries, mit dem sich Nivard im Critérium nicht so weit aus dem Rennen legen wird.
„Zwischen den ersten Drei, wenn ich mal Inferno Piper dazu nehme, liegt wahrlich nicht viel. Da kommt’s auf den Rennverlauf an, wer letztlich die Nase vorn hat. Italiano hat den großen Vorteil, prima in die Gänge zu kommen und unabhängig von der Taktik zu sein, obwohl er immer ein wenig faul ist, wenn er vorn ist“, resümierte Allaire, der diese Prüfung als Trainer unter anderem mit Ready Cash 2008 gewonnen hat - und anschließend mit dessen Söhnen Django Riff, Feliciano, Gallant Way und eben Italiano Vero. Das Dreijährigen-Critérium gewann von dieser Truppe allein Ready Cash.
Prix Jacques de Vaulogé (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2700m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Italiano Vero 14,5 David Thomain 21
3j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Baraka d’Henlou von Diamant Gédé
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Guido Carnesecca
2. Idéal Ligneries 14,6 Franck Nivard 32
3. Infant Perrine 14,9 Paul-Philippe Ploquin 450
4. Intouchable 15,2 Matthieu Abrivard 240
5. Ikacou des Cinty 16,0 Gabriel Angel Pou Pou 810
6. Imagine Darling 16,2 Etienne Dubois 580
7. Illico de Bouteau 16,4 Romain Hémery 1200
8. Idéfix de Centule 17,6 Tony Le Beller 530
Inferno Piper 2.gdZ Christophe Martens 62
Impressionist dis.r. Gabriele Gelormini 79
Sieg: 30; Richter: Kampf (Hals) - ¾ - 3½ - 4½ - 8 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 17,6/1200m - 16,6/1700m - 15,4/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-11-27/7500/5
Elfmeter im Schlafwagen verwandelt
Am 12. November hatte Ampia Mede SM, die kleine, unscheinbare Italienerin, den Prix Marcel Laurent in phänomenalem Stil auf ihre Kappe gebracht, ihrem Trainer Fabrice Souloy den achten Frankreich-Sieg aus elf Versuchen beschert und ihn schwer zum Schlucken gebracht. Selten hatte man den Mann, der seit zwei Jahrzehnten durchaus nicht unumstritten in der Weltspitze mitmischt, so begeistert gesehen, der davon sprach, dass die Ganymède-Tochter durchaus das Potential habe, sich für den Prix d’Amérique zu qualifizieren.
Wer im Gruppe-II-Rennen Frankreichs Vier- und Fünfjährigen-Elite wegwischt, sollte eine Etage niedriger in einem ähnlich konzipierten, gewinnsummenbeschränkten Match wie dem Prix de Chenonceaux keine Schwierigkeiten haben, und so nahm sie die 2.700 Meter auch als Tipp des Tages für magere 12:10 unter die Hufe.
Ihr Standardfahrer Franck Nivard machte von Beginn an Nägel mit Köpfen, scheuchte Hussard du Landret eingangs der Tribünengeraden von der Kommandobrücke, und als fast im gleichen Atemzug außen Trainingskamerad Giant Chief aufzog und fortan den höchst interessierten Begleiter spielte, durften die beiden Souloy-Schützlinge bummeln, dass die Bremsen heiß liefen.
Innen Hussard du Landret vor Gala Téjy und Harvest de Bulière, außen die im Einlauf springenden Hastronaute und Heartbreaker One sowie Aura SL hielten die Füße still. Zwei Kilometer in 1:17,5 - eine solche Bummelei kann mal schwer ins Auge gehen. Nicht so bei Ampia Mede SM, die bewies, dass sie auch aus der Frontlage eine gehörige Schippe draufzupacken versteht. Finale 500 Meter in 1:08,7 - die letzten 300 werden noch einen gewaltigen Zacken schärfer gewesen sein - genügten, sich leichtfüßig zu lösen.
Mit 374.996 Euro wird sie nun den Prix Ténor de Baune am 26. Dezember ins Auge fassen, in dem der Sieger, der in ihrem Fall eine Siegerin wäre, sich die Eintrittskarte für den Amérique sichert. „Für den Prix du Bourbonnais, in dem ja neuerdings auch Face Time Bourbon starten soll (Guarato und Raffin haben sich für diesen Weg entschieden und werden den Prix de Bourgogne am 2. Januar vermutlich auslassen./Anm.d.Red.), hab ich Violetto Jet und den nach seiner Fesselbein-Fraktur wieder einsatzfähigen Gu d’Héripré vorgesehen. Ich denke, der Prix Ténor de Baune ist für diese feine, unerhört mutige Stute genau die richtige Aufgabe“, ließ sich der Chef des Haras de Ginaï vernehmen.
Zufrieden dürfte Souloy auch über den für seine eigene Kasse laufenden Giant Chief gewesen sein, der nach zwei Disqualifikationen Platz zwei gegen Hussard du Landret sicher festhielt. Den konsequenten Run innen entlang nutzte Gala Téjy, der in jungen Jahren eine Macht im Monté war, vorm Wagen nur ein blasser Abklatsch jener Vorstellungen ist und dennoch seit 1½ Jahren nicht mehr unterm Sattel zu sehen war, zu Platz vier vor der unauffälligen Aura SL.
Prix de Chenonceaux (Gruppe III int., Vier- und Fünfj., keine 385.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. Ampia Mede SM 15,8 Franck Nivard 12
5j.br. Stute von Ganymède a.d. Polimpia Slide SM von Yankee Slide
Be: Scud. Se.Fin, IT; Zü: Scud. del Baronetto Srl, IT; Tr: Fabrice Souloy
2. Giant Chef 15,9 François Lagadeuc 240
3. Hussard du Landret 16,0 Benoît Robin 87
4. Gala Téjy 16,1 Thomas Chalon 670
5. Aura SL 16,2 Jean-Michel Bazire 280
6. Armour As 16,6 Gabriele Gelormini 620
7. Harvest de Bulière 16,8 Benoît Vassard 840
8. Héros de Fleur 17,0 Alexis Prat 860
9. Heartbreaker One 18,2g Christophe Martens 700
Hastronaute dis.r. Matthieu Abrivard 170
Empire dis.r. Eric Raffin 140
Sieg: 12; Richter: überlegen 2 - ¾ - 2½ - Kopf - 5 Längen; 11 liefen
Zw-Zeiten: 19,2 /1200m - 18,6 /1700m - 17,5/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-11-27/7500/6