(nn) Triest, Sonntag, 12. Juli 2020. Nicht viel Zeit zum Feiern blieb Alessandro Gocciadoro nach seiner Abräum-Aktion am Samstag in Cesena ebenso wenig wie der Konkurrenz, sich von der Übermacht des „gelben Mannes“ zu erholen. Nicht mal 24 Stunden später machte der 46-jährige im nordostitalienischen Triest im gleichen Stil weiter.
Auf der Rennkarte des dortigen 800 Meter kleinen Ippodromo Montebello standen sogar drei Halbklassiker - auch die gingen unisono an den Unersättlichen, der sein Quartier in der Nähe von Parma hat. Zu den drei ersten Preisen kamen ein zweiter und drei vierte Plätze, so dass auch die Konkurrenz ein bisschen was vom größeren Kleingeld hatte.
Los ging’s mit den vierjährigen Ladys, die sich über zwei Runden im Gran Premio Citta’ di Trieste maßen - und der wurde zum gemütlichen Schaulaufen zweier Gocciadoro-Schülerinnen. Kaum hatte sich Andrea Guzzinati mit der zweiten Farbe Alaska Gams gegen Audrey Effe für die Führung durchgesetzt, kam auch schon Gocciadoro und löste ihn mit Apple Wise As ab. Fortan ging’s um 21.30 Uhr wie bei einem späten Kaffeekränzchen zu, weil Alcatraz Stecca in der äußeren Spur keinerlei Ambitionen zeigte, den Beiden auf den Zahn zu fühlen.
Auf der Zielgeraden - da war Alcatraz längst im Hintertreffen verschwunden - versuchte Guzzinati einen Umsturz, der jedoch rasch im Sand verpuffte. Nach mäßigen 1:15,2 blieb Apple Wise As sicher eine Länge voraus und erhielt für den ersten Gruppe-Sieg mit 20.930 Euro den üppigsten Scheck ihrer Laufbahn ausgehändigt, mit dem ihr Konto bei überschaubaren 57.351 Euro steht.
Maßlos enttäuschte Audrey Effe. Die im Vorjahr bei neun Starts ebenso oft siegreiche Primadonna ihres Jahrgangs, die 2019 mit 276.200 Euro reiche Ernte gehalten hatte, überzeugte auch beim dritten Saisonauftritt nicht. Als innere Dritte gut verpackt, hätte sie bequem zu Rang drei durchziehen können, denn Raum genug war da. Es reichte gerade zu Platz fünf - da steht Trainer Walter Zanetti noch reichlich Aufbauarbeit mit der Up-and-Quick-Tochter ins Haus.
Zwei Nichtstarter, drei frühe „Galopper“ - was in der „Herren-Abteilung“ für Al Capone Stecca von der „10“ zunächst nach einer knifflig zu lösenden Aufgabe ausgesehen hatte, entwickelte sich im Handumdrehen bestens für den Napoleon-Bar-Sprössling. Nach 300 Metern hatte er nur noch drei echte Rivalen, denn Aquiladellanotte machte seinem Status als zweitlängster Außenseiter alle Ehre und war nie wirklich im Spiel.
Das wurde von Americio Jet vor Adamo Dipa geleitet, während sich Al Capone Stecca danebenlegte und Boxennachbar Alchemist Bi Deckung bot. Unter resoluten Hilfen Gocciadoros - drei wuchtige Peitschenhiebe, drei ebenso schlecht aussehende Kinnhaken, die mehr Unterkieferbrechern ähnelten - hielt er Adamo Dipa um einen „Hals“ in Schach, mit dem Vecchione zum Glück weit behutsamer zu Werke ging.
Zumindest der finanzielle Erfolg gab Gocciaodoro recht, denn so gab’s für Al Capone den sechsten Sieg, mit dem Emiliano Steccas „Homebred“ 215.518 Euro reich ist. Die Geister, die sich zu Recht an Gocciadoros ruppigem Fahrstil, den er fast ausschließlich in Italien an den Tag legt bzw. legen darf, entzünden, werden nach dieser Fuhre nicht weniger geworden sein…
Gran Premio Citta’ di Trieste (Gruppe III nat., Vierjährige)
1660m Autostart, 50.050 Euro
Wert: 20.930 - 10.010 - 5.460 - 2.730 - 1.820 sowie 9.100 Euro Züchterprämie
1. Abteilung - Stuten -(GP Avv. Augusto Calzolari)
1. Apple Wise As 15,2 Alessandro Gocciadoro 32
4j.br Stute von Royalty for Life a.d. Desert Flower K von Sierra Kosmos
Be: Scud. Althea; Zü: Allev. della Serenissima & Scud. Wise Sas; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Alaska Gams 15,4 Andrea Guzzinati 31
3. Amour Petit 15,7 Roberto Vecchione 560
4. Azdora 15,8 Federico Esposito 197
5. Audrey Effe 16,1 Andrea Farolfi 17
6. Alcatraz Stecca 16,1 Giampaolo Minnucci 179
Anita Spritz dis.r. Ferdinando Pisacane 424
Annina agh. Francesco Pettinari 1086
Sieg: 32; sicher 1 - 3 - 1 - 2 - ½ Länge; 8 liefen (NS Ad Maiora Gar)
2. Abteilung - Hengste & Wallache -
1. Al Capone Stecca 14,5 Alessandro Gocciadoro 45
4j.br. Hengst von Napoleon Bar a.d. Ombretta Bar von Ganymède
Be / Zü: Emiliano Stecca; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Adamo Dipa 14,6 Roberto Vecchione 17
3. Americio Jet 14,7 Gaetano di Nardo 42
4. Alchemist Bi 15,1 Federico Esposito 150
5. Aquiladellanotte 17,8 Enrico Montagna 627
Ayrton Treb dis.r. Crescenzo Maione 172
Aguacate dis.r. Pietro Gubellini 68
Alpago WF dis.r. Andrea Farolfi 826
Sieg: 45; Kampf Hals - 1 - 3 Längen; 8 liefen (NS Ari Lest, Ares Caf)
Eiserner Arazi Boko
Ähnlich günstig wie bei den vierjährigen Jungs hatte sich zuvor der sich an ältere Semester wendende Gran Premio Giorgio Jegher für Gocciadoro entwickelt, dessen Spezi Arazi Boko als bekennender Frontrenner mit Startnummer „8” von Hause nicht sonderlich gut bedient war. Doch die sich um die Spitze mächtig balgenden Zefiro d’Eté und Sonia sprangen, ohne sich ins Gehege gekommen zu sein, fast gleichzeitig im ersten Bogen, so dass das Kommando Viscarda Jet in den Schoß fiel und Arazi Boko plötzlich freie Bahn voraus hatte.
Die nutzte der mittlerweile 13 Jahre alte Schwede, der in früheren Tagen auch in Frankreich viel auf Achse war, weidlich und stürmte nach einer halben Runde in Front. Innen waren der einstige Souloy-Kämpfer Timone EK und Vandalo Gio die Nächsten, außen hielt ihm Trainingskameradin Ua Huka vor Showmar und Vanguardia die Flanke frei. Das Stuten-Opfer (die dennoch Vierte wurde) sollte sich auszahlen.
Ein kräftiger Hieb zu Beginn des Einlaufs, den Gocciadoro 50 Meter vorm Ziel mit liebevollem Tätscheln des Allerwertesten wieder ausglich, reichten, um den eisenharten Wallach an seine Pflichten zu erinnern. Alter schützt vor Siegen nicht: Zwei Längen vor Viscarda Jet klingelte es für den Varenne-Sohn, dessen Fahrtenbuch weder in Schweden noch in seiner Wahlheimat Italien vollständig geführt wird, zum vermutlich 44. Mal. Gebraucht hat er dafür wohl 148 Starts; geführt wird er in Italien mit einer Gewinnsumme von 1.120.512 Euro.
Gran Premio Giorgio Jegher (Gruppe III int., Ältere)
1660m Autostart, 50.050 Euro
1. Arazi Boko 13,9 Alessandro Gocciadoro 28
13j.schwbr. Wallach von Varenne a.d. Laura Kemp von Express Ride
Be: Leonardo Cecchi; Zü: Annemanna AB, SE; Tr: Team Gocciadoro
2. Viscarda Jet 14,2 Ferdinando Pisacane 207
3. Timone EK 14,3 Roberto Vecchione 27
4. Ua Huka 14,4 Rene’ Legati 114
5. Showmar 14,5 Andrea Guzzinati 137
6. Vanguardia 14,8 Pietro Gubellini 1842
7. Vandalo Gio 14,9 Francesco Facci 129
8. Zawadi 15,2 Antonio Greppi 2302
9. Sonia 15,7 Federico Esposito 114
Zefiro d’Eté dis.r. Gaetano di Nardo 26
Zimmy Cub dis.r. Alessandro Muretti 345
Sieg: 28; leicht 2 - 1 - 1 - ½ - 2½ Längen; 11 liefen (NS Zabul Fi)
Wert: 20.930 - 10.010 - 5.460 - 2.730 - 1.820 sowie 9.100 Euro Züchterprämie