Vincennes, Freitag, 2. Juli 2021. … und zwar bis zum 21. August, hieß es an diesem lauschigen Sommerabend auf dem Plateau de Gravelle. Wer in den kommenden sieben Wochen im Großraum Paris Trabrennen live erleben will, muss seine Schritte gen Norden nach Enghien-les-Bains lenken.
Was in diesen Zeiten in Vincennes verlangt wird, mag neben dem von Überflieger Face Time Bourbon fünf Tage zuvor im Prix René Ballière erzielten neuen Bahnrekord von 1:09,1 das letzte Hurra eines deutschen Trabers im Temple du Trot verdeutlichen.
Im Prix Nemausa für vier- und fünfjährige europäische Hengste und Wallache, die keine 105.000 Euro verdient haben durften, reichten dem 2017 von Mike Lenders gezüchteten Body n Soul mit seinen gerade mal 24.724 Euro 1:11,0 - Einstellung von Indigious‘ deutschem Mitteldistanzrekord für Vierjährige aus dem Jahr 2013 in Solvalla - nicht, sein Konto aufzubessern.
Er wurde mit Pierre Levesque in der von Alexandre Abrivard mit dem vierjährigen Handy Bourbon in sagenhaften 1:10,1 gewonnenen vorerst letzten Vincenner Quinté-Prüfung „Bester ohne Geld“, wobei er als Achter nicht mal einen schlechten Eindruck hinterließ: Im Feld der 16 durchweg Laternenträger, profitierte er zwar von fünf „Galoppern“, sammelte aber selbst drei Rivalen ein.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-02/7500/3
Das letzte Gruppe-Rennen des Frühjahrsmeetings war dem Reiter-Nachwuchs vorbehalten, der sich im Prix Jean-Paul Fairand um 80.000 Euro maß, und bescherte dem siegreichen Gespann den ersten wie den letzten Sieg. Flamboyant Blues erster Treffer auf Gruppe-Niveau nach neun vergeblichen Versuchen, bei denen er immer eine Prämie mitgebracht hatte, war zugleich der letzte seines „Obmannes“ Adrien Ernault als Nachwuchsreiter bzw. -fahrer. Nummer 50 hatte der junge Mann tags zuvor in Graignes mit Etoile de Beaumée eingeritten, durfte, weil die Starterangabe für Vincennes längst in trockenen Tüchern war, nochmals beim Nachwuchs ran und genießt fortan den Status eines Jockeys oder Vollprofessionals.
Vorentscheidend für den zehnten Sieg des Timoko-Sohnes war über die Sprintstrecke von 2.200 Metern der wesentliche bessere Beginn des sechsjährigen Wallachs, der sich sofort den Taktstock krallte, flott unterwegs war und ihn bis ins Ziel nicht mehr hergab. Wesentlich schlechter war der mit 506.330 Euro fast 200.000 Euro reichere Brillant Madrik abgekommen, der auf der kurzen Gegengeraden der „petite piste“ von achter Position rund 25 Meter hinter dem Leader erst das anfangs hergeschenkte Terrain aufholen musste.
Im Ziel hatte im Kampf der beiden braunen Wallache mit den großen Blessen der Jüngere den Kopf um eben diesen Vorteil vorn und spülte 36.000 Euro in die Kasse der Familie Mary, die für Zucht, Besitz und Training verantwortlich ist. Klar zurück wurde der lange streng innen engagierte Baron du Bourg ähnlich knapp Dritter vor Dynamite Marceaux.
Prix Jean-Paul Fairand (Gruppe III nat., Sechs- bis Zehnj., keine 650.000 Euro)
2200m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro; Lehrlinge & Lads-Jockeys
1. Flamboyant Blue 12,9 Adrien Ernault 30
6j.br. Wallach von Timoko a.d. Quafsa Blue von Extrême Dream
Be / Zü: Cathérine Dabouis-Mary; Tr: Jean-Philippe Mary
2. Brillant Madrik 12,9 Charly Bouteiller 38
3. Baron du Bourg 13,2 Eva Bouclet 610
4. Dynamite Marceaux 13,2 Alan Gendrot 270
5. Boston Terrie 13,3 Justin Cerisier 93
6. Brio de Tillard 13,4 Loanne Fauchon 590
7. Délicieux du Cébé 13,5 Flavien Poisson 270
8. East River 13,7 Guillaume Lenan 210
9. Butch Cassidy 14,7g Erwan Herbeau 870
Byrh Gédé dis.r. Céline Jary 230
Diamant de Larré dis.r. Gaël Gervais 120
César de Vrie dis.r. Antonin André 100
Corail d‘Aure dis.r. Kwincy Petitjean 110
Bad Boy du Dollar dis.r. Maxime Grumetz 740
Sieg: 30; Richter: Kampf Kopf - 3 - Hals - ¾ - 1½ - 1½ Längen; 14 liefen (NS Carioca de Lou)
Zw-Zeiten: 13,6/1200m - 13,2/1700m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-07-02/7500/6
Die letzte Siegerschleife ging um 22.15 Uhr - wer erinnert sich noch an die winterlichen Corona-Sperrstunden in Frankreich, als die letzten Rennen dort vor 19.00 Uhr gestartet worden waren? - an den weiterhin in prächtiger Form agierenden Matthieu Abrivard, der für schmale 17:10 noch mal die Favoritenwetter glücklich machte. Die erstmals linksherum angespannte Irlanda Lova holte sich nach 2.850 Metern des Prix Thalia für dreijährige inländische „pouliches“, die keine 20.000 Euro reich waren, in mäßigen 1:17,9 14.850 der ausgelobten 33.000 Euro. Es war der dritte volle Erfolg aus vier Versuchen der Aldo-des-Champs-Tochter.