Tom Sexauer stand für eine Art Journalismus im deutschen Trabrennsport, wie man ihn seit langem nicht mehr kennt. Fachkundige, kritische, aber auch faire Berichterstattung mit Tiefgang. Und dies bei völliger Unabhängigkeit von Verbänden und Vereinen. In Zeiten, als in den Redaktionsstuben noch aufwändig recherchiert wurde, ohne digitale Hilfsmittel. Als noch stundenlang telefoniert wurde, um Stimmen und Statements einzufangen, oder die Möglichkeit einer Gegenmeinung anzubieten.
Und dies alles unter ungeheurem Zeitdruck. Der „Herold“ für die Daglfinger Mittwochabend-Veranstaltungen wurde Montagvormittag nach der Starterangabe, die damals pünktlich beendet und niemals verlängert werden musste, erstellt, ging mittags zum Drucker und abends in den Vertrieb, so dass er schon am Dienstag im Briefkasten der Abonnenten lag.
Der „Herold“, erstellt im Format einer Faltzeitung wie der gedruckte Paris Turf, mit dem unverkennbaren roten Titellogo, trug lange die unverkennbare Handschrift Tom Sexauers.
Tom Sexauer wurde am 6. Oktober 1945 in Augsburg geboren. Sein besonderes Interesse galt früh dem Trabrennsport, womit er eine Familiengeschichte weiterführte, zu der sein Großvater August Sexauer - Besitzertrainer, Verleger und mehrjähriger Präsident des Münchener Trabrenn- und Zuchtvereins - mit der Gründung der bayerischen Fachzeitung „Herold“ im Jahre 1927 den Grundstein gelegt hatte.
Der junge Tom Sexauer stieg 1966 nach der Lehre zum Schriftsetzer in die Redaktion ein. Die ersten zehn Jahre arbeitete er unter seinem Vater Herbert Sexauer, und, nach dem dieser im Mai 1975 einen Schlaganfall erlitt und halbseitig gelähmt nie wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehren konnte, bis 1981 als verantwortlicher Chefredakteur. Die überwiegende Zeit unterstützt von seiner zwölf Jahre jüngeren Schwester Andrea.
In dieser Zeit bestritt Tom Sexauer mit gutem Erfolg sowohl Journalisten-Rennen als später auch Amateurfahren, obwohl die im Familienbesitz des Stalles Miggi befindliche Uranella dafür wenig geeignet war und ihr Können überwiegend auf der Riemer Grasbahn entfaltete.
Tom Sexauer war einerseits ein Journalist der alten Schule, andererseits aber auch zukunftsorientiert und einer, der früh die Zeichen der Zeit erkannte und richtig deutete. Seine Idee, den „Herold“ mit dem HEAT zu einem überregionalen Fachblatt zu fusionieren, wurde längst nicht von allen goutiert, woraus Tom Sexauer die Konsequenzen zog, zum 1. Januar 1981 von München nach Recklinghausen übersiedelte und neuer Chefredakteur des HEAT wurde, der seinerzeit die vier westdeutschen Bahnen bediente und sechs Mal die Woche erschien.
Mehr als 20 Jahre, bis zur Insolvenz des HEAT-Verlages im April 2002, war Tom Sexauer in dieser Position tätig. Doch auch danach blieb er dem Trabrennsport verbunden, arbeitet mit an der von Christan Warnke ins Leben gerufenen ersten deutschen Traber-Website „trot-online“, bis diese nach dem allzu frühen Tod ihres Begründers im Jahr 2018 eingestellt wurde.
Gemeinsam verlegten Christian Warnke und Tom Sexauer von 2002 bis 2014 auch „Let‘s Go“, das als Jahrbuch die Nachfolge des HEAT-Buchs antrat, das wiederum von 1983 bis 2001 das legendäre „Album des Deutsche Rennsports“ ersetzt hatte.
Ein Schlaganfall im Jahr 2009 war ein erster gesundheitlicher Rückschlag in Tom Sexauers Leben. Er erholte sich jedoch gut und lebte ohne nennenswerte Einschränkungen, bis im Mai des Jahres 2020 eine Krebsdiagnose alles veränderte. Zahlreiche Operationen und Therapien folgten, bevor er am Dienstag, wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag, nach mehr als fünf Jahren mit großer Geduld ertragenem Leiden, erlöst wurde.
Er hinterlässt seine Ehefrau Sabine, seine Kinder Nina und Tim sowie die Enkel Paul, Lukas, Oskar und Anton. Ihnen gilt das aufrichtige Mitgefühl der Trabergemeinde.





