Vincennes, Samstag, 29. Oktober 2022. Von Anfang September am Tag der Vier- und Fünfjährigen-Kriterien zum Oktober-Ende verlegt und um 20.000 auf 120.000 Euro aufgebessert, setzten die Prix Victor Régis und Uranie für die einheimischen Dreijährigen einen würdigen Schlusspunkt unter das Herbst-Meeting. Nur kurz werden die „turfistes“ von ihrem geliebten Plateau de Gravelle ausgesperrt. Bereits am 3. November läuten die Glocken zum sich über vier Monate ziehende Winter-Meeting.
In Abwesenheit seines Dauerrivalen Just A Gigolo, der ihm oft genug die Tour auf halbklassischer Ebene vermasselt hatte, schien für Juninho Dry, den Besten des Guarato-Trios, der Weg zu den 54.000 Euro im Prix Victor Régis für die „poulains“ breit geebnet.
Paul-Philippe Ploquin machte umgehend Nägel mit Köpfen. Ganz außen eindrehend, scheuchte er den Fuchs mit der langen schmalen Blesse und den drei weißen Strümpfen mit Schmackes los und dirigierte die Meute, aus der Jasper des Charmes im Galopp ausfiel, schneidig über den 2.175 Meter kurzen Weg. Hinter ihm hielt Trainingsgefährte Jaguar Wit vor Jack Tonic und Jazzy Dancer die Angriffs-Füße still. Den nach hinten versetzten Part durch die Außenspur bekam Jakartas des Prés vor Guaratos drittem Musketier Jaguar Griff und Jaguar Marancourt aufgedrückt.
So simpel, wie es hätte werden können, wurde es jedoch nicht für den Carat-Williams-Sohn, denn der mit zwei aktuellen Gruppe-III-Treffern anrückende Jack Tonic verkaufte sich prächtig. Von Théo Duvaldestin 600 Meter vorm Ziel auf Attacke gepolt, schien er an der letzten Ecke den Tempomacher regelrecht auffressen zu wollen. „Nicht mit mir“, dachte sich der in unzähligen harten Gruppe-Schlachten gestählte Juninho Dry, biss kräftig zurück und sich zum sechsten Sieg durch - dem zweiten auf diesem Level -, der seinen Geldbeutel kräftig auffüllte: 310.720 Euro stehen nun für ihn zu Buche.
Zwei Längen dahinter korrigierten die Rennrichter die ebenso knappe Ankunft um Platz drei und setzten Jaguar Wit, der mit einem kleinen Schlenker 150 Meter vorm Pfosten Jakartas des Prés kurz ins Gehege gekommen war, hinter diesen zurück.
„Es lief gut für uns“, resümierte Ploquin, „ich hatte den Auftrag, ihn offensiver als sonst zu fahren. Gut anfangen kann er ja. Bergauf hat er ein wenig viel geleistet und dann fantastisch gekämpft und den starken Jack Tonic mit allem, was er hatte, in Schach gehalten. Er wird von Rennen zu rennen stärker, setzt sich immer voll ein und beschert seinem Umfeld echte Abenteuer.“
Prix Victor Régis (Gruppe II nat., dreij. Hengste)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Juninho Dry 12,1 Paul-Philippe Ploquin 19
3j. Fuchshengst von Carat Williams a.d. Délicatessen von The Best Madrik
Be: Ecurie Dry; Zü: Gérard Olivier; Tr: Sébastien Guarato
2. Jack Tonic 12,1 Théo Duvaldestin 35
3. Jakartas des Prés 12,4 Maxime Bézier 400
4. Jaguar Wit 12,3* Tony Le Beller 200
5. Jaguar Griff 12,5 Romain Hué 55
6. Jaguar Marancourt 12,5 François Lagadeuc 130
7. Jazzy Dancer 13,6 Matthieu Abrivard 260
Jasper des Charmes dis.r. Nicolas Bazire 370
*als Dritter wegen Störens von Jakartas des Prés im Einlauf auf Platz vier gesetzt
Sieg: 19; Richter: Kampf k.Kopf - 2½ - (Kopf) - 1 - 1 Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 10,6/675m - 11,9/1175 - 12,6/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-10-29/7500/1
Gekonnt abgestaubt
Erst nach fünf Fehlversuchen konnte der Hauptstarter die elf Demoiselles auf die 2.175 Meter kurze Reise des Prix Uranie schicken. Die machten der oft so kapriziösen Jamaïca Turbo unerwartet wenig aus, die Franck Nivard jedes Mal ganz außen glatt und schwungvoll abbrachte. Noch einen Zacken schärfer war beim gültigen „Ab“ Juliet Papa Bravo auf den Beinen, schnappte sich vor Junon die Spitze und gab einen unerhörten Takt vor. Die außen hängen bleibende Jamaïca Turbo legte noch eine Schippe drauf und führte das Feld den Berg hinauf.
Auf dem Gipfel dirigierte Alexandre Abrivard seine an vierter Innenposition lauernde Just Love You nach außen und tankte sich allmählich an die Flanke der Tempomacherin, während die mit brillanten Formen angereiste Juliet Papa Bravo, vor 14 Tagen im Europachampionat der Dreijährigen nur Deus Zack unterlegen, unerwartete Schwächen offenbarte und bereits ausgangs der Schlusskurve gar nichts mehr in der Auslage hatte.
150 Meter vorm Pfosten war unter Just Love Yous Dauerdruck auch bei Jamaïca Turbo der Sprit alle, die dort nun doch im Galopp die Waffen streckte. Das war endgültig der sechste Sieg der von Love You gezeugten Fuchsstute, die nach den Prix Vourasie (4. 12. 2021) und Prix de Châtillon (26. 3. 2022) ihren dritten Gruppe-Punkt setzte. Weil Jet Set Bond, Joke und auch Philippe Allaires Jakarta Galaa sich viel zu lange im Hintertreffen getummelt hatten, schlug für Platz zwei und drei die Stunde für zwei krasse Außenseiterinnen, die jeweils erst einen Volltreffer gelandet hatten.
„In einem kompromisslosen Tempo-Lauf war meine Stute letztlich die, die am wenigsten müde war, obwohl sie auf dem letzten Abschnitt die Nase in den äußeren Wind halten musste - und sie war extrem mutig“, fasste Alex Abrivard das Match aus seiner Sicht zusammen. Nebenbei stellte die Fuchsstute, „die uns über Sommer einige Probleme bereitet hat“, den von Idylle à Vie vor einem Jahr im Prix Reine du Corta auf 1:11,4 gedrückten Bahnrekord für dreijährige Ladys ein.
Auch im Nachgang wurde es für Clément Duvaldestin ein bitterer Nachmittag. Weil er nach den Fehlstarts zweimal den nächsten Versuch verzögert hatte und dies ein Wiederholungsfall war, darf er 540 Euro berappen und muss - schlimmer noch - vom 9. bis 23. November „zu Fuß gehen“. Das dürfte die Planungen um seinen Jahrgangscrack Idao de Tillard etwas durcheinander bringen. Es sei denn, Bruder Théo oder Vater Thierry springen als Chauffeur ein.
Prix Uranie (Gruppe II nat., dreij. Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 120.000 Euro
1. Just Love You 11,4 Alexandre Abrivard 78
3j. Fuchsstute von Love You a.d. Just in Love von Ever Jet
Be / Zü: Michèle Bliard; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Jeep du Pont 11,6 Jérémy-G. van Eeckhaute 330
3. Joyful Diva 11,6 Franck Ouvrie 680
4. Jalousie de l’Isle 11,8 Matthieu Abrivard 650
5. Jet Set Bond 12,1 Nicolas Bazire 190
6. Joke 12,2 Gabriele Gelormini 190
7. Jakarta Galaa 13,6 David Thomain 150
8. Juliet Papa Bravo 13,7 Clément Duvaldestin 22
Java des Augeries dis.r. Benoît Rouer 920
Junon dis.r. Eric Raffin 340
Jamaïca Turbo dis.r. Franck Nivard 29
Sieg: 78; Richter: leicht 1½ - ½ - 1½ - 3½ - 1 Länge; 11 liefen
Zw-Zeiten: 07,0/675m - 08,2/1175 - 10,2/1675m
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-10-29/7500/2
Die letzte Siegerschleife des Meetings schleppte um kurz nach 20.30 Uhr im Prix d’Auvergne (vierj. Hengste und Wallache, keine 39.000 Euro Gewinnsumme; 2.200m; 39.000 Euro) der noch im Schlussbogen im zweiten Paar hinter Ipop gar nicht siegverdächtig wirkende Ikelios ab. Irgendwie gelang es Tony Le Beller, aus dem von Pierre-Emmanuel Mary trainierten Wallach die entscheidenden Körner herauszukitzeln - fertig war der17.550 Euro wertvolle Erfolg über Italiano de Pao und Ipop.