Solvalla, Samstag, 28. Mai 2022. Endlich! Nach zwei Jahren Auszeit wegen der Corona-Reisebeschränkungen von Zwei- und Vierbeinern konnte Solvalla wieder zum altbewährten Prozedere des Elitloppet-Meetings übergehen - vor Publikum (offiziell waren es bei Sauwetter 13.487 Zuschauer) und vor allem mit dem Sweden Cup, der mangels ausländischer „Masse“, sprich Startern 2020 und 2021 frühzeitig abgesagt worden war.
Er ging bei strömendem Regen und ungemütlichen 10 Grad zum fünften Mal nach Irving Rivarco, Owen’s Club (2010 & 2013, jeweils Pietro Gubellini) und Ringostarr Treb (Wim Paal, 2015) ins Land, wo die Zitronen blühen.
Bepi Bi, der mit fünf Jahren jüngste Teilnehmer, der ein Zwei-Heat-Rennen schon beim Triumphzug durch den 2020er Gran Premio Orsi Mangelli Ende dreijährig hatte auskosten dürfen, bescherte mit zwei blitzsauberen Auftritten seinem Master Alessandro Gocciadoro den zweiten Eintrag in die seit 1977 geführte Siegerliste.
Vor vier Jahren hatte der 46-jährige Mann diesmal in Weinrot mit schwarzen Applikationen, den Farben der weltberühmten Zuchtstätte der Biasuzzis, den alten Schweden Arazi Boko für italienische Interessen in den Winner Circle geführt.
„Vor vier Wochen, als er im Finlandia Ajo in Front unterging, schien er etwas indisponiert, und offenbar behagte ihm auch die Bahn in Helsinki nicht sonderlich. Als ich ihn hier in Solvalla vor zehn Tage ernsthaft getestet habe, präsentierte er sich völlig anders, und so bin ich schon mit einem sehr, sehr guten Gefühl in den Vorlauf gegangen, in dem er ja auch alle Erwartungen erfüllt hat."
"Er muss noch ein bisschen reifen und härter werden. Bleibt er gesund, bin ich überzeugt, dass er einer für die ganz großen Internationalen werden kann“, sprudelte es aus „Alex“ nach locker vollbrachter Finaltat heraus.
Schon der Vorlaufsieg, bei dem er von der „6“ rasant wie ein Falke auf Beute nach vorn stürzte, war eine echte Ansage an die Konkurrenz. Als Erster der drei Sieger durfte Gocciadoro die finale Abflugrampe wählen - und entschied sich etwas überraschend für die nicht bei allen beliebte „1“.
„Der immer stärker werdende Regen führte dazu, dass ich ganz innen gar nicht so gut wegkam wie gedacht, aber es hat ja trotzdem geklappt“, kommentierte der 46-jährige, der doch einige Mühe hatte, Officer Stephen (2) in Schach zu halten, für den Tesselaar die Devise ausgegeben hatte: „Er kann eintreten wie ein Flugzeug - warum soll ich das nicht ausnutzen und versuchen, in Front zu kommen, wo er am liebsten läuft? Natürlich ist Bepi Bi ein harter Brocken. Hinter dem unterzukommen wäre vielleicht auch nicht schlecht“, fügte der Niederländer verschmitzt hinzu.
Genauso kam es. Während sich Bepi Bi und Officer Stephen so lange auf Teufel komm raus beharkten, bis die Lücke zu Diamanten, für den Goop mit Bedacht Position „9“ direkt dahinter gewählt hatte, groß genug war, dass Tesselaar den Officer hinter den Italiener quetschen konnte, hielt sich Usain Töll, Elimination-Sieger Nummer drei, von der „3“ sehr zurück - und musste „zur Strafe“ Lucifer Lane (4), Floris Baldwin (5), Milliondollarrhyme (8) und Beartime (7) übers äußere Gleis ziehen. Dwayne Zet (6) gab das innere Schlusslicht.
Nach dem ersten horrenden Kräftemessen konnte es Gocciadoro sehr viel ruhiger angehen lassen. 1:16er Tempo ließ die Fahrt für den ersten Kilometer auf blanke 1:13 plumpsen, was nach 800 Metern Beartime auf den Plan der dritten Spur rief. Natürlich kam der Pastor-Stephen-Sohn dort nicht mehr weg, doch nun hatte Milliondollarrhyme einen Schlepper, der ihn außen etwas weiter nach vorn zog.
Der Rest war puppenleicht für Bepi Bi: Bei einer letzten halben Bahnrunde in 1:07 ließ der Donato-Hanover-Sprössling, der mit dem einstigen Riordan-Schützling Twister Bi einen höchst prominenten Halbbruder als leuchtendes Vorbild hat, nichts mehr anbrennen, auch wenn er sich nicht wie im Qualifier im Hurra-Stil absetzte.
Sicherheitshalber befreite ihn sein Chef von der roten Mütze, wobei er etwas nach außen driftete und Officer Stephen ungewollt eine halbe Spur freimachte (6.000 SEK Strafe für Gocciadoro). Die war für den Deutschen „Silber“ wert, wie der Blick aufs Zielfoto ergab, gegen einen weit außen prächtig durchziehenden Milliondollarrhyme, der damit seinen etwas blässlichen Vorlauf-Auftritt korrigierte.
Dass die Rennen in Frankreich ihn moralisch gestählt haben, bewies Usain Töll, der Platz vier festhielt gegen Diamanten, für den sich Björn Goop bei der Wahl des Final-Startplatzes verzockt hatte. Doch im Nachhinein ist man schlauer…
Viel Staat war mit der Siegzeit von 1:11,6 nicht zu machen, was bei den miserablen äußeren Bedingungen nicht überraschte. Langsamer hatte sich letztmals Digger Crown in die Siegerliste eingetragen, der 2006 mit Erik Adielsson nach 1:11,7 ganz vorne war. Rennrekordler bleiben somit Volstead und Örjan Kihlström, die 2017 nach 1:09,3 Hand an den auch damals über 600.000 Kronen ausgestellten höchsten Scheck gelegt hatten.
Sweden-Cup - Finale - (Gruppe II int., UET-Masters-Serie)
1640m Autostart, 1.115.000 SEK
1. Bepi Bi 11,6 Alessandro Gocciadoro 19
5j.br. Hengst von Donato Hanover a.d. Lorraine Bi von Lemon Dra
Be / Zü: Az.Agr. Biasuzzi, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Officer Stephen 11,7 Dion Tesselaar 64
3. Milliondollarrhyme 11,7 Ulf Ohlsson 227
4. Usain Töll 11,8 Christoffer Eriksson 39
5. Diamanten 11,9 Björn Goop 109
6. Beartime 12,0 Carl Johan Jepson 352
7. Lucifer Lane 12,1 Johan Nilsson 241
8. Floris Baldwin 12,1 Erik Adielsson 259
9. Dwayne Zet 12,2 Magnus Djuse 475
Sieg: 19; Richter: sicher 1 - k.Kopf - ½ - 1 - Hals - 1 - Kopf; 9 liefen
Zw-Zeiten: 08,5/500m - 13,0/1000m - 07,0/letzte 500m
Wert: 600.000 - 300.000 - 125.000 - 60.000 - 30.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=PCrwbHKNxEA
Die Vorläufe
Der Officer leichter als gedacht
Alles passend hatte schon nach der Startplatzauslosung für Elimination 1 der in der Form seines Lebens laufende Officer Stephen. Von der „3“ hatte Dion Tesselaar nicht das geringste Problem, Lucifer Lane (2) und Seismic Wave (5) fürs Kommando auszufahren. Der ein wenig unwirsche Zaccaria Bar hatte von der „1“ ohnehin keine Chance, vorn mitzumischen, und so ging der auf dem Frahmschen Helenenhof geborene Officer die bisher anspruchsvollste Aufgabe voller Elan von vorne an.
Daran sollte sich bis zum Schluss nichts ändern: Als Seismic Wave in der Todeslage 350 Meter vorm Ziel endgültig unterging und auch der ihn umschiffende Zaccaria Bar nicht wirklich schwungvoll vorankam, blieb als echter Gegner nur noch Lucifer Lane. Den kanzelte der Pastor-Stephen-Sohn (Jerry Riordan aus dem TV-Experten-Rat: „Ein Hengst, der viel Tempo, aber wenig Kampfgeist vererbt.“) fast schon überlegen ab und führte damit die Aussage des amerikanischen Spitzentrainers zumindest für sich ad absurdum.
17. Sieg im halbwegs schlanken Gang, dazu die Aussicht auf eine erstklassige Rampe im Finale - für Tesselaar war trotz des Nieselregens eitel Sonnenschein. Auf 1:10,4 lag die erste Messlatte für den „lilla Elitloppet“.
Sweden Cup, (int., ab vierjährig)
1640m Autostart, 208.000 SEK
Wert: 100.000 - 50.000 - 29.000 - 17.500 - 11.500 SEK
1. Vorlauf
1. Officer Stephen 10,4 Dion Tesselaar 56
7j.schwbr. Hengst von Pastor Stephen a.d. Gondolin von Here comes Joey
Be: Carpe Diem Stables, NL; Zü: Dirk Frahm, DE; Tr: Dion Tesselaar
2. Lucifer Lane 10,7 Johan Nilsson 68
3. Milliondollarrhyme 11,0 Ulf Ohlsson 35
4. Zaccaria Bar 11,3 Alessandro Gocciadoro 44
5. Greta Sisu 11,5 Mika Forss 419
6. Disco Volante 11,6g Örjan Kihlström 132
Seismic Wave dis.r. Björn Goop 39
Sieg: 56; Richter: leicht 2½ - 1½ - 2 - 1½ - 1 Länge; 7 liefen
Zw-Zeiten: 08,1/500m - 10,8/1000m - 09,8/letzte 500m
Video: https://www.youtube.com/watch?v=zn-fzA6Yp04
Bepi Bi wie ein Geschoss
„Im nächsten Jahr ist Bepi Bi mein Kandidat für den Elitloppet; heuer hat er noch nicht genügend Erfahrung“, hatte Alessandro Gocciadoro vor Vorlauf 2 über die Aussichten des Fünfjährigen verraten, der schon im Vorjahr seine Ressourcen auf „världens bästa banan“ bewiesen hatte und in der Fyraåringseliten nur Sister Sledge um eine Nasenspitze unterlegen war.
Von der „6“ schoss der Donato-Hanover-Sohn los wie ein Torpedo und ließ Chapuy (1), einem von Schwedens schnellsten „Eintretern“, nicht den Hauch einer Kommando-Chance. Hinter dem Schützling von Åke Lindblom parkte Joakim Lövgren hasenfüßig Co-Favorit Racing Mange ein - und suchte im Einlauf so händeringend wie vergeblich nach einer Ausflucht.
Der außen die Nase in den Wind haltende Bill’s Man, seine Verfolger Diamanten in dritter und Dwayne Zet in vierter Spur sowie ganz innen Chapuy kämpften fünf Längen hinter dem überlegen mit der Faust auf den Tisch hauenden Bepi Bi um die weiteren Endlaufkarten, die an den allmählich in die Form der Jahre 2016 und 2107 kommenden Diamanten und völlig überraschend an Dwayne Zet gingen.
2. Vorlauf
1. Bepi Bi 10,7 Alessandro Gocciadoro 29
5j.br. Hengst von Donato Hanover a.d. Lorraine Bi von Lemon Dra
Be / Zü: Az.Agr. Biasuzzi, IT; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Diamanten 11,2 Björn Goop 35
3. Dwayne Zet 11,4 Magnus Djuse 282
4. Bill’s Man 11,5 Erik Adielsson 88
5. Chapuy 11,5 Åke Lindblom 151
6. Jason’s Camden 11,5 Olli Koivunen 358
7. Racing Mange 11,7 Joakim Lövgren 32
Sieg: 29; Richter: überlegen 5 - 1 - ½ - k.Kopf - Kopf - 1 Länge; 7 liefen
Zw-Zeiten: 10,3/500m - 12,1/1000m - 08,4/letzte 500m
Video: https://www.youtube.com/watch?v=kMymIuWIWKI
Perfekt umgestellt…
…von den Weiten der französischen Bahnen, wo er über Winter seine dick belegten Brötchen verdient hat, auf die kurzen Pisten Skandinaviens hat der in Italien arbeitende Däne Erik Bondo den Schweden Usain Töll. Das war schon im Copenhagen Cup augenscheinlich, wo der Sohn des Halb-Pacers Googoo Gaagaa im dichten Getümmel Platz vier geholt hatte.
Im 3. Qualifier pochte Christoffer Eriksson von der „3“ konsequent auf die Spitze, die er im Scheitel der ersten Kurve endlich gegen Global Withdrawl (1) und den sich von der „6“ vergeblich mühenden From the Mine eroberte. Der Rest war wie in den Vorläufen eins und zwei nur noch Formsache für den Pacemaker, zumal Upper Face, der From the Mine nach 500 Metern auf dem Todessitz abgelöst hatte, nie seine Vorschusslorbeeren einzulösen vermochte.
Eriksson konnte für den elften Treffer seines Partners aus 45 Versuchen in der langsamsten Zeit beruhigt zusehen, wie Beartime, der 600 Meter vorm Ziel Spur drei eröffnet hatte, und der sich an ihn koppelnde und ihn überrennende Floris Baldwin die letzten Finalbillets schnappten. Bei dem unterwegs arg verschleppten Tempo hatte Laternenträger Vitruvio keine Chance, in der fetzigen Endphase in vordere Gefilde vorzudringen.
3. Vorlauf
1. Usain Töll 11,3 Christoffer Eriksson 17
5j.br. Wallach von Googoo Gaagaa a.d. Cotton Waste v. Smok’n Lantern
Be: Scud. Santese Srl, IT; Zü: Inga Carlsson & Robert Lindström; Tr: Erik Bondo
2. Floris Baldwin 11,5 Erik Adielsson 120
3. Beartime 11,6 Carl Johan Jepson 105
4. Global Withdrawl 11,6 Santtu Raitala 183
5. Vitruvio 11,8 Alessandro Gocciadoro 43
6. From the Mine 11,8 Mats Djuse 111
7. Upper Face 12,0 Adrian Kolgjini 203
Sieg: 17; Richter: leicht 2 - ¾ - Kopf - 1 Länge; 7 liefen
Zw-Zeiten: 10,9/500m - 13,2/1000m - 08,1/letzte 500m
Video: https://www.youtube.com/watch?v=R0tsk7zCZC4
Hidalgo verspringt den Sieg
Nicht wiederholen konnte Hidalgo Heldia, den Conrad Lugauer liebend gern im Sweden Cup gestartet hätte, der dafür jedoch mit 297.794 Kronen viel zu wenig Gewinne auf die Waage brachte (Lugauer: „So sind nun mal die Regeln.“), seinen jüngsten deutschen 1:09,6-Rekord-Coup über die Mittelstrecke.
Es ging schon nicht übermäßig gut los für den Fünfjährigen, der sich mit der „12“ kurze Rumpler in der Anfahrtphase leistete und sich im fünften Paar als äußeres Schlusslicht wiederfand. Es schien sich dennoch zum Guten zu wenden, als er sich an den ab 600 Meter vorm Ziel in dritter Spur munter werdenden Dartboard koppeln konnte.
Im Einlauf war er bereits bombensicher zwei Längen voraus, als er „einen Gummiboots verlor und aus der Balance kam - es ist zum Verrücktwerden mit ihm“, musste sich Lugauer den dreckverschmierten Mund abwischen. Sein maßloses Pech war das Glück Brunello Halls und Emilia Leos, die in 1:13,1/2140m für 616:10 zuschlugen.
Nur zu Platz sieben und 10.000 Kronen langte es im Finale der Diamant-Stoet für Hans Ulrich Bornmanns mit 40 Metern Zulage bedachte Namanga Bo/Rick Ebbinge, die sich dafür bei etlichen „Galoppern“ bedanken konnte, die sich selbst ein Bein stellten.
Seinen taktischen Aussetzer im Sweden-Cup-Vorlauf mit Racing Mange hatte Joakim Lövgren in Profi-Manier abgeschüttelt und führte die aus dem zweiten Band gestartete Lady Beluga (von SJ’s Caviar) zum mit 220.000 Kronen belohnten 13. Karrieresieg. Der Jägersroer Trainer durfte sich zudem über Platz drei seiner Åke Svanstedt anvertrauten Jeans’n Passion freuen, was weitere 62.000 Kronen in die Stallkasse brachte.
Michael Nimczyk: Ehrenplatz mit Orkan von Haithabu…
Der wie entfesselt fahrende Gocciadoro hatte die in der Bronsdivisionen engagierte Zeus AMG als seine beste Chance des Tages bezeichnet. Einzige Unwägbarkeit sei Startplatz „8“: „Es kommt ganz darauf an, ob und mit welchem Aufwand sie die Spitze bekommt. Einmal in Front, schlägt sie keiner.“
„Alex“ ging aufs Ganze, hatte das Glück, dass Bugatti Miles sofort ausfiel, und kurbelte in dritter Linie so lange, bis er nach 500 Meter in sagenhaften 1:06,4 vorbei an Readly Lavec, Jackson Avery und Hipster Am endlich auf der Kommandobrücke saß. Trotz dieses wahnwitzigen Pensums blieb die Ideale-Luis-Tochter bis zum Schluss gut gelaunt und machte ganz leicht das zweite Siegdutzend voll.
Bestens verkaufte sich Michael Nimczyk mit Orkan von Haithabu, der von der „9“ im zweiten Paar außen ideal hinter Epimetheus unterkam. Auch wenn der deutsche Orkan gegen die in 1:11,5/2140m auf drei Längen davonfliegende Zeus AMG nur ein laues Lüftchen blieb, hängte sich der wie immer enorm fightende Braune mächtig rein und streckte sich gegen den gefährlich aufkommenden Hipster Am erfolgreich zum Ehrenplatz.
110.000 Kronen klingelten in der Kasse des Rise-and-Shine-Sohnes, der sich in Schweden prächtig akklimatisiert und dort in den letzten fünf Monaten 380.000 seiner 1.020.796 SEK gebunkert hat.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=1qIzf3z7b14
…und Velten Red Red Red
Nicht ganz so gut klappte diese Taktik in der Klass I für den von Gennaro Casillo in der Nähe von Göteborg vorbereiteten Charliebrown Effe, der ebenfalls mit der „8“ gestraft war. Auch mit ihm sollte sich Rick Ebbinge möglichst von vorn versuchen, doch brauchte der Conway-Hall-Sohn zu lange, um in die Nähe von Tempomacher Fabulous Pellini zu kommen.
Hinter dem sah Daniel Wäjersten nach 800 Metern keinen Grund mehr, den 21:10-Favoriten vorbeizulassen, der somit für den Rest des Weges den Kopfwind der zweiten Linie zu spüren bekam. Trotz dieses Mankos hielt Charliebrown, der auch schon in Vincennes gewonnen hat, im Gegensatz zu seinem zweibeinigen Alter ego prächtig durch und bunkerte nach 1:12,1/2140m den dritten Schweden-Sieg.
1½ Längen zurück steuerte Michael Nimczyk für Simon Woudstra auch Velten Red Red Red zu einem bei 438:10 nie erwarteten Ehrenplatz.
Luuk Schermer verliert Schuhe und Rennen
Seinen Meister fand der nach seinem spektakulären Siegeszug durch das Hamburger Schwarzer-Steward-Rennen und die Klass II in Kopenhagen zum V75-Tipp des Tages gekürte Luuk Schermer (9) nicht ganz unerwartet in Kentucky River. Per Nordström hatte mit dem Father-Patrick-Sohn von der „6“ die bessere Ausgangslage und nutzte sie weidlich.
Knallhart in Front gedüst, ließ Nordström die Fahrt in der niedrigsten STL-Klass II nie wirklich abflauen. Bei durchgehend 1:11er Pace wagte sich Micha Brouwer mit seinem Paradepferd aus dem dritten Paar außen für die Schlussrunde an die Flanke Kentucky Rivers, was bei diesem gar keinen Eindruck hinterließ.
Im Einlauf löste der sich auf fünf Längen zum sechsten, mit 220.000 SEK belohnten Sieg in 1:11,1, während der durch den Verlust beider Gummi-Schuhe gehandicapte Luuk Schermer („Wie das geschehen konnte, ist mir ein Rätsel. Er kam dadurch nicht so ins Match, wie es möglich gewesen wäre“, so ein enttäuschter Micha Brouwer.) mächtig die Zähne zusammenbeißen musste, um hinter L.A.Boko Platz drei und 62.000 SEK zu retten.
Oscar für Lasbek
Zweifellos die beeindruckendste Leistung seiner bei 17 Siegen aus 33 Starts ohnehin extraordinären Karriere lieferte Oscar L.A. in der enorm stark besetzten Silverdivisionen ab. Der endlich mal zügig in die Hufe kommende Lasbeker übernahm ohne mit der Wimper zu zucken die äußere Führungsarbeit und servierte so Favorit Phoenix Photo ein Maßrennen.
Joakim Lövgren vertraute den enormen Kapazitäten seines Ready-Cash-Sohnes, schaltete 500 Meter vorm Ziel trotz einer Zwischenzeit von 1:11,9 für 1.500 Meter zwei Gänge höher und stellte die Konkurrenz vor unüberwindliche Hürden. Taktgeber Sweetman streckte sofort die Waffen, selbst ein eisenharter Knochen wie Phoenix Photo verlor blitzartig den Kontakt und hatte alle Hufe voll zu tun, hinter dem überlegen acht Längen voraus kurvenden Oscar L.A., der mit 1:11,0 schnell wie nie zuvor auf der Mittelstrecke war, hinter Gardner Shaw Platz drei festzuhalten.
Wiederholungstäter Gelormini
Schwer geputzt wurden die Favoritenwetter in der seit 1997 an Torbjörn Janssons Lady Snärt erinnernden Sto-Eliten. Unabhängig voneinander rutschten Marion Fouty Bon, die Unerfahrenste der zehn Ladys, und Kali Smart an der „1“ und „2“ auf der regennassen Piste aus, als der Startwagen beschleunigte. Das war Wasser auf die Mühlen von Héliade du Goutier (4), mit der Gabriele Gelormini kräftig Gas gab, an Miracle Tile (3) vorbeiflitzte und auch Betting Pacer (7) beim Griff nach dem Kommando eine deftige Abfuhr erteilte.
Der Rest war fast ein Kinderspiel für die ohne Check aufgebotene Prodigious-Tochter, die sich präsentierte, als hätte sie nie etwas anderes als Sprintrennen auf 1.000-Meter-Bahnen erlebt. Sie kam mit dem schlüpfrigen Terrain und den ungewohnten Bögen bestens zurecht und schmetterte den Schlussangriff der groß aufziehenden Sayonara locker ab, die aufgrund der Bahnbeschaffenheit mit Eisen angetreten war.
50 Meter vorm Ziel verneigte sich Gelormini, der dieses Match im Vorjahr mit Billie de Montfort in Rekordzeit von 1:09,5 auf seine Kappe gebracht hatte, vorm Publikum und bedankte sich bei seiner Partnerin, die in grandiosen 1:10,1 beim neunten Erfolg um 220.000 Kronen reicher wurde. Mit ihrer 2,6 Millionen Euro schweren Landsfrau, Fama Currit, Moving On, Shadow Gar und der einzigen Doppelsiegerin Double Exposure hat sie noble Vorbilder, die sich auf der Ehrentafel verewigt haben.
Lady Snärts Lopp - Sto-Eliten - (int., Stuten, mind. 500.001 SEK)
1640m Autostart, 480.000 SEK
1. Héliade du Goutier 10,1 Gabriele Gelormini 48
5j.dklbr. Stute von Prodigious a.d. Voltige du Goutier von Onyx du Goutier
Be: Ecurie Saint Martin; FR; Zü: SCEA des Bissons, FR; Tr: Sébastien Guarato
2. Sayonara 10,4 Carl Johan Jepson 60
3. Miracle Tile 10,7 Erik Adielsson 117
4. Devs Daffodil 10,9 Conrad Lugauer 526
5. Club Nord Elit 11,2 Tapio Perttunen 530
6. Dear Friend 11,3 Johan Untersteiner 282
7. Betting Pacer 11,5 Björn Goop 517
8. Quarcia 11,9 Tomas Pettersson 151
9. Marion Fouty Bon 14,6g Jorma Kontio 35
Kali Smart agh. Adrian Kolgjini 35
Sieg: 48; Richter: überlegen 3 - 2 - 1 - 2½ - 1½ Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 08,3/500m - 10,6/1000m - 09,0/letzte 500m
Wert: 220.000 - 110.000 - 62.000 - 35.000 - 22.000 - 15.000 - 10.000 - 6.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=-5A5Q6wDdWg
Französischer Teufel mit höllischem Speed
Den Langstrecken-Knüller der drei tollen Tage hatte sich der Veranstalter wie üblich fürs letzte V75-Rennen aufgehoben. Der Harper Hanovers Lopp für die Supersteher, dessen Dotation im Vorjahr von 955.000 auf 1.800.000 Kronen fast verdoppelt worden und heuer noch einen Schnaps mehr wert war, war trotz doppelter Zulage schon nach dem Triumph im Prix de Paris das erklärte Reiseziel für Diable de Vauvert.
Den Franzosen hätte Sportchef Anders Malmrot liebend gern für den Elitloppet verpflichtet, doch war Trainer Bertrand Le Beller und Besitzer Franck Lemuet der mit einer Million Kronen gar nicht mal so magere Spatz in der Hand lieber als die Elitloppet-Taube auf dem Dach: „Obwohl er auch sprinten kann, sind lange Wege seine eigentliche Domäne. Wenn der Rennverlauf halbwegs passt, kann er mit seinem Monsterspeed alle umrennen.“
Die Vorab-Analyse sollte sich als brillant entpuppen, obwohl es „aufm Platz“ zunächst völlig gegen den geplanten Strich ging. Gegen die drei Bandgefährten Moni Viking, Spickleback Face und Selected News kam der bei 18:10 sehr optimistisch gehandelte Schwarzbraune am schwungvollsten ab, blieb jedoch in dritter Spur verhaftet - und wurde von Gabriele Gelormini an die letzte Position des nach dem frühen Ausfall von Fenix Brick aus 13 Konkurrenten bestehenden Feldes dirigiert.
Zu seinem Glück kam Piemonte (6) im Gegensatz zu „Springspår-Gefährte“ Santos de Castella, der von der „7“ losdonnerte wie ein Blitz, schwerfällig in die Hufe und musste sich auf dem ersten Kilometer einen mühsamen Weg durch Spur drei bahnen, um nach einer Runde an Santos‘ Seite aufzutauchen.
Dieser Kraftakt und vielleicht ein kleine Indisposition sollten dem in Schweden registrierten Lasbeker, der nach zwei famosen Generalproben auf eben dieser Distanz als des französischen Teufels schärfster Rivale angesehen wurde, nach 2½ Kilometern schwer zu schaffen machen. Als für die Schlussrunde in dritter Spur durch Amalencius B.B. vor Selected News, Spickleback Face und Diable de Vauvert endlich richtig Musik in die als Paarlaufen dahin plätschernde Formation kam, stand der Trixton-Sohn ruckartig auf verlorenem Posten und wurde in Windeseile bis auf den letzten Platz durchgereicht.
Immer prominenter wurde hingegen Diable de Vauvert, der durch die vierte Schlussbogenspur seine ganze Härte und Kampfkraft in die Waagschale warf. Was optisch nach Kampf mit Selected News aussah, wurde eine sichere 1½-Längen-Angelegenheit für den weit nach außen schrägenden Prince-d’Espace-Sohn (10.000 Kronen und 3 Tage Fahrverbot für Gelormini), der mit inoffiziell für ihn gemessenen 1:11,5 für die letzten 1.500 und 1:09,5 für die finalen 500 Meter seinem Ruf als Speed-Monster vollauf gerecht wurde.
„Hoch das Bein“ in Peter-Ingves-Manier hieß es diesmal bei der Zieldurchfahrt für Gelormini - und Shakehands unmittelbar danach mit Björn Goop, der mit Moni Vikings viertem Platz wie dessen Besitzer Jan Lyng hochzufrieden war: „Nach nur zwei Versuchen nach einer verletzungsbedingt neunmonatigen Auszeit konnte man noch keine solche Glanzleistung wie 2020 erwarten.“
Damals hatte der norwegische Fuchs mit dem großen Stern den Harper Hanovers Lopp in der Weltrekordzeit von 1:11,9 an seine Fahne geheftet. Diable de Vauvert genügten 1:12,5, um sich in die Phalanx seiner Landsleute Flambeau des Pins, Milord de Melleray und Bird Parker einzureihen, die den seit 1968 ausgetragenen Klassiker (damals erhielt der Sieger Big Lama 8.000 SEK) 2002/2003, 2007 und 2016 für die Tricolore gewonnen haben.
Ebenso erleichtert wie glücklich schritt Gelormini die Zuschauer-Rails ab: „Was für ein Pferd! Lange dachte ich nicht, dass es funktionieren würde, so weit wie wir von der Spitze entfernt waren. Aber Diable, den ich ja schon öfter vor der Nase hatte, ist bestens zu fahren, verpulvert seine Kräfte nicht, hat eine immens große Lunge und kann außergewöhnlich beschleunigen, wie er am Ende bewiesen hat."
"Ich war vorab ziemlich nervös, weil ich noch nie einen schwedischen Bänderstart gefahren bin. Aber ich habe Hilfe und Ratschläge von Vielen bekommen und bin sehr zufrieden, dass ich mich beim Start nicht vertan habe.“
53. Harper Hanovers Lopp (Gruppe I int.; UET-Masters-Serie; ab dreijährig)
3140m Bänderstart; jeweils 20m Zulage ab 700.001 bzw. 1.800.001 SEK; 2.030.000 SEK
1. Diable de Vauvert 3180 12,5 Gabriele Gelormini 18
9j.schwbr. Hengst von Prince d‘Espace a.d. Pop Star von First de Retz
Be / Zü: Franck Lemuet; Tr: Bertrand Le Beller
2. Selected News 3180 12,6 Magnus Djuse 492
3. Amalencius B.B. 3160 13,1 Santtu Raitala 242
4. Moni Viking 3180 12,6 Björn Goop 87
5. Iron Jet 3140 13,6 Erik Adielsson 430
6. Santos de Castella 3140 13,7 Jörgen Westholm 766
7. Spickleback Face 3180 12,9 Daniel Wäjersten 122
8. Iceland Falls 3160 13,4 Carl Johan Jepson 528
9. Fenix Brick 3140 13,9g Claes Sjöström 1482
10. Bransbys Juke Box 3160 13,5 Hans Crebas 1041
11. Digital Dominance 3160 13,5 Mats Djuse 953
12. Prosecco 3140 14,2 Adrian Kolgjini 348
13. Parker 3140 14,4g Per Lennartsson 332
14. Versace Face 3140 14,5 Örjan Kihlström 294
15. Piemonte 3140 15,2 Joakim Lövgren 49
Sieg: 18; Richter: sicher 1½ - ½ - Kopf - 1 - ½ - 2½ - 1 - 1 Länge; 15 liefen
Zw-Zeiten: 14,3/500m - 14,2/1000m - 14,2/1500m - 14,4/2000m - 11,1/letzte 500m
Wert: 1.000.000 - 500.000 - 250.000 - 135.000 - 75.000 - 40.000 - 30.000 SEK
Video: https://www.youtube.com/watch?v=nhhp3lnDYlE
V75-1 (Sto-Elit.): Héliade du Goutier / Gabriele Gelormini 48
V75-2 (Diam.-Sto): Lady Beluga / Joakim Lövgren 66
V75-3 (Brons): Zeudi AMG / Alessandro Gocciadoro 26
V75-4 (Klass II): Kentucky River / Per Nordström 37
V75-5 (Klass I): Charliebrown Effe / Rick Ebbinge 21
V75-6 (Silver): Oscar L.A. / Joakim Lövgren 46
V75-7 (Harper): Diable de Vauvert / Gabriele Gelormini 18
Umsatz V75: 126.474.281 SEK
1. Rang: 11.464 Systeme à 2.868 SEK
2. Rang: 57 SEK
3. Rang: Jackpot 32.883.313 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 2.012.888 SEK