(nn) Vincennes, Samstag, 12. Juni 2021. Sahnehäubchen auf dem abwechslungsreichen Nachmittag mit einer bunten Mischung aus drei Gruppe- und vier international ausgeschriebenen Prüfungen war der mit zwei Millionären gespickte Prix Chambon P, in dem sich Dorgos de Guez, für den kurzfristig mal ein Engagement im Elitloppet zur Debatte gestanden hatte, das nach den Querelen um Délia du Pommereux und Hail Mary bzw. deren Fahrer wieder verworfen worden war, für zwei unerwartet deftige Schlappen am 9. sowie am 19. Mai „aufm Platz“ gründlich rehabilitierte.
Der Fuchs mit der riesigen Blesse profitierte von einer Glanzfahrt Jean-Michel Bazires, musste jedoch den so sicher eingetütet geglaubten 32. Sieg, mit dem er zum Millionär geworden wäre, nach langer Beratung der Stewards genauso wieder hergeben wie Diable de Vauvert Platz drei. Gemeinsam hatten sie die - mal wieder - in der Todesspur aktive Chica de Joudes Mitte der Schlusskurve in die Zange genommen: Der an zweiter Stelle liegende „Teufel“ wich aus der Innenlage um eine halbe Spur nach außen, um rechtzeitig in Freiheit zu kommen und Dorgos de Guez‘ aus dem Windschatten der Stute angesetzte Attacke zu kontern.
Der wiederum wanderte etwas zu früh um eine Viertelspur nach innen, womit Chica in der Zange war, ein Sulkyrad touchierte und zwar nicht den Sieg, jedoch eine kleine Prämie versprang. Die „Commissaires“ verteilten die Schuld auf beider Steuerleute Schultern und verpassten Gelormini wie Bazire vier Tage Fahrverbot vom 23. bis 26. Juni, womit sie am Großkampftag des Frühjahrsmeetings (27. Juni) wieder fahrberechtigt wären. Überprüft werden soll diese Entscheidung ausdrücklich von der nächsten Instanz der Société du Cheval Français.
Enquête-Video: https://www.letrot.com/stats/fiche-course/2021-06-12/7500/7/resultats/film-enquete
Das Pech dieses Trios - oder die Unverfrorenheit Gelorminis und Bazires - war das Glück des Violetto Jet. Eine Stunde bevor im hohen Norden Europas sein Landsmann Vernissage Grif den Jämtlands Stora Pris samt 700.000 SEK nach Italien entführen sollte, unterstrich der seit nunmehr zwei Jahren von Philippe Billard bzw. Fabrice Souloy präparierte Siebenjährige die Worte seines ständigen Steuermanns Franck Nivard, der einst verkündet hatte: „Wenn ich keinen Fahrfehler einbaue und ihm den passenden Verlauf serviere, kann er in der besten Klasse durchaus mithalten.“
Und die Taktik des 41-jährigen ewigen Kronprinzen ging voll auf. Fühlte sich zunächst Sobel Conway, der dritte Bazire-Schützling, zur Tempoarbeit bemüßigt, so trat er den Taktstock nach 800 Metern an den hinter ihm liegenden Diable de Vauvert ab, der ihn im Scheitel der Joinviller Kurve an Etonnant weiterreichte. Mit dem Westerink-Schützling wollte es Anthony Barrier erneut vorneweg versuchen, doch war die Konkurrenz nach Siegen im Prix de Paris und im Prix des Ducs de Normandie hinreichend gewarnt und ließ ihn nicht in Ruhe.
Zuständig für die Druckarbeit war Chica de Joudes, hinter der sich „JMB“ eine hervorragende Ausgangsbasis gesichert und selbst Violetto Jet, Détroit Castelets und dann erst den recht betulich in die Gänge gekommenen Davidson du Pont im Nacken hatte. Kurz nach Einmündung der kleinen Piste blies Bazire senior zur Attacke, kam damit einem Absetzversuch Etonnants zuvor und scherte eine Zehntelsekunde zu früh in Spur zwei, um Diable de Vauvert den Ausbruch aus dessen Gefängnis zu vermiesen - mit den geschilderten Folgen für Chica de Joudes.
Der Rest war fast schon ein Kinderspiel für Dorgos de Guez, der Etonnant, um den sich Diable de Vauvert erst noch herumwinden musste, leichtfüßig links liegen ließ und auch gegen die hochgekrempelten Ärmel seines Schattens Violetto Jet gefeit war - bis die Rennrichter auf den Plan traten und letztlich Violetto Jet zum 13. Mal in seiner „französischen“ Laufbahn als Sieger hochzogen.
Zum dritten Mal in Folge harmonierten Davidson du Pont und Nicolas Bazire prächtig miteinander. Um mit wuchtigem Endspurt mehr als Platz vier zu erreichen, der dann doch zu „Silber“ vor dem müden Etonnant reichte, lagen sie einfach zu weit vom vorderen Geschehen entfernt.
Prix Chambon P (Gruppe II int., Fünf- bis Zehnjähr.)
2850m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Violetto Jet 12,5 Franck Nivard 138
7j.br. Hengst von From Above a.d. Nocciolaia Jet von Pine Chip
Be: Soc.All. Raffaele d’Alessandro Srl, IT; Zü: Az.Agr. D. Toniatti Giacometti, IT; Tr: Fabrice Souloy
2. Davidson du Pont 12,5 Nicolas Bazire 39
3. Etonnant 12,6 Anthony Barrier 40
4. Détroit Castelets 12,7 David Thomain 300
5. Carat Williams 12,7 Matthieu Abrivard 440
6. Jerry Mom 13,0 Eric Raffin 240
7. Sobel Conway 14,5 Alexandre Abrivard 840
Dorgos de Guez 1.dRL* Jean-Michel Bazire 28
Diable de Vauvert 3.dRL* Gabriele Gelormini 78
Chica de Joudes dis.r. Alain Laurent 920
*beide wegen Behinderung von Chica de Joudes Mitte der Schlusskurve
Sieg: 138; Richter: (sicher ¾) - (Hals) -1 - 1½ - Hals - 1¼ Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 14,5/1350m - 13,7/1850m - 13,3/2350m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-12/7500/7
Mit eiserner Faust zugeschlagen
Leichter als gedacht gelang es Jean-Michel Bazire, sich mit Ganay de Banville in die überaus noble Ehrenliste des Prix Louis Jariel, in der Namen wie Bold Eagle und Carat Williams verewigt sind, einzutragen. Das lag zum Einen daran, dass Green Grass, die bei 700.800 Euro mit Abstand Reichste des Zehner-Pulks, sich im Hintertreffen sehr bedeckt hielt und bei durchweg zügiger Fahrt im 1:11-Bereich unterwegs kaum ernsthafte Anstalten machte, mal ein bisschen weiter in vordere Sphären zu schnuppern.
Das spielte zum Anderen Goût Baroque schlecht in die Karten, der am Bänderstart im wüsten Galopp eindrehte, von Eric Raffin zwar rasch auf Vordermann gebracht wurde, aber um die rote Laterne zunächst nicht herumkam, was man über die Sprintstrecke von 2175 Metern tunlichst vermeiden sollte. War es zunächst Gilmour, der vor Gala Téjy und Giboulée de Mars das Zepter schwang, so wurde er ausgangs des Joinviller Bogens von Gala Téjy überflügelt, der aber auch nur bis zum Gipfel regierte. Dann hatte Franck Nivard für Giant Chief die Todeslage satt, stieß bei unverändert flotter Fahrt an die Spitze und verpasste damit automatisch seinem Hintermann Ganay de Banville den Todessitz.
Der machte sich wenig daraus. „Jean-Mi“ gelang es, den Jasmin-de-Flore-Sohn im Halbschatten des „Chefs“ zu positionieren, woraus er zu Beginn der Zielgeraden den Sack rasch und sicher zum elften Treffer des Hengstes zuband, der noch leichter ausfiel, als es der Zwei-Längen-Vorsprung vermuten ließe: Weit vorm Pfosten nahm der 50-jährige die Hände herunter und schaute sich genüsslich die vergeblichen Mühen der Rivalen an, ihn einzufangen.
Mit 1:10,7 verfehlte der nun 279.700 Euro reiche Ganay de Banville den Rennrekord Eugenito du Noyers nur um 0,3 Sekunden. Grand Art, unterwegs durchweg direkt vor Goût Baroque und der enttäuschenden Green Grass gelegen, hielt wie Galla de Manche das sehr viel höher eingeschätzte Duo knapp auf Distanz.
Prix Louis Jariel (Gruppe II nat., fünfj. Hengste & Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Ganay de Banville 10,7 Jean-Michel Bazire 45
5j.br. Hengst von Jasmin de Flore a.d. Anaïs de Banville von Quaker Jet
Be / Tr: Jean-Michel Bazire; Zü: G.A.E.C. du Petit Banville
2. Giant Chief 10,8 Franck Nivard 44
3. Grand Art 10,9 Gabriele Gelormini 380
4. Galla de Manche 11,1 David Thomain 230
5. Goût Baroque 11,2g Eric Raffin 44
6. Green Grass 11,2 Mathieu Mottier 29
7. Gaudéo 11,2 Antoine Dabouis 940
8. Gilmour 11,4 Franck Ouvrie 530
9. Giboulée de Mars 11,4 Matthieu Abrivard 210
Gala Téjy dis.r. Christophe Chalon 510
Sieg: 45; Richter: leicht 2 - 1 - 2 - ¾ - Kopf - ¾ - 2 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 11,6/675m - 11,6/1175m - 11,2/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-12/7500/5
Liebesspiele bei den Damen
Was den 2017 geborenen Herren der Schöpfung am Freitag der von Hede Darling gewonnene Prix de Gien, war den „internationalen“, keine 85.000 Euro reichen Ladys der Prix d’Istres der Kategorie III um 70.000 Euro. Hatte tags zuvor Jean-Pierre Dubois mit dem 657er Outsider die Wetter das Fürchten gelehrt, so ging’s für den 80-jährigen nun genau anders herum: Wer ihm und seiner zu 3,3-fachen Odds notierten Independancia sein Geld anvertraut hatte, konnte es 100 Meter nach dem Start abschreiben: Die Tochter der Qualita Bourbon sprang „unabhängig“ vom Zuchtziel wie die für Tony Le Bellers eigene Kasse antretende Ivraie de Blay bis zum Abwinken, will heißen der roten Karte.
Zum Glück hatte Le Beller noch ein zweites Geschoss unter Order, das die Sache wesentlich besser machte. Von Yoann Lebourgeois sofort vor der ausgangs der letzten Kurve galoppierenden Image d’Atalante, Intuition und Iseult Flower nach vorn gescheucht, ließ sich die Tochter von Ready Cash und der 19 Siege sowie 490.280 Euro schweren Réédite Gédé die Butter auf dem Weg zum zweiten Sieg der Kategorie III nicht mehr vom Brot kratzen. Lebourgeois behielt die Fäden sehr sicher gegen die aus dem zweiten Paar außen alles versuchende Ivensong und die lange festsitzende Iseult Flower sicher in der Hand und verpasste seiner Partnerin den vierten Erfolg „lifetime“, der sie auf 102.350 Euro brachte.
Prix d‘Istres (Gruppe III int., dreij. Stuten, keine 85.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 70.000 Euro
1. I Love Me 15,0 Yoann Lebourgeois 37
3j.br. Stute von Love You a.d. Réédite Gédé von Buvetier d’Aunou
Be: Florence Dreux; Zü / Tr: Tony Le Beller
2. Ivensong 15,1 David Thomain 85
3. Iseult Flower 15,2 Anthony Muidebled 79
4. Intuition 15,2 Mathieu Mottier 310
5. Italienne 15,2 François Lagadeuc 490
6. Ilga de l‘Ormerie 15,3 Matthieu Abrivard 150
7. Chloé Bar 15,3 Marco Smorgon 100
8. Ophélie Oasis 15,9 Gabriele Gelormini 530
One Princess dis.r. Christophe Martens 720
Ivraie de Blay dis.r. Tony Le Beller 450
Image d‘Atalante dis.r. Franck Nivard 100
Independancia dis.r. Jean-Pierre Dubois 33
Sieg: 37; Richter: sicher ½ - 2 - k.Kopf - ¾ - ¾ - ½ Länge; 12 liefen (NS Ivresse de Blary)
Zw-Zeiten: 16,6/1200m - 16,4/1700m - 16,1/2200m
Wert: 31.500 - 17.500 - 9.800 - 5.600 - 3.500 - 1.400 - 700 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-12/7500/9