(nn) Triest, Sonntag, 20. Juli 2021. Im Vorjahr wegen des totalen Corona-Lockdowns erst im Juli gemeinsam mit dem Gran Premio Citta’ di Trieste für die Vierjährigen ausgetragen, ist der Gran Premio Giorgio Jegher heuer an seinen angestammten Termin im März zurückgekehrt. Mehr noch: Bis auf den damaligen Dritten Timone EK waren mit Titelverteidiger Arazi Boko, Viscarda Jet, Ua Huka und Showmar die ersten Fünf von 2020 an Bord, so dass die Sprintprüfung - auf dem 800 Meter kleinen Ippodromo Montebello bedeuteten die 1660 Meter zwei Runden rum mit kurzem Anlauf - als echte Revanche daherkam.
Wie bei einem Lockdown scheint auch beim geradezu unzerstörbaren Arazi Boko die Zeit stehen geblieben. Der gebürtige Schwede, der von Juli 2016 bis November 2017 unter der Fuchtel der Herren Billard und Souloy seinen Hafer im Schlaraffenland Frankreich verdient hat und seitdem von Alessandro Gocciadoro in Italien ins Gebet genommen wird, stellte sich für seinen vermutlich 156. Auftritt - so genau weiß dies niemand dank des noch immer nicht in trockenen Tüchern befindlichen, inzwischen fast schon sagenumwobenen europäischen Renntagebuchs - nach 3½ Monaten Rennpause bestens motiviert in alter Stärke vor.
2020 musste er von der „8“ los, diesmal hatte ihm die Losfee die „2“ zugeschanzt. Für einen bombensicheren Blitzstarter, der in Santo Mollo einen bewährten Ersatzmann im Sulky hatte, eine geradezu fürstliche Flugrampe, um sich sein Lieblingsrennen von der Spitze zu gestalten. Showmar (1) zog gleich den Schwanz ein, bei Zanna Jet (3) und Viscarda Jet, einer weiteren Stute aus dem Quartier des italienischen Champions, der insgesamt fünf Aspiranten unter Order hatte (Verdon WF, Ua Huka und Vesna), dauerte es etwas länger.
Ausgangs der ersten Biege waren die Fronten zugunsten des 14-jährigen Opas geklärt, mit dem Mollo fortan eine extrem gemütliche Kugel schieben durfte. Das rief in dritter Spur Adamo Dipa auf den Plan, der jedoch mit dem Überfall-Versuch scheiterte, auch nicht mehr zurückkonnte und eher unfreiwillig den Windbrecher „j.w.d.“ für Amon You SM und Ua Huka spielte, so weit die Füße trugen. Das war nur bis 500 Meter vorm Ziel der Fall. Dann ging’s für den Ehlert-Schützling in dem Maß rapide rückwärts, wie Antonio Greppi mit Amon You SM zur geharnischten Attacke blies.
Im Schlussbogen hatte der Love-You-Sohn den Leader bei nunmehr rasender Fahrt erreicht, der sich jedoch nicht überraschen ließ. Dass er von selbst keiner der Fleißigsten ist, wenn’s ans Eingemachte geht, hat Gocciadoro durch einige von Erfolg gekrönte „Prügelorgien“ hinreichend bewiesen. Moderater, dennoch nach hiesigen Usancen ebenfalls recht deftig forderte ihn Mollo, was dem nimmermüden Burschen wie so oft nichts ausmachte.
War es nun „sicher“ oder doch „Kampf“ - am Ende behielt der Varenne-Sohn um eine halbe Länge zum 53. Mal die Nase vorn. Die 16.744 Euro waren nur Peanuts im Vergleich zu jenen 1.200.872 Euro, die sich zuvor auf seinem Konto angesammelt hatten. Schwerer wiegt für seine Rivalen die Erkenntnis, dass auch heuer nur ein äußerst beschwerlicher Weg an dem alten Haudegen vorbeiführen wird.
Vom Rest, der bei der abrupten Tempoverschärfung sofort um drei, vier Längen abgehängt war und das in der letzten Kurve verlorene Terrain nicht mehr wettmachen konnte, holte sich aus dem dichtgepackten Pulk Außenseiter Atik DL von dritter Innenlage „Bronze“ vor der sich in der Todesspur tapfer durchbeißenden Viscarda Jet und Showmar. Das nächste, bereits prämienlose Viererpack folgte dichtauf.
Gran Premio Giorgio Jegher (Gruppe III int., Ältere)
1660m Autostart, 40.040 Euro
1. Arazi Boko 15,1 Santo Mollo 16
14j.schwbr. Wallach von Varenne a.d. Laura Kemp von Express Ride
Be: Leonardo Cecchi; Zü: Annemanna AB, SE; Tr: Team Gocciadoro
2. Amon You SM 15,1 Antonio Greppi 147
3. Atik DL 15,5 Manuel Pistone 564
4. Viscarda Jet 15,6 Federico Esposito 33
5. Showmar 15,7 Andrea Guzzinati 39
6. Tarantella Ferm 15,7 Roberto Andreghetti 689
7. Vesna 15,8 Paolo Leoni 177*
8. Ua Huka 15,8 Marco Stefani 177*
9. Verdon WF 15,8 Massimiliano Castaldo 886
10. Adamo Dipa 17,5 Vincenzo-P. dell’Annunziata jr 295
11. Zanna Jet 17,6 Paolo Scamardella 258
Zefiro Gual dis.r. Marco Volpato 443
*Stallwette
Sieg: 16; Kampf ½ - 3½ - Hals - Hals - ½ - ½ Länge; 12 liefen
Wert: 16.744 - 8.008 - 4.368 - 2.184 - 1.456 sowie 7.280 Euro Züchterprämie
Gelohnt hat sich der Kurztrip über die Alpen für Rudolf Haller, der mit einem ersten und zweiten Platz die Heimreise antrat. Die in Italien eher selten geforderte Distanz von 2.480 Metern des Premio della Storia nahm er mit Pompano Julian von der 2.480-Meter-Grundmarke in Angriff. Nach 600 Meter Todesspur hinter dem sofort in Front gedüsten Zio Robi Spritz eingeparkt, kam der Wieserhofer zwei Runden später extrem passend frei, vermochte das Blatt gegen den von Maurizio Cheli bestens unterstützten Muscles-Yankee-Sohn jedoch nicht zu wenden, hatte in 1:18,6 zu 1:18,5 um eine Länge das Nachsehen und musste mit 1.760 Euro vorliebnehmen.
Mehr zahlte Rilana in die Reisekasse ein, die sich im abschließenden, über 1.660 Meter führenden Premio dell’Ippica von Arizona Jet durch die Außenspur ziehen ließ. Kurz vor der „ultima curva“ schritt der „Haller Rudi“ entschlossen zur Tat, bei der die bei 46:10 notierte Love-You-Tochter prächtig mitspielte. Wie ein Pferd anderer Klasse setzte sich die 2020er Bruno-Cassirer-Siegerin auf fünf Längen ab und feierte ihren vierten Italien- und neunten Erfolg „lifetime“, der zugleich Nummer drei in Triest war. Nach 1:15,8 klingelten 2.116 Euro in der Kasse der von Richard Busch gezüchteten Braunen, die damit 29.328 Euro reich ist.