Vincennes, Samstag, 27. März 2021. Am 6. März war das Winter-Meeting beendet, 20 Tage später am Freitagnachmittag der Startschuss gefallen zu jenem des Frühlings mit einer „Aufwärmrunde“, in der nebst zwei Halbklassikern für die dreijährigen Satteltraber gute Hausmannskost geboten wurde. Die „Feinkost-Abteilung“ wurde am 11 Grad kühlen Samstagnachmittag eröffnet, an dem in einer der drei Gruppe-Aufgaben auch ein deutscher Traber präsent war.
Gelungener Fluchtversuch
Los ging die Reise durch die Neun-Rennen-Karte, bei der 604.000 Euro an arme Besitzerseelen verteilt wurden, mit dem Prix Louis Forcinal, einem nach Grâce de Faëls Absage von lediglich sechs Aspiranten bestrittenen Monté für fünf- und sechsjährige einheimische Satteltraber. Start-Ziel mit eiserner Faust herrschte Freeman de Houëlle, einer der strahlend hellen Sterne des Winter-Meetings.
Trotz anspruchsvoller 2.700 Meter verfuhr Eric Raffin mit dem Fuchs mit der schmalen Blesse nach altbewährter Manier: vorneweg aus allen Rohren feuern. Das wusste natürlich auch Mathieu Mottier, der sich mit Fame Music sofort in den Sog des Favoriten verkrümelte - oder was davon bei zeitweise 25 Meter Vorsprung übrig blieb - und alles auf die Schlusskurve setzte, in der Freeman des Öfteren Schwächen erkennen lassen und Boden verloren hatte.
Das war diesmal nicht anders, doch kaum hatte die Singalo-Tochter den Rückstand deutlich verkürzt, war der Bogen auch schon zu Ende - und auf der Zielgeraden nahm Freeman ebenfalls wie üblich das Gebiss wieder an. Im Nu fielen die Würfel endgültig zu Gunsten des Leblanc-Trainees, der sich überlegen auf zehn Längen absetzte.
Fame Music spuckte auf den finalen 200 Metern nur noch ganz kleine Töne; auf staksigen Beinen erreichte sie die Linie zwei Längen vor einem Duo als Zweite, musste aber noch die kritische Überprüfung der Stewards überstehen. Die kannten keine Gnade und disqualifizierten sie, so dass Good Luck Quick, der sich unterwegs lange an Girly Béco abgearbeitet hatte, als neuer Zweiter hochgezogen wurde. Jedoch hätte die Tour keinen Meter länger sein dürfen, sonst hätte ihn die enorm speedige Flore de Janeiro erwischt.
Video Enquête-Entscheidung: https://www.letrot.com/stats/fiche-course/2021-03-27/7500/1/resultats/film-enquete
Für Freeman de Houëlle lief alles nach Plan: 30. Arbeitstauftrag, siebenter Volltreffer, davon drei auf halbklassischem Niveau - 45.000 frische Euro stemmten sein Guthaben auf deren 400.080, was noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein sollte. Dazu gab’s einen neuen Rennrekord: Daïda de Vandels Marke aus dem Jahr 2019 musste um volle 1,1 Sekunden dran glauben.
„Er hat einen außergewöhnlichen Motor; ich sehe in ihm einen zukünftigen Cornulier-Sieger“, blickte Trainer Franck Leblanc weit voraus und versprach: „Er ist immer besser zu handhaben - wir werden ihn auch mal im Fahren einsetzen.“ Eric Raffin gestand: „Heute war die Konkurrenz nicht allzu gehaltvoll, und ich hatte immer genügend in der Hand. Wie gewohnt hat er in der Schlusskurve ein bisschen Luft geholt und war auf der Zielgeraden stark wie immer. Er scheint sein exzellentes Winter-Meeting nahtlos fortsetzen zu können.“
Prix Louis Forcinal - Monté - (Gruppe II nat., fünf- und sechsj. Hengste und Stuten)
2700m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Freeman de Houëlle 12,2 Eric Raffin 15
6j. Fuchshengst von Vigove a.d. Rafina de Houëlle von Joyau d’Amour
Be: Stéphane Gohier; Zü / Tr: Franck Leblanc
2. Good Luck Quick 13,1 David Thomain 77
3. Flore de Janeiro 13,1 Florian Desmigneux 310
4. Girly Béco 13,6 Guillaume Martin 210
5. Gef de Play 14,2 Yoann Lebourgeois 190
Fame Music 2.dai Mathieu Mottier 35
Sieg: 15; Richter: überlegen (10) - 2 - k.Kopf - 7 - 8½ Längen; 6 liefen (NS Grâce de Faël)
Zw-Zeiten: 11,4/1200m - 11,0/1700m - 11,9/2200m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 (- 2.000 - 1.000) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-03-27/7500/1
Mach’s noch einmal, Römer!
Drei Kandidaten hatte Jean-Michel Bazire im 90.000 Euro wertvollen Prix du Bois de Vincennes unter Order, den er 2019 mit Cleangame auf seine Kappe gebracht hatte. Im Vorjahr war die Gruppe-III-Prüfung dem Corona-Lockdown zum Opfer gefallen, so dass der Maître mit einem Jahr Verspätung als Titelverteidiger antrat - und mit Colonel selbst vollstrecken wollte.
Weit weniger Liebhaber als der wacklige, immerhin schon 17-fache Sieger fanden die rundum beschlagenen Dreambreaker, dem Nicolas Bazire augenscheinlich nur eine Beschäftigungstherapie bis zur Monté-Aufgabe am 10. April verpassen sollte (Prix Théophile Lallouet), und der als einziger mit 25 Meter Zulage bedachte Blé du Gers nach seinem „blutleeren“ vierten Platz in Le Croisé-Laroche. Beide tummelten sich durchweg ohne sonderliche Interessen im Hinterfeld, wo überraschend lange Zeit auch Colonel beheimatet war.
Wieder mal „Hummeln im Hintern“ hatte Yoann Lebourgeois, der mit Cicero Noa mächtig Dampf machte und zeitweise 30 Meter vor den Pärchen Violetto Jet/Moni Viking und Bilooka du Boscail/Express Jet, denen außen Chica de Joudes, Ce Bello Romain, Colonel und Diable de Vauvert folgten, seine rasante Bahn zog. Im Schlussbogen ging Cicero merklich die Puste aus und ballte sich der Pulk dicht zusammen, aus dem sich zu Beginn der Zielgeraden Violetto Jet im Galopp ausklinkte.
Erster Angreifer war Langstrecken-Weltrekordler Moni Viking, neben dem sich Bilooka du Boscail in die Freiheit wurschtelte. Noch einen Tick besser zog der mit Anthony Barrier in dritter Spur aufrüstende Ce Bello Romain durch, der im Wimpernschlag-Finish des Tages nach „Kampf kurzer Kopf - Kopf“ die Lorbeeren samt 40.500 Euro einsackte und mit dem 20. Treffer „lifetime“ unterstrich, dass der Erfolg im ähnlich gestrickten Prix du Plateau de Gravelle - ebenfalls der Kategorie III - am 6. März keine Eintagsfliege war.
Schnellster der letzten 200 Meter war Diable de Vauvert. Mit dem ganz außen wahrhaft teuflisch spurtenden Amérique-Sechsten hatte Gabriele Gelormini aufs falsche Pferd gesetzt und sich zu lange am im entscheidenden Moment blass bleibenden Colonel orientiert, anstatt früher alle Leinen über Bord zu werfen. So blieb dem Favoriten eine Länge hinter dem Trio infernale nur Rang vier.
1:12,6, die unisono für die ersten Vier eingetragen wurden, reichten nicht, den Uralt-Rekord von 1:12,0 zu kippen, den seit 2011 der schwarze Blitz Rapide Lebel hält.
„Ein Traum, ein Pferd wie Ce Bello Romain im Stall zu haben“, strahlte Trainer und Besitzer Sylvain Dupont, „in der letzten Kurve dachte ich nicht mehr an den Sieg, obwohl Anthony die Zaumklappen noch nicht gezogen hatte. Es ging gleichmäßig zügig zur Sache, das kam ihm entgegen. Er ist nicht besser als die heutigen Rivalen, aber ein eisenharter Kämpfer, der bis zur Linie alles gibt. Das Quäntchen Glück war heute definitiv auf unserer Seite.“
Prix du Bois de Vincennes (Gruppe III int., Vier- bis Elfjährige)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 850.000 Euro; 90.000 Euro
1. Ce Bello Romain 2850 12,6 Anthony Barrier 80
9j.br. Wallach von Jam Pridem a.d. Miss Echo Bella von Echo
Be / Tr: Sylvain-Gérard Dupont; Zü: Jackie Bourreau
2. Bilooka du Boscail 2850 12,6 Matthieu Abrivard 900
3. Moni Viking 2850 12,6 Pierre Vercruysse 64
4. Diable de Vauvert 2850 12,6 Gabriele Gelormini 21
5. Chica de Joudes 2850 12,8 Alain Laurent 140
6. Cicero Noa 2850 12,8 Yoann Lebourgeois 270
7. Détroit Castelets 2850 12,9 David Thomain 620
8. Colonel 2850 13,1 Jean-Michel Bazire 87
9. Express Jet 2850 13,1 Björn Goop 280
10. Eridan 2850 13,3 Mathieu Mottier 970
11. Jerry Mom 2850 13,3 Franck Ouvrie 1680
12. Dreambreaker 2850 13,9 Nicolas Bazire 830
13. Blé du Gers 2875 15,4 Romain Congard 1300
Violetto Jet 2850 dis.r. Franck Nivard 210
Fakir du Lorault 2850 dis.r. François Lecanu 140
Sieg: 80; Richter: Kampf k.Kopf - Kopf - ¾ - 2½ - ¾ - 2 - k.Kopf - 3 Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 12,8/1350m - 12,3/1850m - 12,6/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-03-27/7500/5
„Cut“ für Gu
„Gelati Cut ist ganz sicher noch nicht auf Hundert - muss er auch nicht. Das soll er erst, wenn’s bald nach Schweden geht“, hatte Übungsleiter Romain-Christian Larue vor dem Prix Robert Auvray für die „gefahrenen“ Franzosen-Traber der Generation 2016 verlauten lassen. Entweder ist er ein mieses Orakel - oder die Nordlichter können sich ganz warm anziehen gegen den Coktail-Jet-Sohn, der - zugegeben nach einem Traumrennen - niemand Geringeren als den Amérique-Dritten Gu d’Héripré fällte.
Beide waren von Beginn der 2.850 Meter an schwer auf Zack. Von den Außenrails schrägte Gu mit viel Elan nach unten, duldete nur kurz Gelati Cut vor sich und wurde bald von Gabriele Gelormini höflichst vorbeigebeten. Das wiederum rief mit Green Grass die einzige Stute auf den Plan, die sich das Zepter zu Beginn des unteren Bogens schnappte und damit Bazires Ganay de Banville in den Wind stellte.
„JMB“ schaltete bei dem nur sporadisch auf gehobenem Parkett aktiven Jasmin-de-Flore-Sprössling einen Gang höher und übernahm im Scheitel der Joinviller Kurve das Regiment, was Gu d’Héripré aus der inneren Reserve lockte. Wie so oft übernahm der inzwischen zur unumstrittenen Nummer eins seiner Generation avancierte Fuchs die Rolle des äußeren Windbrechers. Genau darauf hatte Gelormini gehofft, lauerte direkt dahinter auf seine Chance und nutzte sie in beeindruckender Weise.
Wuchtig ließ Gelati Cut, der bei zwei Italien-Engagements mit dritten Rängen schon mal unterstrichen hatte, dass er engeren Kursen durchaus Geschmack abzugewinnen vermag, den Favoriten um 1½ Längen links liegen. Platz drei sicherte sich Green Grass, für die Mathieu Mottier lange nach einer Passage suchen musste, um hinter dem an Grenzen stoßenden Ganay de Banville wegzukommen. Fast hätte ihr um ein Haar der in Italien bei Erik Bondo stationierte Grand Art den dritten Scheck abgelaufen.
„Gu war heute sicher nicht in Top-Form, aber mein Pferd eben auch nicht. Ich hoffe, dass er beim nächsten Mal noch stärker auftritt. Die Besitzer haben es vorgezogen, das Deckgeschäft auszulassen und im Ausland zu starten. Da ich nur wenige Startpferde habe, kann ich mich voll und ganz auf Gelati und seine Reisen konzentrieren“, umriss Larue die nahe Zukunft seines Aushängeschildes.
Prix Robert Auvray (Gruppe II nat., fünfj. Hengste und Stuten)
2850m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Gelati Cut 13,2 Gabriele Gelormini 53
5j. Dkl.-Fuchshengst von Coktail Jet a.d. Variety Cut von Mambo King
Be / Zü: Ec. du Windcut; Tr: Romain Christian Larue
2. Gu d’Héripré 13,3 Franck Nivard 18
3. Green Grass 13,4 Mathieu Mottier 100
4. Grand Art 13,4 Alexandre Abrivard 560
5. Ganay de Banville 13,4 Jean-Michel Bazire 40
6. Goût Baroque 13,5 Eric Raffin 210
7. Gala Téjy 13,5 Christophe Chalon 1370
8. Golden Bridge 13,7 David Thomain 310
9. Gainsborough 15,4 Romain Derieux 1300
Guerrier Royal dis.r. Guillermo Roig Balaguer 1880
Sieg: 53; Richter: sicher 1½ - 1 - k,Kopf - Hals - 1 - ½ Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 14,5/1350m - 14,3/1850m - 14,4/2350m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-03-27/7500/6
Für Fire Cracker schlägt’s „13“
Die letzte wichtige Prüfung des Tages, der Prix Jean Cabrol für Sechs- bis Elfjährige, die keine 410.000 Euro eingesammelt hatten, ging auf die Kappe Eric Raffins, der dafür mit Fire Cracker eine ähnliche Taktik anwendete wie mit Freeman de Houëlle. Der Schützling von Grégory Thorel zeigte sich von der deftigen Schlappe gegen Sobel Conway, Wild Love und Calle Crown, die ihn am 4. März im Prix Emile Allix Courboy gnadenlos eingefangen und auf Rang vier verfrachtet hatten, blendend erholt.
Wie immer legte er seinem Namen gemäß wie die Feuerwehr los, schnappte sich von Calle Crown nach 600 der 2.700 Meter das Zepter und hämmerte eine Pace aufs Parkett, dass der von Calle Crown vor Sobel Conway, Digne et Droit und Douceur du Chêne innen sowie Nancy America vor Wild Love außen angeführte Rest bergauf um teilweise 40 Meter das Nachsehen hatte.
Rekordverdächtige 1:10,3 hielt der Quaro-Sohn natürlich nicht durch, doch diesmal hatte ihm der zweifachen „Sulky d’Or“ so viele Reserven bewahrt, dass ihm niemand auch nur annähernd auf den braunen Pelz zu rücken vermochte. Nach erstklassigen 1:12,0 war der 13. Sieg des Wallachs 2½ Längen vor Elvis du Vallon unter Dach und Fach, der nach einer kurzen Unsicherheit am Start ans Ende verfrachtet worden war und auf den letzten 250 Metern ganz außen förmlich Flügel zu bekommen schien.
Er fischte den kämpfenden Dexter Chatho, Calle Crown und Wild Love „Silber“ ganz leicht vor den Nasen weg. Nichts mehr zu sehen war vom gründlich rasierten Sobel Conway. Der nach seinem Bordeaux-Erfolg mit Nicolas Bazire als Favorit ausgerufene Schwede kam als Achter sogar ohne Prämie in den Stall zurück.
Prix Jean Cabrol (int., Sechs- bis Elfj., keine 410.000 Euro)
2700m Bänderstart o.Z., 67.000 Euro
1. Fire Cracker 12,0 Eric Raffin 31
6j.br. Wallach von Quaro a.d. Urganza von Hulk des Champs
Be: Ec. La Pinsonnière; Zü: Jean-Paul Lemelletier; Tr: Grégory Thorel
2. Elvis du Vallon 12,2 David Thomain 390
3. Dexter Chatho 12,3 Charles-Julien Bigeon 72
4. Calle Crown 12,3 Björn Goop 95
5. Wild Love 12,3 Alexis Prat 60
6. Douceur du Chêne 12,5 Matthieu Abrivard 310
7. Digne et Droit 12,7 Anthony Barrier 760
8. Sobel Conway 12,8 Nicolas Bazire 30
9. Tjacko Zaz 13,3 Romain Congard 1050
10. Nancy America 13,6 Franck Nivard 250
Hard Times dis.r. Franck Ouvrie 1260
Sieg: 31; Richter: leicht 2½ - 1½ - ¾ - Hals - 2½ - 1½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 10,3/1200m - 10,3/1700m - 11,5/2200m
Wert: 30.150 - 16.750 - 9.380 - 5.360 - 3.350 - 1.340 - 670 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-03-27/7500/7