Campbellville / Ontario, Samstag, 18. Juni 2022. Nordamerikas erster Monsterrenntag der Saison für die Sulkykünstler blieb Kanadas Woodbine Mohawk Park vor den Toren Torontos vorbehalten. In vorderster Linie war es ein Festmahl für die Pacer, für deren Dreijährige im zum 39. Mal ausgetragenen Pepsi North America Cup allein eine runde Million Dollar auf dem Spiel stand.
Die Hälfte davon ging an 15:10-Favorit Pebble Beach, der, nachdem er kurz nach dem Halbmeilenpfosten das Kommando übernommen hatte, die beiden von Somebeachsomewhere gezeugten Beach Glass um 2¾ und Frozen Hanover um vier Längen abblitzen ließ. Im Sulky des Downbytheseaside-Sohnes saß Todd McCarthy, trainiert wird er vom ebenfalls in Australien geborenen Noel Daley.
Weitere Highlights für die Passgeher waren das Fan Hanover Final als Pendant für die dreijährigen Ladys um 401.000 Dollar, das Tim Tetrick mit Treacherous Dragon (von Captaintreacherous) nach hartem Kampf im stallinternen Duell gegen Wickedly Innocent/Todd McCarthy um einen „Kopf“ für sich entschied - beide werden von Brett Pelling vorbereitet -, sowie das mit 315.000 Dollar dotierte Roses are Red für dreijährige und ältere Stuten. Das ging auf die Kappe der vierjährigen Art-Major-Tochter Test of Faith (15:10), die Dave Miller für Brett Pelling steuerte.
Selbstverständlich kamen auch die Traber nicht zu kurz. Den Goodtimes Trot für die Dreijährigen machte mit Fast as the Wind und Twin B Archie jenes Duo unter sich aus, das vor Wochenfrist die beiden Vorläufe in 1:10,5 bzw. 1:10,4 gewonnen hatte. Der damalige Eindruck trog nicht, denn Fast as the Wind hatte seine Elimination mit angezogener Handbremse absolviert, wogegen „Archie“ mächtig hatte knautschen müssen, um Looks like Moni um einen „Kopf“ aus dem Winner Circle zu scheuchen.
Erneut war Looks like Moni beim Run auf die Spitze von der „8“ nicht aufzuhalten. Anschließend legte der Muscle-Hill-Sohn eine derart stramme Platte auf, dass der Rest sich brav in die Innenspur verpflümte und lange keine Ambitionen zeigte, außen frische Luft zu schnuppern. Southwind Domino, Pretender, Fast as the Wind, Twin B Archie und Duly Resolved waren die Verfolger. Pretender blieb es im Schlussbogen vorbehalten, die Perlenkette aufzubrechen.
Der Sohn der auch mal für ein Gastspiel in Europa weilenden Maven hatte den Tempomacher noch nicht erreicht, als der sich unvermittelt überging und damit aus der Partie war. Kaum mit der Nase voraus, wurde Nancy Takters Trainee von Southwind Domino bedrängt, dem er erfolgreich Paroli bieten konnte. Nichts zu löten war jedoch gegen Fast as the Wind, mit dem Dexter Dunn wie der Sturmwind vorbeifegte und auch von seinem Schatten Twin B Archie nicht mehr einzufangen war.
Zwei Längen voraus stürmte der 2020 in Lexington von einer Besitzergemeinschaft für 95.000 USD ersteigerte Cantab-Hall-Sprössling zum siebenten Erfolg seiner 19 Starts umfassenden Laufbahn, in der er 2021 bei Siegen im Kindergarten-Finale und Valley Victory Trot schon zweimal sechsstellige Schecks abgegriffen hatte. Mit 713.227 Dollar hat der von Tony Alagna gemanagte Braune seinen Kaufpreis längst amortisiert.
„Perfekt war er heute nicht. Im Schlussbogen musste ich ein bisschen zirkeln, um ihn auf gerader Linie zu halten. Weil Looks like Moni aus dem Strich geriet, kamen wir ohne eigenes Zutun dichter an die Spitze heran. Den Rest erledigte er souverän. Er wird von Start zu Start routinierter und ist ein ernsthafter Kandidat fürs Hambletonian, das bislang offen wie selten zuvor erscheint“, resümierte der seit vier Jahren mit enormem Erfolg in Nordamerika aktive Dunn.
Goodtimes Trot - Final - (int., dreij. Hengste & Wallache)
1609m Autostart, 251.000 CAD
1. Fast as the Wind 09,9 Dexter Dunn 14
3j.br. Hengst von Cantab Hall a.d. Wind Stroll von Muscle Mass
Be: Leblanc and Cribbs, Sbrocco & Barbera; Zü: Lars-Otten Froode; Tr: Tony Alagna
2. Twin B Archie 10,1 Jason MacDonald 61
3. Pretender 10,1 Yannick Gingras 63
4. Testing Testing 10,2 David Miller 671
5. Southwind Domino 10,2 Louis-Philippe Roy 334
6. Duly Resolved 10,6 Paul MacDonell 594
7. Gigondas 10,9 Todd McCarthy 564
8. Archery Seelster 11,5 Bob McClure 867
Looks Like Moni hdF Andrew McCarthy 114
World at War Deo hdF Jody Jamieson 306
Sieg: 14; Richter: leicht 1¾ - ½ - 1 - ¼ - 3¼ - 1½ - 5 Längen; 10 liefen
Wert: 125.500 - 63.750 - 30.720 - 20.480 - 12.550 CAD
Unverwüstliche Atlanta
Im an Joe O’Briens legendäre Armbro Flight, die in den 1960er Jahren fünf Weltrekorde aufstellte, von1964 bis 1966 zu Kanadas „Trotter of the Year“ gekürt wurde, erinnernden Match für ältere Stuten ließ Atlanta auch im sechsten Jahr ihrer monströsen Karriere keine Müdigkeit erkennen.
Chapter Sevens Aushängeschild als Stallion, die dieses Rennen bereits 2019 an ihre Fahne geheftet hatte, 2020 früh im Galopp ausgefallen war und im Vorjahr hinter When Dovescry und Sorella mit Platz drei zufrieden sein musste, drehte beim vierten Saison- und 67. Karriere-Auftritt den Spieß in einer kalten Rache-Aktion gegen die Oaks-Siegerin von 2019 gnadenlos um.
Im breiten Führungsvierkampf setzte sich zunächst HP Mama B (6) vor Weslynn Quest (5) durch, trat die Spitze jedoch eingangs der ersten Kurve an Atlanta (7) ab, was wiederum der von der „9“ beginnenden Herculisa keine Ruhe ließ. Ausgangs der ersten Biege war der nächste Wachwechsel perfekt, und weil die zweite Reihe mit Royalty Deal vor Favoritin Bella Bellini, Amazone Duharas und Hey Livvy nur langsam vorrückte, konnte es sich Yannick Gingras im Windschatten der Tempomacherin bequem machen.
Noch besser lief’s für ihn, als Royalty Deal in der Schlusskurve nach innen abtauchte und Bella Bellini, im Vorjahr der gewinnreichste Traber Nordamerikas und zur dreijährigen Traberstute des Jahres gekürt, sich den Weg auf dem zweiten Gleis fortan allein bahnen musste. Als Gingras seine Partnerin 300 Meter vorm Ziel auf freie Bahn bugsierte, fielen die Würfel rasch zu ihren Gunsten, obwohl sich Herculisa nach Kräften wehrte.
Atlanta war schon fast im Ziel, als die mit der „1“ arg gehandicapte und am Ende des Pulks innen eingesperrte When Dovescry endlich den Turbo zünden konnte. Der mit Abstand rasanteste „final quarter“ nützte der Muscle-Hill-Tochter jedoch nur zum sicheren Ehrenplatz. Eine weitere Länge zurück biss sich aus einem Kopf an Kopf die Linie passierenden Quartett Bella Bellini haarscharf zu „Bronze“ durch, während Herculisa für ihre Hasen-Dienste nicht belohnt wurde und als Sechste knapp leer ausging.
„Was für ein Phänomen!“ schwärmte Gingras, „Jahr um Jahr zieht sie ihre Dinger durch, als hätte sie nicht schon so viele harte Schlachten auf dem Buckel. Hut ab auch vor Ron Burke, der sie immer aufs Neue zu motivieren versteht. Vielleicht tritt sie in diesem Jahr etwas kürzer und Ron sucht die Aufgaben gezielter aus, und ich muss sie verdeckt steuern so wie heute - das schmeckt ihr ausgezeichnet. Solange sie auf diesem Level mithält, ist’s eine Ehre und Freude, in ihrem Sulky zu sitzen.“
Im November 2016 in Harrisburg für 60.000 Dollar versteigert, hat sie mit diesem Coup 3.448.163 CAD auf der Uhr; 136.625 stehen für dieses Jahr schon wieder auf der Lohnliste.
Armbro Flight Trot -Final - (int., dreij. & ältere Stuten)
1609m Autostart, 211.000 CAD
1. Atlanta 09,9 Yannick Gingras 28
7j.br. Stute von Chapter Seven a.d. Hemi Blue Chip von Cantab Hall
Be: Crawford Farms, Bradley Grant & Howard Taylor; Zü: Order by Stable (Stefan Balaszi), SE; Tr: Ronald Burke
2. When Dovescry 10,0 David Miller 85
3. Bella Bellini 10,1 Dexter Dunn 23
4. Weslynn Quest 10,1 Andrew McCarthy 723
5. Next Level Stuff 10,1 Tim Tetrick 90
6. Herculisa 10,1 Jason MacDonald 137
7. Royalty Deal 10,6 Louis-Philippe Roy 949
8. Hey Livvy 10,7 Trevor Henry 538
9. Amazone Duharas 12,5g Todd McCarthy 1210
10. HP Mama B 13,0g Sylvain Filion 153
Sieg: 28; Richter: sicher 1 - 1¼ - Kopf - Kopf - ¼ - 4 - ½ Länge; 10 liefen
Wert: 105.500 - 52.750 - 25.320 - 16.880 - 10.550 CAD