Mit Pauken und Trompeten startete Vincennes am Samstagnachmittag ins Herbstmeeting. Fünf Gruppe-II-Rennen um jeweils 120.000 Euro, die allesamt als erste Qualifikation für die bereits am 13. September anstehenden Critérium-Finals der Drei- bis Fünfjährigen dienten, gelangten zur Austragung.
Vor dem Zug deutete einiges auf ein Bazire-Festival hin. Der Maitrê steuerte allein drei Mal den Totofavoriten - und musste sich am Ende mit einem Volltreffer begnügen. Dazu kamen allerdings zwei Ehrenplätze und ein dritter Rang, womit sich die Ausbeute des 54-Jährigen natürlich sehen lassen konnte.
Den Auftakt machten die dreijährigen Stuten im Prix Reine du Corta. Jean-Michel Bazire hatte bereits eine Hand am Cup, als seine Mille Etoiles die von Beginn an führende Magic Night (Paul Philippe Ploquin) im Einlauf stellte und sogar kurz die Nase vorn hatte. Die extrem kurz gescheckte Helgafell-Tochter auf dem Quartier von Philippe Allaire konterte jedoch und drehte den Spieß gegen Mille Etoiles, die im Prix Albert Viel im Juni noch das bessere Ende für sich hatte, letztlich sicher um.
Mit 1:11,5/2175 Meter verbesserte Magic Night ihre eigene Marke deutlich, verfehlte den Rennrekord von Idylle A Vie aus dem Jahr 2021 aber um eine Zehntelsekunde.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-08-16/7500/1
Im Prix Abel Bassigny, dem Pendant für die Hengste, war man vor allem gespannt auf Mat Manathis, der im Prix Henri Cravoisier den hohen Favoriten Gino Strabliggi im Finish einfach links liegen gelassen hatte. Auch Jean-Michel Bazire, der in den Sulky des Prat-Schützlings zurückkehrte, setzte auf die Speedkarte, hatte im Einlauf jedoch erstaunlich wenig zu verkaufen. Selbst auf energisches Nachfassen (270 Euro + 4 Tage Fahrverbot) von JMB reagierte der Favorit kaum und blieb klar geschlagener Dritter.
Start-Ziel-Sieger war der Village-Mystic-Sohn Mystic Sonato, der sich an der Spitze von Franck Nivard gut regulieren ließ und gegen die starke Schlussattacke des bereits mit Gruppe-I-Lorbeer geschmückten Maitre Jacques in 1:11,4/2175 Meter stets ausreichend zulegte. Damit avancierte der Duvaldestin-Schützling zum zweitschnellsten Sieger nach Koctel du Dain (1:10,8).
Franck Nivard gewann den Halbklassiker bereits zum sechsten Mal.
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Im Prix Paul Leguerney für die vierjährigen Stuten schlug dann endlich die Stunde des vielfachen französischen Champions. Auf sein Herzenspferd Liza Josselyn konnte er sich wieder einmal verlassen, fuhr mit der Ready-Cash-Tochter bis Mitte der Gegenseite ohne Deckung in dritter Spur, übernahm dann das Kommando und holte bis zur Linie in 1:10,9/2175 Meter noch einen klaren Vorsprung heraus.
Für Liza Josselyn war es der zehnte Sieg ihrer Laufbahn, JMB gewann das Rennen zum vierten Mal.
Hart umkämpft waren die Plätze zwei und drei. Nachdem London, die zweite Kraft am Wettmarkt unterwegs aufprallte, sprang und über Rang sechs nicht hinauskam, und Außenseiterin Laureate Dry im Einlauf, immer noch in zweiter Position liegend, von den Beinen geriet, eroberten Lush Life und Luminosity im Speed die Finaltickets für den 13. September.
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Eine echte Überraschung, zumindest für einen Großteil der Experten, setzte es danach im Prix Phaéton für die vierjährigen Hengste. Von Anthony Barrier, der bereits im Vorjahr mit Kristal Josselyn triumphiert hatte, ungewohnt offensive vorgetragen, dominierte Live to Tell, erfolgreichster der wenigen Nachkommen des Ready-Cash-Sohnes Fifty Kalouma, in neuer Rennrekordzeit von 1:10,0/2175 Meter.
Sein Trainer Alexandre Buisson hatte diesen Erfolg im Vorfeld orchestriert: „Es ist ein Pferd, das wir immer geschont haben, aber heute hatten wir beschlossen, offensiver vorzugehen. Er hat sich der Herausforderung gestellt. Sicher ist, dass ich nicht viele Pferde wie ihn trainiert habe. Es ist immer eine Freude, an einem Critérium teilzunehmen. Wir werden es beim zweiten Vorbereitungsrennen etwas ruhiger angehen und vor allem genießen.”
Anthony Barrier ergänzt: „Dieses Pferd macht ständig Fortschritte. Wir haben es immer mit Blick auf die Zukunft trainiert und dabei auch einige Rückschläge hingenommen. Heute hat es sich qualifiziert und gute Arbeit geleistet. Es hat alles, was ein großartiges Pferd ausmacht: das Aussehen, das Temperament. Es wird noch an Kraft zulegen.“
Während die drei Gemeinten, Lancier du Goutier, Lombok Jiel und Lovino Bello, auf den Plätzen vier bis sechs hinter den Erwartungen blieben, ging der Ehrenplatz im Speed an Lord du Gers (hauchdünn vor Riesenaußenseiter Learn to Fly), über den Jean-Michel Bazire anschließend sagte: „Das Qualifikationsziel ist erreicht. Das ist sehr gut, zumal ich ihn heute Morgen, als er in den Lkw stieg, viel zu dick fand.“
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Keine Geschlechtertrennung gab es im Prix Louis Jariel für die Fünfjährigen. Der leicht favorisierte Koctel du Dain gab das hohe Tempo vor, für das aber auch der ihn früh bedrängende Kobayashi verantwortlich war. Als dessen Pulver an der letzte Ecke verschossen war, fuhr François Lagadeuc mit der dritten Mottier-Farbe nonchalant einfach eine Spur nach außen und öffnete die Tür für den im Rücken von Koctel du Dain eigentlich gut verstauten Keep Going, der nur dadurch rechtzeitig freikam, um den Piloten noch mit Hals-Vorsprung in die Knie zu zwingen.
Das rennentscheidende Manöver, das in Frankreich offenbar niemanden stört, blieb ungeahndet und lässt Beobachter aus anderen Ländern nur staunend zurück.
Mit 1:09,6/2175 Meter Bänderstart verbesserte Keep Going den sechs Jahre alten Rennrekord von Eugenito du Noyer um fast eine Sekunde.
Mit Abstand schnellstes Pferd im Einlauf war Krack Time Atout, der als Vorletzter aus der letzten Kurve kam und mit Windgeschwindigkeit, schneller als alle anderen (1:09‚4 auf den letzten 500 Metern gegenüber 1:11,5 von Keep Going und 1:12,3 von Koctel du Dain) auf Rang drei stürmte.
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