Einen Quantensprung machte am späten Samstagabend in Modena der Gramüller-Schützling Carpendale.
Nachdem die Startplatzauslosung dem Hengst der Besitzergemeinschaft Florian Marcussen/Stall GESVEA/Stall Holzapfel als einem der gewinnarmen die zweite Reihe "beschert" hatte, entschied man sich kurzerhand gegen das Adbell-Toddington-Rennen und für den fast acht Mal so hoch dotierten Gran Premio Unione Europea (154.000 Euro), obwohl Carpendale in dem Gruppe-I-Rennen auf einen Teil der europäischen Jahrgangsspitze traf.
Die "8" im Rücken der beiden favorisierten Gocciadoro-Schützlinge First of Mind und Falco Killer Gar schien geradezu optimal, doch verlief die Anfangsphase anders als gedacht.
Carmine Piscuoglio riss mit Fortunadrago Font von der "5" das Kommando an sich und zwang Alessandro Gocciadoro zu einer frühen Offensive, der nicht hinter dem 1492:10-Außenseiter liegen bleiben wollte, zumal weiter außen auch Matthieu Abrivard mit Frank Gio attackierte, nach irrwitzigen 500 Metern zwar in Front kam, just in diesem Moment aber Galopp fuhr.
Die vermeintlich wenig verheißungsvolle Lage als Dritter innen hinter fiel somit an Carpendale, mit dem Christoph Schwarz dort aber wichtige Reserven ansammeln konnte.
Das Geschehen beruhigte sich nur vorübergehend, denn für den Schlusskilometer bekam First of Mind nicht nur Gesellschaft sondern auch Druck von seinem Trainingsgefährten Falco Killer Gar.
Alessandro Gocciadoro entlockte seinem Face-Time-Bourbon-Sohn jedoch weitere Reserven und gab den Sieg in 1:11,6/2080 Meter nicht mehr aus der Hand. Seit der Gran Premio Unione Europea in Modena (erstmals 2017) ausgetragen wird, war nur Zacon Gio 2019 mit 1:11,2 schneller. Den bahnübergreifenden Rennrekord behält Lisa America, die 2009 auf dem alten Mailänder Kurs 1:11,1 schnell war.
Der italienische Champion, der sich mit der ebenfalls von Face Time Bourbon stammenden Funny Gio in 1:11,1/1600 Meter auch die 66.000-Euro-Stutenabteilung sicherte, stellte zum dritten Mal in Folge und zum fünften Mal insgesamt den Sieger des Klassikers, den er als Fahrer zuvor nur 2018 mit Vitruvio gewonnen hatte.
Für First of Mind war es nach dem Derby Italiano, dem Vierjährigen-Derby und dem Gran Premio Tino Triossi bereits der vierte Gruppe-I-Erfolg, mit dem er seine Gesamtbörse auf über 600.000 Euro hob.
Und Carpendale? Verkaufte sich bei der Premiere auf diesem Parkett prächtig, hatte im Finish das Glück des Tüchtigen, als der ihn begleitenden Santo Mollo mit Funky Roc nach außen wich und die ersehnte Lücke aufging, durch die der mit fester Ohrenwatte ausgestattete Maharajah-Sohn auf Rang drei in 1:11,9/2080 Meter stürmte.
Carpendale verdiente 16.800 Euro und hat inklusive seiner drei vorangegangenen Siege in Padua, Mailand und Triest mit 67.088 Euro Aladin als gewinnreichsten Vertreter des deutschen Derbyjahrgangs vorübergehend abgelöst.