(Hermann Gallhoff) Holger Ehlert hat nach 38 Jahren Italien verlassen und im Traditionsgestüt Lasbek viele Ambitionen: „Eigentlich war es immer ein Traum von mir, mal auf dem Gestüt Lasbek die Stelle des Cheftrainers zu übernehmen“, sagt Holger Ehlert, von dem wir Ende vergangener Woche in einem Telefongespräch wissen wollten, wie es zu seinem Wechsel vom Norden Italiens in den Norden Deutschlands, gekommen ist.
„Ende September erhielt ich eine Anfrage von der Familie Herz, ob ich mir vorstellen könnte, die Cheftrainerposition auf Lasbek zu übernehmen. Eine Offerte, die ich geradezu traumhaft fand, weil ich schon in meiner Ausbildung immer zu diesem Vorzeige-Gestüt hochgeschaut habe. Die Kontinuität der Erfolge, die Bodenständigkeit und die Zielstrebigkeit der Besitzerfamilie haben mir stets imponiert. Für keinen anderen trabersportlichen Betrieb in Europa hätte ich meine Wahlheimat verlassen“, kommentiert der 61-Jährige seine Entscheidung.
Dem Telefonat folgte ein erstes persönliches Kennenlernen in Hamburg. Vorstellungen wurden ausgetauscht und Verhandlungen geführt.
„Es war eine Entscheidung, die ich gemeinsam mit meiner Frau aus voller Überzeugung getroffen habe. Diese Chance mochte ich nicht an mir vorbeiziehen lassen. Dabei sind die Ansprüche, die ich auch an mich selbst stelle, sehr hoch“.
Günter Herz und Holger Ehlert wollen in spätestens drei Jahren auch in der rennsportlichen Championsleague mitspielen, darauf sind die Ambitionen ausgerichtet.
„Ich habe mich mit Herrn Herz klar darüber verständigt, dass wir auf Erfolge in den französischen Metropolen hinarbeiten möchten. Dazu brauchen wir auf züchterischer Ebene eine nicht unwesentliche blutmäßige Auffrischung. Die bestehenden Linien müssen wir modernisieren, darüber sind wir uns einig“, sagt Ehlert, der nun offiziell am 1. Dezember die Cheftrainerstelle angetreten hat.
38 Jahre war er zuvor in Italien beheimatet, hat dort fünfmal das Derby gewonnen und in dieser Zeit mehr als 7.000 Trainersiege verbucht. Elf Mal war er im Land, wo die Zitronen blühen, Trainerchampion. 420 Zuchtrennen hat er gewonnen, 77 davon mit Gruppe-I-Status.
Eine stolze Bilanz für den Mann aus Essen- Katernberg, der unweit der Gelsenkirchener Trabrennbahn aufwuchs und dort schnell seine Berufung fand. Nach seiner Ausbildung bei Eddy Freundt kreuzten sich bald die Wege mit Wim Paal, der, selbst noch auf der Suche nach dem richtigem Wirkungskreis, den aufstrebenden jungen Holger Ehlert mit der Betreuung von Dizam Speed betraute.
„Dieses Pferd hat mich auf das internationale Parkett gebracht. Wir haben in Schweden und Amerika gewonnen und sind anschließend auch nach Italien gegangen, wo sich für mich sehr zeitnah eine Möglichkeit bot, dort fest zu bleiben“, schildert Ehlert seine Karriere im Rückblick.
Es folgten viele Stationen quer durch den italienischen Norden. Bis zu 130 Pferde standen zeitweise in seiner Obhut, bevor er vor einigen Wochen seinen immer noch 80köpfigen Bestand komplett auflöste und den Weg nach Schleswig-Holstein antrat.
Hier betreut er einen Rennstall von 45 Pferden. Das Lasbeker Team hat er mit drei seiner besten Leute aus seiner ehemaligen Zentrale in Anzola dell’Emilia aufgestockt.
„Die Trainingsbedingungen sind ideal. Es ist ein kleines Grosbois, was man hier zur Verfügung hat. Ich gehe mit großen Hoffnungen in die neue Saison, dazu geben mir sehr viele äußerst talentierte Pferde die allerbeste Voraussetzungen“, berichtet Ehlert von seinen ersten Eindrücken.
Bis Februar will er sich in Absprache mit Günter Herz auf jeden Fall Zeit lassen, bevor die kaffeebraunen Farben des Gestüts erstmals unter seiner Regie im Renngeschehen auftauchen.
„Meine Frau Anne und ich haben hier unweit der Anlage ein traumhaftes zu Hause gefunden, was die Umsiedlung natürlich wesentlich erleichtert hat“.
Anne Ehlert ist im Rennsport ebenfalls äußerst versiert. Die gebürtige Finnin versteht eine Menge von der Zucht und unterhält seit Jahren selbst mit großem Erfolg einige Mutterstuten. Sie wird sich jetzt auch in die „Gestütspolitik“ einbringen. Ihre internationalen Erfahrungen auf dem Gebiet haben den Ehlerts in den letzten Jahrzehnten viel Reputation in Italien eingebracht.
„Natürlich war zwischen der Familie Herz und mir auch die zukünftige Fahrerfrage ein Thema. Ich habe in den vergangenen Jahren so herausragende Erfolge mit Roberto Vecchione gefeiert, er hat für mich unter anderem den International Trot in Yonkers mit Zacon Gio gewonnen, so dass ich mich auch weiterhin auf seine Fahrkünste verlassen möchte“, berichtet Holger Ehlert. „Er wird zu den wichtigen Ereignissen immer nach Deutschland kommen“.
„Nach fast 40 Jahren Italien ist es zugegebenermaßen schon eine kleine Umstellung wieder in der alten Heimat zu leben. Vieles ist in Deutschland anders als dort, aber ich freue mich riesig wieder hier zu sein. Es ist für mich eine Ehre, für dieses renommierte Gestüt arbeiten zu dürfen. Herr Herz hat mich in vielen ausführlichen Gesprächen sehr überzeugt. Ich möchte mit ihm hier noch einmal richtig durchstarten und sportlich einiges auf die Beine stellen“, beschließt der sehr aufgeräumt und selbstbewusst wirkende Holger Ehlert das Gespräch.








