(nn) Oslo-Bjerke, Sonntag, 14. Juni 2020. Nur zehn Prüfungen, die Rennpreise sämtlich um mindestens 50 Prozent abgespeckt, die 4-åringselite, die 2019, als die Welt noch fast in Ordnung war, Mister F Daag auf seine Kappe gebracht hatte, gar nicht erst ausgeschrieben, zuschauerfrei sowieso: Norwegens bedeutendster Renntag rund um den Oslo Grand Prix hatte an der Corona-Epidemie, die das Land der Fjorde auch für die Traber zwei Monate lahmgelegt hatte, gewaltig zu knabbern.
Dazu kamen bei den gesenkten Ausschüttungen die sonst so reisefreudigen Schweden alles andere denn in Scharen. Wie zum Hohn strahlte die Sonne, die sich bei früheren Auflagen oft nie hatte sehen lassen - stattdessen waren Fans wie Aktive häufig in Regenschauern ertrunken - bei sommerlichen 27 Grad ohne Unterlass vom Himmel.
Den ersten Ruf in der über die schwedische ATG abgewickelten V75-Wette, die zehn Prozent weniger als 2019 akquirierte, hatten im Stayerlöp die aus drei Bändern von 3140 bis 3180 Meter auf die Reise geschickten Ausdauer-Traber, von denen der mit Höchstzulage bedachte Etenclin bereits zeitig Nägel mit Köpfen machte und über Spur drei nach einer Runde an der Flanke von Tempomacher Strong Case aufkreuzte. Allzu lange hielt sich der Jag-de-Bellouet-Sohn aus dem Hause Hagoort nicht mit dem Leader auf. Entschlossen drückte Robin Bakker nach 1500 Metern das Gaspedal durch, übernahm die Führung und sah bis kurz vorm Ziel wie der sichere, mit 100.000 Kronen entlohnte Sieger aus.
Genau anders herum hatte Tom Erik Solberg der Italienerin Tessy d’Eté, die über Winter in Vincennes mit ganz anderem Kalber die Klingen gekreuzt hatte, das Match aufgebaut. Lange an vorletzter Stelle auszumachen, besserte sich die Lage für den Schützling Jerry Riordans ab 900 Meter vorm Ziel, als sie sich in dritter Reihe voranziehen ließ. Ab der finalen Kurve musste sie den Rest selbst erledigen - und tat das furios. Solberg hatte ihre wie Etenclins Kräfte goldrichtig eingeschätzt und knöpfte dem Franzosen bis zur Linie eine halbe Länge ab. Die Zeit für beide: 1:13,1/3180m.
Endlich Zarenne Fas
Das Finn Tack Europamatch für Vier- und Fünfjährige, das diesmal über die Meile ausgefahren wurde und in dem die Generation 2015 unter sich blieb, wurde zur überlegenen Beute von Zarenne Fas, mit dem Jerry Riordan den nächsten internationalen Kracher nach Twister Bi, Ringostarr Treb, Treasure Kronos und Lisa America aus dem Hut gezaubert hat. Der Varenne-Sohn, der 2018 mit dem Gran Premio Orsi Mangelli (noch für Trainer Michele di Maro vor Mister F Daag) und 2019 mit Hamburgs Großer Preis von Deutschland zwei Gruppe-I-Siege auf sein Konto gebracht hat, musste, nachdem ihm nach 400 Metern sein in Front gedüster Windbrecher Lewis Ale abhanden gekommen war, den Rest des Weges an der frischen Luft verbringen - und bekam das blendend hin.
Kaum erhöhte Tom Erik Solberg die bei 1:10,5 für den ersten Kilometer ohnehin anspruchsvolle Schlagzahl, musste Peter Untersteiner seinen Andover-Hall-Schützling vor der finalen Biege von der Ohrenwatte befreien, um Schritt halten zu können. Wenig später nützte selbst das nichts. Die Zaumklappen gezogen, machte Zarenne Fas ein mächtiges Fass auf. Bei einer letzten halben Bahnrunde von 1:09,2 hielt niemand Schritt mit dem Varenne-Sohn, der in neuer persönlicher und Bahn-Bestzeit von 1:09,8 - 1:09,9 hatte der in der Versenkung verschwundene Giveitgasandgo in der 4-åringselite 2018 markiert - 3½ Längen voraus um 150.000 NKR reicher wurde. Am ausgepowerten Lewis Ale rauften sich auch die im Mittelfeld abwartenden M.S. Triple J. und Norwegens 2019er Derby-Sieger Max Brady noch vorbei.
„Zügig ohne endloses Taktieren unterwegs und am Ende ein wenig schneller - das sind die Rennen, die er mag“, griente Riordan, „Tom hat seine Sache sehr gut gemacht, nicht gleich auf Gedeih und Verderb um die Spitze zu bolzen. Dafür musste Zarenne durch die Todesspur, was ihm überhaupt nichts ausgemacht hat. Als die Zaumkulissen gezogen waren, ging ein Ruck durch Zarenne, als sei er hinterm Startwagen. Der Rest war ein Kinderspiel. Dass wir in Norwegen ohne Peitsche fahren müssen, war kein Problem. Viele Varenne-Nachkommen neigen dazu, zu hitzig zu werden. Da ist‘s mal ganz gut, den Knüppel zu Hause zu lassen.“
Für Zarenne Fas, den der in Halmstad arbeitende gebürtige Amerikaner im Juli 2019 von Vincenzo Tufano übernommen hat, war’s der neunte Sieg.
Finn Tack Europamatch (int., Vier- und Fünfjährige)
1609m Autostart, 283.000 NKR
1. Zarenne Fas 09,8 Tom Erik Solberg 20
5j.br. Hengst von Varenne a.d. Miss Muscle Fas von Muscles Yankee
Be: Francesco Gragnaniello, IT; Zü: Scud. Sa.Fra Fas Srl, IT; Tr: Jerry Riordan
2. M.S. Triple J 3. Max Brady 4. Lewis Ale 5. Patent Leather 6. Samo Different Day 7. Abrakadabra Classichap |
10,2 Svein Ove Wassberg 10,4 Magnus Teien Gundersen 10,5 Peter Untersteiner 10,5 Frode Hamre 11,5 Björn Goop 12,7 Åsbjörn Tengsareid dis.r. Geir Mikkelsen |
214 186 23 153 147 671 949 |
Sieg: 20; Richter: überlegen 3½ - 1 - 1½ - k.Kopf - 7 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 10,2/500m - 10,5/1000m - 09,2/letzte 500m
Wert: 150.000 - 70.000 - 35.000 - 18.000 - 10.000 NKR
Die Armen in 1:11,0
Völlig umgekrempelt und finanziell extrem gekürzt wurde der Energima-Cup (ehemals Bjerke-Cup), der sonst in Vorläufen und Finale, über dem allein 555.000 NKR standen, entschieden wurde. Kein „frei für Alle“ mehr, sondern für Trotter bis 150.000 NKR Gewinnsumme offen, ging es in einem Lauf um insgesamt 105.000 NKR. Zumindest auf den ersten 1000 Metern machte sich die niedrigere Leistungsklasse nicht in den Zwischenzeiten bemerkbar, die mit 1:07,9 und 1:10,2 durchaus eines Internationals würdig waren.
Verantwortlich war in erster Linie Indiana Fortuna, die die Pole Position erst gegen Ribot, dann gegen den über Spur drei des ersten Bogens an ihre Flanke ziehenden Tayno Destrier bis zum Scheitel der letzten Kurve verteidigte, was die Lunge hergab. Dort sattelte Per Ivar Bendiksen bei dem Un-Mec-d’Héripré-Sohn eine gehörige Schippe drauf. Auf vier, fünf Längen zog der Fünfjährige weg und hielt sich Shapes sicher mit einer Länge vom Leib, dem Björn Goop aus dem vierten Paar außen Flügel verpasste. Hatte sich Gigant Invalley, der heuer im Oslo Grand Prix antrat, mit einem zusätzlichen Vorlauf in den Beinen 2019 in 1:11,3 in die Siegerliste eingeschrieben, so nagelte Tayno Destrier für den siebenten Treffer aus 14 Anläufen die Meile in blanken 1:11 herunter.
Energima-Cup (int., bis 150.000 NKR)
1609m Autostart, 105.000 NKR
1. Tayno Destrier 11,0 Per Ivar Bendiksen 140
5j.dklbr. Wallach von Un Mec d‘Héripré a.d. Eva Lena Palema von Deliberate Speed
Be: Team T.D.; Zü: Alf-Jonny Lunde; Tr: Ulf Atle Aasletten
2. Shapes 3. Staro on the Rocks 4. The Baron 5. Indiana Fortuna 6. Welcome Malcolm 7. Gaius B.R. 8. Ribot 9. Master Joshua Unblemished Record Västerbo Dazzel Indigo River |
11,1 Björn Goop 11,5 Frode Hamre 11,8 Olav Mikkelborg 11,8 Kristian Malmin 12,0 Marius Höitomt 12,2 Dag-Sveinung Dalen 12,2 Ole Johan Östre 13,2 Lars Anvar Kolle dis.r. Hans Christian Holm dis.r. Magnus Teien Gundersen dis.r. Åsbjörn Tengsareid |
36 148 61 25 743 1609 215 1075 98 861 367 |
Sieg: 140; Richter: sicher 1 - 3½ - 2 - k.Kopf - 1½ Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 07,9/500m - 10,2/1000m - 12,8/letzte 500m
Wert: 50.000 - 25.000 - 12.000 - 8.000 - 5.000 - 5.000 NKR
Wie im Vorjahr schnappte sich Norwegens aktueller Kaltblut-König Odd Herakles, ein Sohn Moe Odins, den an Alm Svarten erinnernden Kaldblodslöp samt der dazugehörigen 150.000 NKR 2½ Längen voraus und blieb damit zum achten Mal in Folge unbezwingbar. Für den Zehnjährigen war’s im 114. Versuch der 44. Sieg, mit dem der von Tom Erik Solberg gesteuerte Zehnjährige 7.341.047 NKR auf der Habenseite hat. Mit 1:18,4 war er heiß wie kein norwegischer Kaltblüter je zuvor und drückte den Landesrekord Tekno Odins um eine Zehntelsekunde.
V75-1 (Stayer): V75-2 (Sprint): V75-3 (4- & 5j.): V75-4 (-): V75-5 (Kaldblod): V75-6 (Silver): V75-7 (Oslo GP): |
Tessy d‘Eté / Tom Erik Solberg Tayno Destrier / Per Ivar Bendiksen Zarenne Fas / Tom Erik Solberg Sam the Man / Svein-Ove Wassberg Odd Herakles / Tom Erik Solberg Gogo Hall / Adrian Solberg Akselsen Blé du Gers / Per Oleg Midtfjeld |
29 140 20 63 14 62 100 |
Umsatz V75: 26.588.165 SEK
1. Rang: 328,4 Systeme à 21.050 SEK
2. Rang: 222 SEK
3. Rang: 25 SEK
Umsatz Top-7 (Kallblod): 608.005 SEK