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Ready Cash - ein Stern ist erloschen
10. August 2023

Paris, Mittwoch, 9. August 2023. Traber-Frankreich weint. Kurz nachdem das Haras de Bouttemont 20 Kilometer westlich von Caen, wo er als Deckhengst aufgestellt war, am Mittwochmorgen per Twitter mitgeteilt hatte, dass Ready Cash an den Folgen von Kolikanfällen, die aller tierärztlichen Kunst trotzten, verstorben war, explodierten die diversen Social-Media-Kanäle förmlich vor Beileidsbekundungen.

Für fast alle, die direkt mit ihm zu tun hatten, war er das Pferd ihres Lebens. Angefangen von Züchter Pierre Tébirent über Besitzer und Trainer Philippe Allaire, seinen zweiten Ausbilder Thierry Duvaldestin, Pfleger Tristan de Genouillac und seine Fahrer Bernard Piton und Franck Nivard, war er eine Ausnahmeerscheinung.

Ready Cash mit Pfleger Equidia

Ready Cash mit Pfleger Tristan de Genouillac (Foto: equidia.fr)

Stellvertretend seien zwei Stimmen genannt. Philippe Allaire: „Als wir zweijährig mit dem Training begannen, merkte ich sofort, dass ich einen ungewöhnlichen Hengst zur Hand hatte. In meinem Trainerleben und jenem gemeinsamen mit meinem Vater Pierre-Désiré hatte ich ja schon reichlich Kontakt zu erstklassigen Trabern, aber Ready Cash war von Anfang an außergewöhnlich und entpuppte sich rasch als der beste meiner sechs ‚Rs‘. Mit ihm ist ein Stern erloschen.“

Und die Schwestern Céline und Emmanuelle Kowal, die ihn betreuten, wenn er auf ihrem Haras de Rollon Aktiv-Urlaub von der Rennlaufbahn verbrachte, berichteten: „Er war außergewöhnlich. Ihn umgab eine Aura von Kraft, Stärke, Wille. Er war ein Anführer, ein Boss, eine Legende. Wenn er - auch später, wenn er sich vom Deckgeschäft erholen sollte - zu uns kam, war es wunderbar. Er war anders, begriff Vieles, was wir von ihm wollten, sofort, wie die Arbeit im Wasser, und er wurde immer schöner - ein liebenswerter, umgänglicher, selbstbewusster Modellathlet.“

Seine Rennlaufbahn - ein Märchen: Zweijährig gewann er vier von fünf Rennen, sah einmal die rote Karte, immer mit Bernard Piton. In jene Ära fiel am 19. Dezember 2007 der erste halbklassische Sieg im Prix Emmanuel Margouty, dem er zwei weitere folgen ließ und sich dann den ersten seiner neun Klassiker einklinkte - das Critérium des Jeunes.

In jener Saison 2008 verlor er nur einmal: Im Prix de l’Etoile wurde er Sechster. Zum Ausklang des Winters 2009/2010 gab’s im Prix de Sélection gegen Rolling d’Héripré die nächste Niederlage, bevor er sich erstmals mit den Älteren maß und im Prix de l’Atlantique als Sechster eine deftige Schlappe gegen Nouba du Saptel, Olga du Biwetz und Co einfing.

Nach der folgenden Pause, die er zu ersten Decktätigkeiten nutzte, erfolgte der „Handwechsel“ zu Franck Nivard, von dem sich der in diesen Dingen stets unorthodox denkende und nur dem Erfolg verpflichtete Allaire - wie in diesem Frühjahr bei Hohneck von François Lagadeuc auf Gabriele Gelormini - neue Impulse erhoffte. Fünf Siege in Folge schienen diese Maßnahme zu bestätigen, doch eine Disqualifikation im Critérium Continental bedingte den nächsten Wechsel zu Jos Verbeeck.

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Philippe Allaire: "Er war einfach besonders" (Foto: paris-turf.com)

Als auch der belgische Hexer ihn bei der ersten Prix-d’Amérique-Teilnahme nicht fehlerlos um die Bahn bekam und weitere unterirdische Auftritte folgten, entschloss sich Allaire zu einer Maßnahme, zu der sich ganz sicher nicht jeder gestandene Erfolgstrainer durchgerungen hätte: Er gab sein Juwel in andere Hände. „Ich komme mit ihm nicht weiter und weiß nicht, woran es liegt. Soll es ein anderer versuchen.“ Der Andere - das war Thierry Duvaldestin, der ihn am 4. September 2010 unmittelbar nach dem Debakel im Critérium des 5 Ans mit 1.184.600 Euro übernahm.

„Herz und Lunge sind okay wie eh und je, aber alles muss geändert werden. Er scheint völlig durcheinander. Hör nicht auf das, was andere sagen oder meinen. Du hast völlig freie Hand, was Training und Rennmanagement anbelangt. Solltest Du nach einem Monat überzeugt sein, es wird nichts, dann ist Schluss mit der Rennlaufbahn.“ Nivard wurde als Fahrer zurückverpflichtet - und sollte den charismatischen Hengst bis zum Ende der Rennlaufbahn bis auf ganz wenige Ausnahmen steuern. Der Erfolg war frappant. Der Dunkelbraune lief und lief, anfangs hier und dort noch mit einem kleinen Wackler, hoch zu jenen Höhen, die er anfangs versprochen hatte.

Ready Cash Ame gegen Mahara

Der Amérique-Coup 2011 - Foto: equidia.fr

Als er am 28. Dezember 2014 seine Rennlaufbahn mit einer Disqualifikation beendete, nach der von einem neuerlichen Versuch im Prix d’Amérique 2015 keine Rede mehr war, standen 40 Siege aus 70 Rennen und 4.282.300 Euro an Gewinnen in seinem Fahrtenbuch. Höhepunkt war wohl jener erste Prix-d’Amérique-Triumph 2011 in einem epischen Match gegen den ebenfalls 2005 zur Welt gekommenen Maharajah, bei dem Franck Nivard einen klitzekleinen Schwächemoment des Schweden im letzten Bogen eiskalt ausnutzte und den letztlich entscheidenden Vorteil herausholte.

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Damit war dle letzte Strophe um den bis dahin populärsten Traber Frankreichs dieses Jahrtausends jedoch noch lange nicht gesungen, denn auch in der Zucht leistete er Enormes. Schon der erste Jahrgang war nicht schlecht, der zweite stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten.

Bold Eagle wurde mit 47 Siegen aus 76 Engagements und 5.124.087 Euro zum gewinnreichsten Traber aller Zeiten (wobei diese Auszeichnung wegen enorm gestiegener Rennpreise deutlich hinkt) und ebenfalls zweifacher Amérique-Triumphator - das hatte es in dieser kurzen Zeit nach Abdankung eines Rennpferdes im schwersten Trabrennen der Welt zuvor noch nie gegeben -, Bird Parker steht mit 2.125.905 Euro, Bugsy Malone mit 1.142.380, Brillantissime mit 958.375 Euro zu Buche.

Seine Kinder Face Time Bourbon, Readly Express (Schweden), Flamme du Goutier, Traders (Italien), Django Riff, Arlington Dream, Feeling Cash und Italiano Vero haben ebenfalls die Eine-Million-Euro-Hürde übersprungen, so dass er mit Fug und Recht als der europäische Stallion des letzten Jahrzehnts gilt. Viele seiner Töchter und Söhne haben gleichfalls für Furore in der Zucht gesorgt und tragen seine Blutlinie weiter.

An der Spitze seiner 46 ins deutsche Register eingetragenen Nachkommen steht der zur Zeit in Schweden aktive Toto Barosso mit 177.160 Euro vor Bayard (126.361 Euro), Noble Dolly (115.410 Euro) und Lesperanza (107.998 Euro).

Ready Cash

dklbr. Hengst, geboren 20. Mai 2005

Indy de Vive (von Viking’s Way) a.d. Kidea von Extrême Dream

Züchter: Pierre Tébirent

Besitzer (Rennlaufbahn): Philippe Allaire

Trainer: Philippe Allaire, Thierry Duvaldestin (ab 5. September 2010)

Fahrer (chronologisch): Bernard Piton (20 Mal), Joseph Verbeeck (7), Franck Nivard (35), Thierry Duvaldestin (7), Pierre Vercruysse (1)

70 Starts, 40 Siege, 4.282.300 Euro

Rekord : 1 :10,3 – Cagnes-sur-Mer 25. August 2012 als Zweiter zu Commander Crowe

"Ein Champion bleibt ein Champion" - so betitelt Equidia die bewegende Hommage:

https://www.youtube.com/watch?v=S53ibUC0IrE

Ready Cash Amerique