Romme, Samstag, 27. Februar 2021. Es war gerade eine Woche her, dass Disco Volante, einer von Schwedens Winter-Matadoren, in Mantorps Oasis Bi:s Lopp aus seiner geliebten Frontlage als Dritter geradezu furchterregend zurechtgestutzt worden war. Der Erklärung seines ständigen Steuermannes Ulf Ohlsson mochten Viele kaum glauben, dies habe allein an der nach dem Tauwetter extrem schlammigen Piste gelegen.
Der kleine Braune mit der im Rennen durch eine Kapuze verdeckten Strichblesse untermauerte auf dem trocken-griffigen Geläuf im mittelschwedischen Borlänge die Meinung des schwedischen Champions mit einem in dieser Souveränität und Deutlichkeit dann doch verblüffenden Treffer - dem 30. seiner Karriere und bereits dritten der laufenden Saison.
Entgegen kam dem Scarlet-Knight-Sprössling neben der diametral anderen Bodenbeschaffenheit die im American Trot, geforderte Sprintdistanz von 1640 Metern, Malus war Startplatz „7“, mit dem er sich gegen die rasanten Beginner Giveitgasandgo (2), Hazard Boko (5) und Västerbo Grosbois (6) den unmittelbaren Griff nach dem Taktstock abschminken konnte.
Den krallte sich nach Giveitgasandgos kurzer Gegenwehr Hazard Boko, womit Västerbo Grosbois auf dem Todessitz hängenblieb und den Disco-Tänzer, Super Zantos, Mantorps Überraschungssieger Evaluate, Zenit Brick und den mal wieder mit Örjan Kihlström liierten On Track Piraten hinter sich her zog.
Trotz erstklassiger Lage hielt es Ohlsson nicht lange in Deckung. Ausgangs der ersten Biege polte er Disco Volante auf Attacke, der flinken Schritts die Beine schwang – und hatte richtig gepokert: Dem kernigen Vorstoß des Wallachs setzte Hazard Boko keinen Widerstand entgegen, so dass die Wachablösung perfekt war, noch eher die Schlussrunde eingeläutet wurde.
Das sollte es dann auch schon gewesen sein für das Pferd der Courant AB von Anders Ström, der nach einem Andante-Zwischenpart auf den finalen 500 Metern ein munteres Allegro im 1:09-Takt improvisierte und diese Schlagzahl im Gegensatz zu Mantorp bis zum Zielpfosten durchhielt, ohne dass sich Ohlsson ernsthaft rühren musste. Natürlich kam es ihm sehr zupass, dass Västerbo Grosbois wacker mit- und Hazard Boko dadurch innen hielt, der Disco Volante wohl als Einziger hätte ernsthaft prüfen können.
Eine gute Note verdienten sich außerdem Evaluate, der sein aktuelles Ergebnis aus Mantorp offenischtlich keineswegs als Eintagsfliege zu betrachten gedenkt. 700 Meter vorm Ziel eröffnete Discos Trainingskumpel Spur drei mit Zenit Brick und On Track Piraten am Hacken, wackelte im Gegensatz zum restlos enttäuschenden, weil eingangs der Zielgeraden bereits auf dem Rückzug springenden Zenit Brick kein bisschen und hielt den Außen-Run bestens zu Platz drei durch.
Dem mittlerweile bei Wim Paal gelandeten Giveitgasandgo dürfte es auf dem enorm dornigen Weg zurück zu jener Klasse, die ihm vor drei Jahren einen Ehrenplatz im Olympiatravet sowie spektakuläre Siege in Solvallas und Oslos Vierjährigen-Elite beschert hatte, nicht geschadet haben, dass ihn der deutsche Weltenbummler mangels Freiraums bis zum Schluss am Gebiss hatte.
Im engen Fight um die Plätze drei bis sechs waren es nur jeweils ein paar Dezimeter, die über die Vergabe der entsprechenden Prämien entschieden. Die Rolle des Pechvogels blieb On Track Piraten, der (zu) spät, dafür umso sehenswerter vom Pulkende weit außen auf Hochtouren kam und wenige Meter weiter wohl als Vierter hochgezogen worden wäre. Ganz abschreiben sollte man den älteren Herrn, der seinen 176. Auftritt absolvierte, noch nicht.
„Disco Volante fühlte sich großartig. Ich bin heilfroh, dass er so zurückgekommen ist nach dem Desaster in Mantorp“, kommentierte Ohlsson erleichtert und war der Meinung, auch zu siegen, „wenn mich Richard (Skoglund) nicht vorbei lässt.“ Der begründete seinen Entschluss, rasch klein beizugeben: „Als Ulf so wuchtig angegriffen hat, gab’s zwei Optionen. Natürlich wäre es logisch gewesen gegenzuhalten, wenn der schärfste Konkurrent angebrettert kommt. Aber Ulf schien so entschlossen - es hätte ein Gemetzel und vielleicht einen lachenden Dritten gegeben.“
Das vom telefonisch zugeschalteten Stefan Melander und Besitzer Anders Ström in den Raum gestellte Frankreich-Abenteuer zum Critérium de Vitesse de la Côte d’Azur am 14. März in Cagnes-sur-Mer wird’s wohl nicht geben, denn von der legendären Sprint-Prüfung sind Wallache per Proposition ausgeschlossen. Da muss folglich der Besitzer die Pflegerin Jenny Gustafsson nicht überzeugen, wie „Tarzan“ in den Raum stellte.
Die war ziemlich aus dem Häuschen: „Für mich war das eine schwierige Woche mit dem großen Fragezeichen, ob das Debakel in Mantorp wirklich nur am matschigen Geläuf gelegen hat. Dieses Pferd ist mein ein und alles!“
American Trot - Gulddivisionen - (int.)
1640m Autostart, 329.000 SEK
1. Disco Volante 11,0 Ulf Ohlsson 17
8j.br. Wallach von Scarlet Knight a.d. Glorify von Super Arnie
Be: Stall Courant AB; Zü: Jan Johansson; Tr: Stefan Melander
2. Hazard Boko 11,2 Rikard Skoglund 41
3. Evaluate 11,4 Magnus Djuse 222
4. Västerbo Grosbois 11,4 Rauno Pöllänen 108
5. Giveitgasandgo 11,5 Wilhelm Paal 250
6. On Track Piraten 11,5 Örjan Kihlström 280
7. Narold Vox 11,5 Mats Djuse 891
8. Super Zantos 11,6 Ante Lisell 504
9. Apollon de Kacy 11,6 Jörgen Westholm 1036
10. J.H.Mannerheim 11,7 Daniel Wäjersten 383
11. M.T.Joinville 12,9 Jorma Kontio 1150
12. Zenit Brick dis.r. Erik Adielsson 113
Sieg: 17; Richter: leicht 1½ - 1 - Kopf - Hals - Hals - Kopf - 1 Länge; 12 liefen
Zw-Zeiten: 11,0/500m - 12,0/1000m - 09,0/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Seine Heimatbahn beflügelte Jörgen Westholm, der zum Auftakt in der Klass I vorneweg mit Ara zum sicheren Sieg flog und in der Silverdivisionen von der zwei Kilometer langen, irrwitzigen Dauerfehde zwischen Donners Am/Per Linderoth innen und 15:10-Favorit Algot Zonett/Daniel Wäjersten profitierte. Im dritten Paar wartete der 48-jährige seelenruhig, bis sich die Streithanseln, die den ersten Kilometer in 1:11,0 herunternagelten, um Kopf und Kragen getobt hatten.
600 Meter vorm Ziel gab er Remarkable Feet den Kopf frei, der sich „bemerkenswert“ schwungvoll auf die Beine machte, im Schlussbogen an allen vorbei war und den einmal herausgeholten Vorsprung gegen Global Undecided (53:10) und Rally Hans (329:10) in erstklassigen 1:12,1/2640m locker nach Hause brachte. Donners Am (1:12,7) musste mit der vierten, Algot Zonett (1:12,8) mit der fünften Prämie vorliebnehmen.
Den Deckel auf eine Königswette, die 63,5 Systeme à 415.967 SEK übrig ließ, setzte Ulf Ohlsson mit Oxidizer, der einst in Berlin bei Andreas Gläser das Trabereinmaleins eingetrichtert bekommen hat. Zum Bronsdivisionen-Debüt scheuchte Ohlsson den auf dem Helenenhof geborenen Dream-Vacation-Sohn nach 700 Meter auf den Platz an der Sonne und war auf den folgenden 1.440 Metern nie ernsthaft zu erschüttern.
Nach blanken 1:13 - Rekordverbesserung um 0,2 Sekunden - strich der sechsjährige Wallach beim dritten Sieg in Folge und 14. „lifetime“ 110.000 Kronen ein, die sein Konto auf 670.224 Kronen hievten; der Toto belohnte dies mit 2,8-fachem Einsatz. „Das dürfte noch lange nicht Oxidizers letztes Wort gewesen sein, denn ausfahren musste ihn Ulf keineswegs“, jubelte Trainer David Persson, der bei Axevalla gerade mal 14 Traber unter seinen Fittichen hat.
Die „8“ indes war Gift für Hans Ulrich Bornmanns Volare Gar, der mit Carl Johan Jepson nie von hinten wegkam und als Zehnter (1:13,8) ohne Hafergeld nach Hause fahren musste.
V75-1 (Klass I): Ara / Jörgen Westholm 63
V75-2 (Kallblod): Emil Rollyn / Mikael Andersson 165
V75-3 (Guld): Disco Volante / Ulf Ohlsson 17
V75-4 (Klass II): Pacific Kingdom / Carl Johan Jepson 265
V75-5 (Silver): Remarkable Feet / Jörgen Westholm 123
V75-6 (Diam-Sto): Pappajonnys Ilse / Örjan Kihlström 87
V75-7 (Brons): Oxidizer / Ulf Ohlsson 28
Umsatz V75: 101.553.665 SEK
1. Rang: 63,48 Systeme à 415.967 SEK
2. Rang: 2.995 SEK
3. Rang: 205 SEK
Umsatz Top-7 (Silver): 2.136.054 SEK