Turin, Allerheiligen, Dienstag, 1. November 2022. Offizieller Europameister der Dreijährigen ist am 14. Oktober in Vincennes Deus Zack geworden. Weit renommierter als jenes zum 37. und letzten Mal ausgefahrene Championat der UET ist allerdings seit Jahr und Tag der 1944 ins Leben gerufene Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli, der sich an Dreijährige aller Herren Länder richtet und in früheren glorreichen Zeiten hin und wieder sogar Amerikaner nach Europa gelockt hat.
Wie stets an Allerheiligen, einem der wichtigsten katholischen Feiertage, ausgetragen - seit 2018 nicht mehr in Mailand, sondern auf dem ebenfalls 1.000 Meter messenden Oval von Turin-Vinovo -, lockte er mit den Franzosen Josh Power und Joyner Sport sowie Deutschlands Gio Cash nur drei Fremdlinge über die Alpen, die gute Kasse machten.
Am Super-Wurf, den ersten deutschen Sieg in diesem Klassiker seit den Tagen des mit Peter Strooper liierten Abano As anno 2000 einzufahren, scheiterte der von Pierre Sagitz gezüchtete Erstling der aus 34 Versuchen sieglos in die Zucht gewechselten Give me Love nur um eine halbe Länge an Einem, der die Bühne von Turin zu seinem größten und in diesem Stil zumindest vorab unerwarteten Doppel-Akt nutzte.
Diamond Francis, bislang maximal ein Halbedelstein, machte seinem „Vornamen“ alle Ehre und mit den Siegen in Vor- und Endlauf aus popeligen 19.630 mal eben 236.005 Euro. Doch auch Gio Cashs 60.460-Euro-„Input“ kann sich sehen lassen und hievte das Konto des unter anderem zweifachen Breeders-Course-Triumphators (2021, 2022) auf 284.570 Euro.
Endlauf
Josh Power und Dolce Viky vermasselten den Start total und wurden noch vor der ersten Biege mit der roten Karte ausgemustert. Dubhe Prav (4) dagegen düste wie im Qualifier los wie von der Tarantel gestochen. Keine Chance für Gabriele Gelormini, mit dem ebenfalls zügig Fuß fassenden Gio Cash (1) die Pole Position zu behaupten. Auf dem Todessitz wollte er jedoch auch nicht landen, und so blieb er innen vor Denver Gio und Doge As in der selbst gewählte Falle, die erst Joyner Sport, dann der ihn nach 500 Metern ablösende Diamond Francis verriegelte.
Fortan hieß es beten für Gelormini, rechtzeitig irgendwie in die Freiheit zu kommen. Der Chronist weiß nicht, wie gläubig „Gabbi“ ist, doch scheinen seine Stoßseufzer erhört worden zu sein. Als Dubhe Prav in der „ultima curva“ wiederum zu flüchten suchte, wackelte Diamond Francis bedenklich und legte drei, vier Schritte ein, die in keiner Traber-Lektion stehen. Vincenzo-Piscuoglio dell’Annunziata hatte alle Mühe, ihn halbwegs im Trab zu halten. Das kostete zwei, drei Längen, so dass der Ausstieg für Gio Cash nicht nur weit offen war, sondern er auch diesen Rivalen schien abhaken zu können.
Doch denkste, Gio! Der „Berliner“ aus Holland bekam zwar Dubhe Prav, der seinen Tempolauf erneut nicht ganz durchstand, in den Griff - an ihm raufte sich streng innen auch Doge As noch vorbei zu Bronze. Doch der eigentlich bereits „vergessene“ Diamond Francis nahm mit dem Einbiegen auf die Zielgerade das Gebiss noch einmal an und die Füße gewaltig in die Hand. Ohne einen Handschlag seines Chauffeurs, der mit angehaltenem Atem jeden weiteren Wackler zu vermeiden wusste, zog sich der Exploit-Caf-Sohn sicher vorbei zum ersten Gruppe-Treffer seiner Laufbahn, der gleich einer der höchsten Kategorie war.
Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli - Finale - (Gruppe I int., Dreijährige)
1600m Autostart, 256.300 Euro
1. Diamond Francis* 12,1 Vincenzo-P. dell’Annunziata 58
3j.br. Hengst von Exploit Caf a.d. Fashion dei Sogni von Lemon Dra
Be: Gatano la Licata; Zü: Alberto Bragaglia; Tr: Walter Zanetti
2. Gio Cash* 12,2 Gabriele Gelormini 18
3. Doge As 12,3 Antonio di Nardo 90**
4. Dubhe Prav 12,5 Santo Mollo 130
5. Joyner Sport 12,5 Andrea Guzzinati 132
6. Denver Gio 12,6 Antonio Simioli 321
7. Dundee As 12,6 Alessando Gocciadoro 90**
8. Dragowski 12,8 Enrico Bellei 300
9. Denzel Washington 13,2 Vincenzo Luongo 88
10. Diamond Truppo 13,8 Marco Stefani 509
Josh Power dis.r. Björn Goop 104
Dolce Viky dis.r. Manuel Pistone 102
*Vorlaufsieger; **Stallwette
Sieg: 58; Richter: sicher ½ - ¾ - 1½ - k.Kopf - ½ - k.Kopf - 1½ Längen; 12 liefen
Wert: 107.175 - 51.260 - 27.935 - 13.965 - 9.325 und 46.640 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6314741451112
Batteria A
Für eine ziemliche Überraschung sorgte ein „Hopp-oder Top-Pferd“ in der recht undurchsichtigen 1. Elimination, die für Desidero d’Esi Ende der Startgeraden im Galopp beendet war. Ein Mit-Favorit war somit früh heraus, mit Dolce Viky, der sich nach 500 Metern endlich gegen Drake Wind fürs Kommando durchgebissen hatte, und Denzel Treb beharkten sich zwei andere kräftig. Hinter Cesare Ferrantis Nuncio-Sohn warteten Josh Power, Diamond Francis, Dundee As und mit zwei devoten Längen Abstand auch Dante Clemar auf ihre Möglichkeiten.
Zunächst konnten sie 500 Meter vorm Ziel um eine Position aufrücken, weil dort Denzel Treb den höchst beschwerlichen Dienst in der falschen Gangart quittierte. Freie Fahrt voraus hieß es folglich für Björn Goop, der sich mit dem von Benjamin Goetz vorbereiteten Josh Power den Tempomacher zur Brust nahm und ihn Mitte der Zielgeraden kaltstellte. Noch besser als der „Franzmann“ konnte es aus dessen Sog jedoch Diamond Francis - ein unbeschriebenes Blatt, was größere Aufgaben betraf, und auch im Tagesgeschäft bei 16 Versuchen immerhin achtmal mit „rot“ nach Hause geschickt.
Der Exploit-Caf-Sohn hatte andererseits auch fünf Siege auf dem Kerbholz, verkniff sich jeden falschen Schritt und gewann mit einem jubelnden Viscenzo-Piscuoglio dell’Annunziata, der aus der nach dem International Trot an ihm auch offiziell geübten Kritik - ein Novum in der UET-Geschichte - (vielleicht) gelernt hat und sich im Finish dezent zurückhielt. Es reichte auch ohne Hauen und Rucken zum sechsten Volltreffer für das Pulverfass 1½ Längen vor Josh Power, der eine halbe Länge vor dem sich innen durchtankenden Denver Gio anschlug.
Weil der dabei die abgesteckte Bahn verlassen hatte, wurde er komplett aus der Wertung genommen, was den Rest „eins rauf“ rutschen ließ und Denzel Washington doch noch die Endlauf-Fahrkarte bescherte.
Batteria B
Auch durch Startplatz „10“ war Pierre Sagitz‘ Traumpferd Gio Cash auf dem Weg zu seinem zehnten Treffer aus 14 Schüssen nicht aufzuhalten. Es wurde jedoch ein extrem hartes Stück Arbeit für den Rappen, obwohl Gabriele Gelormini ihn exzellent ab- und sofort im zweiten Paar außen hinter Alex Gocciadoros Diamond Truppo unterbrachte. Als jener nach 600 Metern von Dragowskis Gnaden hinter dem von der „5“ wie eine Rakete losgeschossenen Dubhe Prav einparken durfte, stand „Il Tedesco“ schutzlos da und hatte mit Joyner Sport und Danger Bi hochkarätige Konkurrenz im Nacken.
Letzterer, immerhin Zweiter in den Gran Premio Marangoni und Tito Giovanardi jeweils hinter dem späteren Derby-Sieger Dimitri Ferm, konnte seiner hohen Wertschätzung nie gerecht werden und sprang, ohne den kleinsten Akzent gesetzt zu haben, im dritten Bogen. Einen vorab harten Widerpart war Gio Cash so schon mal los. Der zweite allerdings ließ keine Spur von Müdigkeit erkennen: Im Schlussbogen setzte sich Santo Mollo mit dem Robert-Bi-Sohn auf zwei Längen ab und schien den Sieg in der Tasche zu haben.
„Nicht mit mir“, dachte sich Gio Cash. Unter vier wuchtigen Aufforderungen seines Chauffeurs kämpfte der Victor-Gio-Sohn wie ein Löwe und zwang den Tempomacher in einem mitreißenden Finish tatsächlich um einen „Hauch“ in die Knie, wie erst das Zielfoto zweifelsfrei auswies. Die „zweite Klasse“ führte Philippe Allaires Joyner Sport fünf Länge dahinter am Pfosten vorbei.
Vorläufe: 1600m Autostart, 22.000 Euro
Wert: 9.200 - 4.400 - 2.400 - 1.200 - 800 sowie 4.000 Euro Züchterprämie
Die besten Sechs qualifizieren sich fürs Finale.
Batteria A (Premio Giuseppe Guzzinati)
1. Diamond Francis 11,3 Vincenzo-P. dell’Annunziata 75
3j.br. Hengst von Exploit Caf a.d. Fashion dei Sogni von Lemon Dra
Be: Gatano la Licata; Zü: Alberto Bragaglia; Tr: Walter Zanetti
2. Josh Power 11,4 Björn Goop 200
3. Dolce Viky 11,7 Manuel Pistone 25
4. Dundee As 11,7 Alessando Gocciadoro 90
5. Denzel Washington 11,8 Vincenzo Luongo 57
6. Dante Clemar 12,0 Antonio di Nardo 419
Desiderio d’Esi dis.r. Andrea Farolfi 47
Drake Wind dis.r. Giampaolo Minnucci 136
Denzel Treb dis.r. Cesare Ferranti 48
Denver Gio 3.RL* Antonio Simioli 253
*als Dritter disqualifiziert wegen Verlassens der abgesteckten Bahn im Einlauf
Sieg: 75; Richter: leicht 1½ - (½) - 1½ - k.Kopf - Hals - 2 Längen; 10 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6314736346112
Batteria B (Premio Vittorio Guzzinati)
1. Gio Cash 11,4 Gabriele Gelormini 24
3j. Rapphengst von Victor Gio a.d. Give me Love von Judge Joe
Be / Zü: Pierre Sagitz, DE; Tr: Dion Tesselaar
2. Dubhe Prav 11,4 Santo Mollo 113
3. Joyner Sport 12,1 Andrea Guzzinati 106
4. Dragowski 12,2 Enrico Bellei 119
5. Diamond Truppo 12,2 Alessandro Gocciadoro 24
6. Doge As 12,2 Vincenzo Luongo 505
7. Dingo 12,8 Edoardo Loccisano 336
8. Duca As 13,1 Andrea.Farolfi 268
9. Dakovo Mail 16,0 Romolo Ossani 1718
Danger Bi dis.r. Maurizio Biasuzzi 40
Sieg: 24; Richter: Kampf k.Kopf - 5 - 1 - k.Kopf - Kopf - 4½ Längen; 10 liefen
Video: http://webtv.awsteleippica.com/videos/6314735967112
Reichlich Trost …
fand Alex Gocciadoro, der im „großen“ Orsi-Mangelli aus den Vorläufen zwar all seine sechs Aspiranten ins Finale, dort aber nur einen - den Dritten Doge As - in die Geldränge gebracht hatte, in der 88.0000 Euro wertvollen Stutenabteilung, aus der die von Wolfgang Nimczyk trainierte einzige Ausländerin Julia Sisu abgemeldet wurde.
Der „Mann in Gelb“ spielte selbst mit der 19:10-Favoritin Delicious Gar einerseits den Dauer-Quälgeist für die ratzfatz ins Kommando geflitzte Due Italia sowie andererseits den Windbrecher für Trainingskameradin Daughter As. Die Beiden drehten das Resultat aus den Oaks del Trotto am 9. Oktober, wie auch Due Italia ihren Einbruch aus dem Stuten-Derby bestätigte und weit über jenen Zenit hinaus ist, der ihr reihenweise die Siegerschlafen in den „Filly“-Abteilungen der wichtigsten Derby-Vorprüfungen beschert hatte.
Erneut ging die Adrian-Chip-Tochter ohne viel Gegenwehr unter und belegte wiederum nur den brotlosen sechsten Platz. Ganz anders war Daughter As drauf, bei der Pippo Gubellini 150 Meter vorm Pfosten nach idealem Verlauf den Schnellgang einlegte und, zum Publikum feixend, spielerisch leicht davon fuhr. Der siebente Schuss ins Schwarze der Father-Patrick-Tochter war zugleich ihr wertvollster, mit dem sie 177.120 Euro reich ist. Neben dem zweiten Scheck für Oaks-Siegerin Delicious Gar sackte Gocciadoros dritte Waffe Don’t Say Gar die letzte Prämie ein, so dass keine seiner drei Signorinas mit leeren Händen heim nach Padua fuhr.
Gran Premio Paolo e Orsino Orsi Mangelli - Filly - (Gruppe II int., dreij. Stuten)
1600m Autostart, 88.000 Euro
1. Daughter As 11,5 Pietro Gubellini 122
3j.br. Stute von Father Patrick a.d. Highland Image von Andover Hall
Be: Ecurie Carsko; Zü: Allev. della Serenissima; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Delicious Gar 11,9 Alessandro Gocciadoro 19
3. Doni Maker 12,0 Antonio Simioli 109
4. Doyourbest 12,0 Björn Goop 220
5. Don’t Say Gar 12,1 Vincenzo Luongo 57
6. Due Italia 12,2 Andrea Farolfi 26
7. Dorothy Bar 12,4 Enrico Bellei 287
8. Diamante Grif 12,7 Andrea Guzzinati 880
Diletta Axe dis.r. Marco Stefani 229
Dolcezza Sergio dis.r. Antonio di Nardo 419
Donnavventura Ors dis.r. Vincenzo-P. dell’Annunziata 330
Sieg: 122; Richter: leicht 3 - 1 - Kopf - Hals - ¾ - 2 Längen; 11 liefen (NS Julia Sisu)
Wert: 36.800 - 17.600 - 9.600 - 4.800 - 3.200 sowie 16.000 Euro Züchterprämie