Vincennes, Samstag, 17. April 2021. Zwei Matches ragten aus der abwechslungsreichen Neun-Gänge-Karte bei für Pariser Usancen recht kühlen 13 Grad deutlich hervor, die unterschiedlicher nicht hätten verlaufen können.
Da waren zunächst die einheimischen Fünfjährigen, die im Prix Henri Levesque vorm Sulky alles aufboten, was noch Rang und Namen im Jahrgang hatte, den Amérique-Dritten Gu d’Héripré als Frontmann inklusive. Der wurde seiner bei 18:10 sehr exponierten Favoritenstellung vollauf gerecht, von Franck Nivard, am 2.175-Meter-Start weit außen eindrehend, sofort nach vorn geschickt.
Das war der goldene Schlüssel zum 14. Erfolg aus 26 Starts für den Fuchs mit der schmalen Blesse, der längst an der Spitze seiner Generation angekommen ist und nun 795.900 Euro sein eigen nennt. Was sich hinter dem Coktail-Jet-Sohn abspielte, sah zwar dem Ergebnis nach recht ordentlich aus, machte dem französischen Turf allerdings keine Ehre. Von den acht Kombattanten - Gainsborough musste vorab passen - erreichte nur die Hälfte das Ziel in der von der Zucht erwünschten Gangart.
200 Meter nach dem „Ab“ sprang sich Ganay de Banville um Kopf und Kragen und riss Grand Art mit ins Verderben bzw. an den Sünderturm, der auf dem letzten Abschnitt weiteren Besuch von zwei kapriziösen Damen bekam: Gerade wollte Green Grass zur Attacke auf Gu d’Héripré blasen, als sie ein Fehltritt 200 Meter vorm Ziel aus allen Träumen riss. 50 Meter zuvor war Goldy Mary an vierter Position aus dem Tritt gekommen, so dass es doch noch zum zu jenem Zeitpunkt schon nicht mehr erwarteten Ehrenplatz für Gelati Cut reichte.
Der enorm konstante Coktail-Jet-Sohn, am 27. März im Prix Robert Auvray noch sicherer Sieger über Gu d’Héripré, musste hinter Gu und Green Grass bereits 300 Meter vorm Ziel angefasst werden und wird ein gehöriges Schippchen drauflegen müssen, soll die geplante Skandinavien-Rallye zu Paralympiatravet und anderen Großereignissen nicht wie ein Rohrkrepierer platzen.
Unter diesen Prämissen waren die Plätze drei und vier Gala Téjys, der stets am Ende des schmalen Pulks herumkurvte, bzw. Gallant Ways, der in Gu d‘Hériprés Windschatten im Schlussbogen kräftig zum Rückzug blies, keine vertrauensbildenden Maßnahmen, sondern lediglich für die Statistik und fürs Portemonnaie interessant.
„Ich habe am Start einiges riskiert, denn ich wollte unbedingt vor den Kurzstreckenspezialisten Gelati Cut und Green Grass sein - und Gu hat exzellent mitgespielt. So ein rasanter Beginn ist normalerweise seine Sache nicht. Green Grass war keine Bedrohung, als sie im Einlauf angriff. Mein Fuchs war heute außerordentlich gut beieinander“, fasste Franck Nivard zusammen.
Prix Henri Levesque (Gruppe II nat., 5jähr. Hengste und Stuten)
2175m Bänderstart o.Z., 100.000 Euro
1. Gu d’Héripré 11,2 Franck Nivard 18
5j. Fuchshengst von Coktail Jet a.d. Vedetta d’Héripré von Orlando Vici
Be: Ecurie Rolling; Zü: Ecurie d’Héripré; Tr: Philippe Billard
2. Gelati Cut 11,4 Gabriele Gelormini 39
3. Gala Téjy 11,6 Thomas Chalon 1190
4. Gallant Way 12,1 Anthony Barrier 480
Ganay de Banville dis.r. Jean-Michel Bazire 68
Grand Art dis.r. Alexandre Abrivard 140
Goldy Mary dis.r. Matthieu Abrivard 520
Green Grass dis.r. Mathieu Mottier 85
Sieg: 18; Richter: leicht 2 - 1½ - 4½ Längen; 8 liefen (NS Gainsborough)
Zw-Zeiten: 12,5/675m - 11,8./1175m - 11,4/1675m
Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 (- 5.000 - 2.000 - 1.000) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-04-17/7500/6
Dorgos mit angezogener Handbremse
Das Hauptaugenmerk für gestandene ältere Recken lag auf dem Prix Jean Riaud, einer Prüfung aus zwei Bändern für Traber aller Provenienzen und (fast) jeden Alters. Bei der 2019er Auflage - 2020 war er dem Corona-Lockdown zum Opfer gefallen - hatte sich Jean-Michel Bazire für Cleangame (II.) und gegen Blé du Gers (I.) entschieden und damit aufs falsche Pferd gesetzt.
Diesmal bewies der tags zuvor frisch gebackene 50-jährige das richtige Näschen, was bei der Wahl zwischen seinem Spezi Dorgos de Guez und dem seinem Sohn Nicolas anvertrauten Valokaja Hindö kein allzu schwieriges Unterfangen war. Beide hatten wie Blues des Landiers 25 Meter Zulage aufzuarbeiten und sahen von hinten, wie sich Fun Quick und Calle Crown noch auf der Startgeraden im Galopp verabschiedeten.
Das Kommando sicherte sich ruckzuck Jerry Mom vor Eclat de Gloire, Beau de Grimoult und Cash du Rib und wurde außen eher bewacht denn von For You Madrik gefordert. Als es der ins belgische Gestütbuch eingetragene kleine Bruder des großen Traders vor der Tribüne mit der Tempodrosselung übertrieb, fasste sich Bazire senior ein Herz und ließ den Fuchs mit der markanten Blesse einen Höllenstrich schmettern. Der Versuch, das Heft im Rush in die Hand zu bekommen, misslang jedoch.
So ganz ohne Gegenwehr wollte sich For You Madrik dann doch nicht unterbuttern lassen. Von Benoît Robin scharf gemacht, knöpfte er Jerry Mom, dem dies sehr gelegen kam, die Spitze ab und verbannte den haushohen Favoriten durch den Bogen von Joinville auf den Todessitz. Der zweite Angriff des Romcok-de-Guez-Sohns zu Beginn der Steigung saß dann jedoch knallhart. Einmal in Front, durfte „Jean-Mi“ die Zügel gleich wieder schleifen lassen und warten, was sich auf den äußeren Gleisen so tat.
Eclat de Gloire hielt nunmehr in zweiter Spur die Nase in den Wind, und kaum war die Anhöhe erreicht, brachte sich auch Détroit Castelets noch weiter draußen in Stellung. Den 20-fachen „Sulky d’Or“ juckten diese Avancen nicht mal peripher - er konnte sich hundertprozentig auf seinen Partner verlassen. Dorgos de Guez, der alle Tempi-Wechsel problemlos mitmacht und wie ein Automatik-Auto zu fahren ist, legte in der höllisch schnellen Endphase locker zu.
Aufreizend lässig hieß es für „JMB“: „Schaut er nach links, ist alles in Ordnung. Schaut er nach rechts, ist’s auch nicht schlecht“, und er beließ es bei einer souveränen Länge Vorsprung für den 31. Erfolg des Wallachs, der mit 968.330 Euro die runde Million fest im Blick hat.
Turbulent ging’s hinter ihm zur Sache, wo der Zielrichter ganz genau hinschauen musste, um ein Quartett für die Ränge zwei bis fünf zu platzieren. Détroit Castelets, der immer wieder von Verletzungen aus der Bahn geworfene Néoh-Jiel-Sohn, der sich im Winter vergeblich für den Prix d’Amérique zu qualifizieren gesucht hatte, behielt den Ehrenplatz gegen den aus seinem Rücken einen Hauch zu spät freikommenden Eclat de Gloire, und auch Jerry Mom wie For You Madrik waren nur jeweils einen „Hals“ später an der Verteilungsmarke.
Prix Jean Riaud (Prix Jamin) (Gruppe III int., Fünf- bis Zehnjährige)
2850m Bänderstart, 25m Zulage ab 585.000 Euro, 50m ab 1.200.000 Euro (unbesetzt); 90.000 Euro
1. Dorgos de Guez 2875 14,4 Jean-Michel Bazire 13
8j. Fuchswallach von Romcok de Guez a.d. Lady Fromentro von Quito de Talonay
Be / Zü: Ecurie Vautors (René Guezille); Tr: Jean-Michel Bazire
2. Détroit Castelets 2850 15,1 David Thomain 250
3. Eclat de Gloire 2850 15,1 Eric Raffin 120
4. Jerry Mom 2850 15,1 Pierre Vercruysse 260
5. For You Madrik 2850 15,1 Benoît Robin 200
6. Fric du Chêne 2850 15,2 Franck Nivard 81
7. Cash du Rib 2850 15,6 Jean-Loïc Claude Dersoir 700
8. Beau de Grimoult 2850 15,6 Franck Anne 1200
9. Valokaja Hindö 2875 15,4 Nicolas Bazire 1450
Blues des Landiers 2875 dis.r. François Lecanu 1190
Calle Crown 2850 dis.r. Adrien Lamy 270
Fun Quick 2850 dis.r. Matthieu Abrivard 250
Sieg: 13; Richter: leicht 1 - Hals - Kopf - ¼ - 1½ - 5 - 1¼ - 6 Längen; 12 liefen
Zw-Zeiten: 17,4/1350m - 16,0/1850m - 15,5/2350m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-04-17/7500/7