Mikkeli, Sonntag, 19. Juli 2020. Trotz eines reichen Angebots an lukrativen Gruppe-Rennen für die Internationalen gelingt es den abseits der großen Reiserouten gelegenen Finnen immer wieder, sich mit ihren Großereignissen im gerade zur Sommerzeit proppenvollen europäischen Rennkalender zu behaupten. Das gilt nicht nur für Kouvola mit dem Kymi Grand Prix, sondern auch für das 55.000 Einwohner kleine Mikkeli, das eine der schnellsten Pisten Europas hat.
Hier hat vor 18 Jahren, genauer am 14. Juli 2002, ein gewisser Varenne im St Michels Ajo mit 1:09,3 einen Weltrekord für Bahnen dieser Größenordnung aufgestellt. Der hat zwar längst nicht mehr Bestand, ist jedoch noch immer die schnellste Zeit, die je in Mikkeli getrabt worden ist, das fast immer Mitte Juli mit blitzblankem Himmel und rekordträchtigem Wetter protzen kann.
Damit die Uralt-Bestmarke endlich geknackt würde, hatte der Veranstalter zu den 70.000 Euro Siegprämie einen Bonus von 10.000 Euro ausgesetzt. Den musste er auch berappen - zur großen Freude an einen Einheimischen, mit dem bei Odds von 235:10 im Vorfeld kaum jemand gerechnet hatte und der an diesem denkwürdigen, sonnenüberfluteten Nachmittag bei schnuckeligen 25 Grad den Coup seines Lebens landete. Bislang hatte Next Direction nur als Zweiter glänzen können: im finnischen Derby 2017, im Finlandia Ajo, im Kymi Grand Prix und im St Michels Race der 2019er Auflagen.
Von Beginn an ließ Iikka Nurmonen kaum Zweifel, dass er diese graue Serie endlich stoppen wollte. Während der Johan Untersteiner anvertraute Co-Favorit Missle Hill überhaupt nicht auf die Beine fand, ewig galoppierte und endlos abgehängt hinterher lief, kannte Next Direction von der „5“ nur eine Maxime: volle Kraft voraus. Ratzfatz war die Kommandobrücke vor Sobel Conway und Hotshot Luca geentert - und die wollte er partout nicht räumen.
Keine Chance für Antonio Tabac, der ebenfalls starten kann wie eine Rakete, am Orlando-Vici-Sohn vorbeizukommen. Der Marsch durch die Todesspur behagte dem Rappschimmel überhaupt nicht, der sich nach einer Runde in hintere Gefilde verabschiedete und dadurch den hinter ihm liegenden Makethemark aus der Deckung zwang. Kaum hatte der Titelverteidiger die Klippe umschifft - Vernissage Grif als äußerer Dritter brauchte dafür etwas länger -, legte Next Direction eine weitere Schippe drauf.
Ein letzter halber Kilometer in furiosen 1:07,5 machte das doppelte Husarenstück perfekt. Zu den 70.000 Euro für den 17. und wertvollsten Sieg kamen für galaktische 1:08,9 besagte 10.000 Euro hinzu, die offiziell auf die Gewinnsumme angerechnet werden; die schnellte auf 532.592 Euro.
Drei Längen dahinter war es Vernissage Grif, der Titelverteidiger Makethemark aus den Träumen um den Ehrenplatz riss. Von letzter Position des Siebener-Feldes sprintete Moni Viking, der sein Scherflein sonst auf Marathon-Strecken verdient, zu Platz vier vor Sobel Conway. Der ehemalige, vor einem Jahr nach Finnland exportierte Schützling Peter Untersteiners hatte im Schlussbogen, wo der früh geforderte Hotshot Luca im Galopp die Waffen streckte, den Kontakt verloren.
Dem neuen finnischen Rekordhalter steht nun der Weg zur nächsten Meilenprüfung offen. Er ist automatisch für das am 28. Juli ausgetragene Hugo Åbergs Memorial zu Jägersro qualifiziert.
St. Michels Ajo (Gruppe I int., UET-Masters-Serie)
1609m Autostart, 122.000 Euro
1. Next Direction 08,9 Iikka Nurmonen 235
7j.br. Wallach von Orlando Vici a.d. Be my Luxx von SJ’s Photo
Be: Team Look the Winners; Zü: Jalohepo Oy; Tr: Timo Hulkkonen
2. Vernissage Grif 09,2 Alessandro Gocciadoro 25
3. Makethemark 09,3 Ulf Ohlsson 65
4. Moni Viking 09,4 Hannu Torvinen 75
5. Sobel Conway 09,7 Olli Koivunen 350
6. Antonio Tabac 10,7 Mika Forss 158
7. Missle Hill 12,7g Johan Untersteiner 35
Hotshot Luca agh. Pekka Korpi 272
Sieg: 235; Richter: überlegen 3 - ¾ - 1 - 2 - 7 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 08,0/500m - 09,5/1000m - 07,5/letzte 500m
Wert: 70.000 - 29.000 - 14.000 - 6.000 - 2.000 - 1.000 Euro
