(nn) Cagnes-sur-Mer, Donnerstag, 13. Januar 2022. Kurz bevor das Winter-Meeting im Bois de Vincennes in seine brandheiße Phase geht, bat jenes von Cagnes-sur-Mer, das im internationalen Blickwinkel stets ein wenig am Katzentisch sitzt, zu seiner zweitwichtigsten Prüfung. Im mit 120.000 Euro dotierten, mit Zulagen ausgetragenen Prix de la Côte d’Azur zerplatzte der Traum zweier seit Jahren eine Zweigstelle in Frankreich unterhaltender „Nordländer“, sich eine dicke Scheibe vom Kuchen abzuschneiden.
Tomas Malmqvist, dessen beide Dänen Empire und Eric the Eel, die seit Monaten in Frankreich stationiert sind und dort richtig Geld gescheffelt haben, und Robert Bergh, der Pinto Bob und Vikens High Yield mit verheißungsvollen Formen an die Mittelmeerküste entsendet hatte, mussten erkennen, dass sich die Südfranzosen die Butter so leicht nicht vom Brot kratzen lassen.
Dabei sah im Vorfeld alles bestens aus für das Quartett, das für die zwei Runden plus eine Gerade „Anlauf“ auf dem 1288-Meter-Oval an der Grundmarke aufgestellt war. Der wie Empire erstmals in Cagnes vorstellig werdende Eric the Eel versagte bereits am Start gründlich den Trab-Dienst. Besser lief‘s für Esprit Mystic. Mit dem ersten seiner drei Schützlinge flog Nicolas Ensch in Front und ließ sich früh von Dolina des Plaines ablösen, die noch vor Erreichen der ersten Kurve den Marschallstab an Vikens High Yield weiterreichte.
Auch Favorit Empire war zeitig auf dem Vormarsch. In der zweiten Kurve gab Eric Raffin mit Dänemarks Derby-Fünftem 2020 die Flötentöne an, doch Ruhe im Beritt war damit noch lange nicht. Vor der Tribüne übernahm Espoir du Marny das Zepter, womit El Presidente in den äußeren Fahrtwind gestellt war. Kein Problem für Kevin Devienne, der den Gaszug aufriss und sich in der vorletzten Kurve des Kommandos bemächtigte, was wiederum Empire aus der Deckung lockte. Mitte der Überseite vollzog der Fuchs den letzen Wachwechsel und wurde von Dolina des Plaines begleitet, an die sich Esprit Mystic und Fuego de Houëlle koppelten, während sich in Spur drei Alcoy und Ecureil Jénilou aufbauten.
Aus der Schlusskurve tat sich Erstaunliches: Mit ungeheurer Wucht nahm Esprit Mystic die Beine in die Hand, servierte Empire ab wie nix, hielt diesen Strich auf der endlosen Zielgeraden, die dem Dänen gründlich den Garaus machen sollte, bis zum Pfosten bravourös durch und bescherte seinem Steuermann den zweiten Triumph in diesem Halbklassiker. Den ersten Treffer hatte Ensch vor zwei Jahren mit Elsa de Belfonds gesetzt.
Eine noch größere Überraschung war der Ehrenplatz, zu dem sich die zähe Dolina des Plaines eine Länge vor Ecureuil Jénilou als Bestem der sieben Zweit-Bändler durchkämpfte. Selbst für Platz vier reichte es für Empire nicht, der ihn an den prächtig raufenden Alcoy verlor und Baron du Bourg sowie Black d’Arjeanc nur mühsam auf Distanz hielt.
„Wir hatten ein traumhaftes Rennen. Alles hat bis aufs I-Tüpfelchen geklappt - und es war durchweg enorm Tempo im Spiel. Als ich mich mit Esprit Mystic Ende der Überseite allmählich in Spur zwei orientiert hatte, merkte sich, wie der Wallach anpackte. Die letzten 600 Meter waren ein Genuss, die Beschleunigung unglaublich“, strahlte der 46-jährige Ensch mit der Sonne um die Wette, „am 6. Januar über 2.150 Meter hab ich ihn ein bisschen aufgeweckt (Platz zwei im Prix Ourasi/Anm.d.Red.) und ihn heute nach längerer Zeit mal wieder rundum ohne Eisen angespannt. Das hat sich bezahlt gemacht“ - zum 14. Sieg aus 71 Starts und 54.000 Euro frischem Kapital, mit dem der Achtjährige dennoch gerade mal 300.640 Euro reich ist.
Noch schlimmer als Empire wurden die beiden Bergh-Eleven durchgerüttelt: Vikens High Yields Offensivdrang war 700 Meter vorm Ziel verpufft; der Love-You-Sohn gab völlig auf und schlich als abgeschlagener Letzter ins Ziel. Und der im Mittelfeld liegende Pinto Bob sprang im Bemühen, müde Mitstreiter zu passieren, im Schlussbogen. Ein Wunder war das nicht, denn Nobody Esprit Mystic verbesserte dank der Hetzjagd der Anderen den 2019 von Millionario Bel Avis auf gedrückten Rennrekord um 0,2 Sekunden auf 1:12,3.
Prix de la Côte d’Azur (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjährige)
2925m Bänderstart; 25 Meter Zulage ab 305.000, 50 Meter ab 655.000 Euro (unbesetzt); 120.000 Euro
1. Esprit Mystic 2925 12,3 Nicolas Ensch 116
8j.schwbr. Wallach von Village Mystic a.d. Madia de Bellouet von Sébrazac
Be: Ec. Tenacious Sauvigney; Zü: Jacques Leroy; Tr: Nicolas Ensch
2. Dolina des Plaines 2925 12,7 Steve Stefano 340
3. Ecureuil Jénilou 2950 12,2 Gwenn Junod 110
4. Alcoy 2950 12,5 Christophe Martens 220
5. Empire 2925 13,2 Eric Raffin 26
6. Baron du Bourg 2950 12,6 Jérémy-Gaston van Eeckhaute 1670
7. Black d’Arjeanc 2950 12,6 Jean-Charles Féron 860
8. El Presidente 2925 13,5 Kévin Devienne 110
9. Fuego de Houëlle 2925 13,5 David Békaert 860
10. Christo 2950 12,9 Michaël Izzo 1470
11. Espoir du Marny 2925 13,8 Kevyn Thonnerieux 240
12. Davina du Capre 2950 14,1 Jean-Christophe Sorel 1520
13. Eden Basque 2950 14,1 Pierre Vercruysse 530
14. Vikens High Yield 2925 23,0 Gabriele Gelormini 100
Pinto Bob 2925 dis.r. Yannick-Alain Briand 150
Eric the Eel 2925 dis.r. Adrien Lamy 49
Sieg: 116; Richter: überlegen 5 - 1¼ - 4½ - Hals - ½ - Kopf - 2½ - ½ - ½ Länge; 16 liefen
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-01-13/0601/1