Jägersro, Samstag, 10. April 2021. Allmählich wirft die große Rennsaison auch in Nordeuropa ihre Schatten voraus. Deutliches Beispiel dafür sind die in den kommenden Wochen ausgefahrenen Eintrittskarten für den am 8. Mai in Åby entschiedenen Paralympia-Travet.
Nur die Sieger der nächsten Gulddivisionen von Jägersro (10. April), Bergsåker, Halmstad und Örebro qualifizieren sich direkt fürs erste Millionending, das sich natürlich keineswegs an gehandicapte Traber richtet. Bis vor einigen Jahren als Olympiatravet tituliert, wollten Schwedens in Göteborg dann möglichst zahlreich vor Ort weilende Olympioniken sich für die finanzielle Unterstützung seitens der ATG bedanken. Aus diversen Gründen kamen immer weniger, so dass man sich entschlossen hat, den Paralympioniken diese Plattform zu gewähren.
Das erste Billett - abgesehen von jenem für den als Titelverteidiger automatisch qualifizierten Elian Web - wanderte nach einem mitreißenden Finish, das manchem daheim vor dem Bildschirm oder in einem der ATG-Geschäfte Adrenalin pur durch die Adern gejagt haben dürfte, ins Quartier von Joakim Lövgren.
So dicht, wie Racing Mange (6) und Cyber Lane (7) am Start wie am Totalisator (21 bzw. 32:10) beieinander standen, so knüppelhart beharkten sie sich um jeden Zentimeter. Wobei die günstigere Abflugrampe im L.C. Peterson-Broddas Minne wohl den minimalen Ausschlag zugunsten Racing Manges gegeben haben dürfte.
Fetziger als die beiden Raketenstarter kam überraschend Night Brodde (5) vor Osterc, Island Life, Partizan Face und Ferrari Sisu in die Hufe, doch ließ Joakim Lövgren mit seinem Hengst mit der riesigen Blesse nicht lange auf sich warten. Neben Giveitgasandgo in Spur drei hängengeblieben, gab „Jocke“ auf der ersten Gegengeraden kräftig Gas, und Marc Elias war gut beraten, ihm zu Beginn der zweiten Kurve den Taktstock zu überlassen.
Damit war Cyber Lane in den äußeren Fahrtwind gestellt. An ihn koppelten sich der letztlich erneut enttäuschende Giveitgasandgo (Wim Paal vorher: „Nach Trainingsleistungen könnte ich mir vorstellen, bei gutem Verlauf das Treppchen zu komplettieren.“), Floris Baldwin, Mellby Free und Mellby Drake. Lange ging es eher moderat zur Sache, denn Untersteiner junior wollte Cyber Lane zur Saisonpremiere nicht gleich Kopf stellen.
So sah sich Magnus Djuse 600 Meter vorm Ziel genötigt, mit Floris Baldwin in Spur drei zu wechseln und deutlich mehr Tempo einzufordern. Die beiden Spitzenreiter parierten klaglos und baten die Zielgerade herunter zu einem „Presto“, das es in sich hatte. Schien sich Racing Mange an der letzten Ecke etwas vom immensen Druck befreien zu können, so hing das Paralympia-Ticket 100 Meter vorm Ziel doch wieder am seidenen Faden, als sich Cyber Lane in gewohnter Manier mit allem reinhängte, was er hatte.
Erstaunlich, woher der kleine Wallach, für den dies der 51. Start war, immer wieder Kraft und Moral nimmt. Ganz gelang es dem wie ein Löwe raufenden Raja-Mirchi-Sprössling nicht, Racing Mange zu kippen, der seine Haut samt Fahrkarte und 150.000 Kronen um Haupteslänge zum 13. Mal als Erster an die Linie rettete. Prächtig zog auch Floris Baldwin durch, der solchen Offensiv-Vorträgen eher abhold ist und eine Länge zurück als Dritter anschlug vor Night Brodde, der wohl auch bei freier Fahrt nur Vierter geworden wäre.
Kurios: Elfmal hatten Racing Mange und Cyber Lane im Laufe ihres Traberlebens die Klingen miteinander gekreuzt, und immer hatte Johan Untersteiners Derby-Sieger die Nase mehr oder weniger deutlich vorn gehabt. „Ich bin heilfroh, diesen Typen endlich mal geknackt zu haben. Im letzten Bogen dachte ich, ich hätte ihn abgeschüttelt, doch Cyber Lane scheint drei Leben zu haben und immer wieder aufzustehen. Ich musste von Anfang an alles daran setzen, vor ihm in Front zu kommen, sonst wär’s wohl nicht gegangen“, schnaufte Lövgren erleichtert durch.
Rundum zufrieden war auch Johan Untersteiner, der Cyber Lane bescheinigte, „heuer sogar noch besser gewesen zu sein als im Vorjahr, obwohl er damals sofort das Ticket gelöst hat. Was soll ich sagen - diesmal war’s viel schwieriger, weil wir gegen den erklärten Gegner außen rum mussten. Cyber Lane hat alles gegeben - mehr kann ich nicht verlangen. Wir werden es in zwei Wochen daheim in Halmstad erneut versuchen.“
L.C. Peterson-Broddas Minne - Gulddivisionen - (int., 1. Qualifikation zum Paralympiatravet)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. Racing Mange 12,2 Joakim Lövgren 21
8j.br. Hengst von Orlando Vici a.d. Kära Kickan von Alf Palema
Be: Aac Nybrostrand Invest AB & YTAAB AB; Zü: Madeleine Djupdahl; Tr: Joakim Lövgren
Pflegerin: Mathilde Lövgren
2. Cyber Lane 12,2 Johan Untersteiner 32
3. Floris Baldwin 12,3 Magnus Djuse 95
4. Night Brodde 12,4 Marc Elias 110
5. Osterc 12,6 Thomas Uhrberg 272
6. Ferrari Sisu 12,6 Conrad Lugauer 374
7. Mellby Free 12,6 Björn Goop 107
8. Island Life 12,7 Christoffer Eriksson 531
9. Giveitgasandgo 12,8 Wilhelm Paal 662
10. Mellby Drake 12,9 Per Lennartsson 892
11. Partizan Face 12,9 Adrian Kolgjini 751
Sieg: 21; Richter: Kampf Kopf - 1 - ½ - 1½ - ½ - Hals; 11 liefen
Zw-Zeiten: 09,5/500m - 12,9/1000m - 13,4/1500m - 09,7/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Hart, härter, Oxidizer
Die nächste Gala-Vorstellung bot der Ex-Berliner Oxidizer. In der Bronsdivisionen mit Startplatz „10“ in Reihe zwei verbannt, übernahm Ulf Ohlsson mit dem Dream-Vacation-Sohn nicht zum ersten Mal nach einer Runde die Rolle des äußeren Drückers.
Der körperlich nicht sonderlich große Sechsjährige biss sich wie ein Terrier am vom Fleck weg führenden Pere Ubu fest, kämpfte ihn nieder und wehrte mit unbeugsamem Willen Rackhams Schlussattacke um einen „Kopf“ ab. Nach 1:12,8/2140m klingelten weitere 110.000 Kronen in der Kasse des Wallachs, der damit allein in diesem Jahr bei sechs Auftritten vier Volltreffer gelandet und 527.500 Kronen angeschafft hat.
V75-1 (Klass I): Scorpion’s Madness / Bo Örberg 61
V75-2 (Diam-Sto): Domingua / Erik Adielsson 48
V75-3 (Klass II): Bravo Sabotage / Thomas Uhrberg 31
V75-4 (Stayer): Tyson Dimanche / Ulf Ohlsson 300
V75-5 (Silver): Farlander Am / Stefan Persson 22
V75-6 (Brons): Oxidizer / Ulf Ohlsson 28
V75-7 (Guld): Racing Mange / Joakim Lövgren 21
Umsatz V75: 95.473.670 SEK
1. Rang: 1.068 Systeme à 23.233 SEK
2. Rang: 155 SEK
3. Rang: 18 SEK
Umsatz Top-7 (Silver): 1.943.087 SEK
Zum Auftakt des Renntags raufte sich Zauni - natürlich mit Ronja Walter - im von zahlreichen Ausfällen geprägten Paralympia-Montén zu einem mit 11.000 SEK belohnten dritten Rang in 1:13,0, ohne nach weiter vorn Akzente zu setzen. Genau so überlegen, wie der aus dem Hintertreffen eingesetzte Going-Kronos-Sohn Dynamite Light mit Tova Bengtsson in nicht alltäglichen 1:11,9/1640m fünf Längen voraus um 40.000 SEK reicher wurde, holte sich Forecast (12,4) Platz zwei und 20.000 SEK.
Ein erster, von nur sechs Kandidaten angenommener Derby-Trial, bei dem 150.000 Kronen auf dem ersten Scheck standen, über auch im Blauen Band zu bewältigende 2640 Meter gipfelte im Dauerduell der beiden gemeinten Önas Prince und Revelation, das der Prinz mit dem Heimvorteil und dem weitaus energischeren Start ganz leicht für sich entschied.
Mit der „5“ von seinem Trainer Per Nordström resolut in Front gescheucht, ließ er den von Per Lennartsson nach 700 Metern an seine Seite beorderten Revelation dank kerniger letzter 500 Meter von 1:09,6 regelrecht ins Leere laufen und setzte sich in 1:14,0 lockeren Schritts auf vier Längen ab. Für den Chocolatier-Sohn war’s der zehnte Volltreffer aus 15 Versuchen, mit dem er sich auf einer Siegerliste wiederfindet, die von S:t Göran 2000 bis Upset Face 2020 reicht; von denen hat bislang nur S:t Göran das Derby gewinnen können.