Vincennes, Samstag, 26. November 2022. König Fußball sei dank: Zu für Vincennes ungewöhnlich früher Stunde um 11.38 Uhr erfolgte der erste Startpfiff zum Samstagprogramm - für die Damen der Generation „K“, die wie eine halbe Stunde später die Herren das zweite Gruppe-Rennen ihres Lebens vor der Brust hatten.
Zwölf 2020 zur Welt gekommene „Desmoiselles“ wollten an die auf mehr oder weniger große Häppchen verteilten 60.000 Euro, die als Obolus im Prix Vourasie ausgelobt waren. Sechs von ihnen nahmen die 2.200 Meter als frische Siegerinnen unter die Hufe, eine - Katchina de Simm - hatte überhaupt noch nicht verloren.
Dabei sollte es auch bleiben für die Schwarzbraune, die sich nach den beiden Siegen in Enghien erstmals auf die Naturbahn des Bois de Vincennes wagte. Kapaula de l’Epine, Kinasse de Vivoin, Karla de Mai und Kalamity d’Héripré, die am 21. Oktober in Vincennes mit dem Prix Marcel Dejean die erste Gruppe-Aufgabe ihres Jahrgangs überhaupt gelöst hatte, verdünnisierten sich umgehend im Galopp.
Hinter Kana de Beylev, die als Zweitreichste des Pulks weit außen losflitzte, verpasste David Thomain der Stute aus dem Hause Allaire ein Traumrennen, bei dem es nur darauf ankam, im richtigen Moment auf freie Bahn zu gelangen. Eric Raffin wusste natürlich, wer ihm im Nacken saß, hatte es auf der „petite piste“, auf der die Ansprüche bergab und bergauf ja weitgehend wegfallen, nicht allzu eilig und ließ Kalie Glycines mit Karlotta Dry und Klassic Way im Gefolge die Bude zunageln.
Irgendwann musste er losfahren, um vor Überraschungen gefeit zu sein, und genau das verschaffte Katchina de Simm die Passage. Einmal geradegestellt, biss die Doberman-Tochter kräftig zu und die Rivalin um eine knappe Länge weg.
Schnellste im Einlauf war Kabaka de Guez, die Jean-Michel Bazire im dritten Paar innen hinter den beiden Gemeinten versteckt hatte und die mit höllischem Endspurt nur um eine halbe Länge an Kana de Beylev scheiterte. Zwei Längen später rettete Kyrielle Rang vier hauchdünn vor Karlotta Dry.
Prix Vourasie - (Gruppe III nat., zweij. Stuten)
2200m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Katchina de Simm 16,1 David Thomain 26
2j.schwbr. Stute von Doberman a.d. Divine Lignée von Ready Cash
Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Stéphane Levoy
2. Kana de Beylev 16,2 Eric Raffin 26
3. Kabaka de Guez 16,2 Jean-Michel Bazire 95
4. Kyrielle 16,4 William Bigeon 400
5. Karlotta Dry 16,4 Hugues Monthulé 710
6. Kinine de Montceau 17,5 Gabriel Angel Pou Pou 860
Kalamity d’Héripré dis.r. Franck Nivard 68
Klassic Way dis.r. Julien Dubois 560
Karla de Mai dis.r. Alexandre Abrivard 250
Kinasse de Vivoin dis.r. Sébastien Ernault 1220
Kalie Glycines dis.r. Tony Le Beller 210
Kapaula de l’Epine dis.r. Jérémy-G. van Eeckhaute 1830
Sieg: 26; Richter: sicher ¾ - ½ - 2 - k.Kopf - 11 Längen; 14 liefen
Zw-Zeiten: 17,2/1200m - 17,6/1700m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 (- 600) Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-11-26/7500/1
Kamehameha schnurrt vorneweg
Ein anderes Bild ergab sich im Prix Timoko für zehn Herren der 2020er Schöpfung, bei denen lediglich Képi du Home und King Opera mit frischen Lorbeeren glänzten. Der „Opernkönig“ hatte bei vier Versuchen nie einen Besseren vor sich dulden müssen - und kassierte die erste Niederlage seiner Laufbahn, die mit Rang drei deftig ausfiel.
Spielverderber war Eric Raffin, der sich erneut von vorn versuchte und mit dem vom Schweden Tomas Malmqvist für die ambitionierte Ecurie Hunter Valley vorbereiteten Kamehameha das eindeutig stärkste Pfund in der Hand hatte.
Im Gegensatz zu Kurtiss, der äußerst ungebärdig wirkte und auch des Starts hätte verwiesen werden können - ein wenig musste man um Adrien Ernault fürchten, der den aufgepulverten Charly-du-Noyer-Sprössling mit Mühe halbwegs im Zaum hielt -, Kairos de Bomo und auch Kansas de la Cour begann Kamehameha wieselflink, lag wie ein Brett und stürmte ruckzuck von ganz außen vor Kassius Berry und Képi du Home ans Pult des Dirigenten.
Nach 900 Metern begann King Opera, die zweite Spur zu beackern und bekam Knockonwood, der die Generalprobe vor zehn Tagen im strömenden Regen von Graignes im Startgalopp versemmelt hatte, Kanada und Kataki de Wallis an die Hacken.
Der anspruchsvolle Part schmeckte dem Ready-Cash-Sohn gar nicht, der weder den frisch, fromm, fröhlich, frei seinen Stiefel durchziehenden Kamehameha behelligen noch Knockonwood zu halten vermochte und selbst um den dritten Scheck zittern musste, für den sich Képi du Home nachhaltig bewarb.
Fast eine Klasse für sich war jedoch der schmucke Fuchs mit der hellen Mähne und der großen Blesse, der spielerisch leicht drei Längen voraus den dritten Sieg aus sieben Versuchen fix machte und nun 77.250 Euro sein Eigen nennt. Mehr hat aus seinem „Crop“ nur Knockonwood auf der hohen Kante; Platz zwei hievte Philippe Allaires Ready-Cash-Sohn auf 78.360 Euro.
Prix Timoko (Gruppe III nat., zweij. Hengste & Wallache)
2200m Bänderstart o.Z., 60.000 Euro
1. Kamehameha 14,9 Eric Raffin 62
2j. Fuchshengst von Uniclove a.d. Vivolta Jet von Quatre Juillet
Be / Zü: Ecurie Hunter Valley (Matthieu Millet); Tr: Tomas Malmqvist
2. Knockonwood 15,2 David Thomain 36
3. King Opera 15,2 William Bigeon 36
4. Képi du Home 15,2 Damien Bonne 510
5. Kanada 15,6 Théo Duvaldestin 35
6. Kassius Berry 15,8 Jean-Michel Bazire 150
7. Kataki de Wallis 16,0 Franck Nivard 380
8. Kansas de la Cour Alexandre Abrivard 210
Kurtiss dis.r. Adrien Ernault 640
Kairos de Bomo dis.r. Charley Heslouin 640
Sieg: 62; Richter: überlegen 3 - ½ - ¾ - 4 - 2 - 2 Längen; 10 liefen
Zw-Zeiten: 16,8/1200m - 16,4/1700m
Wert: 27.000 - 15.000 - 8.400 - 4.800 - 3.000 - 1.200 - 600 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-11-26/7500/2
Idéal nach Hause gefinisht
Am 14. Oktober hatte der spätberufene Idéal du Pommeau Italiens ambitioniertem Züchter und Besitzer nach Face Time Bourbon (2019 in Vermo) den zweiten Lorbeerkranz des Europa-Derbys der Vierjährigen beschert und auf einen Hieb 200.000 seiner 355.050 Euro eingesackt.
Mit dieser Gewinnsumme passte der Ready-Cash-Sprössling, der die ersten sieben Läufe seiner Karriere an der Strippe gewonnen hatte, bevor er im Galopp das erste Streichergebnis produzierte, perfekt in den bei 384.999 Euro geschlossenen Prix de Chenonceaux für vier- und fünfjährige Europäer, den im Vorjahr Ampia Mede SM gewonnen hatte.
Mit 60 Prozent war die Rendite nicht eben üppig für den Hengst mit dem Stern und der kecken Schnippe, der zum sechsten Mal in Folge von Matthieu Abrivard an die Hand genommen wurde. Der 37-jährige versteckte sich nicht, und als die vor Héliade du Goutier in Front gedüste Inmarosa nach einer kurzen Rochade mit Huwaga im Bogen von Joinville erneut nach vorn zog, gab er Gas.
In einer höllisch schnellen Phase, die sie im Nu auf 25 Meter von Huwaga wegbrachte, „überzeugte“ Matthieu Abrivard seinen Cousin Léo mit brachialer Gewalt, ihm doch lieber das Kommando abzutreten. Für den Anstieg war’s vollbracht, und schon wurde die sausende Fahrt herausgenommen, so dass der Rest den Kontakt wieder herstellen konnte.
Außen deckte Guaratos zweite Waffe Héliade du Goutier vor Idéal Ligneries und Berenice Bi den Favoriten ab. Das erwies sich auf den finalen 300 Metern als dringend nötig. War er nur faul oder wegen des Zwischenspurts am Ende seiner Kräfte?
Mit Mann und Maus verteidigte Idéal du Pommeau einen knappen Vorteil gegen die Trainingsgefährtin und konnte von Glück sagen, dass Inmarosa, die als Zweite des Critérium des 4 Ans erstklassige Referenzen mitgebracht hatte, keinen Raum fand, ihre Kapazitäten aufs Tapet zu bringen. Ähnlich musste Huwaga tatenlos zusehen, wie sich Idéal Ligneries Rang vier angelte in einem Fight zwischen den „Top Five“, der nichts für schwache Nerven war.
Prix de Chenonceaux (Gruppe III int., Vier- und Fünfj., keine)
2700m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Idéal du Pommeau 13,8 Matthieu Abrivard 16
4j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Aime Moi von Love You
Be: Scud. Bivans Srl (Antonio Somma), IT; Zü: Ec. Jean Pichon, FR; Tr: Sébastien Guarato
2. Héliade du Goutier 13,8 Gabriele Gelormini 140
3. Inmarosa 13,9 Léo Abrivard 59
4. Idéal Ligneries 13,9 Franck Nivard 130
5. Huwaga 13,9 Jean-Michel Bazire 60
6. Berenice Bi 14,2 Jean-Charles Piton 1020
7. Hudson Védaquais 16,8 François Lagadeuc 1150
8. Hidalgo des Noés 21,6 Eric Raffin 350
Cash Bank Bigi dis.r. David Thomain 200
Sieg: 16; Richter: Kampf Hals - ½ - k.Kopf - ¾ - 4½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 15,4/1200m - 13,6/1700m - 14,4/2200m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-11-26/7500/5