Solvalla, Samstag, 3. Februar 2024. Eine Woche nach dem Amérique-Wochenende bat Schwedens Nobelbahn zum ersten großen Renntag des schwedischen Trabrennsports. Zu den üppig dotierten Finales der einzelnen Klassen - nur die Gulddivisionen blieb dabei außen vor - gesellten sich die vier Läufe der ersten Runde von Margaretas Tidiga Unghästserie für drei- und vierjährige Inländer, in denen allein es jeweils 620.000 SEK zu verdienen gab.
Bei strahlendem Sonnenschein und 7 Grad wollte zum Auftakt bei den dreijährigen „Jungs“ von Hause aus lediglich ein Sextett die große Kasse leeren und wartete gleich mit einer kleinen Überraschung auf, denn nicht 13:10-Favorit Romulus Tooma machte das Rennen. Ulf Ohlsson riskierte mit dem bei vier Auftritten lediglich im Svenskt Uppfödningslöpning bezwungenen SJ’s-Caviar-Sohn an der „1“ gar nichts und fand sich ruckzuck am Ende des kleinen Pulks wieder.
Eine Runde vor Schluss ging der „Vinterfavoriten“ in die Offensive, knackte auf der Zielgeraden Tempomacher Pop the Cork - und wurde von seinem Schattenmann Donatello Face mit „Kopf“-Vorsprung niedergerungen. Auch der von Mats Djuse für Oskar Kylin Blom gesteuerte, bei 4,9-fachen Odds notierte Brillantissime-Sprössling hat in seiner kurzen Karriere nichts verkehrt gemacht: Aus fünf Versuchen stehen nunmehr je zwei Siege und Ehrenplätze, ein dritter Rang und 503.000 SEK zu Buche.
Mehr Betrieb machten die 2021 geborenen Ladys, die sämtliche zwölf Startplätze ausschöpften. Bei ihnen gab’s keinen Goldesel wie Romulus Tooma. Mit 385.000 SEK am meisten verdient hatte Melba Westwood, doch hatte die Quite-Easy-Tochter mit der „11“ die zweite Startreihe gelost, spielte, im Mittelfeld verhaftet, nie ein Rolle ums größere Geld und sprang auf der Suche nach einem Ausweg.
Das beste Karma hatte trotz der „8“ Charma. Mit der die Farben von LeTrot-Präsident Jean-Pierre Barjon tragenden Love-You-Tochter sauste Victor Rosleff im Sturmschritt nach vorn, konnte sich alles bestens einteilen und kam mit der von Gennaro Casillo in Halmstad trainierten Braunen eine knappe Länge vor der prima spurtenden Ballerina Girl (von Father Patrick) zum zweiten Sieg aus sieben Versuchen, mit dem ihr Konto auf 373.900 Kronen explodierte. Der Totalisator spuckte neunfachen Sieg-Einsatz aus.
Die Vierjährigen durften maximal 250.000 Kronen verdient haben. Bei den Stuten gab’s eine Kopie des Dreijährigen-Matches, denn auch Staro Raili herrschte Start-Ziel relativ unangefochten. Von der „4“ sofort nach vorn beordert, hielt die Maharajah-Tochter aus dem Lot Sofia Aronssons, die erst von O.F.V.Fantasy, dann von Brie de Meaux und für die Schlussrunde erneut von O.F.V.Fantasy begleitet wurde, einen Halbe-Länge-Vorteil gegen Quicka bombensicher fest.
Der Totalisator honorierte den fünften Volltreffer aus sieben Schüssen mit 31:10, auf dem Konto machen sich nun 504.500 SEK breit. Vollstrecker war André Eklundh.
Im Pendant für die Hengste und Wallache führte Magnus Djuse vor, wie man ein solches Ding von Startplatz „12“ gewinnt. Hinter Leo the Lion, Kenobi Mearas und Maserati Hall im vierten Paar außen untergekommen, lief’s ab 800 Meter vorm Ziel für Schwedens Champion ideal.
Kenobi Mearas machte in dritter Spur Dampf; als diesem im Schlussbogen ein wenig die Puste ausging, trat Maserati Hall auf den Plan, und aus dessen Windschatten schlug der von Timo Nurmos präparierte Southwind-Frank-Sohn Bear High kurz und knackig zum dritten Erfolg aus fünf Engagements zu, mit dem er einen gehörigen Satz auf der Gewinnsummenskala machte: 467.000 SEK sind nun in seinem Fahrtenbuch verzeichnet.
Runde zwei der von Margareta Wallenius-Kleberg, der im April 2023 verstorbenen Chefin von Menhammar Stuteri, und Svensk Travsport ins Leben gerufenen Serie findet am 23. März statt; Nummer drei folgt am 8. Mai, der Schlusspunkt wird am 2. Juli gesetzt.
Wenngleich sie mit 329.000 Kronen an Prämien nur die übliche Dotierung aufwies, war die an den aus den USA importierten Bulwark, den Vater u.a. von Frances Bulwark und Carné, erinnernde Gulddivisionen dank High on Pepper das sportliche Highlight.
Die 11,9:10- bzw. 82-Prozent-Chance, Schwedens heißester Daheimgebliebener, stand wie die berühmte „1“ - und das trotz 700 Metern in dritter Spur, die der unumstrittene Matador dieses Winters von Startplatz „6“ zunächst zubringen musste. Erst war es Dark Roadster, der blitzeschnell von der „5“ in Front schmetterte. Ebenso resolut hatte Conrad Lugauer seinem Night Brodde von der „8“ die Sporen gegeben und wurde von Sandra Eriksson ausgangs der ersten Biege vorbeigelassen.
Unverdrossen kurbelte Jorma Kontio an der ganz frischen Luft und hatte richtig gepokert: Lugauer wartete förmlich auf ihn und lud ihn nach besagten 700 Metern auf die Kommandobrücke ein, womit der Fisch praktisch geputzt war. Trotz des enormen Anfangspensums schützte der Schwarzbraune mit dem großen Keilstern keine Müdigkeit vor, legte im Einlauf einen gehörigen Zacken zu und empfahl sich auf sechs Längen zum 18. Sieg aus 38 Versuchen, der zugleich der sechste in Folge war und Katja Melkkos derzeitiges Aushängeschild auf 3.092.180 SEK voranbrachte.
„Er wird mit jedem Start fester und besser“, schwärmte Kontio über den Ready-Cash-Sohn, der noch vor ein paar Monaten ob seiner unrunden Gangart den „Korinthenkackern“ reichlich Futter gegeben hatte, „über seinen Trab muss sich niemand mehr Gedanken machen. Und da er Strecken je länger, desto lieber mag, sollte er, bleibt er so in Form, bei den großen Steherrennen des Sommers ein gewichtiges Wort mitsprechen.“
Platz zwei schnappte sich Dark Roadster drei Längen vor Night Brodde, der alle Hufe voll zu tun hatte, Västerbo Grosbois und Milliondollarrhyme abzuwimmeln.
Bulwarks Lopp -Gulddivisionen - (int.)
2140m Autostart, 329.000 SEK
1. High on Pepper 12,9 Jorma Kontio 11
6j.schwbr. Wallach von Ready Cash a.d. Piece of Work von Yankee Glide
Be: Pepper AB & Silkstone HB; Zü: Tina Dale Brauti, SE/NO; Tr: Katja Melkko
Pflegerin: Melissa Melkko
2. Dark Roadster 13,6 Ida Riesterer 191
3. Night Brodde 13,9 Conrad Lugauer 334
4. Västerbo Grosbois 14,0 Rauno Pöllänen 821
5. Millondollarrhyme 14,0 Fredrik Larsson 143
6. Order to Fly 14,1 Joakim Sternsjö 1320
7. Sweetman 14,3 Adrian Kolgjini 74
8. Chestnut Hill 14,3 Rikard Skoglund 737
9. Ubiquarian Face 14,4 Emilia Leo 487
Sieg: 11,9; Richter: überlegen 6 - 3 - 1 - ½ - ½ - 2½ Längen; 9 liefen
Zw-Zeiten: 09,1/500m - 12,9/1000m - 13,8/1500m - 09,8/letzte 500m
Wert: 150.000 - 75.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 - 11.500 - 7.500 - 5.000 SEK
Einen Riesenfight lieferte der seine bunte Schweden-Reihe fortsetzende Major Ass im Finale der Silverdivisionen. Von der „3“ mischte Rick Ebbinge kein Stück um die Spitze mit, das nach mörderischen 1:07,8 für die ersten 500 Meter an Global Classified (4) vor Barbro Kronos (2) ging. Nach einer Runde schickte Ebbinge den Major an die Flanke des Tempomachers und mutete ihm damit nicht zu viel zu.
Eisern biss der einstige Gentz-Schützling der Familie Siebert die Zähne zusammen und scheiterte am ganz großen Wurf nur um eine halbe Länge an Global Classified/Magnus Djuse, der nach 1:13,7/2140m für den elften Sieg „lifetime“ 250.000 SEK einstrich. Der in der gleichen Zeit gestoppte Major Ass erhielt für den Ehrenplatz die Hälfte.
Gründlich geputzt wurden zwei sechsjährige, von Ready Cash gezeugte Siegmaschinen in der Klass I: Weder Winterburn, elf Siege aus 13 Starts schwer und mit der „4“ ordentlich aufgestellt, noch Global Caps, der nach elf Auftritten erst einmal nicht zur Ehrenrunde eingedreht hatte und mit der „11“ gestraft war, hatten den Hauch einer Chance gegen einen entfesselten Jalapeno K., den Erik Adielsson von der „6“ ratzfatz an der Spitze installierte.
Der fünfjährige Propulsion-Sohn der Knutsson Trotting AB wollte und wollte einfach nicht kürzer treten und feierte sieben Längen voraus den sechsten Erfolg seiner Laufbahn vor Winterburn, Moses Boko und Global Caps.
Weil es keinen echten Ausreißer gab und High on Pepper de facto die V75- zur V64-Wette degradierte, wurde der dritte Gewinnrang nicht ausbezahlt. Knapp 26 Millionen Kronen wanderten in zwei Jackpots: 80 Prozent werden am kommenden Samstag in Åby ausgespielt. Das verbleibende Fünftel wandert wie bei allen V75-Jackpots vom 13. Januar bis 30. März in einen der beliebten Sammeltöpfe, der am 31. März, dem Ostersonntag, auf den Tisch kommt.
V75-1 (Silver): Global Classified / Magnus Djuse 74
V75-2 (Klass II): Janks Morton / Magnus Djuse 22
V75-3 (Guld): High on Pepper / Jorma Kontio 11
V75-4 (4j H&W): Bear High / Magnus Djuse 52
V75-5 (Klass I): Jalapeno K. / Erik Adielsson 59
V75-6 (Diam-Sto): Olga Utca / Gustav Johansson 54
V75-7 (Brons): Danao degli Dei / Adrian Kolgjini 33
Umsatz V75: 99.395.615 SEK
1. Rang: 11.640 Systeme à 2.220 SEK
2. Rang: 42 SEK
3. Rang: Jackpot 25.842.859 SEK
Umsatz Top-7 (Klass I): 1.266.992 SEK
Tschüs, Stig H!
Durchwirkt wurde der Renntag von der offiziellen Verabschiedung Stig Henry Johanssons, der für dieses Jahr wie berichtet keinen Lizenz mehr beantragt hat.
Interviews mit dem 78-jährigen und seinen langjährigen Weggefährten, Einspielungen seiner bedeutendsten Erfolge, darunter der Amérique-Triumph mit Queen L. sowie der letzte seiner sechs Elitloppet-Siege mit Victory Tilly, waren der rote Faden durch den Nachmittag, den Schwedens bedeutendster Trabrennfahrer aller Zeiten ganz entspannt mit einem breiten Lächeln und unzähligen Shakehands in seinem einstigen Wohnzimmer sichtlich gerührt genoss - schon gar, als die 2.181 Zahlende jenes „Stig H“ anstimmten, das natürlich nicht so donnernd wie 2000 bei Victory Tillys Elitloppet-Erfolg vor 35.000 Fans durchs weite Oval hallte, jedoch nicht weniger emotional war.
Ab diesem Jahr wird der Gentleman und große Schweiger von Upplands Väsby, der Ende 2005 die Rennfahrerleinen aus der Hand gelegt und „nur noch“ trainiert hatte, endgültig nur mehr als Pensionär in Solvalla aufkreuzen.