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Haken unter die Amérique-Karte
12. Dezember 2022

Vincennes, Sonntag, 11. Dezember 2022. Wie Recht Benoît Robin zunächst hatte, der nach der Rückstufung seines Hussard du Landret im Prix de Bretagne vom zweiten auf den fünften Platz hinter die von ihm gestörte Flamme du Goutier gegrummelt hatte, leichter als im ersten der vier „B“-Läufe könne es nicht werden, sich für den Prix d’Amérique zu qualifizieren, zeigte sich im Prix du Bourbonnais.

Allmählich beginnen die Millionäre mobil zu machen, denn neben Flamme du Goutier, die im Bretagne diesen Part als Einzige vertrat, kamen Délia du Pommereux, die den Bourbonnais 2018 und 2019 gewonnen hatte, Etonnant und dessen Dauerrivale Vivid Wise As hinzu. Mit dem Hengst scheint es Alessandro Gocciadoro diesmal wissen zu wollen, denn anders als in den drei Jahren zuvor begann für den Yankee-Glide-Sohn der Weg zum Amérique nicht über 2.100 Meter, sondern über die von ihm nicht sonderlich geliebte längere Distanz.

Verdrießen ließ es sich Matthieu Abrivard ob der mäßígen Bilanz des Yankee-Glide-Sohnes auf derartigen Strecken nicht und legte wie Hooker Berry und Etonnant los wie die Feuerwehr, während Flamme du Goutier und Callmethebreeze sowie wenig später der Amerikaner Beads in Galopp fielen. Wie gewohnt hielt sich Anthony Barrier nicht lange als Vivid Vise As‘ Satellit auf, schnappte sich nach 700 Metern den Taktstock und steigerte die bis dahin nicht allzu flotte Pace kontinuierlich.

Die beiden Reichsten vorn, Hooker Berry, Décoloration und Callmethebreeze dahinter - so ging’s den Berg hinauf, an dessen Gipfel Gala Téjy als nach hinten versetzt äußerem Anführer allmählich die Luft ausging. Voller Saft hingegen präsentierte sich Hussard du Landret, der aus dessen Windschatten für den letzten Kilometer den Todessitz übernahm und Décoloration und Hip Hop Haufor mitzog.

Wie schwer es ist, aus dem Hintertreffen in vordere Sphären zu kommen, wenn Tempo gebolzt wird, bekam Hip Hop Haufor hautnah zu spüren, den Christian Bigeon allerdings auch nicht ausstaubte: Die Eintrittskarte für den Prix d’Amérique hat er ja schon, und so war Platz sieben kein Beinbruch, sondern nur eine Bestätigung seines Züchters, Besitzers und Trainers, dass der Up-and-Quick-Sohn gegen die allererste Garde einfach zu schlecht beginnt.

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Foto: turfomania.fr

Ziemlich perplex dürften die Anhänger Vivid Wise As‘ gewesen sein, der kurz und schmucklos 350 Meter vor der Linie mit seinem Latein am Ende war. Das war Wasser auf die Mühlen Etonnants, der bis Mitte der „ligne droite“ den Sieg vor Augen hatte - und doch „nur“ Dritter wurde. Prächtig packte unter Nicolas Bazires marginalen Hilfen Hooker Berry an und machte viel leichter das Siegdutzend voll, als es der Abstand von etwas mehr als einer Länge aussagen mag. Ganz entspannt konnte sich Bazire junior zurücklehnen, Stoßgebete in den Himmel senden und aus den Augenwinkeln sehen, wie sich Hussard du Landret den Ehrenplatz angelte.

Der Überraschungssieger des Critérium des 5 Ans unterstrich damit seinen Auftritt im „Bretagne“ (bis auf die nachträgliche Disqualifikation) punktgenau und hat sich im letzten Halbjahr enorm Richtung Jahrgangsspitze entwickelt. „Bronze“ blieb Titelverteidiger Etonnant, der hier im Vorjahr bei seinem 1:11,4-Rekordlauf den unschlagbaren Face Time Bourbon auf den Boden der Tatsachen geholt und seinen letzten Auftritt vor zwei Monaten beim völlig unterirdisch für ihn gelaufenen International Trot auf der anderen Seite des Atlantiks hatte.

Die etwas wacklig beginnende Décoloration nutzte Hussard du Landrets Sog so gut es ging zu Rang vier vor Callmethebreeze und der praktisch mit Tarnkappe durchs Hintertreffen marschierenden Délia du Pommereux. Für die Grande Dame des gallischen Trabrennsports gab’s wie für die hinter ihr Ankommenden ein Upgrade um eine Position, denn die Rennrichter sorgten per Enquête für eine ungewöhnliche, gleichwohl korrekte Entscheidung. Sie überprüften die auf dem öffentlichen Video-Material schwer auszumachende Anzahl der Galoppsprünge, die sich Callmethebreeze in der Anfangsphase geleistet hatte, und nahmen den Italiener aus dem Lot Philippe Allaires nach längerer Beratung aus der Wertung.

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Nicola Bazire (Mitte) und Benoit Robin (rechts) beim Nachbriefing im TV-Studio (letrot.com)

Während Matthieu Abrivard von Vivid Wise As‘ Auftritt maßlos enttäuscht war („Ich hatte früh gemerkt, dass er keinen guten Tag hatte. Alessandro hat einige Pferde mit Husten im Stall - vielleicht brütet Vivid Wise As auch etwas aus. Auf jeden Fall war das unerklärlich schwach.“), schwebte selbst ein solch alter Haudegen wie Jean-Michel Bazire als Vater des Sieges ein bisschen über den Wolken: „Mit welcher Leichtigkeit er die anderen überrannt hat, hat mir blendend gefallen, selbst wenn man bedenkt, dass Etonnant nicht auf Hundert und Vivid Wise As nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war. Der Amérique wird zeigen, wo er steht.“

Sein Sohn bestätigte, es sei noch nicht sicher, dass er den kernigen Fuchs mit der großen Moral auch am 29. Januar steuern würde: „Es wäre gut, könnte mein Vater noch einen Zweiten qualifizieren, den er dann fahren würde.“ Danach sieht’s allerdings weder für den Italiener Zarenne Fas noch für den über Norwegen importierten US-Amerikaner Beads aus, der seinem Ruf, ein hoch talentierter, aber ebenso wackliger Bursche zu sein, auch beim fünften Auftritt in Europa entsprach.

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Happy: Vater und Sohn Bazire (Foto: equidia.fr)

Calgary Games ante Portas

„Wunderbar, wie er den aus meiner Sicht zu harten Spruch der Richter nach dem ‚Bretagne‘ auf seine Weise korrigiert hat“, schwärmte auch Robin von seinem Hengst, „das sieht alles sehr vielversprechend aus. Das erste Winterziel ist erreicht.“ Gleiches gilt für Etonnant, „der mir gut gefallen hat, denn in Top-Form war er noch nicht. Auf dem letzten Kilometer hat ihn Anthony nicht mehr gefordert. Am 1. Januar im ‚Bourgogne‘ sind wir wieder präsent“, resümierte Richard Westerink, der Schwedens noch immer unbezwungenen großen Hoffnungsträger Calgary Games am meisten fürchtet. Der Fünfjährige wird am Mittwoch in Solvallas Gösta Nordins Lopp sein lang ersehntes Comeback nach 14 Monaten Pause geben.

Prix du Bourbonnais (Gruppe II int., vier- bis zehnj. Hengste und Stuten)

2850 Meter Bänderstart o.Z., 120.000 Euro

1.      Hooker Berry                 12,9     Nicolas Bazire                   76

         5j. Fuchshengst von Booster Winner a.d. Osaka Berry von Caballio in Blue

         Be / Zü: Michel Aladenise; Tr: Jean-Michel Bazire

2.      Hussard du Landret     13,0     Benoît Robin                      73

3.      Etonnant                         13,1     Anthony Barrier                 62

4.      Décoloration                  13,1     Gabriele Gelormini         180

5.      Délia du Pommereux  13,2     Pierre-Yves Verva           860

6.      Oracle Tile                     13,3     Clément Duvaldestin     810

7.      Hip Hop Haufor            13,3     Christian Bigeon             100

8.      Vivid Wise As                13,7     Matthieu Abrivard              40

9.      Gala Téjy                        13,7     Thomas Chalon              950

10.    Hirondelle Sibey           13,9     Louis Baudouin               240

11.    Zarenne Fas                  13,9     Jean-Michel Bazire        100                           

         Callmethebreeze         d.RL*   David Thomain               560

         Flamme du Goutier      dis.r.    Théo Duvaldestin              83

         Violetto Jet                     dis.r.    Benjamin Rochard         690

         Beads                             dis.r.    Alexandre Abrivard        350

*als Fünfter disqualifiziert nach Enquête wegen zu ausgiebigen Startgalopps

Sieg: 76; Richter: leicht 1½ - 1¼ - Hals - (2) - Hals - ½ Länge; 15 liefen (NS Gu d’Héripré / Attest)

Zw-Zeiten: 11,8/1350m - 11,3/1850m - 11,8/2350m

Wert: 54.000 - 30.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.200 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-12-11/7500/4

Qualifiziert für den Prix d’Amérique 2023:

Hip Hop Haufor - Italiano Vero - Ampia Mede SM (Prix de Bretagne)

Hooker Berry - Hussard du Landret - Etonnant (Prix du Bourbonnais)

Aufm Treppchen alles „Ready Cash“

Besser als der Auftritt Callmethebreeze‘ gefiel Monsieur Allaire jener von Just A Gigolo in der ersten Edition des an seinen Dukatenesel erinnernden Prix Ready Cash für die Dreijährigen, der an die Anfang dieses Jahres ins Leben gerufenen, ebenfalls 200.000 Euro wertvollen Prix Ourasi und Prix Bold Eagle für die internationalen Vier- bzw. Fünfjährigen anknüpft.

Eine Überraschung war der 14. Treffer aus lediglich 19 Versuchen und die Nummer vier auf höchstem Niveau bei vorab 737.450 Euro, mit denen er den Rest turmhoch überragte, für 1,7-fache Odds selbstverständlich nicht. Und doch hing er bei einem furiosen Dreikampf mit den beiden Duvaldestin-Schützlingen Jack Tonic und Juliet Papa Bravo am berühmten seidenen Faden. Dabei lief’s für den Boccador-de-Simm-Sohn voll nach Plan, der, nachdem die Führung rasch von Juliet Papa Bravo zu Jack Tonic gewechselt war, im Joinviller Bogen nach vorn stieß und fortan nach Belieben schalten und walten durfte.

Außen versuchte sich die „Italien-Fraktion“ Diamond Francis vor Deus Zack, der der Duvaldestin-Stute und dem Gigolo im Europachampionat der Dreijährigen vor rund acht Wochen verblüffend leicht den ersten Rang abgelaufen hatte, und Juninho Dry. Als an der letzten Ecke Diamond Francis die Waffen streckte und der in dritter Linie attackierende Deus Zack nicht durchdrang, war das Schlupfloch für Jack Tonic da. Wuchtig griff Théo Duvaldestin mit dem siebenfachen Sieger an und hatte Mitte der Zielgeraden den Kopf bereits kurz vorn, doch „Nicht mit mir“ drehte Just A Gigolo den Spieß mit Verve zurück.

Am Ziel der 90.000 Euro schweren Wünschen war er damit aber längst nicht, denn kaum hatte er den Hengst mit Ach und Krach um eine halbe Länge abgewimmelt, trat dessen „Stablemate“ auf den Plan. Hauteng wurde es gegen die von Clément Duvaldestin prächtig motivierte Juliet Papa Bravo, die um einen „halben Kopf“ zu spät kam, wie der Sicherheitsblick aufs Zielfoto bestätigte. 3½ Längen hinter dieser Troika trennte den diesmal nicht wie gewohnt im Speed dahin schmetternden Juninho Dry eine Nüsternbreite von Deus Zack.

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Foto: letrot.com

„Was für eine Geschichte“, strahlte Allaire, „natürlich liegt mir dieser Prix Ready Cash unsagbar am Herzen. Ready Cash war der größte meiner vielen Cracks. Gigolo hat mit einem ‚Kopf‘ gewonnen, das reicht.“  So viel Cash gab’s selten auf dem Stockerl: Vom Namensgeber stammt Just A Gigolos Mutter ab, und Juliet Papa Bravo ist vom 4,3-fachen Millionär ebenso gezeugt worden wie Jack Tonics Vater Charly du Noyer.

Freude pur auch bei Franck Nivard: „Ich habe mit Ready Cash sechs Klassiker gewonnen, darunter zweimal den Amérique. Zehn Jahre später darf ich eines seiner Fohlen für Philippe in der Erstauflage fahren - und gewinne! Ich dachte schon, wir seien bezwungen, aber Just A Gigolo hat sich prächtig zurückgekämpft und sich auch von der Stute nicht mehr überraschen lassen.“

Im Namensgeber steckt auch ein gehöriger Schuss Duvaldestin: Thierry hatte Ready Cash im Herbst 2009 als Vierjährigen von Philippe Allaire überstellt bekommen, nachdem die strahlende Performance der Zwei- und Dreijährigen-Aufgaben verblasst war und der 62jährige nicht mehr weiter wusste, und ihn mit Hilfe Nivards zum internationalen Giganten geformt.

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Foto: Twitter Paris Turf

Prix Ready Cash (Gruppe I int., dreij. Hengste und Stuten )

2100m Autostart, 200.000 Euro

1.      Just A Gigolo              12,9     Franck Nivard                           17

         3j.br. Hengst von Boccador de Simm a.d. Blue Valentine von Ready Cash

         Be / Zü / Tr: Philippe Allaire

2.      Juliet Papa Bravo      12,9     Clément Duvaldestin           140

3.      Jack Tonic                   12,9     Théo Duvaldestin                  200

4.      Juninho Dry                13,3     Paul-Philippe Ploquin            63

5.      Deus Zack                   13,3     Eric Raffin                                 43

6.      Jaguar Marancourt    13,4     Gabriele Gelormini               930

7.      Diamond Francis       13,6     Vincenzo-P. dell‘Annunziata 210

8.      Jaguar Wit                   13,7     Tony Le Beller                       720

9.      Joyful Diva                  13,8     Benjamin Rochard                450

10.    Josh Power                 14,0     Alexandre Abrivard               470

Sieg: 17; Richter: Kampf k.Kopf - ½ - 3½ - k.Kopf - 2 - 1½ Längen; 10 liefen

Zw-Zeiten: 12,9/600m - 13,4/1100m - 13,6/1600m

Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-12-11/7500/6