Skive, Sonntag, 2. Mai 2021. Wir wissen nicht, wo Paul Hagoort und Robin Bakker am liebsten ihren Urlaub verbringen. Ein Termin, der mit Freizeit allerdings nichts zu tun hat, sondern harte Arbeit ist, steht ihnen seit einigen Jahren stets um die April-Mai-Wende ins Haus. Ziel ihres Ausflugs ist das beschauliche 20.000-Einwohner-Städtchen Skive in Mittel-Jütland, das zu dieser Zeit mit dem Musketerdagen seine international bedeutendste Veranstaltung abhält und bei der Hagoort, meist mit Bakker, mal ohne ihn zum großen Abräumer wird.
Tsunami Diamant hat hier von 2018 bis 2020 - da hatte das Meeting wegen des zeitweiligen Corona-Lockdowns auch in Dänemark erst am 1. Juni stattgefunden - dreimal in Folge die dicksten Schecks abgeschleppt, Kilimanjaro den Pay Dirts Mindelöb für die Dreijährigen.
Nun war der Conway-Hall-Sohn auf dem 2014 von 800 auf 950 Meter verlängerten Linkskurs eine Etage höher im Frosty Hanovers Mindelöb für Vierjährige engagiert und sackte die nächste Siegerschleife samt 60.000 der ausgelobten 120.000 DKR ein. Bis zum Vollzug war’s allerdings ein hartes Stück Arbeit für Robin Bakker und den Conway-Hall-Sohn, dem, nachdem Favorit Stonefire US Ende der ersten Überseite von Fetlock Joint den Taktstock übernommen hatte, der äußere Fahrtwind für 300 Meter kräftig ins Gesicht blies.
Für die Schlussrunde bekam er in Filibuster H einen Windbrecher, um den er aber erst wieder herum musste, als es in die letzte Kurve ging. Dort witterte Westergaard mit seinem Wishing-Stone-Sohn Morgenluft und setzte sich ruckzuck auf drei, vier Längen ab. So leicht lässt sich ein Hagoort-Schützling allerdings nicht unterkriegen. Zug um Zug raufte sich Kilimanjaro, der sich im Vorjahr auch schon den Kopenhagener Walther Kaiser-Hansens Mindelöb einverleibt hatte, näher und streckte den dänischen Amerikaner im Ziel um eine halbe Länge nieder.
Frosty Hanovers Mindelöb (int., Vierjährige)
2060m Autostart, 120.000 DKR (ca. 16.000 Euro)
1. Kilimanjaro 14,0 Robin Bakker 34
4j.dklbr. Hengst von Conway Hall a.d. Adena Boko von Pearsall Hanover
Be / Zü: L. Schalkoort, NL; Tr: Paul Hagoort
2. Stonefire US 14,1 Bo Westergaard 17
3. Freddy Boy 14,2 Jeppe Rask 620
4. Fonseca 14,4 Birger Jörgensen 116
5. King Slayer 14,4 Jeppe Juel 245
6. Fetlock Joint 14,6 Rene Kjær 208
7. Fossa 14,9g Steen Juul 53
8. Filibuster H 15,8 Flemming Jensen 370
Sieg: 34; Richter: Kampf ½ - 1½ - 2 - ½ - 2 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 12,6/500m - 15,0/1000m - 13,7/1000m
Wert: 60.000 - 27.000 - 13.000 - 8.000 - 6.000 - 4.000 - 2.000 DKR
Barsche Derby-Ansage
Erster Schritt zum Hattrick, den der in Oldetrijne gebliebene Hagoort aus der Ferne sah, war der Sieg von Usain Lobell im Pay Dirts Mindelöb für die Generation 2018. Der geradezu weltmeisterlich gezüchtete Bold-Eagle-Sohn - Mutter ist die hochdekorierte Europabummlerin Lobell Countess -, der beim einzigen Auftritt 2020 im Hamburger Winterfavorit Platz drei hinter Cindy Truppo und Riet Hazelaar geholt hatte, musste nach einem 1:15,0-Probelauf zu Wolvega zum Auftakt in die Derby-Saison gleich auf die ganz harte Tour ran - und bestand sie mit Bravour.
Praktisch mit dem ersten Schritt stiefelte er neben dem in Schweden registrierten, jedoch in Dänemark stationierten Tempomacher Dowhatyoudodowell her und hatte mit Borups Viking einen weiteren Schweden im Nacken. Gemeinsam mit dem innen engagierten Get a Wish gab dieses Quartett einen Ton an, bei dem dem übrigen Trio nach der Hälfte der geforderten 2060 Meter Hören und Sehen verging. Dem auf dem letzten Viertel einsetzenden Dauerfeuer musste schließlich erst Get a Wish, dann auch Dowhatyoudodowell schweren Tribut zollen.
Gewonnen war damit für das deutsch-niederländische Gespann noch nichts, denn nun wetzte Borups Viking aus dessen Sog die Messer. Usain Lobell raufte wie ein Alter und warf mit spektakulären 1:13,4 eine Länge vor dem Angreifer seinen Hut mit Elan in den deutschen Derby-Ring.
„Im Heat war er ein bisschen faul, darum hab ich ihm einen halboffenen Zaum verpasst. Das wirkte ausgesprochen gut, denn er war unterwegs sehr eifrig, so dass ich die Todesspur in Kauf nahm, um ihn frei marschieren zu lassen. Die finalen 500 Meter waren einfach großartig“, schwärmte der „fliegende Holländer“.
Pay Dirts Mindelöb (int., Dreijährige)
2060m Autostart, 120.000 DKR (ca. 16.000 Euro)
1. Usain Lobell 13,4 Robin Bakker 21
3j.br. Hengst von Bold Eagle a.d. Lobell Countess von Abano As
Be / Zü: Jasper Ferdinand Roos, NL/DE; Tr: Paul Hagoort
2. Borups Viking 13,5 Birger Jörgensen 42
3. Dowhatyoudodowell 14,2 Jeppe Juel 27
4. Get a Wish 14,4 Bo Westergaard 94
5. Going Jo 15,6g Kent Friborg 510
6. Lluc Boko 16,5 Steen Juul 327
Geo dis.r. Rene Kjær 420
Sieg: 21; Richter: sicher 1 - 6 - 2 - 12 Längen; 7 liefen
Zw-Zeiten: 12,6/500m - 13,4/1000m
Wert: 60.000 - 27.000 - 13.000 - 8.000 - 6.000 - 4.000 - 2.000 DKR
Ids Bokos neuerliche Gala
Seinen perfekten Tag rundete Bakker mit dem Jubilæumspokalen für die Älteren ab, in dem er mit Ids Boko zunächst mal nicht die äußere Drecksarbeit machen musste. In die Schuhe fuhr ihm auch die Konkurrenz das Rennen, denn Wim Paal griff mit Speedy Face den von der „5“ in Front geflogenen Tycoon Conway Hall munter an. Bei horrendem Tempo konnte Deutschlands Derby-Zweiter von 2018, der jüngst bereits im belgischen Mons in 1:10,6/1750m aufgetrumpft hatte, viele Reserven aufsparen, doch 600 Meter vor Schluss stand auch er „blank“ da:
Mit viel Aufwand hatte Speedy Face die Lücke gerissen, um im Windschatten des Tycoons Kräfte zu sparen und auf den Open Stetch zu spekulieren, so dass auch Ids Boko mit dem äußeren Kopfwind fertig werden musste. Das juckte den From-Above-Sohn wenig, der sicher eine halbe Länge vor Speedy Face in starken 1:11,1 anschlug - nur 0,6 Sekunden über Stand and Delivers Bahnrekord aus dem Jahr 2017.
„Zunächst lief‘s in Wims Rücken perfekt für uns, doch als der nach innen konnte, musste ich schon wieder mit der Todeslage vorliebnehmen. Ids bewies erneut, wie bärenstark er derzeit ist. Die engen Bögen mag er nicht so, darum hielt ich mich in der Schlusskurve etwas zurück, doch im Einlauf war er eine Macht. Nun hoffen wir auf eine Einladung zum Copenhagen-Cup in 14 Tagen“, spielte Bakker beim dritten Siegerinterview den Ball Lundens sportlichem Direktor zu.
Jubliæumspokalen (int., frei für Alle)
1600m Autostart, 77.500 DKR (ca. 10.400 Euro)
1. Ids Boko 11,1 Robin Bakker 21
6j.dklbr. Wallach von From Above a.d. Celestial Boko von Castleton Bass
Be: Running Stable, NL; Zü: Boko Stables Holland, DE; Tr: Paul Hagoort
2. Speedy Face 11,1 Wilhelm Paal 103
3. Tycoon Conway Hall 11,3 Flemming Jensen 23
4. Trophy Spring 11,9 Birger Jörgensen 335
5. Wonderboy 12,9 Steen Juul 210
6. Global Takeover 14,6g Jeppe Juel 801
7. Bandit Brick 16,1g Jeppe Rask 265
Rushmore Face 4.dRL Bo Westergaard 71
Sieg: 21; Richter: sicher ½ - 1 - (3½) - 1 Länge; 8 liefen
Zw-Zeiten: 10,4/500m - 11,1/1000m
Wert: 37.500 - 18.750 - 9.500 - 5.500 - 3.750 - 2.500 DKR