Vincennes, Donnerstag, 10. November 2022. Ein kleiner Hauch von Prix d’Amérique lag über dem Schmuckstück des Nachmittags im Bois de Vincennes, dem halbklassischen Prix Marcel Laurent für internationale Vier- und Fünfjährige, bei dem einige der 15 das Millionenrennen am letzten Januar-Sonntag zumindest bislang fest im Blick haben.
Das gilt auf alle Fälle für die beiden Allaire-Schwergewichte Hohneck und Callmethebreeze, die mit 1.223.590 bzw. 783.550 Euro auf dem Kerbholz begannen; denen hat ihr Herr und Meister ganz klar die Amérique-Teilnahme auf die Fahne geschrieben. Ob auch die Familie Duvaldestin mit dem verhältnismäßig spät in den Gruppe-Reigen geworfenen Idao de Tillard in nicht mal mehr drei Monaten den schwersten aller Wege gehen wird oder noch ein Jahr ins Land gehen lässt, steht noch ein wenig in den Sternen.
Doch so verblüffend leicht, wie der Vierjährige seine 22. Aufgabe zum 16. Sieg löste, obwohl er auf seinen Standardfahrer Clément Duvaldestin wegen einer Fahrsperre verzichten und dafür mit dessen Bruder Théo vorliebnehmen musste, stehen die Ampeln für den Sévérino-Sohn und sein Umfeld auf hell leuchtendem „Grün“. Wie man mit älteren Semestern umspringt, hatte er gerade erst in Bordeaux bei der 45. Ausgabe des Grand Prix du Sud-Ouest mit dem lockeren Erfolg über unter anderem Ce Bello Romain und Elie de Beaufour bewiesen.
Der ältere der beiden Duvaldestin-Söhne ließ sich hinterm Auto durch die „1“ nicht verführen, hielt sich dezent zurück und sah zu, wie sich erst Happy Valley und wenig später Hanna des Molles ins Kommando bequemten, bevor für den Anstieg Hohneck das Zepter schwang. Dies wiederum ließ ihn nicht ruhen, bis er kurz nach dem Gipfel dem Primus der Fünfjährigen das Kommando abgejagt hatte. Den allerdings lancierte François Lagadeuc bald wieder nach außen und spielte damit die Lokomotive für Idéal Ligneries und Callmethebreeze.
700 Meter vorm Ziel träumte Björn Goop hinter dem ihm anvertrauten Keytothehill offenbar von sehr viel Kraft, eröffnete mit dem Mollema-Trainee Spur drei und war freiwilliger Windbrecher für Héraut d’Armes, was ihm mit Beginn des Einlaufs bleischwer im Magen liegen sollte. Ein ähnliches Problem offenbarte Hohneck, der Idao de Tillard einfach nicht zu packen bekam. Ohne dass ihn Théo Duvaldestin sonderlich anfassen musste, machte sich der Braune frei und baute sein Konto viel leichter um 54.000 auf 706.130 Euro aus, als es der bloße Vorteil von einer Länge vermuten ließe.
Geradezu explosiv sprintete Happy Valley auf den Ehrenplatz, und deren Steuermann Jean-Philippe Dubois konnte sich auch über Platz drei seiner Inoubliable freuen, mit der ihr Lieblingsfahrer Eric Raffin dem sich außen einschaltenden Héraut d’Armes hauchdünn widerstand. Erst dann kreuzte Hohneck die Linie, der den entscheidenden Pfiff vermissen ließ - doch den muss der Royal-Dream-Sohn, der 37 seiner 41 Versuche mit einem Platz in der Dreierwette beendet hat, ja erst am 29. Januar parat haben. Deutlich zurück kam Keytothehill als unauffälliger Neunter am Zielrichter vorbei.
„Ein hervorragendes, ein sehr hartes Rennen, das durchaus auch das Prädikat der Kategorie I hätte haben können - und Idao war sehr, sehr stark. Ich wollte ihn ein wenig verdeckt vortragen und musste mich dann entscheiden, ihn neben Hohneck mit der Nase im äußeren Wind laufen zu lassen oder zu versuchen, in Front zu gehen und die Fahrt zu erhöhen. Ich denke, ich habe mit Variante zwei die richtige Wahl getroffen. Idaos weiterer Weg ist klar: Am 10. Dezember steht der Prix Octave Douesnel für Vierjährige der Gruppe II an, dann geht’s am 24. Dezember ins Critérium Continental.“
Prix Marcel Laurent (Gruppe II int., vier- & fünfj. Hengste & Stuten)
2100m Autostart; 120.000 Euro
1. Idao de Tillard 10,7 Théo Duvaldestin 27
4j.br. Hengst von Séverino a.d. América de Tillard von First de Retz
Be : Cyriel Sevestre; Zü: Ecurie Chaunion; Tr: Thierry Duvaldestin
2. Happy Valley 10,8 Jean-Philippe Dubois 130
3. Inoubliable 10,9 Eric Raffin 180
4. Héraut d‘Armes 10,9 Jean-Michel Bazire 62
5. Hohneck 10,9 François Lagadeuc 28
6. Callmethebreeze 11,0 Andrea Guzzinati 160
7. Idéal Ligneries 11,0 Franck Nivard 660
8. Inmarosa 11,1 Léo Abrivard 390
9. Keytothehill 11,4 Björn Goop 500
10. Hanna des Molles 11,4 Alexandre Abrivard 350
11. First Blood 12,2 Christophe Martens 1500
12. Cresus di Poggio 12,3 Damien Bonne 1310
13. Berenice Bi 12,5 Gabriele Gelormini 1500
14. Chandelles 13,9 Matthieu Abrivard 1210
Inès des Rioults dis.r. Jean-François Senet 1610
Sieg: 27; Richter: leicht 1 - 1½ - k.Kopf - Hals - ½ - ¾ - ½ - 3 Längen; 15 liefen
Zw-Zeiten: 08,1/600m - 09,0/1100m - 11,0/1600m
Wert: 54.000 - 30.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.200 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-11-10/7500/1
Sieg fürs deutsche Zuchtgebiet
600 Meter mehr arbeiten für weniger Geld, nämlich 66.000 Euro mussten nach Geschlechtern getrennt europäische Dreijährige, die keine 105.000 Euro verdient hatten, in der Kategorie III. Der Prix de Château-Thierry fürs starke Geschlecht besaß in Géricault züchterisch eine starke deutsche Note. Favoritenehren genoss nach seinem aktuellen Erfolg Jingle Délo, mit dem sich Anthony Barrier für den Anstieg vor Géricault die Spitze sicherte.
In dem kompakten Achter-Feld pendelte Christophe Martens mit dem Muscle-Hill-Sohn, der als Empfehlung den 50.000 Euro wertvollen Sieg im TCT-Derby vom 28. August in Wolvega über Monastery Boko und Gio Cash ins Feld führte, zwischen erster und zweiter Spur (zwei Tage Fahrverbot), um Diluca Mo, Diapason und Pearl Vrijthout in Schach zu halten, bevor er sich eingangs der Schlusskurve endgültig nach außen orientierte.
Während Diapasons und auch Pearl Vrijthouts Attacken ziemlich wirkungslos verpufften, entdeckte Géricault erneut sein Kämpferherz und rang Jingle Délo um einen „Hals“ nieder. Das bescherte ihm nach 1:15,3 eine Konto-Aufstockung um 29.700 auf 85.795 Euro. Der Björn Goop anvertraute Pearl Vrijthout endete als gefälliger Fünfter, musste den Platz jedoch nach Gangart-Überprüfung räumen. Scheck Numero fünf blieb jedoch im Hagoortschen Hause, denn auch Diapason wird in Oldetrijne vorbereitet.
„Wir schätzen ihn sehr“, gestand ein glücklicher Martens, „er trägt noch immer Gummi-Boots, hat Watte inden Ohren und ist ein bisschen grün - unser großes Baby. Wir hoffen, dass er weiter reift und besser wird. Sein Potential hat er uns früh in den Qualifikationen verraten und dies in den Rennen bestätigt.“
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-11-10/7500/3
Auch der drei Stunden später ausgetragene Prix de Vaumas für 15 anno 2019 zur Welt gekommene Desmoiselles hatte durch die von Jean-Pierre Dubois gezüchtete Look of Love einen deutschen Akzent. Die frischgebackene Breeders-Crown-Siegerin, eine Schwester der Le Miracle, Light the Fire, Laurel Park, La Grace und Lancaster, war im Bogen von Joinville kurz vorn, trat dann die Spitze an Jeep du Pont ab, wurde durch den folgenden Wechsel zu Jérusalem um eine weitere Position zurückgeschoben und sprang im dichten Einlaufgetümmel, ohne je die Freiheit wiedergesehen zu haben.
Der Sieg ging an Erik Bondos Dea Sprint Bar, deren Ahnentafel keine Wünsche offen lässt: Sie ist das dritte Fohlen der 1,4-fachen Millionärin und Derby-Siegerin Lana del Rio. Erzeuger ist Muscle Hill, und als glücklicher Besitzer zeichnet die Ecurie Baudron. Es war der vierte Treffer der von Gabriele Gelormini pilotierten Braunen, die mit 62.040 Euro noch reichlich kurbeln muss, um in die Sphären ihrer Mutter vorzustoßen.
„Ich kenne sie aus Italien - sie hat eine enorme Grundschnelligkeit. Manchmal will sie sogar zu schnell los… Der zunächst verdeckte Vortrag bekam ihr gut. Bergauf hatten wir die Nase im Wind, doch das machte ihr nichts aus. Als ich Zugwatte und Scheuklappen zog, ging sie ab wie eine Rakete“, resümierte Gelormini.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-11-10/7500/8