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Face Time - auch ohne „Bourbon“ gut
28. Januar 2024

Vincennes, Samstag, 27. Januar 2024. Weiter sportlich kräftig aufgewertet wurde der Samstag vor dem Prix d’Amérique, der sich bis vor zwei Jahren lediglich mit dem Prix du Luxembourg, dem „kleinen Amérique“ für all jene, die es in den „wahren“ Amérique aufgrund mangelnden Einkommens nicht geschafft hatten, schmücken konnte.

2023 waren zwei 150.000-Euro-„Internationals“ für dreijährige Sulky-Spezialisten hinzukommen. Heuer hat man die mit 300.000 Euro gespickten Prix Ourasi (für die Generation 2020) und Prix Bold Eagle für die Fünfjährigen vom Amérique-Sonntag um einen Tag vorgezogen, so dass allein in diesen fünf Prüfungen eine runde Million Euro an die Besitzer verteilt wurde.

Obwohl mit 100.000 Euro Lohn der bescheidenste dieser fünf „Riesen“, gebührt dem Prix du Luxembourg nach wie vor international die größte Aufmerksamkeit.

Achtmal hatte sich seit 2007 Jean-Michel Bazire in dessen Siegerliste einschreiben können - erstmals 2007 mit dem von Fabrice Souloy trainierten Exploit Caf, von 2021 bis 2023 mit Dorgos de Guez, Elie de Beaufour und Beads - und erneut mit dem in drei „B“-Rennen an der Qualifikation zum Prix d’Amérique gescheiterten Ganay de Banville (7) sehr ordentliche Karten, obwohl die mit Formpferden gespickte Aufgabe kein Selbstläufer war.

Dass die Vorjahrszweite Dear Friend in einem ihrer letzten Rennen von der „5“ die Führung eroberte, war keine Überraschung, denn antreten kann die Schwedin mit der langen Blesse, die eigentlich längst schon „Mama“ sein sollte, wie ein Torpedo. Ihre Landsfrau Great Skills fiel am Start aus, und wenig später sah auch GNT-Sieger Gaspar d’Angis rot.

Eingangs der Kurve von Joinville schnappte sich Missle Hill (9) das Kommando und wurde ausgangs derselben von dem über Spur drei wuchtig vorstoßenden Gaspar de Brion abgelöst, der den Staffelstab kurz vorm Gipfel an Ganay de Banville weiterreichte. Das bescherte Happy Valley (3) vor Jazzy Perrine (2) die Regie auf dem zweiten Gleis.

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Foto: paris-turf.com

Noch weiter außen warf Matthieu Abrivards zweiter Schützling Face Time (16), vor Hip Hop Haufor (13) sein Herz in die Schlacht. Der sollte dann auch Ganay de Banville und dem Maître die Siegsuppe gründlich versalzen. Um eine halbe Länge streckte der Coktail-Jet-Sprössling mit einem jubelnden Gabriele Gelormini den Kopf zum 23. Mal als Erster ins Ziel - im dritten Versuch der erste Gruppe-Erfolg für den Coktail-Jet-Sohn, der sich um 45.000 auf 444.110 Euro steigerte.

Während Trainingskamerad Gaspar de Brion als herbe Enttäuschung schon 300 Meter vorm Ziel nicht mehr mitkam, hielt sich innen Missle Hill umso wackerer und Platz drei gegen Happy Valley fest. Auch beim nächsten Pärchen entschied der kürzere Weg zugunsten Dear Friends und gegen Hip Hop Haufor.

Mit 1:10,5 blieb Face Time nur um 0,3 Sekunden über dem Rennrekord, den Beads im Vorjahr aufgestellt hat. „Das durften wir uns nicht entgehen lassen“, atmete Gelormini, für den dieses Meeting bislang alles andere als rosarot gelaufen war, erleichtert durch, „Face Time ist in bester Verfassung. Trotz der höchsten Startnummer ‚16‘ passte alles, weil ich durchweg gute Zugpferde hatte, in deren Windschatten er lange Kräfte sparen konnte. Wie stark er ist, zeigt schon, dass er das dritten Mal binnen eines Jahres in Vincennes 1:10 vorgelegt hat - das ist in dieser Gewinnklasse noch immer außergewöhnlich.“

Prix du Luxembourg (Gruppe III int., Fünf- bis Elfjährige, keine 800.000 Euro)

2100 Meter Autostart, 100.000 Euro

1.    Face Time                10,5    Gabriele Gelormini         85

       9j.schwbr. Wallach von Coktail Jet a.d. Netchka d’Orgères von Full Account

       Be: JPB Horses; Zü: Louis Baudron; Tr: Matthieu Abrivard

2.    Ganay de Banville      10,6    Jean-Michel Bazire         38

3.    Missle Hill                 10,7    Yoann Lebourgeois       260

4.    Happy Valley             10,7    Jean-Philippe Dubois    310

5.    Dear Friend               10,8    Franck Ouvrie              390

6.    Hip Hop Haufor          10,8    Christian Bigeon           350

7.    Héliade du Goutier      10,8    Paul-Philippe Ploquin   1440

8.    Jazzy Perrine            10,9    Franck Nivard              640

9.    Elite de Jiel               10,9    Benjamin Rochard        780

10.   Bilo Jepson               11,0    David Thomain             230

11.   Sayonara                  11,0    Björn Goop                  100

12.   Idéal Ligneries           11,0    François Lagadeuc       180

13.   Gaspar de Brion         11,2    Matthieu Abrivard         100

14.   Fulton                      13,5    Nicolas Bazire            1650

       Great Skills               dis.r.   Daniel Wäjersten          100

       Gaspar d’Angis          dis.r.   Eric Raffin                     40

Sieg: 85; Richter: sicher ½ - ¾ - Hals - ½ - k.Kopf - ¾ - ¾ - k.Kopf; 16 liefen

Zw-Zeiten: 09,0/600m - 09,4/1100m - 10,3/1600m

Wert: 45.000 - 25.000 - 14.000 - 8.000 - 5.000 - 2.000 - 1.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-27/7500/4

William Bigeons Form steht

Seit rund drei Jahren läuft es prächtig im Stall von William Bigeon, der unter anderem gemeinsam mit seinem langjährigen Besitzer Joël Séché auf einer kleinen Erfolgswelle segelt. 2023 hatte Kana de Beylev für die roten Farben den auf 150.000 Euro aufgestockten Prix Roquépine gewonnen; das Quartier hat daran offensichtlich so viel Gefallen gefunden, dass es mit Louisiane de Bomo umgehend nachlegte.

Überraschend war das nicht, denn nachdem die als Jährling für 130.000 Euro erworbene Ready-Cash-Tochter lediglich eine ihrer fünf Prüfungen nicht als Beste gelöst und vor 20 Tagen den Prix Gélinotte gewonnen hatte, genoss sie bei 3,9-fachen Odds knapp das meiste Vertrauen der „turfistes“. Für die Gélinotte-Dritte Foxylady war bereits mit dem Startschuss Schluss mit Traben, derweil Eric Raffin von ganz außen Lopigna wie der Wind vor Lilas Castelle in Front schmettern ließ.

Außen rückte Lizy Josselyn vor Let Me Shine Gio, Lotta Bourbon, Louisiane de Bomo, der italienischen Seriensiegerin Filadonna und Little Strawberry vor. Lopigna vermochte die Spitze nur bis ausgangs der Schlusskurve zu verteidigen, passte dann gegen die wuchtig angreifende Lotta Bourbon und warf 250 Meter vorm Ziel das Handtuch im Galopp.

Ein bisschen hatte sich allerdings auch die Halbschwester Face Time Bourbons mit ihrem Kraftakt übernommen; zu mehr als Rang sechs sollte es für die Prodigious-Tochter nicht reichen. Das stärkste Momentum entwickelte Louisiane de Bomo, die Shootingstar Benjamin Rochard extrem lange im Versteck ließ. Rasch gewann sie die Oberhand - und musste doch für den fünften Sieg, mit dem sie zur Königin ihrer Generation wurde, bangen.

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Foto: paris-turf.com

Aus dem Nirgendwo, nämlich vom letzten Platz der dritten Gefechtslinie, flog Little Star Fleury ganz außen wie eine Rakete heran und kam für die 1350:10-Sensation nur um ein paar Zentimeter zu spät. Prächtig brachten sich auch die ebenfalls nicht sonderlich hoch gehandelten Little Strawberry und Lakara ein. Philippe Allaire, der „Master der jungen Pferde“, musste sich mit Platz fünf von Listentothemusic bescheiden.

Seine Seriensiegerin Filadonna, aus drei Starts mit weißer Weste aus Italien gekommen, kam auch beim zweiten Versuch auf französischem Parcours nicht fehlerfrei ins Rennen und nicht über Rang elf hinaus.

„Ich denke, nach den vielen guten Platzierungen auf diesem Niveau war ein Sieg fällig und verdient. Weil Eric (Raffin) im Critérium des Jeunes Kamehameha steuern wird, brauchte ich für ohnehin einen anderen Chauffeur. Ich finde, Benjamin und Kana verstehen sich prächtig“, resümierte Trainer William Bigeon. Für den erst im Vorjahr von 2.175 auf 2.700 Meter verlängerten Prix Roquépine gab’s eine neue Bestmarke gratis: Jazzy Perrines 1:15,4 drückte Kana de Beylev um 0,7 Sekunden.

Prix Roquépine (Gruppe II int., dreij. Stuten)

2700m Bänderstart o.Z., 150.000 Euro

1.    Louisiane de Bomo     14,8    Benjamin Rochard          39

       3j. Rappstute von Ready Cash a.d. Amelia Jet von Quaker Jet

       Be: Joël Séché; Zü: Philippe Guyon; Tr: William Bigeon

2.    Little Star Fleury         14,8    Alexis Collette            1350

3.    Little Strawberry         14,9    Franck Nivard              220

4.    Lakara                     15,0    Arnaud Desmottes        650

5.    Listentothemusic        15,1    David Thomain             250

6.    Lotta Bourbon            15,2    Franck Ouvrie              100

7.    Layla                       15,3    Léo Abrivard                490

8.    Let Me Shine Gio       15,4    Matthieu Abrivard           73

9.    Lizy Josselyn             15,5    Björn Goop                  510

10.   Liberée Delivrée         15,5    Romain Christian Larue 1160

11.   Filadonna                 15,6g  Gabriele Gelormini         40

12.   Lilas Castelle             16,1    Mathieu Mottier            120

       Lopigna                    dis.r.   Eric Raffin                   180

       Foxylady                   dis.r.   Alessandro Gocciadoro   66

Sieg: 39; Richter: Kampf k.Kopf - 1½ - ¾ - 1¼ - 2 - 1 Länge; 14 liefen

Zw-Zeiten: Zw-Zeiten: 15,1/1200m - 14,2/1700m - 14,8/2200m

Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-27/7500/5

Aus der Deckung zugeschlagen

In Vielem war der Prix Paul Viel, das Gegenstück für die 2021 geborenen Hengste, ein Abbild. Wieder ging der „Länderkampf“ mit Italien glasklar zugunsten der Gastgeber aus, wobei die Auswärtigen durch Felipe Roc und Frank Gio diesmal wenigstens ein bisschen Kleingeld über die Alpen entführen konnten.

Ebenso wird Philippe Allaire an einem „Samstag zum Vergessen“ auch diese Prüfung in schlechter Erinnerung behalten: Seine beiden Streiter Little Brown und vor allem Luciano Menuet blieben weit unter den bei dem 64-jährigen stets enorm hochgesteckten Erwartungen. Dabei lief der Matchplan zunächst wie gewünscht zu seinen Gunsten.

Luciano Menuet, nach dem Sieg im Prix Maurice de Gheest vor drei Wochen wieder fester auf dem Thron seiner Generation sitzend, flitzte rasch vor Loulou de Mye, Fil EK und Learn to Fly ins Kommando und trat es ab, als Stablemate Little Brown auf Zielschildhöhe angerauscht kam. Das sollte sich unwissentlich ausgerechnet für „Frontfahrer“ Yoann Lebourgeois als höchst verhängnisvoll entpuppen.

Als es auf der Zielgeraden ans Eingemachte ging, passte Little Brown zeitig. Nach außen war alles dicht - der Favorit verhungerte sozusagen vorm vollen Kühlschrank. Perfekt lief’s hingegen für Lovino Bello, mit dem sein Trainer Jocelyn Robert nichts überstürzt hat: Nach Platz zwei im Prix Louis Cauchois, der ersten Gruppe-Aufgabe für den „J“-Jahrgang, durfte der Village-Mystic-Sohn ebenso ein paar Wochen Rennpause einlegen wie nach dem Gruppe-II-Treffer im Prix Emmanuel Margouty am 16. Dezember.

Lovino Bello Einlauf

Foto: letrot.com

Das Auftanken der Kräfte lohnte sich. Führte Eric Raffin mit ihm zunächst die in zweiter Spur aktive Riege vor Frank Gio und Lombok Jiel an, so überließ er die Frontarbeit bergauf liebend gern Lemon Tree und kanzelte diesen zum Dank für die Zugdienste auf der Zielgeraden locker ab. Gehörig was zu verkaufen hatte desgleichen Lombok Jiel, der sich weit außen den Ehrenplatz schnappte.

Mit 1:15,2 waren die Hengste etwas langsamer als die „Mademoiselles“ unterwegs, und auch der im Vorjahr von Elton Wise auf 1:14,2 gedrückte Rennrekord geriet nicht in Gefahr, doch war dies nur eine Sache für Statistiker. „Ich hab nicht genügend Vergleichsmaßstäbe, um seine Klasse einschätzen zu können“, bekannte Jocelyn Robert, der nie zuvor ein Gruppe-II-Rennen auf seine Kappe gebracht hatte.

„Doch dass er ein Rennpferd werden würde, hab ich früh gemerkt. Er ist sehr willig, akzeptiert Arbeit und Belastung, ist jedoch ein ganz schönes Kaliber. Darum haben wir vor drei Wochen die 2.175 Meter ausgelassen und ihn stattdessen trainiert - in Grosbois, am Strand von Utah Beach, auf der Rennbahn von Le Mans. Vielleicht hab ich sogar ein wenig zu viel gemacht…“ Raffin, der solche Kaliber in Hülle und Fülle in Händen hat, bestätigte: „Er macht alles, was man will, und hat einen großen Motor. Am Ende ging er nur auf einer Leine - zum Glück hatte ich links immer genügend Platz.“

Prix Paul Viel (Gruppe II nat., dreij. Hengste)

2700m Bänderstart o.Z., 150.000 Euro

1.    Lovino Bello              15,2    Eric Raffin                     53

       3j.br. Hengst von Village Mystic a.d. Louvina Bella von Buvetier d’Aunou

       Be: Sandrine Robert; Zü: Rémi Boucret; Tr: Jocelyn Robert

2.    Lombok Jiel               15,3    Pierre-Yves Verva          80

3.    Lemon Tree              15,5    Benjamin Rochard          82

4.    Learn to Fly               15,5    Franck Nivard              980

5.    Felipe Roc                15,5    Santo Mollo                 520

6.    Little Brown               15,6    David Thomain             140

7.    Frank Gio                 15,6    Matthieu Abrivard         360

8.    Luciano Menuet         15,6    Yoann Lebourgeois        30

       Fil EK                       7.gdZ  Pietro Gubellini            160

       Loulou de Mye           dis.r.   Romain Christian Larue 340

       Lapis Lazuli               dis.r.   Jean-Michel Bazire         48

Sieg: 53; Richter: sicher ¾ - 2½ - ½ - k.Kopf - 1 Länge; 11 liefen (NS Largo de Castelle)

Zw-Zeiten: 16,8/1200m - 16,6/1700m - 16,3/2200m

Wert: 67.500 - 37.500 - 21.000 - 12.000 - 7.500 - 3.000 - 1.500 Euro

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-27/7500/7

Ein erleichternder Crack

Allaires „gebrauchter Tag“ machte vor dem an Frankreichs Traber-König und vierfachen Amérique-Triumphator erinnernden, 300.000 Euro wertvollen Prix Ourasi für die Vierjährigen keinen Halt. Mit dem aus 18 Auftritten zehnfachen Sieger Koctel du Dain begab sich David Thomain von ganz außen mit viel Elan auf den Vormarsch.

Der mächtige Braune ließ sich in seinem Vorwärtsdrang durch fünf, sechs Galoppsprünge, die seinem bei 25:10 immensen Anhang nach 150 Metern einen Adrenalinstoß durch die Adern jagte, nicht wirklich aufhalten. Er verlor kaum Boden, kreuzte, vor der Tribüne in dritter Spur unterwegs, eingangs des Joinviller Bogens an der Flanke von Karlito auf, der vor Kristal Josselyn, Kyrielle und Kabaka de Guez den fetzigen Marsch blies, und löste ihn ausgangs desselben ab.

Damit schien alles wieder im Lot für den Boccador-de-Simm-Sohn, der von King Opera vor Kapitano de Source, Kana de Beylev und gar in dritter Spur Katinka du Mouchel begleitet wurde. Er war noch immer im Vorteil, als King Opera die Daumenschrauben anzog und ihn ausgangs der letzten Biege in einen weiteren Fehler trieb, der das Aus bedeutete.

Krack Time Atout Einlauf

Foto: letrot.com

Die Quittung für de Drücker-Arbeit bekam wenig später aber auch King Opera serviert, der nach drei Ausfällen in Folge zwar auf den Beinen blieb, aber bis auf Platz sieben gestutzt wurde. Innen rauften sich Karlito und Kyrielle durch, mittig hielt Katinka du Mouchel ihren Überlandtransport zäher als gedacht durch, doch die Gefahr zog ganz weit draußen auf.

Hatte schon Ksar ausnehmend viel Speed drauf, so konnte es Krack Time Atout noch einen gehörigen Zacken besser. Mit Paul-Philippe Ploquin im Sulky fegte er die kämpfende Meute, für die die Prämien drei bis sieben nach Zentimeterarbeit verteilt wurden und zwischen Karlito und Katinka du Mouchel selbst die Technik keine Differenz auswies, in neuer Rekordzeit von 1:12,1 um eine Länge von der Planche.

Krack Time SE

Foto: letrot.com

„Es lief bei mir in letzter Zeit nicht sonderlich gut, darum ist dieser Sieg sehr emotional“, gestand ein sichtlich angefasster Sébastien Guarato, „momentan habe ich keine echten Cracks im Stall. Es ist nicht so einfach, das mit vielen jungen Pferden wieder aufzubauen. Krack Time Atout könnte ein Champion werden, obwohl er höchst kompliziert ist. Er hat ja das Critérium des 3 Ans nicht zufällig gewonnen. Zu Hause ist er eine Maschine, doch im Rennen bringt er das nicht immer aufs Parkett.“

„Krack Time kann speziell auf den ersten paar hundert Metern sehr kribbelig werden, darum hab ich ihn bewusst langsam eintreten lassen und ihm zwangsläufig ein Rennen von hinten servieren müssen. Das hohe Tempo kam uns sehr entgegen, weil die Konkurrenz viele Körner verpulverte. Im letzten Bogen zog ich die Klappen, und ab diesem Moment zündete er richtig durch und flog wie ein Pfeil die Gerade herunter. Ich war erleichtert, als wir den Pfosten passiert hatten. Ich hab ja alle Höhen und Tiefen mit ihm durchgemacht, dennoch keinen sonderlichen Druck gespürt. Man muss bei ihm auf alles gefasst sein“, gestand Ploquin, der seit August 2023 sein Stammfahrer ist.

Mit dem fünften Volltreffer aus immerhin schon 23 Versuchen - sechs davon mündeten in Disqualifikationen - kletterte das Konto des Face-Time-Bourbon-Sohnes um 135.000 auf 444.600 Euro. Auch nicht alltäglich: Das Trio von William Bigeon - Kyrielle, Kana de Beylev und King Opera - landete auf den Plätzen fünf bis sieben.

Prix Ourasi (Gruppe I int., vierj. Hengste und Stuten)

2700m Bänderstart o.Z., 300.000 Euro

1.    Krack Time Atout        12,1    Paul-Philippe Ploquin    192

       3j.br. Hengst von Face Time Bourbon a.d. Topaze d‘Atout von Coktail Jet

       Be: Philippe Barbé; Zü: SCEA du Beaumanoir; Tr: Sébastien Guarato

2.    Ksar                        12,1    Matthieu Abrivard         160

3.    Karlito                      12,2    Yoann Lebourgeois       330

3.    Katinka du Mouchel    12,2    Clément Duvaldestin     160

5.    Kyrielle                     12,2    William Bigeon             200

6.    Kana de Beylev          12,2    Benjamin Rochard          65

7.    King Opera               12,3    Eric Raffin                     41

8.    Kool des Champs       12,3    Alexis Prat                  630

9.    Kapitano de Source    12,5    Gabriele Gelormini        470

10.   Kabaka de Guez        12,6    Nicolas Bazire              880

11.   Kristal Josselyn          12,6    François Lagadeuc       640

       Koctel du Dain           dis.r.   David Thomain              25

       Edy Girifalco Gio        dis.r.   Alessandro Gocciadoro  650

       Kobayashi                 dis.r.   Franck Nivard              190

       Kalif Landia               dis.r.   Mathieu Mottier            940

Sieg: 105; Richter: sicher 1 - ½ - tot. Re - k.Kopf - Kopf - 1 - k.Kopf - 2½ Längen; 15 liefen

Zw-Zeiten: 12,0/1200m - 11,6/1700m - 11,9/2200m

Wert: 135.000 - 75.000 - 33.000 - 33.000 - 15.000 - 6.000 - 3.000 Euro 

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-27/7500/6

Der nächste große Bahnhof

Als Sahnehäubchen rundete der Tipp des Tages im ebenfalls mit 300.000 Euro dotierten Prix Bold Eagle für die Fünfjährigen den Gruppe-Reigen ab und stand wie die berühmte Bank - nicht „aufm Platz“, als es um die Wurst ging, sondern für die Tippzettel der Wetter.

Obwohl Just A Gigolo mit seinen 1.162.710 Euro vor dem 2.700 Meter langen Zug mehr als doppelt so reich war wie Jushua Tree, ist der viel später in den Gruppe-Zirkus eingestiegene Bazire-Schützling in rasender Geschwindigkeit sportlich längst zur Nummer eins avanciert. Als wolle er dies unfreiwillig unterstreichen, sprang sich der Allaire-Schützling wie Jingle Délo kurz nach dem „Ab“ aus der Party, die Justin Bold vor Deus Zack und Jakartas des Prés am schwungvollsten begann.

Vor der Tribüne erfolgte die erwartete Ablösung durch den einstigen Allaire-Eleven J’Aime le Foot, wodurch Josh Power vor Dimitri Ferm, Jushua Tree, den Bazire praktisch aus zweiter Reihe losgeschickt und ihn damit aus der ersten Bataille konsequent herausgehalten hatte, und Demon der äußere Fahrtwind ins Gesicht blies.

Bold einlauf

Foto: harnessracingupdate.com

Bis zum Gipfel sah sich Jean-Michel Bazire das Geschehen in aller Seelenruhe an und beschloss dann, nach dem Rechten zu sehen. Wie Troikas donnerte das Feld durch den Schlussbogen: innen der sich tapfer wehrende J’Aime le Foot, daneben der Critérium-des-4-Ans-Sieger Josh Power, ganz außen Jushua Tree, den Bazire immer noch bei Kopf hielt, dahinter Justin Bold, Dimitri Ferm und Jakartas des Prés.

Jushua Tree Kopf

Foto: letrot.com

Ein paar Mal musste „JMB“ ihn anfassen - dann hatte der erstmals komplett barfuß aufgebotene Jushua Tree verstanden und ließ die Konkurrenz sicher zu Sieg Nummer 16 aus 20 Starts links liegen, was sein Konto auf 722.150 Euro schraubte.

Bestens verkaufte sich Italiens Derby-Sieger 2022 Dimitri Ferm, der die Lücke zwischen Jushua Tree und Josh Power, an dem sich auch noch Justin Bold haarscharf vorbeiraufte, zum Spurt auf den Ehrenplatz nutzte, wobei er nur für einen Augenblick hoffen durfte, Jushua Tree überraschen zu können.

Mit dem hat sein Mentor offensichtlich völlig richtig entschieden, ihn heuer noch nicht im Prix d’Amérique gegen die ganz großen Kaliber anzuschirren: „Wir wollen mit ihm nichts übers Knie brechen. Er ist immer noch ein bisschen grün, obwohl er auf alles reagiert hat, was ich von ihm wollte. Auch wenn’s von außen anders aussehen mag: Ein Gruppe-I-Rennen ist nie leicht zu gewinnen. Als ich ihn nach außen beordert habe, zog vorn das Tempo kräftig an. Da wackelte er leicht, fasste aber bald wieder prächtig Tritt. Eingangs der Zielgeraden hab ich ihn kurz wachgerüttelt  - sofort war er voll da. Ein bisschen lernen muss er die hohen Tempi noch.“

Jushua Tree Bazire

Foto: letrot.com

Mitbesitzer Jan Kumpen vom Stall Olmenhof bestätigte, dass jeder Auftritt seines Cracks ein Ereignis sei: „Ich bin freudig erstaunt, wie sehr Jushua das Publikum elektrisiert. Heute sind eine Menge Fans aus Belgien angereist, um ihn zu unterstützen. Vor dem Rennen sind alle nervös. Er ist schon jetzt einer der Stars von Vincennes. Die Ovationen nach seinem Sieg waren schlichtweg überwältigend.“

Prix Bold Eagle (Gruppe I int., fünfj. Hengste und Stuten)

2700m Bänderstart o.Z., 300.000 Euro

1.    Jushua Tree              12,3    Jean-Michel Bazire         14

       5j.br. Hengst von Bold Eagle a.d. Ma Sissi James von Buvetier d‘Aunou

       Be: Ec. Olmenhof (Jan Kumpen) & Hugues Rosseau; Zü: Hugues Rosseau; Tr: Jean-Michel Bazire

       Pfleger: Damien Hardel

2.    Dimitri Ferm              12,4    Matthieu Abrivard         200

3.    Justin Bold                12,5    Yoann Lebourgeois       270

4.    Josh Power               12,5    Sébastien Ernault           67

5.    J’Aime le Foot            12,6    David Thomain             480

6.    Deus Zack                12,6    Jean-Philippe Monclin  1330

6.    Jakarta des Prés        12,6    Eric Raffin                   670

8.    Jag Stryck                 12,6    François Lagadeuc      1120

9.    Diva del Ronco          12,6    Mario Minopoli jr         1110

10.   Daughter As              12,6    Alessandro Gocciadoro  620

11.   Bengan                    12,7    Björn Goop                  450

       Just A Gigolo             dis.r.   Franck Nivard              170

       Desiderio d’Esi           dis.r.   Franck Ouvrie              360

       Demon                     dis.r.   Benjamin Rochard        260

       Jingle Délo                dis.r.   Anthony Barrier          1180

Sieg: 14; Richter: sicher 1 - 1½ - Hals - 1 - k.Kopf - tot. Re. - Kopf; 15 liefen

Zw-Zeiten: 12,2/1200m - 11,8/1700m - 12,0/2200m

Wert: 135.000 - 75.000 - 42.000 - 24.000 - 15.000 - 4.500 - 4.500 Euro 

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-27/7500/8

Tom Karten mit schlechten Karten

Karten Weihermüller FB

Tom Karten und HVT-Präsident Peter Weihermüller

Eröffnet wurde das Amérique-Wochenende traditionell mit der Coupe Internationale des Amateurs (2100m; 15.000 Euro) für sieben- bis elfjährige Franzosen, die keine 170.000 Euro auf der hohen Kante hatten. Nicht nur am Toto für 680:10, sondern auch „aufm Platz“ hatte Deutschlands Vertreter Tom Karten trotz idealer Ausgangsposition „3“ schlechte Karten.

Problemlos scheuchte Deutschlands „geteilter“ Amateur-Champion Glorioso Bello zunächst an die Spitze, wo er sich nach 700 Metern von 24:10-Favorit und Trainingsgefährte Hanugan ablösen ließ, der von der Schwedin Hanna Lähdekorpi gesteuert wurde.

Das war’s dann aber auch schon mit der Herrlichkeit des achtjährigen Wallachs, der ein paar hundert Meter weiter gänzlich den Betrieb einstellte und endlos abgeschlagen nur deswegen Platz acht ergatterte, weil vier der insgesamt 13 Gespanne den roten Karton sahen. Gewinnen konnte jedoch auch Hanugan nicht: Locker um 2½ Längen gab ihm die 119er Chance Fergie Highland mit dem Dänen Martin Andreasen das Nachsehen.

Video: https://www.letrot.com/courses/2024-01-27/7500/1