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Face Time Bourbon - Besuch aus einer anderen Welt
01. Februar 2021

Vincennes, Sonntag, 31. Januar 2021. Was für ein Spektakel, dieser zum 100. Mal ausgetragene Prix d’Amérique, der sich seit 1920 aus kleinen Anfängen ziemlich rasch zum spektakulärsten Trabrennen der Welt emporgeschwungen hat. Zu einem Rennen, von dem ein jeder, der in diesen Sport involviert ist, träumt, es mal gewinnen zu können.

Es bot wie fast immer alles, was das Sportlerherz begehrt: von nervenzerreißender Spannung, die durch drei Fehlstarts noch potenziert wurde - es ist ja längst nicht mehr so, dass man einen mittelmäßigen Beginn auf den geforderten 2700 Metern ohne weiteres ausbügeln kann -, über taktische Scharmützel und Finten bis zu einem Finale furioso, das die beiden Publikumslieblinge weit vor dem Rest kredenzten und das in einem neuen, sagenhaften Rennrekord gipfelte.

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Auf den Rängen nur Trainer und Offizielle (letrot.com)

Mit 1:10,8 zerbombte Überflieger Face Time Bourbon, dessen Kürzel „FTB“ längst als Gütesiegel dieses Sports in aller Munde ist, die von Bold Eagle und Readly Express 2017 bzw. 2018 aufgestellte Bestmarke von 1:11,2, bescherte sich nach 2020 den zweiten Triumph in einer Manier, an der es nicht das kleinste Fitzelchen zu deuteln gab, erfüllte seinem Fahrer Björn Goop zum dritten Mal den Traum aller Trabrennfahrer und seinem Ausbilder gar die Nummer vier: Sébastien Guarato durfte dank Bold Eagle bereits 2016 und 2017 die Honneurs entgegennehmen.

Überraschend war dies keineswegs. Vor etwas mehr als drei Jahren, beim ausführlichen Ausblick aufs Winter-Meeting 2017/2018, hatte der Übungsleiter ganz dezent fallen lassen, er habe da einen Zweijährigen, der so gut sei wie noch keiner, den er je zuvor in Händen gehabt habe. Eben dieser Face Time Bourbon, gezüchtet vom seit Jahrzehnten dank Jean-Pierre Dubois in Frankreich aktiven Hamburger Geschäftsmann Rainer Engelke (der gemeinsam mit Guarato, Pierre Pilarski und Renato Bruni einen kleinen Anteil an dem Ready-Cash-Sohn hält; zu 50 Prozent läuft er für die gelb-grünen Farben des Neapolitaners Antonio Somma), machte mit dem Gerede der kleinen Formdelle in furiosem Stil Tabula Rasa.

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Kameras an allen Ecken (prixdameriqueraces.com)

„Er ist wie Bold Eagle zum Siegen verdammt“, hatte Guarato vor den Prix du Bourbonnais und de Bourgogne all jenen ein klares Zeichen gesetzt, die dort nur ein Mitlaufen für den längst für den Amérique qualifizierten Braunen befürchtet hatten. Selbst die reichten Vielen, die stets nach einem Haar in der Siegsuppe suchen, nicht. Der Erfolg im Bourbonnais über die „Underdogs“ Moni Viking und Victor Ferm war ohne Glanz, jener im Bourgogne gegen Stall-, aber nicht Trainingskamerad Vivid Wise As und Délia du Pommereux hing gar - trotz brillanter 1:10,4 - an einem ziemlich dünnen Faden.

„Er soll erst am 31. Januar auf Hundert sein“, hatte Guarato nach jenem 3. Jänner alle Bedenken beiseite gewischt, ihn für die letzten Vorbereitungswochen zum Kraft tanken an den Strand der Normandie geschickt und die Rolle des Favoriten ohne zu zögern angenommen: „Druck, den Favoriten fürs Rennen der Rennen zu formen, spüre ich nicht. Ich bin das von den Jahren mit und um Bold Eagle gewohnt, und ändern an dieser Rolle kann ich selbst ohnehin nichts“, verriet der 48-jährige und ergänzte beiläufig: „Face Time zeigt sich am Strand in prächtiger Verfassung und ist frisch und munter wie eh und je.“

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Antonio Somma, Björn Goop und Sébastien Guarato (sydsvenskan.se)

Die Konkurrenz bekam das bei guten äußeren Bedingungen - der von den Wetterfröschen unter der Woche prognostizierte Regen setzte erst zum Ende des Renntages ein - auf den letzten 700 Metern knallhart aufs Brot geschmiert. Als „Monsieur Goop“, der über die gesamte Woche in seiner zweiten Heimat Frankreich aktiv gewesen war, 400 Meter vorm Ziel den letzten, den entscheidenden Gang einlegte, flog das Feld geradezu explosionsartig auseinander. Einzig der erklärte Herausforderer Davidson du Pont vermochte dem wie ein Irrwisch davon fegenden „FTB“ halbwegs auf den Fersen zu bleiben, aber den Zwei-Längen-Rückstand, der sich aus der abrupten Flucht ergab, trotz energischster Mühen Jean-Michel Bazires nicht wettzumachen.

„Es ist keine Schande, hinter einer Legende Zweiter zu werden. Wir hatten Ready Cash, wir hatten Bold Eagle - Face Time Bourbon ist die perfekte Kombination aus beiden“, zollte Frankreichs 20-facher Sulky d’Or dem neuen alten Überflieger höchsten Respekt. „Ich wusste, Björn würde Mitte der Schlusskurve versuchen, die Entscheidung zu erzwingen, und geriet nicht in Panik. Schließlich ist auch Davidson ein großartiger Kämpfer. Ich dachte, ich könnte das Match noch umbiegen, aber Face Time war überirdisch stark.“

„Der Rennfilm lief ein wenig anders als gedacht, denn kaum jemand konnte erwarten, dass Bahia Quesnot so offensiv vorgetragen würde. Das hat unsere Pläne ein wenig umgekrempelt, aber Björn ist ein exzellenter Driver, der sich auf die veränderte Situation perfekt eingestellt und Face Time weit vorn postiert hat. Das war auch dringend nötig, denn bei 1:08 für den Schlusskilometer ist es fast unmöglich, aus dem Hintertreffen entscheidend Terrain wettzumachen“, resümierte Guarato.

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Franck Nivard, Björn Goop und Jean-Michel Bazire bei der Pressekonferenz (prixdameriqueraces.com)

Björn Goop, der ansonsten seiner seit Wochen in Schweden wie in Frankreich anhaltenden miesen Form treu blieb, schnaufte tief durch: „Solch ein Pferd hab ich nie zuvor in Händen gehabt. Es ist mir eine Ehre, mit ihm verbunden zu sein. Das Gefühl, hinter ihm zu sitzen, ist schwer zu beschreiben. Ich musste mich zwingen ruhig zu bleiben, denn wenn ich nervös bin, wird es Face Time vielleicht auch. Er ist viel ruhiger, abgeklärter geworden - das ist das Ergebnis von Sébastiens erstklassiger Arbeit.“

Dem obliegt nun das schwere Brot zu vollenden, was ihm mit Bold Eagle verwehrt blieb: Face Time Bourbon zum dritten oder gar vierten Amérique-Titel zu führen. Dann stände er auf Augenhöhe mit König Ourasi… Mit 34 Starts, von denen er 29 gewonnen hat, hat der Sechsjähriger eher unterdurchschnittlich viele auf dem braunen Buckel. Bei der Gewinnsumme von 2.647.440 Euro wird der reichste aktive Traber Europas nicht lange stehen bleiben.

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Ein großer Champion (youtube.com)

Glücklich war auch Eugénie Quintin, die Chefin der Ecurie d’Héripré: „Wir schweben auf Wolke sieben. Gu hat all unsere Träume mit diesem dritten Platz erfüllt“, was wiederum Eric Raffin ein wenig knurren ließ: „Platz vier für Délia ist sicher ein hervorragendes Ergebnis, aber doch ein wenig ärgerlich, wenn man so knapp abgefangen wird. Ich habe ihr vielleicht zu Beginn etwas viel abverlangt, um eine ordentliche Position im Vorderfeld zu finden. Das könnte ihr am Ende gefehlt haben - aber wer weiß das schon vorher?“

Das Besitzerkonsortium um Ready Cash durfte sich ein weiteres Mal die Hände reiben: Der Schwarzbraune, der sich selbst 2011 und 2012 in legendären Schlachten gegen Maharajah bzw. Roxane Griff 2011 und 2012 in der nobelsten Siegerliste des Trabrennsports verewigt hat, stellte nach Bold Eagle (2016, 2017), Readly Express (2018) und nun „FTB“ (2020, 2021) als Erzeuger bereits seinen fünften Sieger. Preiswerter wird ein Sprung von ihm (bzw. eine Samenportion) dadurch sicher nicht.

Ein Waterloo für die Ausländer

Einen epischen Weltuntergang erlebten die sieben Fremdlinge, die es wagten, im Temple du Trot auf Beutezug zu gehen. Nicht einer nahm eine Prämie mit. Antonio Somma als Chef der Scuderia Bivans wird es locker verschmerzt haben, dass Tony Gio nie aus hinteren Gefilden auftauchte, und Vivid Wise As, der durchaus in der Quinté-Wette zu erwarten gewesen war, bei der Bergauf-Passage mit der Nase im Wind diese bald voll hatte und kläglich nach hinten entschwand.

Power ließ beim Husarenstreich, mit dem er zu Beginn nach vorn hechtete, derart viele Reserven, dass er noch vorm Gipfel schachmatt war. Bazires weitere Waffen Looking Superb, Valokaja Hindö und Victor Ferm, für dessen Besitzer Massimo Passoni schon mit der Teilnahme ein Traum in Erfüllung ging, spielten im Hintertreffen nie eine Rolle und konnten in taktischer Hinsicht Davidson du Pont zu keiner Zeit helfen. Für Moni Viking, den Langstrecken-Weltrekordler auf 1000-Meter-Bahnen, war das Rennen nach einem Fehler zu Beginn der Tribünengeraden beendet

Der Rennverlauf

Die ganz eng eindrehende Billie de Montfort, Gu d’Héripré, die an den Außenrails wie nie zuvor losdüsende Bahia Quesnot und Power rauften in breiter Phalanx um den Platz an der Sonne, für den sich schließlich nach einem 700 Meter währenden Gewaltakt Power gegen Bahia Quesnot durchsetzte. Junior Guelpa wechselte gar nicht erst in die Innenspur, blieb gleich am Drücker und übernahm eingangs des Bogens von Joinville das Zepter. In jenem Moment kam der bis dorthin durch die dritte Spur pflügende Face Time Bourbon vor Délia du Pommereux, Gu d’Héripré, Féerie Wood und Valokaja Hindö in Spur zwei herunter.

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In der Senke hat die führende Bahia Quesnot bereits FTB im Nacken (youtube.com)

Dadurch musste nun Davidson du Pont, mit dem Bazire sich konsequent am erklärten Gegner orientierte, die dritte Linie deckungslos anführen und hatte Vivid Wise As, Feliciano und Diable de Vauvert am Hacken. Zu Beginn des Anstiegs war Power mit seiner Kraft am Ende und verlor den Kontakt zur munter weiter fegenden Cornulier-Siegerin - eine hoch willkommene Einladung für Face Time Bourbon und Davidson du Pont, vor dem sich nach hinten abseilenden Schweden in die Innenspur abzutauchen, womit bergan Vivid Wise As die Allerwertesten-Karte als Chef der dritten Seilschaft anheimfiel.

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Fairer Verlierer - JMB gratuliert als erster (world-today-news.com)

An der Einmündung der kleinen Bahn war der Yankee-Glide-Sohn am Ende seiner Kräfte, während für die Gemeinten das Match jetzt erst richtig losging. Der schon zuvor zwischen erster und zweiter Spur pendelnde Face Time Bourbon gab endgültig die Deckung auf, schaute der noch immer führenden Bahia Quesnot tief in die Augen und zündete dann die letzte Raketenstufe. Lang und länger machte sich der Ready-Cash-Sohn und legte mit dem abrupt auf weit unter 1:10 anziehenden Tempo das Fundament für den zweiten Amérique-Coup.

Nicht wie 2020 aus dem Rücken, sondern vor der Nase Davidson du Ponts, der mit dieser rasanten Beschleunigung überfordert war und jene zwei, drei Längen verlor, die er nicht mehr wettmachen konnte. Als vorerst Beste vom Rest durfte klar dahinter Délia du Pommereux lange mit Platz drei spekulieren - und wurde auf den letzten Metern von ihrem sich prächtig verkaufenden Gefolgsmann Gu d’Héripré doch noch knapp abgefangen.

Schien Feliciano ganz innen 600 Meter vorm Ziel bereits am Ende der Kräfte, so nahm der Allaire-Schützling das Gebiss wieder an und schien die sich mit letzten Kräften zäh verteidigende Bahia Quesnot überflügeln zu können. Das erwies sich als Trugschluss - mehr als Platz sieben hinter Diable de Vauvert, der sich in diesem Reigen hervorragend hielt und viel Kämpferherz in die Waagschale warf, war dann doch nicht drin.

100. Prix d’Amérique (Gruppe I int., vier- bis elfj. Hengste und Stuten)

2700m Bänderstart ohne Zulage, 1.000.000 Euro

1.      Face Time Bourbon     10,8     Björn Goop                         19

         6j.dklbr. Hengst von Ready Cash a.d. Vita Bourbon von Love You

         Be: Scud. Bivans Srl (Antonio Somma), IT; Zü: S.A.R.L. Haras Saint Martin (Rainer Engelke); Tr: Sébastien Guarato

2.      Davidson du Pont         10,9     Jean-Michel Bazire           37

3.      Gu d’Héripré                  11,3     Franck Nivard                  180

4.      Délia du Pommereux  11,3     Eric Raffin                        100

5.      Bahia Quesnot              11,4     Junior Guelpa                  260

6.      Diable de Vauvert        11,4     Gabriele Gelormini         420

7.      Feliciano                        11,5     David Thomain               760

8.      Chica de Joudes          11,6     Alain Laurent                 2160

9.      Drôle de Jet                   11,8     Pierre Vercruysse         1740

10.    Billie de Montfort          11,9     Jean-Philippe Monclin 1680

11.    Féerie Wood                  12,1     Alexandre Abrivard      1060

12.    Tony Gio                         12,6     Yoann Lebourgeois     1610

13.    Valokaja Hindö             12,9     Nicolas Bazire               2230

14.    Vivid Wise As                16,0     Alessandro Gocciadoro 180

15.    Power                             17,1     Robert Bergh                   180

         Victor Ferm                    dis.r.    Christophe Martens     1270

         Moni Viking                    dis.r.    Matthieu Abrivard           380

         Looking Superb            dis.r.    François Lagadeuc      1830

Sieg: 19; Richter: sicher 1¾ - 5½ - Kopf - 1¾ - ½ - 1½ - ¾ - 3 Länge; 18 liefen

Zw-Zeiten: 13,3/1200m - 11,5/1700m - 11,1/2200m

Wert: 450.000 - 250.000 - 140.000 - 80.000 - 50.000 - 20.000 - 10.000 Euro

Der letzte Blick gilt dem Umsatz: Durch den aus allen Teilen der Welt gespeisten PMU-Toto flossen allein im Prix d’Amérique 17.466.831,28 Euro (Vorjahr 18.941.434; 2019 18.580.947), davon 8.986.314,69 Euro in der mit einem Drei-Millionen-Euro-Jackpot gepickten Quinté-Wette.

Hier eine kleine Auswahl interessanter Videos:

Der Rennfilm: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-31/7500/6

Mit Vor- und Nachspiel: https://www.youtube.com/watch?v=JkWHxnuTgNo

Das Briefing der Fahrer: https://www.youtube.com/watch?v=o1ocoZfl_Ew

Die Pressekonferenz: https://www.youtube.com/watch?v=GiPEwtj920k&t=925s

Zahlen, Daten, Fakten: https://www.youtube.com/watch?v=CVSK0WMCeHM