(nn) Campbellville / Ontario, Samstag, 26. September 2020. Neue Ideen braucht das Land. Die Wette, die die Macher von Woodbine Mohawk Park, wie die 1406-Meter-Piste westlich von Toronto offiziell heißt, neun Besitzern mit entsprechendem Kleingeld im Frühjahr angeboten hatten, war so simpel wie genial. Für den „Eintrittspreis“ von 110.000 US-Dollar erwarben sie das Recht eines Startplatzes in der erstmals aufgelegten Mohawk Million, dem wertvollsten Rennen der Welt für zweijährige „Standardbreds“, in dem es, wie der Name schon sagt, um eine Million US-Dollar bzw. 1,32 Millionen des „Maple Leaf“ (ca. 850.000 Euro) ging.
Dabei war aus Europa der schon seit längerem auch im nordamerikanischen „harness business“ wildernden Anders Ström von der schwedischen Courant AB. Der zehnte Startplatz war dem Sieger des vor 14 Tagen entschiedenen William Wellwood Memorial vorbehalten. On a Streak bzw. dessen Besitzer Serge Godin nahm die Option war, so dass dessen in Montreal ansässiger Determination Stable als Einziger mit zwei Youngstern in die Schlacht zog und mit Donna Soprano die Favoritin stellte. Wer keinen passenden Kandidaten hatte, konnte seinen „Slot“ abgeben.
Genau dies widerfuhr Brad Grant. Der Kanadier, Mitbesitzer der Hambletonian-Championesse Ramona Hill, hatte für seinen Maverick mit einem Start geliebäugelt. „Leider war unser Hengst nicht so weit, hier antreten zu können. Man weiß natürlich, wer noch alles in Frage kommt und ein startfähiges Pferd besitzt. Ich hab mich mit Julie Miller zusammengesetzt, und nach ein paar Minuten war der Deal geritzt. Es freut mich, dass unser ‚Slot‘ für sie und Venerate so toll geklappt hat.“
Nun musste Andy McCarthy, der an Stelle des wegen der Corona-Krise in Kanada nicht startberechtigten Andy Miller die Zügel in die Hand nahm, nur noch mit Startplatz „10“ - in Mohawk der erste in der zweiten Reihe hinterm Auto - fertig werden, „und das klappte längst nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Beim Aufcantern merkte ich, dass ich ihn zu Beginn nicht zu sehr fordern durfte, und lag als Achter doch ziemlich weit vom vorderen Schuss. Mein Glück war, Donna Soprano direkt vor mir zu haben. Sorgen machte ich mir deswegen nicht, denn ich hatte in den Videos gesehen, wie stark er ist, wenn er erst mal um den ersten Bogen gekommen ist.“
Ums Kommando balgte sich mit wahrem Feuereifer ein Quintett, aus dessen breiter Front sich erst Full of Muscles, ausgangs der ersten Kurve Altar durchsetzte, aber nicht lange auf dem Platz an der Sonne verharren durfte. Scott Young sauste mit On a Streak nach 600 Metern an Per Engbloms Schützling vorbei, was wiederum Yannick Gingras nicht ruhen ließ. Der machte der von Göran Falk und Christina Takter gezüchteten Insta Glam gewaltig Beine und rauschte nach einem Kilometer in Front, so dass nun Donna Soprano der äußere Fahrtwind um die Nase wehte.
An der Donato-Hanover-Tochter hing Andrew McCarthy wie eine Klette und war damit extrem gut beraten. Der Zwischenspurt hatte Insta Glam reichlich Körner gekostet, wie 300 Meter vorm Ziel zu sehen war. Ruckzuck flitzte Donna Soprano vorbei - und konnte den Angriff Venerates nicht kontern, der sich für die Zugdienste auf seine Weise bedankte. Ohne vom Australier, der ja bereits das Hambletonian gewonnen hat, sonderlich bemüht zu werden, stiefelte der Love-You-Sohn eine Dreiviertellänge voraus zum vierten Karrieresieg, mit dem auf der Habenseite nun 848.766 Can-Dollar prangen. Gekostet hat er am 1. Oktober auf der Lexington-Auktion gerade mal 90.000 US-Dollar.
Acht Längen zurück landete On a Streak (von Cantab Hall) sehr übersichtlich auf Platz drei. Um die weiteren Prämien musste der Zielrichter schon etwas genauer hinschauen, denn Insta Glam (von Father Patrick), Warrawee Whisper (von Trixton) und Altar (von Muscle Hill) - die leer ausgehende Pechmarie geriet 150 Meter vorm Ziel aus dem Takt und hätte eigentlich hinter Full of Muscles gesetzt werden müssen - trennte jeweils nur eine Viertellänge.
Mohawk Million - Trot - (int., Zweijährige)
1609m Autostart, 1.320.000 CAD
1. Venerate 10,5 Andrew McCarthy 34
2j.br. Hengst von Love You a.d. Peaceful Kemp von Muscle Hill
Be: Pinske Stables & Andy Miller Stable, US; Zü: Steve Stewart, US & Kemppi Stable, FI; Tr: Julie Miller
2. Donna Soprano 10,6 Bob McClure 18
3. On a Streak 11,6 Scott Young 102
4. Insta Glam 11,7 Yannick Gingras 146
5. Warrawee Whisper 11,7 John Drury 506
6. Altar 11,7g Jody Jamieson 211
7. Full of Muscles 12,0 Trevor Henry 196
8. Tokyo Seelster 12,8 Sylvain Filion 270
9. Iznogoud Am 13,5g Douglas McNair 506
Bravado Fashion hdF Louis-Philippe Roy 622
Sieg: 34; Richter: sicher ¾ - 8 - 1 - ¼ - ¼ - 1½ - 7¼ Längen; 10 liefen
Wert: 660.000 - 330.000 - 158.400 - 105.600 - 66.000 CAD
Große Kasse für Nancy Takter
Die drei sechsstellig dotierten Prüfungen der 12-Rennen-Karte waren den Pacern vorbehalten. Im 720.000 CAD wertvollen Metro-Final für die Zweijährigen schlug Doug McNair für Trainer Tony Alagna mit dem Somebeachsomewhere-Sprössling Exploit für 369:10 die größte Beute.
Für die Ladys war Nancy Takter zuständig. Das Shes a great Lady um 455.000 CAD, das Match für die 2018 geborenen Stuten, ging in einem Herzschlagfinale, in dem die ersten Fünf einen „Hals“ auseinander lagen und die Erste Scarlett Hanover nach Überprüfung auf den letzten Platz gesetzt wurde (Andy McCarthy hatte sie förmlich durch die Wand von Pferden gebohrt), an die von ihr trainierte Caviart Audrey und Yannick Gingras
Auch das Milton Final für dreijährige und ältere „Fillies and Mares“ wanderte in den Stall von Jimmy Takters Tochter. 15:10-Favoritin Kissin in the Sand bunkerte fünf Längen voraus mit Jody Jamieson die Hälfte der ausgelobten 215.000 CAD und flocht die Saga um ihren Erzeuger Somebeachsomewhere weiter. Der 2018 im Alter von 13 Jahren eingegangene Hengst, der auf der Rennbahn 20 seiner 21 Auftritte als Sieger beendet hatte und einmal Zweiter geworden war, genießt als Vererber einen ähnlich überragenden Ruf wie bei den Trabern Muscle Hill.
