Rättvik, Samstag, 25. Juni 2022. Nicht einer der zehn Sieger, die in Rättvik am Nachmittag auf die Parade gingen, war der meistumjubelte Star, sondern ein etwas älterer Herr, der lediglich als Neunter eintrudelte: Zum 199. und letzten Mal kam On Track Piraten unter Starters Order.
Sein langjähriger Trainer Hans Strömberg, der den besten Sprössling von Vincennes‘ langjährigem Bahnrekordler Kool du Caux seit September 2010 unter seinen Fittichen hat, ließ es sich nicht nehmen, den 14-jährigen beim letzten „Hurra“ vor 2.150 Zuschauern selbst an die Hand zu nehmen.
Im Midsommarloppet, in dem nach einer furiosen Flugshow Antonio Trot und Magnus Djuse den lange führenden Diamanten / Björn Goop mit den letzten Schritten um einen „Hals“ aus dem Winner Circle fegten, hatte der Pirat, dessen Kürzel „OTP“ mindestens in Schweden jedem halbwegs am Trabrennsport Interessierten längst ein Begriff ist, schon wegen Startplatz „8“ von Hause aus kaum eine Chance.
Der „Opa“ tummelte sich durchweg im Hintertreffen und ließ nur zwei hinter sich, aber darum ging es Strömberg auch nicht. Nach der Ehrung für Antonio Trot kam der „Pirat“ ausgespannt an die Reihe, und das letzte Ballyhoo dauerte weitaus länger und war viel emotionaler.
47 Rennen hat der Schwarzbraune gewonnen, 33 davon in der V75, und steht damit an zweiter Stelle hinter Järvsöfaks, was die „Bundesliga“ des schwedischen Pferdesports betrifft. Doch nicht einen jener Treffer, sondern den vor fast zehn Jahren im Großen Preis von Deutschland zu Hamburg bezeichnete Strömberg als den schönsten, den brillantesten in der Karriere des Ausnahme-Trabers.
„Dank einer Glanzfahrt Jos Verbeecks hat er den für unbesiegbar gehaltenen Brad de Veluwe bezwungen“, was mit umgerechnet 893.568 Kronen den größten Batzen in die mit 19.251.488 Kronen gut gefüllte Rentenkasse spülte.
„Es reicht gegen die jungen Nachwuchskräfte in der Eliteklasse einfach nicht mehr, deshalb wird er jetzt vor seinem Publikum die Laufbahn beenden. Er ist frisch, gesund und munter und hat als Reitpferd eine neue Aufgabe. Ich hatte ihn zwölf Jahre lang im Stall. Das wird sich in den ersten Wochen seltsam anfühlen, wenn er mich morgens nicht mehr begrüßt, aber jedes Märchen geht mal zu Ende.“
Zum Abschied warf seine Besitzergemeinschaft eine Fülle von On-Track-Piraten-T-Shirts ins Publikum - das war’s dann für den alten Recken, der, wie ATG-Geschäftsführer Hasse Skarplöth bemerkte, „ein extrem wichtiger Botschafter des schwedischen Rennsports war. Genau solche landesweit bekannten Recken sind die besten Aushängeschilder für die ATG.“
Video: https://www.youtube.com/watch?v=HpqH8DGtOok
Trostpflaster für den 67-jährigen Strömberg, der in der Nähe von Rättvik nun noch elf Schützlinge betreut: Mit der 2019 geborenen Uncle-Lasse-Tochter Xerava C.D. hat er eine hoffnungsvolle Stute im Stall, die mit Mats Djuse ihren Breeders‘-Crown-Vorlauf aus der Frontlage eine halbe Länge vor O’Mara Zon gewann, bei sechs Siegen aus sieben Starts und 925.000 Kronen an Gewinnen angelangt und ein Pferd mit Zukunft ist.
Eitel Freude dürfte auch bei Gabriele Pohlmann geherrscht haben, deren Filippa B.J. sich im Breeders‘-Crown-Vorlauf der vierjährigen Ladys beim dritten Ehrenplatz in Folge nur der von Mika Forss gesteuerten Favoritin Lara Boko beugen musste und damit fürs Halbfinale am 30. Oktober in Solvalla qualifiziert ist.