(nn) Eskilstuna, Mittwoch, 15. Juli 2020. „Solch ein Pferd hatte ich noch nie in Training“, hatte Frode Hamre vor Eskilstunas Fyraåringstest, der für einige Kandidaten so etwas wie ein vorletzter Derby-Test war, begeistert erklärt. Das will bei dem 56-jährigen, der nach dem lebenslangen Ausschluss seines älteren Bruders Atle dessen Trainieranstalt, Besitzer und zum Teil auch Vierbeiner übernommen hat, einiges heißen, ist er doch wie Daniel Redén und Stefan Melander in Schweden in seiner norwegischen Heimat (nicht nur) der Mann für gutklassige US-Importe.
Im schwedischen Derby ist Ecurie D. nicht startberechtigt, den Jean-Pierre Dubois hat ins dänische Gestütbuch eintragen lassen, und das dürfte bei den Tre Kronors die Spitzenkräfte des Jahrgangs 2016 aufatmen lassen. Obwohl nach der alten Turfweisheit jedes Rennen erst gewonnen werden muss - an dem Sohn des ebenfalls von Dubois gezüchteten italienischen Derby-Siegers Infinitif muss man erst mal vorbeikommen.
Elf Mal haben es die Gegner versucht, elf Mal sind sie daran glasklar gescheitert. Und wenn Hamre das Bild von Eleganz, Ausdruck und Kraft sehr behutsam aufgebaut und ihm große Hausnummern lange erspart hat, waren die letzten Matches dann doch echte Hausnummern. Vor elf Monaten gewann er mit dem 600.000 SEK wertvollen Big Noon Pokalen zu Solvalla sein erstes größeres Ding, zwei Monate später wurde er in Helsinki-Vermo mit seinem siebenten Auftritt Europachampion der Dreijährigen. Dann ging’s in die Winterruhe, aus der er noch stärker zurückkam.
Bisheriges Meisterstück war der Triumph in Solvallas Fyraåringseliten, in der er die Rivalen in einem brutalen Kraftakt zermürbte und mit 1:09,2 die bis zu jener Stunde schnellste Zeit in Nordeuropa vorgelegt hatte. Nun ging’s statt 1609 über 2640 Meter - und das aus Startreihe zwei, was die einzige Unwägbarkeit war. Die wurde noch größer, als Rotate (4) unmittelbar nach dem Ab schwer aus dem Takt geriet und für erhebliche Unruhe sorgte. „Das war die einzige Phase, in der ich am Sieg ein wenig gezweifelt habe, denn du weißt nie, wie du als dahinter Liegender um solche Klippen herumkommst“, sollte Björn Goop später verraten.
Das Gespann umschiffte die Gefahr befriedigend, war weit hinter dem Gänsemarsch „Brother Bill vor Ultion Face, Jason’s Camden und Exodus Brick“ äußerer Anführer, womit es der 43-jährige nicht lange bewenden ließ. Durch den ersten Bogen gab er Gas, kreuzte ausgangs desselben an „Bills“ Seite auf, mit dem es Jorma Kontio beim Anstart in die Derby-Saison auf kein frühes Kräftemessen ankommen lassen wollte, und durfte kurz nach der ersten Zeitmessung widerspruchslos das Zepter übernehmen. Tabasco C.D. vor Aetos Kronos, Amerika-Heimkehrer Green Manalishi und dem bei recht betulicher 1:14-Fahrt nochmals Kontakt herstellenden Rotate lautete die Reihenfolge der äußeren Garde.
Auf den letzten 500 Metern erhöhte sich die Schlagzahl gewaltig auf 1:09,6 und wurden letzte Zweifel restlos geklärt, ob Ecurie D. die weiße Weste behalten würde. Goop machte es, „Knochen brechend voll“, gnädig mit dem Typ vom anderen Stern, der das Ziel mit gespitzten Ohren und „Fahne hoch“ 2½ Längen voraus passierte. In 13 Tagen wartet auf den nunmehr 2.495.625 Kronen schweren Vierjährigen im Åbergs Memorial das mit Spannung erwartete erste Rencontre mit der sprintenden Welt-Elite - oder was man davon nach Jägersro zu locken vermag. Gut möglich, dass die Serie hält, einen ordentlichen Startplatz vorausgesetzt.
Wie gut Kontio daran getan hatte, den Überflieger ohne Gegenwehr vorbeizulassen, offenbarte sich auf der Zielgeraden: Eisern hielt Brother Bill den Ehrenplatz um eine halbe Länge gegen seinen Hintermann Ultion Face, neben dem eine weitere halbe Länge zurück Aetos Kronos nach seinem Ausflug in die dritte Schlussbogenspur einen aller Ehren werten vierten Scheck einsammelte. Diese Drei sind für die am 25. August anstehenden Derby-Vorläufe hier in Jägersro bestens gerüstet.
Das komplette Gegenteil gilt für Green Manalishi. Der zwei- und dreijährig bei Marcus Melander in Nordamerika höchst erfolgreiche Muscle-Hill-Sohn schrieb beim sechsten Start unter Stefan Melanders Regie, der den ins schwedische Register eingetragenen Dunkelbraunen fürs Svensk Derby fit machen soll, ein trauriges Kapitel, lahmte mit dem ersten Schritt vorn rechts, so dass ihn der bemitleidenswerte Ulf Ohlsson nie vom Gebiss lassen konnte.
In der Schlusskurve half selbst das nichts mehr; er rollte sich in einen Mini-Fehler und passierte den Zielstrich in 1:14,0 als Letzter. Den Rennrichtern war dies nicht verborgen geblieben; bis zum 25. Juli ist er offiziell aus dem Verkehr gezogen und muss dann wieder vorgefahren werden. Das Derby ist damit zunächst in weitere Ferne gerückt.
Das Schlusswort gebührt Björn Goop: „Dieser Ecurie D. ist ein echtes Monster, einfach phantastisch. Er entwickelt sich mit jedem Start weiter. Im Vorjahr war er wie ein Baby sehr grün und wusste nicht immer, worum es geht - da musstest du höllisch aufpassen. In diesem Jahr ist er mit jedem Start reifer geworden. So hat er die zweite Startreihe, die eher nicht sein Ding ist, bestens weggesteckt. Solch ein Pferd fahren zu dürfen, macht besonders viel Spaß.“ Einem sehr ähnlichen, Siege fressenden Typ ist er mit dem ein Jahr älteren Face Time Bourbon verpflichtet, und der ist amtierender Prix-d’Amérique-Sieger…
Eskilstunas Fyraåringstest (int., Vierjährige)
2640m Autostart, 393.500 SEK
1. Ecurie D.* 12,7 Björn Goop 14
4j.br. Hengst von Infinitif a.d. To Soon von Muscles Yankee
Be: Global Glide AB & Smart Repair Center AB Zü: Jean-Pierre Dubois, FR / DK; Tr: Frode Hamre
2. Brother Bill 12,9 Jorma Kontio 58
3. Ultion Face 12,9 Adrian Kolgjini 258
4. Aetos Kronos 12,9 Johan Untersteiner 78
5. Jason’s Camden 13,3 Carl Johan Jepson 821
6. Tabasco C.D. 13,6 Joakim Granlund 608
7. Rotate 13,7g Magnus Djuse 1028
8. Exodus Brick 13,8 Jörgen Westholm 1409
9. Green Manalishi 14,0g Ulf Ohlsson 114
*Distanz-Bahnrekord für vierjährige ausländische Hengste & Wallache
Sieg: 14; Richter: überlegen 2½ - Hals - Hals - 5 - 5 Längen; 9 liefen (NS Jareth Boko / schlechte Blutwerte)
Zw-Zeiten: 11,8/500m - 14,2/1000m - 14,4/1500m - 14,1/2000m - 09,6/letzte 500m
Wert: 200.000 - 100.000 - 50.000 - 26.500 - 17.000 SEK
Gelungenes Comeback
Geadelt wurde der Chapel Hill Loppet für die ultrareichen „Erwachsenen“ durch das Comeback zweier Heroen: Who’s Who, 2018 Derbysieger der Travkompaniet, stellte sich erstmals seit seinen drei völlig in die Hose gegangenen Versuchen im Vincenner Winter-Meeting wieder öffentlich vor. Noch länger hatte Heavy Sound ausgesetzt, der seit einem missratenen Auftritt im Elitloppet 2019 nicht mehr unter Starters Order war. Von Daniel Redén in einem 1:13,1/2140m-Qualifikationslauf am 23. Juni in Solvalla erstklassig präsentiert, trug der an der „2“ aufgestellte Wallach mit 14:10 das uneingeschränkte Vertrauen der Wettgemeinde und rechtfertigte dies in jeder Sekunde.
Wie immer von Kenneth Haugstad chauffiert, der den Ken-Warkentin-Sohn schon in Händen hatte, als er noch bei Roger Walmann stand und den Besitzer Lennart Ågren auch nach dem Trainerwechsel zum „Driver“ erkoren hat, legte Heavy Sound gut, aber für Nappa Scar nicht gut genug los. Es war jedoch nur ein kurzes Intermezzo in der Todeslage, die, nachdem er nach 500 Metern dann doch die Regie übernommen hatte, Who’s Who anheimfiel. Der Maharajah-Sohn bzw. dessen Trainer Pasi Aikio hatte nicht das geringste Interesse, beim ersten Auftritt gleich „das Schwert rauszuholen“ und den Favoriten auf Herz und Nieren zu testen, der gemütlich um die Bahn schlendern durfte.
Innen lauerten Chianti und Sliding Home auf eine Ausfahrt, die bei der mauen Pace ewig nicht kam, weil Highspeed Call, Ajlexes Cubano und Diamanten außen lange Anschluss halten konnten. 550 Meter vorm Ziel wurde es Erik Adielsson zu bunt. Mit Diamanten wagte er einen Ausflug in Spur drei, der bei höllisch anziehender Fahrt außer einem deftigen Moral-Stüber für den seiner Glanzform meilenweit hinterherlaufenden Adrian-Chip-Sohn nichts einbrachte.
Heavy Sound dagegen hatte alles unter Kontrolle und röhrte 1½ Längen voraus zum 20. Treffer seiner Laufbahn, für den es vergleichsweise magere 60.000 Kronen gab. Nappa Scar gewährte er so viel Raum, dass der erstmals in einem Amerikaner-Sulky angespannte Scarlet-Knight-Sohn den Ehrenplatz um einen „Hals“ gegen den tapferen Who’s Who verteidigte, den Aikio in Kihlström-Manier nicht auseinander nahm.
„Das war ein Einstand nach Maß, bei dem Heavy Sound nicht allzu viel tun musste, als er erst mal vorne war. Die Zugwatte blieb drin, die Zaumklappen haben wir oben gelassen - schön, dass sich dieses Pferd, das mir so am Herzen liegt, in dieser Manier zurückgemeldet hat“, strahlte Haugstad.
Chapel Hill Loppet (int.)
2140m Autostart, 119.200 SEK
1. Heavy Sound 12,3 Kenneth Haugstad 14
8j.br. Wallach von Ken Warkentin a.d. Illustre November von Viking Kronos
Be: SRF Stable (Lennart Ågren); Zü: Deseks AB; Tr: Daniel Redén
2. Nappa Scar 12,4 Per Lennartsson 242
3. Who’s Who 12,4 Pasi Aikio 68
4. Chianti 12,5 Björn Goop 101
5. Sliding Home 12,6 Jorma Kontio 630
6. Diamanten 12,7 Erik Adielsson 70
7. Ajlexes Cubano 13,5 Emilia Leo 927
8. Highspeed Call 14,0 Torbjörn Jansson 1928
Jake agh. Daniel Redén 496
Sieg: 14; Richter: leicht 1½ - Kopf - 1 - 1 - 1 Länge; 9 liefen
Zw-Zeiten: 14,5/500m - 15,1/1000m - 13,8/1500m - 09,9/letzte 500m
Wert: 60.000 - 30.000 - 15.000 - 8.500 - 5.700 SEK