"Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu", lautet ein legendäres Zitat des einstigen Bayern-Stürmers Jürgen "Kobra" Wegmann. Ähnliches werden sich Hermann und Martha Lehner (Stall Germania) und die Nimczyks gedacht haben nach dem Prix de Villeneuve-sur-Lot am Samstagmittag in Vincennes.
In dem mit 40.000 Euro dotierten Course D für vierjährige Hengste und Wallache hatte man mit Ready Hill und Black Heuvelland gleich zwei Vertreter unter Order. Mit etwas Glück hätte das Duo aus Willich durchaus die Plätze eins und zwei belegen können - doch dann kam alles anders.
Eingangs der Zielgeraden sprang Ready Hill (49:10), der nach einem kurzen Startfehler als Letzter auf die 2850-Meter-Reise gegangen war, bergauf aber im Rush am Feld vorbeigezogen war und mit knapp zwei Längen schon bequem in Führung, jedoch irgendwie auch nicht mehr richtig lag und die Galoppade anzuzeigen schien.
Dass nun ausgerechnet der Stall- und Trainingsgefährte Black Heuvelland in die Bresche springen würde, war überraschend, doch Paul Philippe Ploquin entlockte dem Rappen, der wie Ready Hill erstmals in Frankreich lief ungeahnte Reserven. Genau auf der Linie hatte der 150:10-Außenseiter die Nase in 1:14,1 in Front und entschädigte für das plötzliche Aus von Ready Hill - dachte man...
Es vergingen einige Minuten, bis die gefürchtete Enquête-Hupe ertönte, die, so der erste Eindruck, einer Fahrspurveränderung Julian Dubois' im Einlauf galt. Doch die gestrengen Stewards prüften die Gangart von Black Heuvelland, die ihnen offenbar nicht genügte und sie den Deutschen nachträglich disqualifizierten.
Der Sieg blieb dadurch allerdings nicht in Frankreich, sondern fiel dem leicht favorisierten Rothengatter-Schützling Orange Crush zu, der den offensiven Vortrag Eric Raffins gut wegsteckte und beim Frankreich-Einstand 18.000 Euro für die Schavemaker Logistics BV einstrich.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-06-07/7500/1
Es war der Auftakt einer Veranstaltung, die nicht weniger als vier Semi-Klassiker um jeweils 120.000 Euro bereithielt. Einige nutzten die Rennen als Generaprobe für den Journee des Champions, der in zwei Wochen das Frühjahrsmeeting in Vincennes beschließt.
Den Anfang machten die Fünfjährigen im Prix Jean Le Gonidec, der, obwohl nur mit 13 Pferden besetzt, als Quinte+ ausgetragen wurde.
Der Ready-Cash-Sohn Kanto Avis nutzt die Abwesenheit von Jahrgangsprimus Koctel du Dain und canterte mit Benjamin Rochard Start-Ziel in 1:10,6/2175 Meter Bänderstart, womit der Schützling von Trainer Marc Sassier exakt so schnell war wie Vorjahressieger Jamin de Brion, den Rennrekord von Idao de Tillard (1:09,7) aus der Saison 2023 aber doch deutlich verfehlte.
Hinter Kanto Avis überraschten die stets in seinem Fahrwasser gefolgten Keen Winner (Anthony Barrier) und Kyrielle (Franck Nivard), wogegen die deutlich höher taxierte Kana de Beylev (Eric Raffin) in der vorentscheidenden Phase hinter dem in der Todesspur zurückfallenden Karlito festsaß und - endlich auf freier Bahn - nur noch auf Rang fünf vorstieß.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-06-07/7500/4
Im Prix Chambon P für die Älteren fand die schon unheimliche Vincennes-Serie von Inexess Bleu ihre Fortsetzung. Zum neunten Sieg en suite genügten dem Gallier-Wallach vergleichsweise magere 1:13,3/2850 Meter. Zu lange blieb Alexandre Abrivard mit dem 14:10-Favoriten an der Spitze unbedrängt, um im schnellen Finish alles aus der Hand zu regeln.
Den formgemäßen Einlauf vervollständigten im Speed Iguski Sautonne (Matthieu Abrivard) und Gaspar d'Angis (Eric Raffin) vor dem nach anfänglicher Führung innen gut durchstehenden Fakir de Mahay (Mathieu Mottier).
Der aus Solvalla zurückgekehrte Hooker Berry (Benjamin Rochard) erschien nur vorübergehend an der Seite von Inexess Bleu, trat in der Entscheidung aber kürzer und fiel auf Rang fünf zurück.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-06-07/7500/5
Im Prix Guy le Gonidec für die vierjährigen Stuten richteten sich alle Augen auf die nach sechs Monaten Pause erstmals wieder antretende Liza Josselyn. Jean-Michel Bazire ging das Rennen offensiv an und ließ in der Senke die nach sechs Siegen in Serie erstmals auf Gruppe-Ebene antretende Liberté de Choisel auch nicht kampflos vorbei.
Als der Maître an der letzten Ecke nach einer Passage zum Angriff suchte, fuhr er vielleicht einen Tick zu dicht auf Anthony Barrier, worauf Liza Josselyn mit einem schweren Fehler reagierte und das Comeback in den Sand setzte. Die sie bis dahin außen festnagelnde Favoritin London war im selben Moment restlos geschlagen, während Liberté de Choisel toll durchstand und in 1:12,0/2700 Meter den siebten Treffer in Folge landete.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-06-07/7500/6
Mit einem durchaus erwartbarem Doppeltriumph der Schützlinge von Thierry Duvaldestin endete zum Abschluss des Gruppe-Reigens der Prix Jules Thibault für die vierjährigen Hengste.
Dabei gelang dem Ready-Cash-Sohn Lancier du Goutier (Theo Duvaldestin) bereits der vierte Treffer in Folge, der Start-Ziel äußerst souverän ausfiel. Mit 1:11,6/2700 Meter musste er an den Rennrekord von Face Time Bourbon (1:11,2) aus dem Jahr 2019 nicht ran.
Lovino Bello (Eric Raffin) bestätigte auf dem Ehrenplatz den starken Einstand im Duvaldestin-Quartier in Caen, wo er Frank Gio das Nachsehen gegeben hatte.
Nicht zum ersten Mal unterschätzt wurde Live to Tell (Anthony Barrier), der als schlussstarker Dritter noch dicht an die Favoriten herankam und seine Zweifler erneut Lügen strafte.
Ergebnis und Video: https://www.letrot.com/courses/2025-06-07/7500/8