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Die alte Dame - „forever young“
02. Januar 2023

Vincennes, Sonntag, 1. Januar 2023. Der für den Prix d’Amérique längst qualifizierte Etonnant (40:10), nach einem Mini-Rumpler am Start von Anthony Barrier im „Lebourgeois-Stil“ gnadenlos offensiv vorgetragen, zu Beginn der Zielgeraden völlig außer Puste.

Héraut d’Armes (34:10), dessen 286.150 Euro nie reichen werden, um als Jean-Michel Bazires Erwählter zum honorigen Feld der 18 im Millionenrennen zu gehören, wenig später nach einem gewaltigen Ritt unter wuchtigen Hilfen seines Herrn und Meisters drei, vier Längen voraus schwer aus dem Takt gekommen und natürlich an den Sünderturm verfrachtet.

Nein, diese erste Quinté-Prüfung des neuen Jahres, offiziell überaus sperrig als Prix Amérique Races Zeturf Qualif 5 bezeichnet und sehr viel besser als Prix de Bourgogne bekannt, war ganz und gar keine Favoritensache. Wobei das mit 18 Kandidaten bis zum Anschlag vollgepackte 2.100-Meter-Match auf dem Papier und am Totalisator sehr offen daherkam.

Das Quartett Etonnant, Hooker Berry, Hussard du Landret und Ampia Mede SM hatte die Eintrittskarte für den 29. Januar längst in der Tasche und „musste“ nicht unbedingt - ebenso wenig wie die Millionäre Cokstile, Flamme du Goutier, Délia du Pomereux und der endlich sein Frankreich-Debüt gebende Vernissage Grif, die dank ihrer üppigen Verdienste zum erlauchten Kreis gehören.

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Foto: alencon.maville.com

Die unübersichtliche Ausgangslage und das Versagen der Gemeinten nutzte eine alte Dame, die selten gewinnt, in der sechsten Saison auf ganz hohem Niveau mitturnt und auch nach 93 Auftritten noch immer für eine Überraschung gut ist. Die Rede ist von Délia du Pommereux, deren letzter Sieg im Paralympiatravet zu Göteborg am 8. Mai 2021 zustande gekommen und die danach 22 Mal bezwungen worden war.

Andererseits ist sie jene Lady, die mit Eric Raffin vor zwei Jahren im Prix de France dem mit Björn Goop weit enteilten, für unbezwingbar gehaltenen Face Time Bourbon kräftig in die Siegsuppe gespuckt und „FTBs“ Sulky-Wechsel zu Eric Raffin bedingt hatte.

Wie so oft in Rennen, die sie von vornherein nicht gewinnen kann, lief die Niky-Tochter ein wenig unterm Radar, ließ, mit der „5“ prächtig abgekommen und gleich in vorderer Linie aktiv, die anderen mal machen, verkrümelte sich hinter Bleff Dipa (8), der mit gewaltigem Antritt die Spitze an sich riss, und Titelverteidiger Cokstile (1) halb in die Innenspur und spürte Flamme du Goutiers heißen Atem im Nacken.

Wenn Etonnant eine Schwäche hat, dann ist es der Autostart. Da muss wie bei einem Weit- oder Hochspringer der Anlauf bis auf den Zentimeter passen. Anthony Barrier erwischte den Braunen, dessen Vater Timoko den Bourgogne 2016 an seine Fahne geheftet hat, an der „4“ nicht auf dem goldrichtigen Fuß, konnte den Fehler nach neun Sprüngen jedoch in meisterhafter Manier ohne größeren Bodenverlust ausbügeln und kam hinter Vernissage Grif zu liegen.

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Foto: letrot.com

Mit dem gab Alessandro Gocciadoro durch den Bogen von Joinville Gas und setzte sich als Anführer der zweiten Spur fest. Im Windschatten des Italieners verkrümelten sich Délia du Pommereux und Flamme du Goutier. Etonnant, in dritter Spur nunmehr blank dastehend, bekam für die Bergaufpassage den Marschbefehl und setzte sich im 1:10er Tempo - offizielle Zwischenzeiten gab es ausnahmsweise im Schlaraffenland des Trabrennsports nicht - am Gipfel  die Kapitänsmütze auf.

In seinem Rush kam auch Vernissage Grif nach innen, womit Délia nun doch der äußere Fahrtwind um die braune Nase pfiff. Daran ändert nichts, dass Héraut d’Armes in die dritte Spur beordert wurde. Mit Siebenmeilenstiefeln fraß der Europachampion der Fünfjährigen die Meter nur so weg, rauschte an der Einmündung der kleinen Bahn an Etonannt vorbei, als träte der auf der Stelle - was wenig später Realität wurde -, und bog wie beschrieben mit deutlichem Vorsprung auf die Zielgerade.

Ein Mann wie „JMB“ ahnte mindestens, dass noch lange nicht aller Tage Abend sei, und rüttelte und schüttelte seinen Partner so lange durch, bis er ihn 250 Meter vorm Pfosten hochgejagt hatte. Damit war der Weg für die Überraschung endgültig frei. Eisern zog Délia du Pommereux ihren nicht ganz einfachen Stiefel durch und behauptete eine Länge Vorsprung gegen Flamme du Goutier.

Zwei Längen dahinter schnappte Ampia Mede SM mit bewährtem Endspurt aus dem Mittelfeld Décoloration, die vergeblich Héraut d’Armes‘ gewaltigen Sog zu nutzen versucht hatte, Platz drei und damit das Amérique-Billet um eine halbe Länge weg. Die Quinté-Wette komplettierte der jede Woche tanzende Zarenne Fas, der sich zudem auf die Fahne schreiben durfte, unterm Strich der Beste des Bazire-Quartetts zu sein. Die haarscharf vor Vernissage Grif ergatterte sechste Prämie musste Gu d’Héripré nach Gangartüberprüfung wieder fahren lassen.

Bemerkenswert: Das schwedische Zuchtgebiet, das im steten Clinch mit „la France“ um die Vorherrschaft in Traber-Europa steht, stellte nicht einen Teilnehmer. Das stärkste Ausländerkontingent kam aus Italien, wobei mit Bleff Dipa (Ehlert) und Vernissage Grif (Gocciadoro) nur ein Duo jenseits der Alpen auf Vordermann gebracht wird. Ampia Mede SM, Violetto Jet (beide Souloy) und Zarenne Fas (Bazire) werden seit mehr oder weniger langer Zeit in Frankreich vorbereitet.

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Pierre-Yves Verva (r.) beim "Debrief" (Foto: letrot.com)

Voll des Lobes war Pierre-Yves Verva, der Délia erst zum zweiten Mal in der Hand hatte: „Was für eine perfekt zu fahrende Stute! Es ist ein Genuss, ein Glück für jeden Fahrer, sie steuern zu dürfen. Auf den letzten, nicht einfachen 700 Metern hat sie bravourös gekämpft. Es ist kein Zufall, dass sie so viel verdient und so viele Honneurs entgegen genommen hat“, strahlte der 1.686 Siege schwere 47-jährige.

Tief bewegt war Sylvain Roger: „Es ist nie ganz einfach, bei einem Pferd, das seit fünfjährig gegen die Besten antritt, die Ressourcen immer wieder aufzufüllen. Das eineinhalbmonatige Training im Herbst am Meeresstrand hat sich ausgezahlt. Diese Stute ist einfach nicht kleinzukriegen und kommt immer wieder. Sie ist das Pferd meines Lebens“, das sich mindestens für ein Jahr in den Annalen dieses Rennens unsterblich gemacht hat.

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(Foto: gratistravtips.se)

Vom acht Jahre alten Rennrekord Texas Charms - 2013 wurde der Prix de Bourgogne am 29. Dezember  entschieden - rasierte die Niky-Tochter mal eben 0,4 Sekunden weg und stellte mit 1:09,6 ihre persönliche Bestmarke aus dem Grand Prix du Département des Alpes-Maritimes vom 27. August in Cagnes-sur-Mer ein.

„Etonnant ist keine Maschine. Der anfängliche Patzer machte die Sache natürlich schwieriger, weil er um die Gegner herum musste. Und kaum war er vorn, kam auch schon Héraut d’Armes angerauscht - da gab’s keine Zeit zum Durchschnaufen. Er hat sich nach diesem Gewaltmarsch rasch erholt. Unser Ziel bleibt der Amérique. Heute haben wir ihm ein wenig die Lungen durchgepustet. Im Belgique werdet ihr einen anderen Etonnant erleben“, versprach der stets optimistische Richard Westerink.

Prix de Bourgogne (Gruppe II int., vier- bis elfj. Hengste & Stuten)
2100 Meter Autostart, 120.000 Euro
1.    Délia du Pommereux    09,6    Pierre-Yves Verva    142
    10j.br. Stute von Niky a.d. Noune du Pommereux von Halimède
    Be / Zü: Noël Lolic; Tr: Sylvain Roger
2.    Flamme du Goutier    09,7    Théo Duvaldestin    130
3.    Ampia Mede SM    09,9    Franck Nivard    130
4.    Décoloration    10,0    Gabriele Gelormini    390
5.    Zarenne Fas    10,1    Eric Raffin    150
6.    Vernissage Grif    10,3    Alessandro Gocciadoro    96
7.    Fakir de Mahey    10,4    Mathieu Mottier    620
8.    Etonnant    10,5g    Anthony Barrier    40
9.    Cokstile    10,6    Vincenzo-P. dell’Annunziata    200
10.    Hanna des Molles    10,8    Laurent-Claude Abrivard    1690
11.    Bleff Dipa    11,3    Alexandre Abrivard    190
12.    Violetto Jet    11,3    Franck Ouvrie    1670
13.    Beads    11,4    Yoann Lebourgeois    200
14.    Hooker Berry    11,7    Tristan Ouvrie    960
15.    Hussard du Landret    12,0    Benoît Robin    1050
    Gu d’Héripré    6.dai    Benjamin Rochard    420
    Héraut d’Armes    dis.r.    Jean-Michel Bazire    34
    Hokkaido Jiel    dis.r.    David Thomain    1130
Sieg: 142; Richter: sicher 1 - 2 - ½ - 2 - (1½) - Kopf - 1 Länge; 18 liefen
Zw-Zeiten: keine
Wert: 54.000 - 30.000 - 16.800 - 9.600 - 6.000 - 2.400 - 1.200 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2023-01-01/7500/4

Zehn Amérique-Karten sind somit vergeben; am 15. Januar folgt mit dem Prix de Belgique die letzte Chance.

Qualifiziert für den Prix d’Amérique 2023:
Hip Hop Haufor - Italiano Vero - Ampia Mede SM (Prix de Bretagne)
Hooker Berry - Hussard du Landret - Etonnant (Prix du Bourbonnais)
Idao de Tillard (Critérium Continental)
Horsy Dream (Prix Ténor de Baune)
Délia du Pommereux - Flamme du Goutier (Prix de Bourgogne)

15. Januar 2023    Prix de Belgique