Enghien, Samstag, 8. Juli 2023. Zwei internationale Jahrgangsrennen der Kategorie III um 80.000 Euro zierten das Neun-Gänge-Menü auf dem Plateau de Soisy nördlich von Paris.
Der erste Ruf galt mit dem Prix de Louvre Vier- und Fünfjährigen, die keine 280.000 Euro auf der hohen Kante hatten und in dem Isla Jet als Reichste mit 27:10 Favoritenehren zufielen. Die einzige Henne im Korb der neun Hähne wurde diesem Ruf auch gerecht, doch war es ein hartes Stück Arbeit für die Bold-Eagle-Tochter, bis der zwölfte Sieg „lifetime“ und erste auf Gruppe-Niveau unter Dach und Fach war.
Auch wenn ein zügiger Beginn bei einer Wegstrecke von fast drei Kilometern nicht das A und O sein muss, kam die Braune der Ecurie Hunter Valley doch sehr behäbig in Gang und zierte abgesehen vom galoppierenden Jupiter de Play sofort das Ende des Pulks, von dem sich Josh Power rasch das Kommando sicherte.
Lange erfreute er sich nicht der Rolle des Dirigenten und wurde nach einer halben Runde von Just For Lova abgelöst, dem erst Dundee As und nach 1.100 Metern J’Aime le Foot auf dem Platz an der Sonne folgten. Dieses muntere Stühlerücken spielte Isla Jet prima in die Karten, die dadurch verdeckt weiter nach vorn kam.
Ein so spektakulärer wie rasanter Überfall bescherte ihr für die Schlussrunde die Spitze, während sich der zuletzt mit viel Pep siegende Dardo Zack hinter Ialto d’Hertals und Jaguar Marancourt auf der Außenbahn tummelte. Auf der Zielgeraden, zu deren Beginn Dardo Zack und in deren Mitte Just For Lova im Galopp ausfielen, wurden Isla Jet die Beine verständlicherweise schwerer.
Eric Raffin hatte die Kräfte der von Tomas Malmqvist gecoachten Stute perfekt eingeteilt, die mit enormem Kampfgeist der Schlussattacke Ialto d’Hertals‘ um Haupteslänge widerstand.
„Das war brillant“, gestand Raffin, „mit dem Zwischenspurt vor der Tribüne haben wir rund 150 Meter wettgemacht - das muss ein Pferd erst mal wegstecken. Sie hat bravourös gekämpft, als Ialto sie kippen wollte. Ich war froh, dass der Pfosten kam. Eigentlich wollte ich sie gar nicht mehr fahren, weil wir beim Bänderstart nicht mehr zusammen passten. Aber dann hat der Trainer niemand anderen gefunden, und heute war sie beim Eindrehen nicht ganz so katastrophal wie sonst. Gut möglich, dass dies der entscheidende Schritt Richtung Critérium des 5 Ans im September war.“
Prix de Louvre (Gruppe III int., Vier- und Fünfj., keine 280.000 Euro)
2875m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro
1. Isla Jet 13,2 Eric Raffin 27
5j.br. Stute von Bold Eagle a.d. Ulla Jet von Love You
Be: Ecurie Hunter Valley (Matthieu Millet); Zü: Jean-Etienne Dubois; Tr: Tomas Malmqvist
2. Ialto d’Hertals 13,2 Alexandre Abrivard 92
3. J’Aime le Foot 13,3 David Thomain 81
4. Jaguar Marancourt 13,4 Gabriele Gelormini 85
5. Dundee As 13,4 Nicolas Bazire 100
6. Instinct d’Am 13,6 Franck Nivard 360
7. Jupiter de Play 14,5g Léo Abrivard 730
Josh Power dis.r. Sébastien Ernault 130
Just For Lova dis.r. Antoine Lhérété 190
Dardo Zack dis.r. Matthieu Abrivard 50
Sieg: 27; Richter: Kampf Kopf - 1½ - ¾ - ½ - ½ Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 14,4/1875m - 13,7/2375m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-07-08/7502/7
Jazzman mit dem besten Takt
Die zweite Gruppe-Aufgabe, der Prix de Rome für bis zu 109.999 Euro „arme“ Dreijährige, ging züchterisch gesehen an Deutschland. Allerdings ist der für die Herren Laurent-Claude Abrivard und Jacky Lusseau in die Tasten greifende Jazzman hierzulande noch nie gelaufen, sondern war erst in Italien, seit Beginn dieses Jahres in Frankreich auf Brötchen-Jagd - und das mit Erfolg.
Jenseits der Alpen gab’s bei sechs Versuchen fünf Siege und einen Ehrenplatz, jenseits des Rheins je einen Treffer und fünften Rang, bevor es in die zweimonatige Pause ging. Aus der kehrte der Niky-Sohn am 9. Juni mit Rang neun zurück - eine glatte Enttäuschung für die Wetter, die ihn bei 31:10 ganz oben in ihrer Gunst hatten.
Wiedergutmachung war folglich angesagt, und die gelang dem Sohn der Italienerin Nefertite del Rio mit einem kleinen Paukenschlag. Das zügige Tempo gab Kompostel (6), der seinen Stablemate Kristal Josselyn mal wieder am Start verloren hatte, vor Kalie Glycines und Knockonwood vor. Europabummler Alessandro Gocciadoro verharrte nicht lange in der Innenspur, übernahm die Rolle der Lokomotive auf dem zweiten Gleis und zog Kocktail Love und Jazzman hinter sich her. Kiss Atout fiel vor der Tribüne aus.
Im Einlauf, den Kansas de la Cour schon nicht mehr im Trab erreichte, musste Gocciadoro früh erkennen, dass in Frankreich ein etwas schneidigerer Wind als in seinem „Lieblings-Ausland“ Schweden weht. Elton Wise kam rasch nicht mehr für einen Podestplatz in Frage, den auch Kalie Glycines 250 Meter vorm Ziel im Galopp verschenkte.
Das eröffnete Knockonwood die Chance, sich innen an Kompostel vorbeizuschlängeln, womit aber noch nichts bzw. nur der Ehrenplatz gewonnen war. Wie auf Flügeln düste ganz außen Jazzman los, stellte seine jüngste Form gründlich in den Schatten, gewann ganz leicht mit zwei Längen Vorsprung für lohnende 77:10 und stellte sein Konto auf 105.740 Euro.
„Das war enorm, nachdem er zuvor einige Probleme mit dem Kurs hatte. Er ist nicht weit von seinen französischen Altersgefährten entfernt. Neulich hab ich mit ihm über 2.700 Meter vorneweg gewonnen, nun im Speed aus der Deckung - das weist ihn als komplettes Rennpferd aus. Wie es weitergeht? Vielleicht Ende August in Wolvega in einem Gruppe-I-Rennen (dem TCT-Finale). Ansonsten hätte er auch in Enghien ausreichende Betätigungsmöglichkeiten“, befand Alex Abrivard.
Eine Nennung hat der „Jazzer“ auch in der deutschen Dreijährigen-Serie…
Prix de Rome (Gruppe III int., Dreijährige, keine 110.000 Euro)
2150m Autostart, 80.000 Euro
1. Jazzman 12,5 Alexandre Abrivard 77
3j.schwbr. Hengst von Niky a.d. Nefertite del Rio von Varenne
Be / Zü: Laurent-Claude Abrivard & Jacky Lusseau, DE/FR; Tr: Laurent-Claude Abrivard
2. Knockonwood 12,7 Franck Nivard 140
3. Kompostel 12,8 Gabriele Gelormini 35
4. Kaiser River 12,9 Yoann Lebourgeois 79
5. Elton Wise 13,0 Alessandro Gocciadoro 89
6. Espada 13,1 Marco Smorgon 800
7. Equipe della Casa 14,1 Matthieu Abrivard 810
8. Kor de ses Comes 14, Gabriel Angel Pou Pou 380
Kansas de la Cour dis.r. Damien Bonne 1040
Kiss Atout dis.r. Mathieu Mottier 87
Kocktail Love dis.r. David Thomain 100
Kalie Glycines dis.r. Tony Le Beller 390
Kristal Josselyn dis.r. Eric Raffin 59
Sieg: 77; Richter: leicht 2 - 1 - 1 - 1 - 1 - 3 Längen 13 liefen (NS Event Horizon, Ernesto Roc)
Zw-Zeiten: 13,8/1150m - 12,1/1650m
Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 - 800 Euro
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-07-08/7502/8
Im Prix d’Orgeval der Kategorie D für sieben- und achtjährige Europäer, die keine 169.000 Euro verdient hatten und in dem nach 2.150 Metern 56.000 Euro verteilt wurden, traf der von Erwin Bot für die Gerrits Trading Group vorbereitete Jason Dragon zum fünften Mal in seiner Frankreich-Rallye ins Schwarze.
Von Alexandre Abrivard mit der „6“ am schwungvollsten hinterm Auto abgebracht, verschrieb ihm der 29-jährige anschließend ein perfekt verdecktes Rennen. Im langen Einlauf kam der für 46:10 gehandelte Ganymède-Sprössling passend heraus, um den das Tempo vorgebenden Favoriten Gai Matin sicher mit einer Länge in die Knie zu zwingen.
Nach 1:12,7 waren 25.200 Euro der üppige Lohn für den Siebenjährigen, der damit 185.806 Euro schwer ist. Für Gai Matin kam es ganz bitter: Nach „Enquête“ wurde er disqualifiziert, so dass Platz zwei an den mit Tony Le Beller liierten gebürtigen Schweden Staro Mojito fiel.
Video: https://www.letrot.com/courses/2023-07-08/7502/5