(nn) Jarlsberg, Sonntag, 5. Juli 2020. Extreme Spuren hat der Corona-Lockdown in Norwegen hinterlassen, was die Dotation der Rennen betrifft. Wie schon der Oslo Grand Prix ist das Ulf Thoresen Grand International, das internationale Highlight an jener Stätte, von der Ulf Thoresen einst ausgezogen ist, die Traberwelt zu erobern, enorm rasiert worden. Lagen 2019 1.450.000 NKR auf dem Gabenteller, so waren es heuer nur noch 520.000 und damit summa summarum weniger, als der letztjährige Sieger Vitruvio hatte einstreichen dürfen.
Das lockte keinen Fahrer und nur wenige Trainer aus Schweden nach Südostnorwegen, und so wurde es für den von Jean-Michel Bazire schlauerweise zu Frode Hamre überstellten Blé du Gers ein Leichtes, sich nach dem Oslo Grand Prix auch dieses „International“ einzuklinken und der runden Euro-Million ein gehöriges Stück näherzukommen. Der 23. Sieg des Wallachs von Monsieur Rancoule hievte die Gewinnsumme auf rund 975.000 Euro.
Die Mitstreiter machten es dem erstmals von Vidar Hop gesteuerten Quinoa-du-Gers-Sohn, der mittlerweile durch die engen skandinavischen Bögen flitzt, als hätte er sein Lebtag nicht anders getan, dafür so leicht, wie sie konnten. Kaum war das Startauto weg, patzten Ferrari B.R. (mal wieder), Floris Baldwin und Tsunami Diamant. Während die Anderen weitermachen durften, hatte sich die Hoffnung, Deutschlands Derby-Sieger 2017, der sich auf den nordischen Pisten bisher pudelwohl gefühlt hatte, gelänge ein weiteres Kabinettstückchen, noch vorm ersten Bogen mit der roten Karte erledigt.
Die Führung sicherte sich Evil Enok M.E. vor der nach 900 Metern unvermittelt ausfallenden Madelen L.T.C., der Gretzky B.R. und die wieder rund laufenden Floris Baldwin und Ferrari B.R. folgten. War zunächst Blé du Gers Chef der äußeren Garden vor Zarenne Fas und Lionel, so hatte Vidar Hop nichts dagegen, dass ihn Looking Superb mit einem gewaltigen Zwischenspurt ausgangs der zweiten Biege von diesem Posten entband.
700 Meter vorm Ziel blies Blé du Gers zum fetzigen Generalangriff. Evil Enok M.E. ließ sofort den Anker fallen - der Sieger des Oslo Grand Prix 2018 stand auch beim dritten Auftritt nach fast zwei Jahren Auszeit gewaltig neben seinen einst so schnellen Schuhen -, Looking Superb ging’s, nachdem er zunächst mithalten konnte, ab dem Scheitel der letzten Biege kaum besser. Da war Blé du Gers bereits weit vor der hinterher hechelnden Meute, aus der sich allein Zarenne Fas als etwas ernsthafter Widersacher herausschälte und einen Umsturz versuchte, der um lediglich 1½ Längen scheiterte.
Acht Längen später rauften sich die durch mehr oder minder großen Bodenverlust gehandicapten Floris Baldwin und Ferrari B.R. an einem mauen Lionel vorbei, der nur noch Name und Aussehen mit jenem Kracher gemein hat, der 2016 Bold Eagle mit dem Sieg im Prix de Paris den ersten Griff nach der „triple couronne“ vermasselt hatte.
Wer den „Adler“ in Rente sehen will, sollte nicht vergessen, auch für den schmucken Fuchs mit der breiten Blesse ein Wörtchen einzulegen, der sein 90. Rennen mehr schlecht als recht absolvierte.
„Auch wenn ich nicht selbst im Sulky gesessen habe, ist‘s mir eine ganz besondere Ehre, dieses Rennen zu gewinnen“, sagte Frode Hamre. „Ich war 21, als ich zu Ulf Thoresens Team stieß und er mich bestärkte, mit dem Trabrennsport weiterzumachen. Meine Familie und er hatten einen besonderen Draht zueinander, und Ulf war über all die Jahre mein großes Vorbild. Dank auch an Jean-Michel Bazire, dass er mir Blé du Gers anvertraut hat. Er ist in jeder Hinsicht gut - leicht zu trainieren wie zu fahren und im täglichen Umgang ausgesprochen einfach zu handhaben“, so der 56-jährige Erfolgs-Coach weiter.
Ulf Thoresen Grand International (Gruppe I int.)
2100m Autostart, 520.000 NKR
1. Blé du Gers 11,8 Vidar Hop 43
9j.br. Wallach von Quinoa du Gers a.d. Mooréa von Baccara du Pont
Be: Jean-Michel Rancoule; Zü: Marie-Brigitte Anty; Tr: Frode Hamre
2. Zarenne Fas 11,9 Tom Erik Solberg 33
3. Floris Baldwin 12,8g Kristian Malmin 493
4. Ferrari B.R. 12,8g Per Oleg Midtfjeld 98
5. Lionel 12,8 Göran Antonsen 329
6. Gretzky B.R. 13,2 Magnus Teien Gundersen 188
7. Looking Superb 14,5 Jomar Blekkan 101
8. Evil Enok M.E. 14,9 Noralf Brækken 115
Madelen L.T.C. dis.r. Eirik Höitomt 97
Tsunami Diamant dis.r. Robin Bakker 63
Sieg: 43; Richter: leicht 1½ - 8 - 1 - k.Kopf - Kopf - 1 Länge; 10 liefen
Zw-Zeiten: 13,4/500m - 12,3/1000m - 09,1/letzte 500m
Wert: 250.000 - 125.000 - 65.000 - 40.000 - 25.000 - 15.000 NKR
Den Favoriten weggebürstet
Von 400.000 auf 195.000 NKR mehr als halbiert, zog der Anders Jahres Pokallöp als zweite größere Nummer nur acht ausschließlich einheimische Willige an. Die immerhin verrichteten die gleichfalls 2100 Meter lange Arbeit ohne größeren Fehl und Tadel, sieht man davon ab, dass Jefferson Dotcom am Start und Always on Time in dritter Spur des ersten Bogens aus dem Ruder zu laufen drohten, von ihren Fahrern mächtig zusammengehalten werden mussten und das letzte Duo bildeten.
Ewig roch es nach dem Sieg von 18:10-Favorit MS Triple J, dem Frode Hamre in Front bei mäßiger Fahrt alles ganz bequem einteilen konnte, weil sich Kick off Classic vor Hickothepooh bis zum letzten Viertel mit der Rolle des äußeren Begleiters zufrieden gab. Dann schnürte Hickothepooh über Spur drei die Angriffsschuhe. Ruckartig erhöhte sich die Schlagzahl, die MS Triple J überraschend früh nicht mitzugehen verstand.
Trotz der Todesspur hatte Kristian Malmins Kick off Classic mehr auf der Pfanne, ließ den in den USA geborenen Cantab-Hall-Sohn links liegen und hielt für den 18. Treffer „lifetime“ Hickothepooh um eine halbe Länge in Schach. Max Brady, Norwegens Derby-Sieger 2019, überzeugte auch beim dritten Saisonstart nicht, obwohl sich das Match für ihn trotz Startplatz „8“ recht gut entwickelte. Stets im Fahrwasser Hickothepoohs lauernd, musste er diesen auf den letzten 200 Metern ziehen lassen und landete als Sechster außerhalb der dotierten Ränge.
Anders Jahres Pokallöp (int.; alle Vier- und Fünfj.; Ältere bis 1.800.000 NKR Gewinnsumme)
2100m Autostart, 195.000 NKR
1. Kick off Classic 12,9 Kristian Malmin 56
7j.schwbr. Hengst von Quite Easy a.d. Kicking Promessa von Chergon
Be: Stall Bitt Av Basillen; Zü / Tr: Trond Anderssen
2. Hickothepooh 12,9 Vidar Hop 109
3. MS Triple J 13,0 Frode Hamre 18
4. Kicking Classic 13,1 Dag-Sveinung Dalen 280
5. Classichap 13,2 Åsbjörn Tengsareid 530
6. Max Brady 13,4 Magnus Teien Gundersen 41
7. Always on Time 13,5 Tom Erik Solberg 272
8. Jefferson Dotcom 13,6 Per Oleg Midtfjeld 226
Sieg: 56; Richter: leicht ½ - 1½ - 1 - 1 - 2 Längen; 8 liefen
Zw-Zeiten: 13,1/500m - 15,0/1000m - 10,5/letzte 500m
Wert: 100.000 - 50.000 - 25.000 - 12.000 - 8.000 NKR
V75-1 (Stayer): Marvellous Tooma / Frode Hamre 24
V75-2 (-): Thai Explosive / Erlend Rennesvik 56
V75-3 (Pokallopp): Kick off Classic / Kristian Malmin 56
V75-4 (Kallblod): Spikfaks / Björn Steinseth 32
V75-5 (Silver): Red Bar / Åsbjörn Tengsareid 61
V75-6 (-): Hands Down / Morten Pedersen 76
V75-7 (Thor.Int.): Blé du Gers / Vidar Hop 43
Umsatz V75: 22.339.653 SEK
1. Rang: 201,3 Systeme à 28.846 SEK
2. Rang: 399 SEK
3. Rang: 51 SEK
Umsatz Top-7 (Silver): 600.985 SEK