Dass sich in der Woche zwischen den Vorläufen und dem Finale des 100. Hambletonian vieles um die Frage drehte, welcher der vier Melander-Schützlinge gewinnen würde bzw. warum sich Dexter Dunn für Maryland und gegen Super Chapter entschieden hatte, konnte Ake Svanstedt nur recht sein.
Der introvertierte Schwede, der seit 2014 in den USA lebt und arbeitet, scheut bekanntlich das Rampenlicht, arbeitet lieber konzentriert und in Ruhe, um dann zur Stelle zu sein, wenn es gilt. Das Jubiläums-Hambo war wieder so ein typischer Svanstedt-Coup.
Vom Start weg agierte der 66-Jährige mit Nordic Catcher S mit großer Entschlossenheit und ließ lediglich Super Chapter und dem von der 10 raketengleich beginnenden Go Dog Go den Vortritt, der nach den ersten 400 Metern eine Zwischenzeit auslöste (26,1 = 1:05,5), die selbst Rennkommentator Ken Warkentin kurz stocken ließ.
Danach begann Dexter Dunn, sich mit Maryland in zweiter Spur nach vorne zu tasten, sicher auch, um den Kollegen Svanstedt nach außen zu locken. Der Plan ging auf: Der grüne Riese, wie er schon in Schweden gern genannt wurde, beorderte Nordic Catcher S an die Seite von Go Dog Go, Maryland fand neben Super Chapter die "Siegerlage" als Vierter außen, als drittes Pärchen folgten der von Björn Goop gut ins Rennen gebrachte Meshuggah mit Emoticon Legacy.
Es gab nicht eine ruhige Phase, im Gegenteil, schon im Schlussbogen erhöhte Ake Svanstedt den Druck auf Todd McCarthy mit Go Dog Go, der daraufhin nach innen driftete und an der letzten Ecke zwei Pylone aus ihrer Verankerung riss. Dessen Widerstand war also gebrochen. 25:10-Favorit Maryland musste im Rücken von Nordic Catcher S überraschend abreißen lassen, worauf Mitte des Einlaufs Super Chapter auf freie Bahn kam.
Doch gegen Nordic Catcher S, der keinen Deut nachließ, war kein Kraut gewachsen. Eher leicht als sicher bewahrte der erstmals ohne Beschlag aufgebotene Six-Pack-Sohn den Vorsprung einer Länge und brachte Super Chapter nach fünf Siegen die erste Saisonniederlage bei.
Maryland indes musste sich mächtig strecken, um mit dem letzten Schritt Rang drei gegen den hart innen an Go Dog Go vorbeischlüpfenden zweiten Svanstedt-Vertreter Gap Kronos S (Tim Tetrick) und den in der Bahnmitte stark anfassenden Emoticon Legacy (Louis Roy) zu verteidigen.
Pech hatte im Finish Björn Goop, der mit Meshuggah nicht darauf vertrauen wollte, dass Go Dog Go die Innenspur freigibt und es weiter außen versuchte, wo er zunächst keine freie Fahrt hatte und im Ziel undankbarer Sechster wurde.
Die Kirsche auf der Torte von Nordic Catcher S war ein neuer Hambletonian-Rekord. Mit einer Meile in glatten 1:50 (= 1:08,4/km) verbesserte er die 2009 von Muscle Hill aufgestellte und 2020 von dessen Tochter Ramona Hill egalisierte Bestmarke um eine Zehntelsekunde.
Während sich Ake Svanstedt nach 2017 (Perfect Spirit) und 2021 (Captain Corey) zum dritten Mal in die Siegerliste des Hambo eintrug - drei Siege gelangen zuvor nur fünf Fahrern -, müssen Marcus Melander als Trainer und Dexter Dunn als Fahrer weiter auf ihren ersten Triumph im US-Derby warten. Kleiner Trost für Melander: zum dritten Mal binnen sieben Jahren stellte er im Finale den Zweiten und Dritten.
„Es ist ein großartiger Sieg, denn er ist historisch, im 100. Hambletonian“, sagte Svanstedt. „Nordic Catcher ist von Rennen zu Rennen besser geworden, und heute war er in absoluter Topform. Alles war perfekt. Er ist zäh und schnell. Er ist auch groß, daher denke ich, dass er etwas Besonderes werden könnte, wenn er älter und stärker wird.“
Nordic Catcher S gehört Ake Svanstedt Inc. und Little E LLC. Dahinter verbirgt sich der Vorsitzende und CEO von The Meadowlands, Jeff Gural. Es war Gurals erster Sieg im Hambletonian. Letztes Jahr gewann er bereits die Oaks mit der von Svanstedt trainierten und gefahrenen Warrawee Michelle.
„Ehrlich gesagt habe ich darauf gewartet, mir diesen Pokal selbst zu überreichen“, sagte Gural lachend während der Siegerehrung. „Es gibt niemanden, mit dem ich lieber zusammenarbeiten würde als mit Ake und seiner Frau Sarah. Sie haben großartige Arbeit geleistet. Ich spreche Ake und Sarah meine ganze Anerkennung aus.“
Nordic Catcher S wurde gezüchtet von Nordic Horse Farm AB und Joie De Vie Farm. Er ist ein Sohn des Muscle-Mass-Hengstes Six Pack (1:07,9) und der Pacerstute That Woman Hanover (v. Somebeachsomewhere). „Es war ein Zufall“, sagte Gural. „Wir haben uns einen Six-Pack-Jährling angeshen, der mit einer Pacerstute gekreuzt wurde, und er ist ein so gutes Pferd geworden. Das ist wirklich aufregend.“
In seiner kurzen Karriere hat Nordic Catcher S nun fünf von zehn Rennen gewonnen und 813.285 Dollar verdient.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=DjFhUuvLvB8
Conversano in den Oaks
Während das Hambletonian wieder einmal eine Domäne der skandinavischen Einwanderer war, die acht der zehn Teilnehmer stellten und die Plätze 1 bis 4 belegten, gingen die Oaks durch Conversano in das Quartier des jungen Juan Cano, der - gebürtig aus Guatemala - einige Jahre für verschiedene Trainer, u.a. Tony Alagna (Ramona Hill) arbeitete, bevor er sich 2019 selbständig machte und nun seinen ersten Hambletonian-Starter stellte.
Zunächst musste er sich einen neuen Fahrer für das 500.000-Dollar-Finale suchen, denn Andrew McCarthy entschied sich Miss Belmar. Er fragte bei James McDonald an, der unlängst Gigglingonthebeach in einer Tompkins-Geers-Division für Trainer Juan Cano auf den Ehrenplatz gesteuert hatte. Der Routinier aus Ontario musste nicht eine Sekunde überlegen, sagte spontan zu - und angelte sich eine Oaks-Siegerin.
McDonald überließ das Kommando mit Conversano eingangs der Gegenseite Walspea, deren Vorwärtsdrang Trond Smedshammer kaum zügeln konnte. Erster Angreifer in zweiter Spur war noch vor dem Schlussbogen Kevin Oscarsson mit Sound Judgement, der McDonald aber nicht locken konnte.
Die Attacke von Sound Judgement entpuppte sich rasch als Strohfeuer. Am 400-Meter-Pfosten blies die Außenseiterin um Rückzug. McDonald nutzt die sich öffnende Lücke sofort und bekam die tapfere Walspea unter leichten Hilfen schnell und mühelos in den Griff. Walspea hingegen musste sich strecken, um die im Finish von ganz hinten heranstürmende Delaney Hanover (Scott Zeron) abzuweisen.
Nachdem Miss Belmar im Finish das sichere vierte Geld versprang, gingen die weiteren Prämien an Deja Blu (Yannick Gingras) und R Charm (David Miller).
Die Muscle-Hill-Tochter Conversano, die 1:09,2 trabte, ist nun neunfache Siegerin mit Gewinnen von 513.636 Dollar aus 17 Starts für die Hot Lead Farm des Züchters Joseph Parisi.
Video: https://www.youtube.com/watch?v=4tgJCWnixcU