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Der König wankt…
04. Januar 2021

Vincennes, Sonntag, 3. Januar 2021. …aber er fällt nicht. Allmählich nimmt das Starterfeld des Prix d’Amérique 2021, bei dem es in genau vier Wochen nach einer kurzfristigen Entscheidung des Gremiums von Le Trot nun doch wieder um 1.000.000 Euro gehen wird, konkrete Formen an.

Das fünfte Qualifikationsrennen zum legendärsten Trabrennen der Welt, der offiziell höchst sperrig als Prix Amérique Races Zeturf Qualif 5 bezeichnete, viel eingängiger und besser bekannte Prix de Bourgogne, wurde eine beinhart erkämpfte Beute des bereits als Sieger des Prix du Bourbonnais qualifizierten Face Time Bourbon. Somit kamen nur zwei Traber in den Genuss einer weiteren Freikarte - und überraschend gehörte Jean-Michel Bazires vermeintlich schärfste Amérique-Waffe Davidson du Pont nicht dazu.

Erstmals seit dem Triumph im Prix de France am 9. Februar über besagten Face Time Bourbon saß der vierfache Trainerchampion Frankreichs wieder selbst im Sulky des kompakten Braunen, der nach acht Monaten Pause fünfmal rundum beschlagen nur von „Trainingsfahrern“ bewegt worden war - mit entsprechend magerem Resultat von Null Euro Einkommen. Monsieur Bazire ließ selbstverständlich die Eisen abnehmen. „Rundum barfuß“ war den „turfistes“ das Signal, dem Gespann reichlich Geld auf den 2100-Meter-Weg mitzugeben. Sie waren, zumindest was die vorderen Plätze betraf, gründlich „Neese“.

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Der Einlauf aus anderer Sicht (Foto: letrot.com)

In einem mitreißenden Finish widerstand er aus der Frontlage dem wuchtig angreifenden, weil wie sein Vorgänger Bold Eagle praktisch immer zum Siegen verdammten Face Time Bourbon nur bis 100 Meter vor der Linie. Dann war der von Björn Goop kräftig animierte „FTB“ um eine Länge vorbei und dennoch nicht im sicheren Hafen: Vivid Wise As, mit großen Vorschusslorbeeren aus Italien angereist, wurden diesen vollauf gerecht, klinkte sich, von Italiens Trainer- und Fahrerchampion Alessandro Gocciadoro clever in den Windschatten der beiden Heros lanciert, ins heiße Finish ein und bekam ganz außen auch noch Besuch von Einer, die fast nie gewinnt, aber immer ihr Herz in die Schlacht wirft und auch schon über eine Million Euro gewonnen hat: Délia du Pommereux.

Die Amérique-Sechste des Jahres 2020 blieb ihrer Bilanz treu, belegte nach „Kampf Hals - kurzer Kopf“ Platz drei und darf sich nun zum dritten Mal in Folge auf das Rennen der Rennen freuen. Eitel Freude dürfte auch bei Antonio Somma, dem Patron der Scuderia Bivans, geherrscht haben, dessen Traber ihm einen Doppeltreffer bescherten. Dem wie schon beim Sieg im Prix du Bourbonnais nicht rundum überzeugenden Face Time Bourbon forderte Vivid Wise As bis zur Linie alles ab und buchte wie im Vorjahr - da wurde er mit Björn Goop Dritter - das Ticket für den Amérique.

Bei Sébastien Guarato werden trotz des neuerlichen Sieges von Face Time Bourbon, dessen Winterfahrplan er mehrere Male umgestellt hat („Der ‚Bourgogne‘ passt perfekt. So sind’s bis zum ‚Amérique‘ optimale vier Wochen Regeneration.“) - des 28. aus lediglich 33 Versuchen -, die kleinen Sorgenfalten sicher nicht geschwunden sein. Vor einem Jahr marschierte der aktuell unbestritten beste Traber der Welt sehr viel leichtfüßiger durch die Vorbereitungen. Auch Goops Kommentar war eher verhalten.

Borgogone Zielfoto

Das Original-Zielfoto

„Ein grandioser Bursche, der immer alles gibt und kämpft wie ein Löwe. Mehr kann man nicht verlangen. Es ist eine Ehre, solch ein Pferd fahren zu dürfen, das sicher noch nicht auf Hundert ist. Muss er auch nicht - der Formgipfel soll erst am 31. erreicht sein“, kommentierte der 44-jährige, der sich nach Timoko (2016) zum zweiten Mal in die Bourgogne-Siegerliste eintrug.

2016 war auch das letzte Jahr, in dem ein anderer Trainer als Guarato die Lorbeeren eingeheimst hat: Am 1. Januar und 31. Dezember 2017 (wenn auch in Frankreich alle Resultate Propulsions aus den Ergebnislisten getilgt werden; dann überflügelt Pierre Pilarskis weiter bei „nur“ 5.000.567 Euro notierter „Adler“ Timoko als gewinnreichster Traber aller Zeiten) sowie am 30. 12. 2018 war Bold Eagle vorn, am 29. Dezember 2019 Billie de Montfort. So mäßig war Face Time Bourbons Auftritt nun auch wieder nicht: Schneller als er mit 1:10,4, bei denen er nie die Innenspur beackerte, war allein 2014 Texas Charm in blanken 1:10.

Happy war Alessandro Gocciadoro, der erstmals mit der Würde eines italienischen Fahrerchampions in Vincennes antrat, über Vivid Wise As‘ Wiederauferstehung, der noch am 7. Dezember als Achter des Gran Premio delle Nazioni zu Mailand - damals hatte sich der Mann in Gelb allerdings gegen ihn, der von Giuseppe-Pietro Maisto gesteuert worden war, entschieden - schwer unter die Räder gekommen war.

Das Rätselraten im Quartier Jean-Michel Bazires dürfte hingegen anhalten: Bisher ist lediglich der 331.102 Euro arme Italiener Vincent Ferm für den Amérique qualifiziert. Valokaja Hindö und Looking Superb - der Amérique-Zweite von 2019 dürfte wohl für den Prix de Cornulier gesattelt werden - wurden bei der Wägung wiederum als momentan viel zu leicht befunden. Davidson du Pont sollte problemlos zu jenen mindestens Fünf zählen, die über die Gewinnsumme (aktuell sind’s 1.306.110 Euro) zu den 18 Amérique-Aspiranten zählen. Und dann ist da noch Vitruvio, den der Maître auf den PdA vorbereiten sollte und der wegen einer gesundheitlichen Indisposition nicht fit genug für den Bourgogne gewesen sei, wie der 49-jährige erklärte. In 14 Tagen beim Prix de Belgique gilt’s, die letzten Trümpfe auszuspielen.

Der Rennverlauf

Zügig, aber nicht rasant nahmen die beiden Giganten die 2100 Meter unter die Hufe. Sowohl Bazire (5) wie Goop (9) sahen im breiten Kampf um die Spitze zunächst in vorderer Linie interessiert zu, wie sich Vivid Wise As (4), Valokaja Hindö (7) und Délia du Pommereux (6), die letztlich das Kommando an sich riss, darum balgten. Lange erfreute sich die Niky-Tochter nicht daran. Gocciadoro, der gar nicht erst die Innenspur aufsuchte, trat das Gaspedal bei Vivid Wise As entschlossen durch und war vorn, noch ehe es ans Bergsteigen ging.

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Die Siegerehrung (Foto: leparisienne.fr)

In dritter Linie war Davidson du Pont hängengeblieben, an den sich Face Time Bourbon klebte. Bazire machte Nägel mit Köpfen, drückte mächtig auf die Tube und rauschte von Gocciadoros Gnaden, der nicht auf Gedeih und Verderb gegenhielt, nach den ersten ansteigenden Metern nach vorn, wodurch „FTB“ die Rolle des Anführers der zweiten Reihe vor Billie de Montfort und Etonnant anheimfiel. Aus hinteren Gefilden kühlte in dritter Spur Chica de Joudes ihr Mütchen, der Drôle de Jet, der Geheimfavorit für die Quinté-Wette, und Moni Viking auf den Fersen waren. Dieses Trio sollte auf dem rassigen letzten Viertel keine Rolle mehr spielen, was die Vergabe der Prämien anbelangte - von den in Frage stehenden Amérique-Karten ganz zu schweigen.

In der Schlusskurve steigerte Face Time Bourbon den Druck enorm. Unerwartet früh musste Bazire bei Davidson du Pont nachfassen, doch gab der vierfache Gruppe-I-Sieger so schnell nicht klein bei. Bis weit in die Zielgerade wehrte er sich aus Leibeskräften und musste den Favoriten erst für die letzten 100 Meter etwas ziehen lassen. War das noch kein Beinbruch, so war der letzte Akkord, den auch Vivid Wise As und die hinter dem Italiener lauernde Délia du Pommereux aufs Tapet schmetterten, weitaus schmerzlicher für Davidson, der - zwar nur um eine Länge - vom sicher geglaubten Treppchen purzelte.

2½ Längen hinter diesem Quartett zeigte Etonnant Erstaunliches, nämlich erstmals seit langer Zeit wieder eine blitzsaubere Leistung auf der großen Attelé-Bühne. Der Timoko-Sohn, inzwischen im Monté-Gewerbe wesentlich umgänglicher und erfolgreicher und ein höchst ernstzunehmender Kandidat für den Prix de Cornulier, hielt aus dem vorderen Mittelfeld prächtig durch. Mindestens genauso unerwartet wie seine war die vordere Landung der Norwegerin Calina, die in viel schwächerer Gesellschaft einige Male ihr Speedvermögen offenbart hatte und von letzter Stelle auf Platz sechs flatterte vor der unermüdlichen Bahia Quesnot, die streng geschont die letzte Prämie knapp vor Titelverteidigerin Billie de Montfort und Moni Viking einsackte.

Prix de Bourgogne (Gruppe II int., vier- bis elfj. Hengste & Stuten)

2100 Meter Autostart, 110.000 Euro

1.      Face Time Bourbon     10,4     Björn Goop                         16                           

         3j.dklbr. Hengst von Ready Cash a.d. Vita Bourbon von Love You

         Be: Scud. Bivans, IT (Antonio Somma); Zü: SARL Haras Saint Martin (Rainer Engelke); Tr: Sébastien Guarato

2.      Vivid Wise As                10,4     Alessandro Gocciadoro 190

3.      Délia du Pommereux  10,4     David Thomain               280

4.      Davidson du Pont         10,5     Jean-Michel Bazire           32

5.      Etonnant                         10,7     Anthony Barrier             1360

6.      Calina                             10,8     Alexandre Abrivard      1270

7.      Bahia Quesnot              11,0     Junior Guelpa                  390

8.      Billie de Montfort          11,0     Gabriele Gelormini         270

9.      Moni Viking                    11,0     Matthieu Abrivard           370

10.    Fric du Chêne               11,2     Franck Nivard                1260

11.    Valokaja Hindö             11,2     Christophe Martens        860

12.    Chica de Joudes          11,7     Alain Laurent                   840

13.    Drôle de Jet                   12,7     Pierre Vercruysse           240

         Feeling Cash                 dis.r.    Eric Raffin                        740

         Looking Superb            dis.r.    Nicolas Bazire               1820

Sieg: 16; Richter: Kampf Hals - k.Kopf - 1 - 2½ - 1 - 2 - k.Kopf - Hals; 15 liefen

Zw-Zeiten: 09,8/600m - 10,9/1100m - 10,9/1600m

Wert: 49.500 - 27.500 - 15.400 - 8.800 - 5.500 - 2.200 - 1.100 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-01-03/7500/4

Zehn Amérique-Karten sind somit vergeben; am 17. Januar folgt mit dem Prix de Belgique die letzte Chance.

Bislang qualifiziert für den Prix d’Amérique 2021 (in chronologischer Reihenfolge):

Diable de Vauvert, Feliciano, Bahia Quesnot (Prix de Bretagne)

Face Time Bourbon, Victor Ferm, Moni Viking (Prix du Bourbonnais)

Gu d'Héripré (Critérium Continental)

Féerie Wood (Prix Ténor de Baune)

Vivid Wise As, Délia du Pommereux (Prix de Bourgogne)