++ Färjestad: Stall Cortinas Julius Cortina beim Saisoneinstand mit Peter Zadel aus zweiter Reihe Sechster in 1:15,3/2140 Meter ++ ++ Achtung: Die Starterangabe für den Renntag am Sonntag, 5. Mai 202,4 in München-Daglfing, wurde verlängert bis Dienstag, 30. April 2024, 15:00 Uhr - Der Renntag findet statt! ++ ++ Cholet: Gabriele Pohlmanns Filippa B.J. beim Frankreich-Einstand unter neuer Regie von Matthieu Abrivard nach langer Führung im Finish geschlagen und in 1:16,2/2800 Meter unplatziert ++ ++ Dienstag: PMU-Matinée in München - Vier Rennen ab 11:35 Uhr ++ ++ 1. Mai: BILD-Pokal in Gelsenkirchen mit Top-Besetzung - Gio Cash vs. Derbysieger Schampus - Auftakt der Dreijährigen-Kriterien mit zwei 7.000-Euro-Läufen - Zwölf Prüfungen ab 13:08 Uhr - Karlshorster Amateur-Meisterschaft mit vier Wertungsläufen - Zehn Rennen ab 12:55 Uhr ++
Der Extraterrestrische schlägt noch mal zu
28. Juni 2021

(nn) Vincennes, Sonntag, 27. Juni 2021. Natürlich wird am Tag des Prix d’Amérique in Vincennes mehr Geld an darbende Besitzerseelen verteilt, denn allein das stets als schwerstes Trabrennen der Welt titulierte Flaggschiff jenes letzten Januar-Sonntags ist mit einer runden Million Euro überschrieben. Vier Matches der höchsten Kategorie I wie am „Champions Day“ sucht man jedoch selbst auf jener Rennkarte vergeblich - sie sind einmalig im europäischen Trabrennsport.

Das Schöne an diesem Supersonntag, an dem insgesamt 1.050.000 Euro zur Disposition standen: Es waren nach Monaten des Lockdowns, was den Besuch von Sportveranstaltungen betrifft, dank gerade rechtzeitig stark gesunkener Corona-Zahlen maximal 5.000 Zuschauer fürs Plateau de Gravelle zugelassen. „Wir freuen uns außerordentlich, dass wir am bedeutendsten Tag des Sulkysports im Sommer endlich wieder eine große Publikumsschar begrüßen dürfen. Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen: Um an diesem fast schon mythischen Ort das Sommerfest unseres Sports gebührend feiern zu können, ist der Eintritt frei für alle“, hatte im Vorhinein Jean-Pierre Barjon, Präsident von Le Trot, gelockt.

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(Foto: equidia.fr)

Hingucker der exquisiten Karte war der zum 55. Mal ausgetragene Prix René Ballière um 170.000 Euro, in dem das vermutlich aktuell beste Trabrennpferd der Welt neuerlich ein spektakuläres Ausrufungszeichen setzte. 13 lange Jahre hatte Kool du Caux‘ 1:09,8-Bahnrekord aus dem Prix de France 2007 alle Frühjahrs-, Herbst- und Winter-Meetings überdauert. Dann kam 2020 ein gewisser Face Time Bourbon daher und zertrümmerte ihn im Prix René Ballière 2020 auf 1:09,4.

Nun sollte „FTB“, dessen Entourage wie er selbst vor dem Comeback aus fast dreimonatiger zum Deckeinsatz genutzter Pause sehr viel ruhiger daherkam als das, was in den letzten Tagen um weitere Auftritte des Ready-Cash-Sohns kolportiert worden war, den zweiten Streich landen. Davon waren nicht nur Hausfrauen und „turfistes“ überzeugt, die den Guarato-Schützling bei 13:10 wie Wasser wetteten, sondern auch der Trainer selbst:

„Er hat so gearbeitet, wie ich das von ihm kenne und erwarte. Keine Frage - wir wollen den Titel verteidigen. Autostart und kurze Distanz kommen ihm entgegen - ich sehe keinen Grund, warum es nicht klappen sollte mit dem 31. Sieg“, hatte Sébastien Guarato leise, aber nicht weniger bestimmt kurz vorm Rennen nochmals betont, „auch die Tätigkeit als Deckhengst hat seiner Einsatzbereitschaft auf der Piste keinerlei Abbruch getan.“

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(Foto: letrot.com)

Und wie er - nun bekanntlich mit Eric Raffin liiert – zurückkam! Zu Beginn ließ Frankreichs Champion Milde walten und bot trotz der idealen Nummer „5“ nicht wirklich ernsthaft um die Spitze mit, die - nomen est omen - an ruckzuck an Express Jet vor Dreammoko ging. Auch der wiedererstarkte Davidson du Pont, erstmals seit drei Versuche wieder mit Jean-Michel statt Nicolas Bazire am Ablauf, mischte kräftig mit, und hinter dem die Außenspur anführenden Pacha-du-Pont-Sohn ergatterte Raffin die beste Ausgangslage der Welt.

Gar in dritter Spur produzierte sich der erst vor einer Woche im finnischen Kymi Grand Prix aktive Valokaja Hindö, an den sich Etonnant hängte. Hatte Bazire senior gehofft, der Filius würde ihm die Arbeit in der Todesspur abnehmen, so hatte er sich gründlich geschnitten. „Junior“ nutzte das riesengroße Loch hinter Express Jet und verstaute dort den Dänen, so dass Davidson du Pont zu Beginn des Anstiegs bei gleichmäßigem Tempo im 1:08-Bereich erneut der äußere Fahrtwind um die braune Nase pfiff. Das schien ihm gar nicht zu passen. Wieder reagierte er mit einem Fehler, der vor allem Face Time Bourbon vor einige Probleme stellte.

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(Foto: zeturf.com)

„Ich hab das kommen sehen und Face Time einfach machen lassen. Er ist ein ganz besonderer Typ - ruhig, besonnen und schlau, und hat das prima gelöst“, sollte der 39-jährige zu der kniffligen Situation preisgeben, die manch einen „Renner“ aus der Façon hätte bringen können. Besser kam Etonnant weg, der in dritter Spur um die springende Klippe herumdüste und plötzlich in Front war, wo ihn Face Time Bourbon nach der Schrecksekunde eingangs des langgezogenen Schlussbogens besuchte und Chica de Joudes und Détroit Castelets als „Gäste“ mitbrachte.

Was ab 500 Meter vorm Ziel geschah, ließ auch erfahrene Rennbahnhasen in Ehrfurcht erstarren. Als träte der Rest auf der Stelle, legte „FTB“ den nächsten Gang ein und war dann mal vier, fünf, sechs Längen weg - der Vorsprung wuchs in atemberaubender Geschwindigkeit. 100 Meter vorm Ziel begann Raffin mit seinem Peitschenjubel, der anders als in Schweden beim Paralympiatravet von der Rennleitung selbstverständlich nicht sanktioniert wurde. 1:09,1 - im schlanken Gang aus drei Monaten Pause unterbot der „Außerirdische“ den eigenen Bahnrekord um 0,3 Sekunden, als ob das gar nichts wäre.

Sechs Längen zurück ging Etonnant ziemlich die Puste aus. Mit viel Schwung klaute ihm Détroit Castelets um eine Länge den Ehrenplatz, und mit dem letzten Schritt witschte auch Violetto Jet noch am Westerink-Schützling vorbei. Chica de Joudes scheiterte für mehr wie üblich an den Offensivgelüsten ihres Besitzers, Trainers und Fahrers und musste auch Go On Boy noch vor sich dulden.

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Raffin, Somma und Guarato (Foto: equidia.fr)

„Er war grandios, und wir bekamen in etwa den Verlauf, den wir wollten. Wenn er in der letzten Kurve richtig loslegt, wird’s für die Konkurrenz grauenhaft“, bekannte Guarato und gab die neueste Marschrichtung bekannt. „Werden wir eingeladen und wird ein Flug bezahlt, reisen wir Mitte Juli zur Hochgeschwindigkeitspiste nach Mikkeli“, wo Varenne vor 19 Jahren Weltrekord gelaufen ist, „wenn nicht, steht der Grand Prix de Wallonie in Mons Anfang August auf der Agenda, bevor wir im Gran Premio Lotteria von Neapel (Antonio Sommas Heimat/Anm.d.Red.) Revanche an Zacon Gio nehmen wollen“, lauten nun die aktuellen und vermutlich noch nicht endgültigen Reisepläne des braunen Bombers mit dem gewaltigen „Motor“, der nun bei 2.913.940 Euro angelangt ist.

Einen Tipp gibt’s noch für Jean-Michel Bazire: Er sollte um Geld künftig die Finger von Davidson du Pont lassen. In der Hand seines Sohnes scheint sich der zweimalige Amérique-Zweite mittlerweile deutlich wohler zu fühlen…

55. Prix René Ballière (Gruppe I int., 4- bis 10jähr.)

2100 Meter Autostart, 170.000 Euro

1.      Face Time Bourbon     09,1     Eric Raffin                         13

         6j.dklbr. Hengst von Ready Cash a.d. Vita Bourbon von Love You

         Be: Scud. Bivans Srl, IT (Antonio Somma); Zü: SARL Haras Saint Martin (Rainer Engelke); Tr: Sébastien Guarato

2.      Détroit Castelets           09,6     David Thomain               420

3.      Violetto Jet                     09,7     Franck Nivard                  120

4.      Etonnant                         09,7     Anthony Barrier                 99

5.      Go On Boy                     09,9     Romain Derieux              750

6.      Chica de Joudes          10,3     Alain Laurent                   680

7.      Valokaja Hindö             10,8     Nicolas Bazire               1220

8.      Express Jet                    11,2     Adrien Lamy                    960

9.      Dreammoko                  12,8     Antoine Lhérété            1740

         Davidson du Pont         dis.r.    Jean-Michel Bazire           55

Sieg: 13; Richter: überlegen 6 - ¾ - k.Kopf - 1½ - 5 - 6 - 4½ Längen; 10 liefen

Zw-Zeiten: 07,0/600m - 07,9/1100m - 09,1/1600m

Wert: 76.500 - 42.500 - 23.800 - 13.600 - 8.500 - 3.400 - 1.700 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-27/7500/7

Schon wieder eine „Präsidentin“

Mit einer wie fast schon üblich kleinen Überraschung wartete der Prix du Président de la République, das finanzielle Hauptereignis des Nachmittags, auf, das auf dem geduldigen Papier außerordentlich unübersichtlich daherkam und von einem Trainerfuchs gewonnen wurde, der seinen Schützling auf die Minute top-fit gemacht hat. „3 - 2 - 1 - meins“ - nach dem Ebay-Motto verfuhren oder besser ritten in der wertvollsten Monté-Prüfung für vierjährige Satteltraber Joël Hallais, Jean-Loïc Claude Dersoir und ihr Schützling Hirondelle du Rib, die erst zum dritten Mal in einem Gruppe-Rennen antrat und nach den Plätzen drei (im Prix Henri Ballière) und zwei (im Prix Lavater) zum großen Wurf ausholte.

„Sie tritt erstmals rundum ohne Eisen an, wovon ich mir eine weitere Verbesserung erhoffe“, so der 73-jährige Grandseigneur des Monté-Sports, der diesen klassischsten aller Jahrgangsklassiker als Trainer bereits fünfmal an seine Fahne geheftet hatte - angefangen 1980 mit dem legendären, von Michel Lenoir gerittenen Kaiser Trot 1980 bis zum späteren Cornulier-Sieger One du Rib, mit dem sein Schwiegersohn Jean-Loïc Claude Dersoir 2006 verwandelt hatte. Ob er sich eine echte Siegchance ausrechne - darüber hüllte sich der Patron der Ecurie Rib verschmitzt lächelnd in beredtes Schweigen. Was die „tuirfistes“ nicht davon abhielt, seine „Protegée“ hinter Hallix zur zweiten Kraft am Wettmarkt zu küren.

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(Foto: letrot.com)

Aus dem Monsterfeld verabschiedeten sich Hytte du Terroir kurz nach dem Ab, Henzo Crown und Helitlopet im Bogen von Joinville, Héra Landia zur Hälfte des Anstiegs und Hatchet Man, der, als es das erste Mal am Zielschild vorbeiging, das Zepter von Blitzstarter Helitlopet an sich gerissen und fortan gnadenlos Tempo gebolzt hatte, an der Einmündung der kleinen Bahn. Doch nicht der in seinem Windschatten gelegene Hudson Védaquais wurde neuer Leader, sondern Hallix, mit der Eric Raffin lange cool im vorderen Mittelfeld hinter dem sein Monté-Debüt gebenden Hermès d’Ecotay und Hora Bot Eur Moël gewartet hatte, dass den Vorderen ein wenig die Luft ausginge.

Nicht damit gerechnet hatte Frankreichs Champion, dass die noch weiter hinten liegende Hirondelle du Rib sich derart bärenstark präsentieren würde. Die Entscheidung lag nur zwischen diesen beiden Ladys, von denen die Roc-Meslois-Tochter zwar mit einem Vorteil auf die Zielgerade bog, jedoch beim fünften Versuch in diesem Gewerbe erstmals über eine Niederlage quittieren musste. Hirondelle du Rib überrollte sie wie ein Panzer und knöpfte der Roc-Meslois-Tochter 2½ Längen ab - das alles in der Rekordzeit von 1:12,1, die um 0,4 Sekunden unter der alten Marke von Gladys des Plaines 2020 und Flèche Bourbon 2019 lag.

Den Triumph des vermeintlich schwachen Geschlechts komplett machte Hopla des Louanges, die aus dem Hintertreffen erst im Schlussbogen zu Hochtourten auflief und ganz außen Hermès d’Ecotay und Héros de Fleur, der bergauf in dritter Spur Programm machte, knapp, aber sicher einsammelte. Wie’s scheint, wollen die Franzosen zumindest im vierjährigen Monté-Sport nur noch Frauen an der Macht haben: Letzter Hengst, der sich mit dem Präsidenten-Titel für ein Jahr schmücken durfte, war 2015 Bilibili. Und Frankreich hat nach Hirondelle Sibey eine zweite hochkarätige Schwalbe, die ihr Guthaben mit dem siebenten Treffer um 90.000 auf 198.610 Euro fast verdoppelte.

„Was für ein Glück auf meine alten Tage“, strahlte Hallais und wischte ein paar Freudentränen beiseite, „ich habe Jean-Loïc vorab gebeten, sich keinesfalls einbauen zu lassen - das dürfte der Schlüssel zum Sieg gewesen sein. Ich danke meinem Team, das zwei Monate lang mit der Stute Unglaubliches geleistet hat.“

Dersoir, mit 48 auch kein heuriger Hase mehr, bekannte: „Hirondelle hat enorme Qualitäten, ist aber nicht ganz leicht zu handhaben. Inzwischen hat sie ihre Nerven besser im Griff und pullt unterwegs nicht so, wobei ihr heute natürlich das knackige Tempo voll in die Karten gespielt hat. An der Einmündung der kleinen Bahn (rund 600 Meter vorm Ziel/Anm.d.Red.) fing ich an, an den Sieg zu glauben, und zu Beginn der Zielgeraden fühlte ich, dass ich Hallix erwischen würde. Sie war perfekt für dieses Match präpariert!“

Guillaume Gillot, Trainer von Hallix, fand kein Haar in der Niederlagen-Suppe: „Die letzten Monate waren nicht einfach für mich, ich danke Jean-Michel Baudouin und Jean-Marc Guillotte, die mir ihre Trainingsanlage zur Verfügung gestellt haben. Ich wusste nicht wirklich, wo Hallix steht, die einen tollen Job abgeliefert hat. Wir waren reell bezwungen - herzlichen Glückwunsch an Jean-Loïc, das Idol meiner Jugend.“

Prix du Président de la République - Monté - (Gruppe I nat., 4jähr. Hengste und Stuten)

2850 Meter Bänderstart o.Z., 200.000 Euro

1.      Hirondelle du Rib         12,1     Jean-Loïc Claude Dersoir  54

         4j.br. Stute von Rolling d‘Héripré a.d. Anemone du Rib von Otello Pierji

         Be / Zü: Ecurie Rib (Joël Hallais); Tr: Joël Hallais

2.      Hallix                               12,3     Eric Raffin                              25

3.      Hopla des Louanges   12,8     Anthony Barrier                  120

4.      Hermès d’Ecotay          12,8     Mathieu Mottier                   100

5.      Héros de Fleur              12,9     Yoann Lebourgeois           230

6.      Hudson Védaquais      13,1     Gaylor Monnier                2310

7.      Herbue des Valois       13,2     Camille Levesque             780

8.      Hegate Love                  13,2g  Alexandre Abrivard            100

9.      Hope on Victory            13,9     Matthieu Abrivard               570

10.    Hora Bot Eur Moël        14,9     Guillaume Martin               430

11.    Hispanien                      15,0     Christopher Corbineau   1110

12.    Heart of Gold                 15,2     François Lagadeuc         2310

13.    Hector des Champs     16,9     Damien Bonne                 1170

         Henzo Crown                dis.r.    Pierre-Yves Verva            1660

         Héra Landia                  dis.r.    Paul-Philippe Ploquin     1100

         Helitlopet                        dis.r.    Adrien Lamy                       140

         Hatchet Man                  dis.r.    David Thomain                     85

         Hytte du Terroir             dis.r.    Léo Abrivard                       800

Sieg: 54; Richter: leicht 2½ - 7 - ¾ - ½ - 3 - 1 - 1 - 10 Längen; 18 liefen

Zw-Zeiten: 12,2/1350m - 11,7/1850m - 12,1/2350m

Wert: 90.000 - 50.000 - 28.000 - 16.000 - 10.000 - 4.000 - 2.000 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-27/7500/6

Nobody auf dem Dreijährigen-Thron

Screenshot 2021-06-28 at 11-07-05 Site Officiel des Courses au Trot - LeTROT

(Foto: letrot.com)

Der Prix d’Essai, die nach dem Saint Léger des Trotteurs zweite Aufgabe der Kategorie I für dreijährige Satteltraber, war chronologisch der erste der vier Klassiker und endete mit einer faustdicken Überraschung - selbst für Siegreiter Alexandre Abrivard: „Die letzten beiden Formen waren einfach zu schwach, als dass ich mir hier gegen die Allaire-Truppe ernsthaft Chancen errechnet hätte. Einzig die Sprintdistanz hat uns etwas Mut gemacht. Dein Besitzer meinte, das sei sein Tapet und darauf bestanden, es zu probieren“, gab der 27-jährige im Nachgang unumwunden zu und unterstrich einmal mehr, wie exzellent sein Vater Laurent-Claude seit Jahr und Tag (nicht nur) Monté-Pferde auf Großereignisse punktgenau vorzubereiten versteht.

Dabei lief das mit acht Aspiranten, von denen Idéale du Chêne und India de Banville früh im Galopp Adieu sagten, recht dünn bestückte Match fast in vorgezeichneten Bahnen. Yoann Lebourgeois, im Vorjahr mit Allaires Hudson Védaquais der Dominator, wollte den Titel nicht kampflos hergeben und zettelte in gewohntem Stil mit dem von Yannick-Alain Briand in den Norden entsandten Indigo du Poret eine wahre Höllenfahrt an. Einzig Inouï Danica vermochte am mit drei Monté-Siegen en suite aufwartenden Dollar-Macker-Sohn dranzubleiben. Zum Dritten Ibra du Loisir, an dem Ici C‘est Paris mal mehr, mal weniger dicht klebte, klaffte durchweg ein Loch von rund 30 Metern, das erst ab 500 Meter vorm Ziel kleiner wurde.

Lückenschließer war jedoch nicht Ici C’est Paris, sondern der geradezu explodierende Ibra du Loisir. Mit Verve ließ der Booster-Winner-Sohn die Corona links liegen und stiefelte einem phänomenalen Triumph entgegen, bei dem Hudson Védaquais‘ gerade ein Jahr alter 1:12,6-Rennrekord auf galaktische 1:11,8 rasiert wurde - für dreijährige Satteltraber wohlgemerkt. Sah es noch an der letzten Ecke so aus, als solle dem Hasen nur Rang vier beschieden sein, so wehrte der sich aus Leibeskräften.

Inouï Danica kam nicht an ihm vorbei und wurde klar zurück nur Vierter, Ici Cèst Paris rutschte erst mit den letzten Schritten um einen „Hals“ am Pacemaker vorbei. Das hatte sich Monsieur Allaire sicherlich ganz anders vorgestellt, wenngleich 56.100 Euro für die Stallkasse sicher nicht die schlechteste Ausbeute sind. Für Ibra du Loisir ging’s auf der Habenseite kräftig nach oben - von mageren 47.550 auf 124.050 Euro.

Prix d’Essai - Monté - (Gruppe I nat., dreijähr. Hengste und Stuten)

2175 Meter Bänderstart o.Z., 170.000 Euro

1.      Ibra du Loisir                 11,8     Alexandre Abrivard        165

         3j.schwbr. Hengst von Booster Winner a.d. Kâline du Loisir von Podosis

         Be: Jacques Cottel; Zü: E.A.R.L. du Loisir; Tr: Laurent-Claude Abrivard

2.      Ici C’est Paris                12,5     Christopher Corbineau    31

3.      Indigo du Poret             12,5     Yoann Lebourgeois          57

4.      Inouï Danica                  13,0     Eric Raffin                           31

5.      Imbrogliu Mag               14,0     Pierre-Yves Verva           480

6.      I Am Happy                    15,3     Matthieu Abrivard           370

         India de Banville           dis.r.    François Lagadeuc        510

         Idéale du Chêne           dis.r.    Paul-Philippe Ploquin      41

Sieg: 165; Richter: überlegen 8½ - Hals - 4 - 12 - 15 Längen; 8 liefen

Zw-Zeiten: 07,6/675m - 08,6/1175m - 10,9/1675m

Wert: 76.500 - 42.500 - 23.800 - 13.600 - 8.500 - 3.400 (- 1.700) Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-27/7500/3

Nummer 8 für den Primus

Im Gegensatz zum Prix d’Essai war das Pendant für die Attelé-Generation „I“, der Prix Albert Viel, mit 15 Anwärtern sehr üppig besetzt. Alles, was sich bislang Rang und Namen erarbeitet hatte, war dabei. Wie im Vorjahr durch Helgafell ging der Lorbeer in den Stall von Philippe Allaire, der auch schon 2016 mit Django Riff, 2014 (Boccador de Simm), 2013 (Axelle Dark) und 2008 mit Ready Cash den großen Pott abgeräumt hatte und ein Trostpflaster für den späten Ausfall Helgafells („Er ist an den Wagen eines Rivalen geraten.“) erhielt.

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(Foto: letrot.com)

Es lief ganz simpel für den Primus der Generation, der gemäß der Devise „aus Fehlern lernen“ aus der klaren Niederlage vor 4½ Wochen im Prix Kalmia gegen Impressionist die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Die beiden „Allaires“ It’s Now or Never und Italiano Vero kamen blendend in die Puschen. Natürlich überließ die Stute bzw. deren Pilot François Lagadeuc dem bei 34:10 knapp zum Favoriten erkorenen „wahren Italiener“ das Kommando, als der nach 800 Metern darum bat, und der durfte anschließend ungestraft bummeln.

Innen konnten Infant Perrine, Illusive Artist und Invincible Cash, der am Start kurz gerumpelt hatte, ohnehin nichts machen, außen hielt Wackelkandidat Idéal Ligneries sein Pulver ebenso trocken wie der ihm unmittelbar im Genick sitzende Impressionist, I Want You und Ikacou des Cinty. 500 Meter vorm Ziel wurde Gabriel Angel Pou Pou die Bummelei zu bunt. Ikacou des Cinty wurde in dritter Spur aktiv und lockte Impressionist aus der Reserve, worauf David Thomain nur gewartet hatte.

Im Nu beschleunigte der Ready-Cash-Sohn, und bei nunmehr horrender Pace, die die Streu gründlich vom Weizen trennte, war es für Impressionist beim ersten Auftritt auf klassischer Ebene umso schwerer, den Spieß noch umzubiegen. Italiano Vero brachte die Partie sicher mit einer Länge nach Hause und ist bis auf weiteres uneingeschränkter König der Generation - nach Gewinnen sowieso: 328.500 Euro zieren seine Visitenkarte bzw. Allaires eigene Brieftasche. Drei Längen hinter den beiden Kampfhähnen entschied das Zielfoto zugunsten des innen durchrutschenden Infant Perrine und gegen Ikacou des Cinty, dem es zu verdanken war, Schwung in den müden Laden gebracht zu haben.

Vom Rest schälte sich überraschend Underdog I Want You als beste Stute heraus, während It’s Now or Never und Idéal Ligneries untergingen und Inoubliable und In The Money, für den sich Thierry Duvaldestin doch noch mal für eine Gruppe-I-Prüfung in den Sulky geschwungen hatte, von hinten nie ernsthaft in die Entscheidung einzugreifen vermochten.

„Ich hatte die Order, es von vorn zu versuchen, und das klappte prima, weil’s keine Attacken gab. Aufs Ziehen der Ohrenstöpsel, die er zum ersten Mal drin hatte, reagierte Italiano Vero so, wie wir uns das erhofft hatten“, kommentierte Thomain.

Prix Albert Viel (Gruppe I nat., 3jähr. Hengste und Stuten)

2700 Meter Bänderstart o.Z., 170.000 Euro

1.      Italiano Vero                  13,9     David Thomain                  34

         3j.br. Hengst von Ready Cash a.d. Baraka d’Henlou von Diamant Gédé

         Be / Tr: Philippe Allaire; Zü: Guido Carnesecca

2.      Impressionist                 14,0     Eric Raffin                           41

3.      Infant Perrine                14,2     Paul Philippe Ploquin    600

4.      Ikacou des Cinty           14,2     Gabriel Angel Pou Pou  400

5.      I Want You                      14,3     Matthieu Abrivard           780

6.      Idéal Ligneries              14,4     Franck Nivard                  100

7.      Inoubliable                     14,5     Jean-Philippe Dubois      56

8.      Invincible Cash             14,5g  David Békaert                    99

9.      In The Money                14,5     Thierry Duvaldestin          81

10.    Inferno Piper                 14,6     Christophe Martens        510

11.    It’s Now or Never          15,3     François Lagadeuc        930

12.    Iron Meslois                   16,9     Gabriele Gelormini      1400

         Illusive Artist                  5.dRL* Julien Dubois                1440

         I Love Me                       dis.r.    Yoann Lebourgeois        190

         Idylle à Vie                     dis.r.    Alexis Chéradame       1600

*wegen Störens eines Konkurrenten 80 Meter vorm Ziel als Fünfte disqualifiziert

Sieg: 34; Richter: sicher 1 - ½ - 1 - 2 - 3 - k.Kopf - 10 - 8 Längen; 15 liefen

Zw-Zeiten: 16,1/1200m - 15,9/1700m - 14,7/2200m

Wert: 76.500 - 42.500 - 23.800 - 13.600 - 8.500 - 3.400 - 1.700 Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-27/7500/5

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(Foto: paris-turf.com)

Zum Auftakt gab Officer Stephen im Prix de Grasse, den vor drei Jahren ein gewisser Orlando Jet an seine Fahne geheftet hatte, wie beim Sieg nach acht Monaten Pause am 11. Juni in Wolvega eine rundum überzeugende Vorstellung, obwohl er in dem bei 260.999 Euro geschlossenen Vergleich über 2850 Meter mit 92.931 Euro Gage der Ärmste der wilden 13 war, die für enorme Abwechslung an der Spitze sorgten.

Zu Beginn war auch der Robin Bakker anvertraute Tesselaar-Schützling ganz vorn dabei, wurde dann durch permanente Führungswechsel nach hinten expediert und lag schließlich im Mittelfeld unmittelbar vor Favorit Zerozerosette Gar. Bakker scheute sich nicht, den Pastor-Stephen-Sohn 1.000 Meter vorm Ziel in dritter Spur etwas näher an die vordere Musik zu lancieren, die in erster Linie von Giant Chief und Forum Meslois gespielt wurde.

Als Matthieu Abrivard in vierter Schlussbogenspur zur langgezogenen Attacke auf den führenden Giant Chief blies, hängte sich der Officer ran und ließ nie wirklich locker. Eine Länge hinter dem Italiener, der seinerseits mit dem gleichen Abstand am von Franck Nivard cool ins Ziel gezirkelten Giant Chief abprallte, holte er in 1:13,4 11.200 der ausgelobten 80 „Mille“. Die mit 1:13,3 zeitgleich notierten Giant Chief (39:10) und „007“ (27:10) nahmen 36.000 bzw. 20.000 Euro mit.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-27/7500/1

Kuddelmuddel auf der Zielgeraden genutzt

Turbulent und reichlich unübersichtlich ging’s insbesondere in der Endphase des Prix Raymond Fouard für Vierjährige zu - mit Plus und Minus für die beiden Aspiranten des Paul Hagoort. Das Minus lieferte Hadès  de Vandel, den David Thomain an vierter Innenposition hinter dem zu Beginn der Joinviller Kurve vor Helgafell und Beautiful Colibri in Front gedüsten Hokkaido Jiel einen Kilometer vorm Ziel in die Außenspur dirigierte und damit Héliade du Goutier Windschatten spendierte.

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(Foto: turfomania.fr)

Während dies der mit viel Vorschusslorbeeren ins Rennen geschickten Prodigious-Tochter nichts nützte, die bereits im Schlussbogen bar aller Reserven war und weit zurück als Letzte ins Ziel schlich, durfte Hadès de Vandel lange von einer erstklassigen Prämie, wenn nicht gar dem Sieg träumen. 200 Meter vorm Ziel, als der vor kurzem zu Franck Leblanc gewechselte, gleichwohl wiederum mit Jean-Michel Bazire liierte Hooker Berry zum Generalangriff blies und Hokkaido Jiel tatsächlich um 1½ Längen austanzte, patzte Hadès de Vandel.

20 Meter weiter fiel der innen hinter Hokkaido Jiel festsitzende Helgafell auf der Suche nach einem Schlupfloch aus, weitere 30 Meter später erwischte es Beautiful Colibri, und weil die ausdruckslose Hanna des Molles an der letzten Ecke das Handtuch in der falschen Gangart geworfen hatte, prägten fast mehr „Galopper“ als Traber das finale Bild. Mit mehr Glück als Können wurde Deutschlands Derby-Sieger Wild West Diamant, der fast durchweg die rote Laterne getragen hatte, Fünfter, wofür er nur noch die völlig erschöpfte Héliade du Goutier einsammeln musste.

Die Blumen gebührten ganz eindeutig dem Gruppe-gestählten Hooker Berry. Der schmucke Fuchs mit dem Keilstern ließ nach drei schwächeren Vorstellungen zum sechsten Mal sein Licht ganz vorn leuchten und ist nun 412.120 Euro reich.

Prix Raymond Fouard (Gruppe III int., Vierjährige)

2850m Bänderstart o.Z., 80.000 Euro

1.      Hooker Berry                 12,6     Jean-Michel Bazire        120

         4j. Fuchshengst von Booster Winner a.d. Osaka Berry von Caballio in Blue

         Be / Zü: Michel Aladenise; Tr: Franck Leblanc

2.      Hokkaido Jiel                12,7     Pierre-Yves Verva             36

3.      Hussard du Landret     12,9     Benoît Robin                    460

4.      Havanaise                     13,0     Franck Nivard                  280

5.      Wild West Diamant      13,2     Robin Bakker                   580

6.      Héliade du Goutier       13,4     Gabriele Gelormini           51

         Hastronaute                   dis.r.    Matthieu Abrivard              46

         Beautiful Colibri            dis.r.    François Lagadeuc        780

         Hadès de Vandel         dis.r.    David Thomain               650

         Hanna des Molles        dis.r.    Alexandre Abrivard        230

         Helgafell                        dis.r.    Eric Raffin                           37

Sieg: 120; Richter: leicht 1½ - 2½ - 2 - 2½ - 2½ Länge; 11 liefen

Zw-Zeiten: 12,2/1350m - 12,8/1850m - 13,1/2350m

Wert: 36.000 - 20.000 - 11.200 - 6.400 - 4.000 - 1.600 (- 800) Euro

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-27/7500/2

Was aus deutscher Sicht mit Officer Stephens drittem Platz so gut begonnen hatte, endete mit einer gallenbitteren Pille. Im mit dem Auto gestarteten und folglich über 2100 Meter führenden Prix de Nice für Sechs- bis Achtjährige, die keine 141.000 Euro auf der hohen Kante hatten, gab’s für die voller Hoffnung zuschauenden Fans eine schallende Backpfeife: Norton Commander hatte nach langer, problemlos ergatterter Führung und ungestörtem Verlauf nichts mehr im Tank, als es an der letzten Ecke galt.

Kaum hatte Fameux Destin den bei 21:10 notierten Fuchs mit der riesigen Blesse passiert, als Michael Nimczyk nichts mehr in Händen hatte und in dem schmalen Feld als Siebenter zugleich Letzter wurde (420 Euro). Gewinnen sollte allerdings auch Eric Raffin nicht: Mit dem letzten Schritt wurde sein Fameux Destin von Eldorado de Ver erwischt, den François Lagadeuc als 220:10-Outsider ins Ziel steuerte. Die Zeit von 1:11,4 wäre durchaus des Commanders Kragenweite gewesen, der nur 1:12,4 zusammenbrachte.

Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2021-06-27/7500/9