Enghien, Samstag, 31. Juli 2022. Zwei internationale Jahrgangsrennen der Kategorie III um 90.000 Euro zierten das Neun-Gänge-Menü auf dem Plateau de Soisy im Norden von Paris.
Der erste Ruf galt mit dem Prix de Milan der Generation 2018, bei der alles für den Tipp des Tages Izoard Védaqauis sprach. Dem aus 18 Starts 14-fachen Sieger hatte auch der berühmt-berüchtigte schier endlos lange Einlauf bisher nichts ausgemacht, Startplatz „2“ schien ideal - und sein Dauerrivale Idao de Tillard war nicht mit von der Partie, der erst wieder in Vincennes antreten soll.
Ein erstes Stirnrunzeln über den Allaire-Schützling gab’s in der Startphase, wo der Bird-Parker-Sohn überhaupt nicht lag und von Eric Raffin, der ihn aus dem Effeff kennt, zusammengehalten werden musste. Im ersten Bogen war auch der „Sulky d’Or“ fast machtlos: Sein Partner rumpelte und pumpelte, dass seine Fans Schlimmes befürchten mussten.
Zwei Galoppsprünge, dann hatte Raffin ihn halbwegs zusammengestellt, und fortan lief’s für die Beiden gar nicht übel, weil die in Spur zwei vor ihm liegenden Inoubliable und Idéal Ligneries Invictus Madiba von der Kommandobrücke vertrieben. Plötzlich hatte Izoard Védaquais die Nase im äußeren Fahrtwind, lag nach 800 Metern endlich wie ein Brett und wurde, endlich gewohnt wuchtig, in Marsch gesetzt.
Mitte der Gegengeraden durfte er von Christophe Martens‘ Gnaden in Front und schien fortan alles im Griff zu haben, zumal sein Stallkamerad Italiano Vero weit nach hinten verschoben an der Innenkante versauerte und außen Condor Pasa Gar vor Iway die wesentlich weiteren Wege zu bewältigen hatte. Dieses Duo setzte ihm jedoch unerwartet ungehörig zu.
Bereits überlaufen, biss Izoard Védaquais noch mal zurück - und wurde dennoch mit den letzten Schritten vom wie ein Löwe kämpfenden Iway um Haupteslänge erwischt. Der unterstrich bei seinem ersten französischen Gruppe-Engagement, dass Rang drei im Gran Premio Tino Triossi zu Rom am 29. Juni nicht von ungefähr gekommen war, und feierte den siebten Sieg. Im Sulky des Look-de-Star-Sohnes, der am Toto für 259:10 zu haben war, saß Gabriele Gelormini.
Drei Längen zurück musste Condor Pasa Gar den sicheren dritten Platz nach Einspruch der Gangart-Richter hergeben, der somit an Italiano Vero fiel.
Mit 1:11,2 stellte Iway einen neuen Rennrekord auf: Von der alten, von Allaires Feliciano gehaltenen Marke rasierte er eine Zehntelsekunde ab. „Was für ein mitreißender Fight. So macht Rennen fahren Spaß“, strahlte Gelormini, „Iway hatte die Nase schon vorn, dann kam Izoard noch mal zurück, und letztlich hat der Pfosten uns gerettet. Ich denke, mein Pferd hat den Sieg verdient, weil wir aus Startreihe zwei alles andere als ein leichtes Match hatten.“
Prix de Milan (Gruppe III int., Vierjährige)
2150m Autostart, 90.000 Euro
1. Iway 11,2 Gabriele Gelormini 259
4j.br. Hengst von Look de Star a.d. Ugly von Extrême Aunou
Be: Ec. G. & F. Raffré; Zü: Denis Nalet; Tr: Sébastien Guarato
2. Izoard Védaquais 11,2 Eric Raffin 13
3. Italiano Vero 11,7 David Thomain 88
4. Carlomagno d’Esi 11,7 Alexandre Abrivard 470
5. Isla Jet 11,8 Franck Nivard 130
6. In the Money 11,9 Théo Duvaldestin 910
7. Cash Bank Bigi 12,5 François Lagadeuc 240
8. Idéal Ligneries 12,7 Christophe Martens 680
9. Invictus Madiba 15,4 Adrien Lamy 110
10. Inoubliable 17,8 Jean-Philippe Dubois 230
Condor Pasa Gar 3.dai Matthieu Abrivard 730
Sieg: 259; Richter: Kampf Kopf - (3) - 1½ - ½ - ½ - 1 - 6 Längen; 11 liefen (NS Imagine Darling)
Zw-Zeiten: 11,5/1150m - 10,9/1650m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-07-23/7502/7
Guaratos zweiter Streich
Auch die zweite Gruppe-Aufgabe, den Prix Henri Cravoisier für Dreijährige, löste ein Guarato-Schützling am besten, womit Raffins Träume wiederum nicht reiften. Der 40-jährige hatte die Latte ohnehin nicht allzu hoch gehängt: „Für Jazzy ist Startplatz ‚1‘ katastrophal. Ich hätte lieber einen höheren gehabt.“
Es wurde eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn die Schimmelstute der Ecurie Hunter Valley kam zwar gut, aber nicht gut genug in die Hufe. Rasanter als sie eröffneten Favoritin Janka Somolli (5) und der hinter ihr einparkende Joyner Sport (7) die Meile, so dass „Mademoiselle Zuverlässig“, die bis auf den letzten Auftritt im Prix Albert Viel je sechsmal Erste und Zweite war, nur als innere Dritte unterkam.
Und als außen Jaguar Wit, von dem sich Matthieu Abrivard nach dem Heat begeistert gezeigt hatte, aufrückte und sich Mitte der Überseite erst Deus Zack und dann Jamaïca Turbo vor ihn setzten, saß Jazzy Perrine endgültig in einer Falle, aus der es trotz des ewigen Einlaufs wie für ihren Vordermann Joyner Sport kein Entrinnen geben sollte.
Aus dem um jeden Zentimeter fightenden Trio Janka Somolli, Jamaïca Turbo und Deus Zack neigte sich die Waage auf den letzten Metern sachte zugunsten des von Alexandre Abrivard perfekt vorgetragenen Italieners.
Jamaïca Turbo, die mit einer Fülle roter Karten den Bänderstarts abgeschworen zu haben scheint, präsentierte sich endlich mal wieder mit den Nerven jener Tage, die ihr zu Beginn der Laufbahn drei Siege am Stück beschert hatten, und raufte sich eine knappe Länge dahinter auf Platz drei vor der speedigen Jet Set Bond.
Jaguar Wit hingegen wurden kräftig die Krallen gestutzt; der „Flüsterfavorit“ hatte nie eine Szene und landete auf Platz sechs vor Jazzy Perrine, für die Raffin die Ausweglosigkeit einsah und nicht mal die Ohrenwatte zog.
„Diese Aufgabe haben wir vor geraumer Zeit ausgesucht - nach dem respektablen vierten Platz im Gran Premio Nazionale der Gruppe I in Turin am 18. Juni. Deus Zack ist am Start nicht unbedingt der Schnellste, aber sobald er in Fahrt kommt, entwickelt er einen höllischen Schub. Er ist ein komplettes Pferd, was ihn für Rennen in Frankreich hochinteressant macht“, resümierte Sébastien Guarato über den Victor Gio-Sohn, der sich am 29. Januar bereits in die Siegerliste des Prix Paul Viel von Vincennes eingetragen hat und ein Halbbruder zu Italiens 2021er Derby-Sieger Charmant de Zack ist.
Mit Auszeichnung schlug sich Janka Somolli, „die tapfer den Takt vorgegeben hat und auch unter Druck nicht klein bei gab. Noch ist sie mit ganz normalem Beschlag und ohne besondere Ausrüstungsgegenstände oder Zäumung unterwegs“, war Jean-Paul Fichaux mit seiner Musterschülerin hochzufrieden, die bis auf die rote Karte zum Karriere-Einstand durchweg Erste oder Zweite war.
Prix Henri Cravoisier (Gruppe III int., Dreijährige)
1609m Autostart o.Z., 90.000 Euro
1. Deus Zack 11,7 Alexandre Abrivard 71
3j.schwbr. Hengst von Victor Gio a.d. Martina Grif von Varenne
Be: Scud. No Ma Farm Srl, IT; Zü: Az. Agr. Zaccarella (Valter Ferrero), IT; Tr: Sébastien Guarato
2. Janka Somolli 11,8 Gabriele Gelormini 31
3. Jamaïca Turbo 11,8 Franck Nivard 240
4. Jet Set Bond 11,9 Nicolas Bazire 890
5. Joyner Sport 12,0 David Thomain 150
6. Jaguar Wit 12,1 Matthieu Abrivard 44
7. Jazzy Perrine 12,2 Eric Raffin 44
8. Doyourbest 12,3 Marco Smorgon 160
9. Joker des Molles 12,3 Louis Baudouin 690
10. Distillato 12,4 Jean-Philippe Dubois 1280
11. Jason du Conroy 13,1 Jean-Charles Piton 1390
12. Jazzy Dancer 13,2 Yoann Lebourgeois 970
13. Look of Love 14,2 Jean-Pierre Dubois 830
Dea Sprint Bar dis.r. Franck Ouvrie 210
Sieg: 79; Richter: Kampf Hals - ¾ - 1 - Kopf - 1 - 1 Länge; 14 liefen
Zw-Zeiten: 11,8/609m - 12,3/1109m
Wert: 40.500 - 22.500 - 12.600 - 7.200 - 4.500 - 1.800 - 900 Euro
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-07-23/7502/9
Zum Auftakt der Veranstaltung präsentierten sich erstmals die Zweijährigen im Pariser Raum. Den mit dem Auto gestarteten Prix de la Porte des Lilas um 32.000 Euro für 2020 geborene Stuten nahm Philippe Allaires Katchina de Simm, die sich in Caen in 1:17,1 qualifiziert hatte und nun erstmals um Geld unterwegs war, mit David Thomain als 14:10-Favoritin in Angriff.
Zeitig auf den Regiestuhl gezogen, musste die Doberman-Tochter bis zur Linie alles geben, um sich in zeitgleichen 1:16,7/2150m die wacker angreifende Kalamity d’Héripré (von Un Mec d’Héripré), die Franck Nivard für Fabrice Souloy steuerte, um einen „Kopf“ vom Leib zu halten.
Video: https://www.letrot.com/fr/replay-courses/2022-07-23/7502/1