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Das Amérique-Rätsel 2024
26. Januar 2024

Vincennes, Donnerstag, 25. Januar 2024. Weil Flamme du Goutier bei der Starterangabe freiwillig zurückgezogen wurde, müssen für die 103. Auflage des Prix d’Amérique neben den armen Galileo Bello, Sayonara und Eric the Eel am Sonntag nur zwei Millionäre zuschauen, wenn um 16.20 Uhr eine runde Million Euro an sieben der 18 Gespanne verteilt wird: Der elfjährige Norweger Moni Viking und der achtjährige Schwede Power. Als Letzter rutschte Diable de Vauvert ins illustre Feld.

Fünf Stuten wollen versuchen, eine ziemlich graue Serie zu durchbrechen: Seit der legendären US-Amerikanerin Moni Maker 1999 gelang es allein „La Ballerine“ Bélina Josselyn 2019, in die Sieges-Phalanx des starken Geschlechts einzubrechen. Moni Maker ist auch das Stichwort für eine Personalie. Sie bescherte dem französischen Publikumsliebling Jean-Michel Bazire seinen ersten Amérique-Triumph. Seitdem war der 52-jährige „Maître“ in jeder Saison dabei.

Dieser Reigen wird am Sonntag unterbrochen; er selbst vermochte Ganay de Banville in mehreren Versuchen nicht zu qualifizieren, sein Sohn Nicolas war durchweg mit Hooker Berry liiert. Was nach dem Prix de Belgique durchsickerte, wird Realität: „JMB“ verzichtet darauf, fürs Rennen der Rennen den kernigen Fuchs zu übernehmen, so dass wohl der vier-, nicht aber der zweibeinige Vorjahrssieger neuerlich versuchen wird, den Mount Everest des Trabrennsports zu erklimmen.

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Auch am Sonntag wird es wieder die imposante Fahrerpräsentation geben (letrot.com)

Eine weitere Personalie entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie: Weil recht früh klar war, dass der indisponierte Horsy Dream nicht würde starten können, war Eric Raffin frei - und wurde vor drei Wochen kurzerhand von Daniel Redén für Hail Mary verpflichtet. Dessen Standardfahrer Örjan Kihlström war damit außen vor; so konnte ihn Jerry Riordan für Aetos Kronos buchen, dessen Teilnahme wie die der formschwachen Diable de Vauvert und Délia du Pommereux auf dem olympischen Gedanken fußt.

Die beiden Franzosen präsentieren sich auf ihrer Farewell-Tour noch einmal vor großem Publikum - es werden rund 30.000 Zuschauer auf der Bahn im Bois de Vincennes erwartet -, der Schwede erfüllt seinem 75-jährigen Mitbesitzer den Traum, einmal in diesem legendären Rennen dabei zu sein.

103. Prix d’Amérique (Gruppe I int., vier- bis elfj. Hengste und Stuten)

2700m Bänderstart ohne Zulage, 1.000.000 Euro

Wert: 450.000 - 250.000 - 140.000 - 80.000 - 50.000 - 20.000 - 10.000 Euro

Geplante Startzeit 16.20 Uhr, Vorstellung der Teilnehmer ab 16.05 Uhr

Die Parade der Teilnehmer

1          Inmarosa                                                          Léo Abrivard

6j. Stute von Amiral Sacha - Varkava; Tr: Laurent-Claude Abrivard                                 638.390 Euro

Die ärmste aller 18 Teilnehmer hat zwar erst fünf Rennen gewonnen, sich aber gerade im letzten Halbjahr enorm gemausert und bildet mit Léo Abrivard inzwischen eine perfekte Einheit. Die Amiral-Sacha-Tochter fühlt sich auf jeder Distanz zu Hause und kann mit ihrem höllischen Endspurt aus der Deckung einiges bewegen, was sie als Zweite im Critérium des 5 Ans sowie Dritte im Prix Ténor de Baune hinreichend bewiesen hat.

Dass sie auch gegen die Erwachsenen bestehen kann, zeigte sie im Prix de Belgique. Im knappsten aller sechs Qualifikationsrennen teilte sie sich Platz zwei mit Go On Boy und hätte beinahe auch Izoard Védaquais erwischt. Gelingt es ihrem jungen Steuermann, ihr in dem Mammutfeld, wo nun niemand mehr „auf Vorbereitung“ fährt, einen Run im vorderen Drittel zu verschaffen, ist sie zumindest für die Quinté-Wette nicht auszuschließen.

2          Hokkaido Jiel                                                  David Thomain

7j. Hengst von Brillantissime - Victory Jiel; Tr: Jean-Luc Dersoir                                      679.680 Euro

Hat die Eintrittskarte rasch im ersten Lauf, dem Prix de Bretagne, als Dritter gelöst und sich danach ein bisschen auf diesen Lorbeeren ausruhen dürfen, wurde in den weiteren „B“-Rennen ohne größere Ambitionen fit gehalten. War früher ein Pulverfass, das gern mal im Galopp abhob, und hat diese vermeintlich abgelegte Unart im Bourgogne mal wieder rausgekramt. Zu was er fähig ist, bewies der zähe Braune beim bedeutendsten Triumph im Prix René Ballière, in dem er Hohneck putzte, aber auch von den Galoppaden Idao de Tillards und Ampia Mede SMs profitierte. An einem brillanten Tag, an dem alles passt, selbst in dieser Garnitur für den Quinté-Einlauf nicht auszuschließen.

3          Emeraude de Bais                                         Jean-Philippe Monclin

10j. Stute von Repeat Love - Haute Tension; Tr: Benjamin Goetz                                    706.260 Euro

Die Späterweckte brauchte für ihren ersten Sieg 14 Anläufe.und sammelte auch danach lange mehr rote Karten als Prämien. Zuverlässiger wurde sie erst, als Benjamin Goetz vor 3½ Jahren das Training übernahm. Der erste Gruppe-Sieg gelang ihr am 14. Januar 2023 im Prix de Forez, endgültig im noblen Kreis angekommen war sie nach dem ziemlich unerwarteten Ehrenplatz im Critérium de la Vitesse zu Cagnes im März 2023.

Dass ihr die Form über Sommer nicht abhanden gekommen ist, unterstrich die Braune mit dem wuchtigen Endspurt beim Erfolg in der letzten GNT-Etappe, Platz vier in dessen Finale und vor allem Rang zwei im Prix de Bourgogne, der ihr beim 96. Auftritt das Amérique-Billett bescherte. Ihr Trainer ist sich der Schwere der Aufgabe sehr bewusst, hätte auch andere Alternativen gehabt und geht es mit der Hoffnung auf ein kleines Platzgeld an. Dafür muss aber alles passen.

4          Hussard du Landret                                      Yoann Lebourgeois

7j. Hengst von Bird Parker - Anakine du Bellay; Tr: Benoît Robin                                     782.160 Euro

Das Pferd für die hohen Quoten! Seinen ersten Riesen-Coup landete der Braune im Critérium des 5 Ans, als er als 694:10-Außenseiter Hohneck um Haupteslänge niederrang und seinem Trainer und Besitzer Benoît Robin, der lange Jahre bei Jean-Michel Bazire gearbeitet hat, den bedeutendsten Triumph der Laufbahn bescherte. Im Vorjahr qualifizierte er sich mit einem zweiten Platz hinter Hooker Berry und vor Etonnant für „La Belle“, in der er dann Rang sieben belegte. Dass dies alles keine Eintagsfliegen waren, unterstrich er mit dem nächsten überraschenden Erfolg im Prix de Bretagne als 300er Longshot.

Danach verzichtete Robin wegen Rückenschmerzen-Attacken, ihn selbst zu fahren. Für Yoann Lebourgeois galt es in den übrigen „B“-Prüfungen, die er allesamt im Geld beendete, sich mit dem Bird-Parker-Sohn vertraut zu machen, was bestens gelang. Im Belgique erstmals etwas offensiver eingesetzt, langte es „zwei Hälse“ hinter Sieger Izoard Védaquais zu Rang vier, womit der kampfstarke Hengst für die Quinté-Wette Pflicht ist.

5          Izoard Védaquais                                           Benjamin Rochard

6j. Hengst von Bird Parker - Dokha Védaquaise; Tr: Philippe Allaire                               878.550 Euro

Der derzeit vermutlich formstärkste der drei Allaireschen Musketiere. Erst beim 13. Auftritt setzte es im Critérium des 3 Ans für den Rappen, der Mitte dreijährig in die Gruppe-Prüfungen eingestiegen ist, die erste Niederlage. Weitere erste und zweite Plätze begründeten seinen Ruf als sportliche Nummer eins des Jahrgangs, bis ihm sein noch später in die klassischen Aufgaben eingestiegener Dauerrivale Idao de Tillard diesen Rang allmählich ablief.

Im letzten Sommer dreimal in Folge disqualifiziert, hat ihn sein Herr und Meister rechtzeitig auf Vordermann gebracht und ihm im kometengleich aufstrebenden Benjamin Rochard einen neuen Piloten verpasst. Das zahlte sich aus: Platz zwei im „Bourbonnais“ wie im „Ténor de Baune“, hauchdünner Erfolg im Prix de Belgique, bei dem es sich Rochard leistete, trotz des knappen Ausgangs die Zugwatte drin zu lassen - die Vorbereitung lief perfekt, besser könnte die frische Form kaum sein.

6          Gu d’Héripré                                                    François Lagadeuc

8j. Hengst von Coktail Jet - Védetta d‘Héripré; Tr: Fabrice Souloy                                   971.200 Euro

Der Wiederauferstandene. Vor drei Jahren galten dem Fuchs mit der markanten Blesse nach dem dritten Platz im „Amérique“, für den er sich als Sieger des Critérium Continental vor Go On Boy und Aetos Kronos qualifiziert hatte, Hoffnungen auf eine Monster-Karriere, die durch eine Fesselbein-Fraktur im April 2021 jäh gestoppt wurde. Nach 260 Tagen kehrte er - ohnehin schon ein kleines Wunder - zurück auf die Rennbahn, doch war nichts mehr wie vorher. Für ein Pferd seiner Gewinnsumme gibt’s praktisch keine leichten Aufbaurennen, und der Versuch im vorigen Winter, erneut den Amérique-Weg zu beschreiten, schlug phänomenal fehl.

Nach neuerlichen neun Monaten Auszeit und einem unauffälligen achten Platz im Bretagne verblüffte er im Bourbonnais mit einem nie für möglich gehaltenen dritten Platz. Noch spektakulärer war der bombensichere Sieg im Prix de Bourgogne, bei dem sich François Lagadeuc nicht scheute, ihn auf den letzten 800 Metern sehr offensiv einzusetzen. Hat er diese Form weiter in den Hufen, ist er brandgefährlich!

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Gu d’Héripré (Foto: letrot.com)

7          Go On Boy                                                        Romain Derieux

8j. Hengst von Password - Balginette; Tr: Romain Derieux                                                988.570 Euro

So etwas wie der ewige Zweite, der seinen wichtigsten Erfolg im Critérium des 4 Ans 2020 wegen einer positiven Dopingprobe wieder hergeben musste. 2023 war das nach Dijon zweite internationale Aushängeschild von Trainer Romain Derieux Zweiter in den Gruppe-I-Prüfungen Prix de l’Atlantique, Elitloppet, Kymi Grand Prix, UET-Masters-Finale sowie Gran Premio delle Nazioni zu Mailand - und fast selbstverständlich gemeinsam mit Inmarosa auch im Prix de Belgique, womit ihm auf den letzten Drücker die Amérique-Fahrkarte zufiel. Dazwischen lag der bislang einzige klassische Erfolg nach hartem Kampf im belgischen Mons beim Grand Prix de Wallonie.

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Go On Boy (Foto: letrot.com)

8          Italiano Vero                                                    Mathieu Mottier

6j. Hengst von Ready Cash - Baraka d‘Henlou; Tr: Philippe Allaire                              1.060.350 Euro

Der Nachkomme des zwiefachen Amérique-Siegers Ready Cash tanzte in seinem Jahrgang praktisch mit der ersten Chance auf höchstmöglichem Niveau, wie man das von vielen Pferden seines Ausbilders kennt. Zwei klassische Siege ,zwei klassische Ehrenplätzen ließen ihn zügig zum einsamen Herrscher seines Jahrgangs aufsteigen - bis sich Izoard Védaquais und Idao de Tillard auf die Verfolgung machten und ihm zumindest sportlich den Rang abliefen.

Idao de Tillard gelang dies auch nach Gewinnsumme. Dieser frühe Raubbau zeitigte Wirkung: Der letzte Sieg gelang im September 2022 in einem Vorlauf zum Europa-Derby der Vierjährigen. Nicht nur im Prix Ténor de Baune und im Prix de Belgique, sondern auch über Sommer war der schmucke Braune nur ein Schatten einstiger Stärke. Sein Pilot ist um die Mission nicht zu beneiden.

9          Diable de Vauvert                                          Bertrand Le Beller

11j. Hengst von Prince d‘Espace - Pop Star; Tr: Bertrand Le Beller                              1.163.990 Euro

Durch die Streichung von Flamme du Goutier ist der Dunkelbraune auf den letzten Drücker ins 18er Feld gerutscht und kann sich auf seiner Abschiedstournee noch einmal vor großem Publikum präsentieren. Seine Hoch-Zeit hatte er 2022, als er sich nach dem Sieg im Prix de Paris auch nach dem Harper Hanovers Lopp, Schwedens renommiertester Langstreckenprüfung, feiern lassen konnte.

Kurz danach verschwand er krankheitsbedingt in eine zehnmonatige Pause, aus der er nur äußerst beschwerlich wieder in Gang kam. Der Sieg im belgischen Mons bei der Europa-Tour der französischen Traber war noch das beste Resultat. Vor acht Tagen belegte er einen ansehnlichen sechsten Platz im Prix de Brest der Gruppe III. Das reicht selbst für eine Mini- Empfehlung nicht.

10        Aetos Kronos                                                  Örjan Kihlström

8j. Hengst von Bold Eagle - Will of a Woman; Tr: Jerry Riordan                                    1.200.194 Euro

Bei dem Schwarzbraunen zählt der olympische Gedanke, das hat sein Trainer Jerry Riordan dezent durchblicken lassen, als er den vierfachen Gruppe-I-Sieger, den niemand auf der Amérique-Rechnung hatte, vor 14 Tagen ins Gespräch brachte: „Sein Besitzer Jeff Snyder ist 75 Jahre alt und möchte mal ein Pferd in diesem Rennen haben. Rutscht er mit seiner Gewinnsumme ins Feld, ist’s okay. Er ist ganz ordentlich drauf.“

Nach einer langwierigen Krankheit, die ihn fast ein Jahr ins Abseits gestellt hat, hat der Bold-Eagle-Sohn nicht mehr ansatzweise zu einstiger Güte zurückgefunden. Der erste Auftritt nach 3½ Monaten Pause am 13. Januar in einer Gulddivisionen zu Kalmar war ernüchternd. Selbst an die kleinste Prämie mag man für den Schweden trotz der coolen Fahrership Örjan Kihlströms nicht zu glauben, obwohl Riordans Pferde für einige Sensationen auf höchster Ebene gut waren. 

11        Ampia Mede SM                                             Franck Nivard

8j. Stute von Ganymède - Polimpia Slide SM; Tr: Fabrice Souloy                                 1.383.096 Euro

Konsequenter auf ein Ziel vorbereiten, wie es die Herren Souloy als Trainer und Nivard als Vollstrecker mit der gebürtigen, nunmehr seit fast drei Jahren unter der Fuchtel des Spitzentrainers aktiven Italienerin in diesem Winter vorgeführt haben, geht wohl nicht. Die kompakte braune Wuchtbrumme, als Nobody gekommen, legte in ihrem neuen Quartier gleich mal aus zwölf Auftritten zehn erste und zwei zweite Plätze vor und war schon damals „ein Fall für den Amérique 2022“, wie Souloy betonte. Es sollte anders kommen: Die Qualifikation im Prix Ténor de Baune 2021 versprang sie, im Aufrücken begriffen, an der letzten Ecke - und verschwand in eine zweimonatige Startpause.

Im nächsten Winter war sie wieder auf Zack, qualifizierte sich als Dritte des Bretagne und des Bourgogne, belegte im Amérique den Ehrenplatz, heftete sich den Prix de France und den Prix de Paris an ihre Fahne und war eine der Großverdienerinnen des letzten Winters. „Verstecken, verstecken, verstecken“ lautete heuer dreimal die Devise. Als zweimalige Vierte und Dritte in den „B“-Prüfungen war sie immer bei der vorderen Musik dabei, ohne viele Körner zu lassen. Nun soll Nivards aus der Deckung enorm spurtgewaltiger Lieblingsstute der ganz große Wurf gelingen. Bei den Buchmachern ist sie momentan zweite Favoritin.

12        Idao de Tillard                                                 Clément Duvaldestin

6j. Hengst von Séverino - América de Tillard; Tr: Thierry Duvaldestin                         1.474.430 Euro

Noch ein halbes Jahr später in den Gruppe-Reigen eingestiegen als sein Dauerrivale Izoard Védaquais, hat sich der Duvaldestin-Schützling mit beeindruckenden Serien auf den Weg an die Jahrgangsspitze gemacht und sich bereits als Vierjähriger gegen die Älteren im Grand Prix du Sud-Ouest durchgesetzt. Spätestens seit dem überlegenen Sieg im Critérium Continental galt er als die große kommende Hoffnung der Franzosen, auch wenn er seinen ersten Amérique-Auftritt im Galopp versiebte. An seiner Achillesferse, dem Schlussbogen, wo es ihn gelegentlich aus dem Trab riss, hat sein Team erfolgreich gefeilt.

Seine Sechser-Siegesserie schloss er mit dem Erfolg im Prix Ténor de Baune ab und stand seitdem bei den Bookies an erster Stelle, was den Amérique betrifft. Alles lief bestens, bis er Mitte Januar unmittelbar vor dem Prix de Belgique, den seine Equipe als letzten Durchpuster nutzen wollte, zu husten begann. Der Belgique und einige Trainingseinheiten wurden gestrichen. „Alles nicht so schlimm“, verkündete sein Trainer in der Vorwoche. Ob und wenn ja wie weit der Stopp ihn zurückgeworfen hat, kann vielleicht nicht mal sein Umfeld beantworten. Ist er zu hundert Prozent „fit and well“, führt der Weg zum Amérique-Sieg nur an ihm vorbei.

13        Hail Mary                                                          Eric Raffin

8j. Hengst von Googoo Gaagaa - Dreams; Tr: Daniel Redén                                        1.475.239 Euro

Der Sohn des Halb-Pacers Googoo Gaagaa hat seine furiose Saison 2020, in der ihm bei 14 Starts ein Dutzend Treffer gelangen, mit dem Derby-Sieg gekrönt - und fiel danach in ein ziemliches Loch. Das hat den Umzug von Robert Bergh zu Daniel Redén bedingt, der den Dunkelbraunen mit Geschick an alte Leistungen heranführte. Höhepunkte waren Platz zwei im Elitloppet 2022 mit Erik Adielsson hinter Etonnant sowie 2023 Siege im Åbergs Memorial und Sundsvall Open Trot jeweils mit Örjan Kihlström.

Bei der Vincennes-Premiere kam er mit dem in Frankreich gefürchteten „Iceman“ im Prix de Bourgogne einen Kilometer lang als Frontmann nicht aus der dritten Spur weg und ging ein wie die berühmte Primel. Besser lief’s im Prix de Belgique, in dem ihn Eric Raffin mit Schmackes an die Spitze scheuchte und dann im Feld versteckte. Platz sechs gefiel seinem Trainer „ganz gut. Wir haben noch einige kleinere Optionen offen. Beispielsweise lief er da vorn mit Eisen, die ich zum Amérique abnehmen werde“. Ob das für den Schweden zum Platz in der Quinté-Wette reicht? Frankreichs „Sulky d’Or“ müsste mal wieder über sich hinauswachsen…

14        Hooker Berry                                                  Nicolas Bazire

7j. Hengst von Booster Winner - Osaka Berry; Tr: Jean-Michel Bazire                         1.528.520 Euro

Der doch etwas überraschende, verblüffend leichte Vorjahrssieger durfte sich nach Platz drei im Prix de Paris gründlich ausruhen bzw. der Decktätigkeit nachgehen. „JMB“ brachte ihn erst am 4. Oktober wieder heraus - seither durchweg mit seinem Sohn Nicolas „in the bike“. Sein Programm lief auf absoluter Sparflamme. Die Quali gelang gleich im ersten Anlauf als Zweiter des Prix de Bretagne.

In den nächsten drei „B“-Rennen sah man den kernigen kleinen Fuchs durchweg ohne Ambitionen in Mittelfeld-Verstecken. Blass blieb er im Belgique rundum beschlagen und mit offener Zäumung als Achter. Entwarnung gab’s von Nicolas: „Ohne Eisen und mit geschlossenem Zaum ist er viel schärfer.“ Genau so hat er sich vor Jahresfrist präsentiert, als er mit Jean-Michel Bazire aus der Deckung über die Rivalen förmlich hinweg geflogen ist. Trotz der mauen letzten drei Formen brandgefährlich.

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So war es 2023: Hooker Berry vor Ampia Mede SM (Foto: letrot.com)

15        Délia du Pommereux                                    Pierre-Yves Verva

11j. Stute von Niky - Noune du Pommereux; Tr: Sylvain Roger                                     1.893.755 Euro

Auf Abschiedstournee ist die große alte Dame des französischen Trabrennsports, für die am 31.März in Frankreich definitiv Schluss ist mit der Rennen laufen. Über 100 Auftritte nagen inzwischen gewaltig an den Kräften der Braunen, wie nicht nur bei den nichtssagenden Versuchen im Bourgogne und Belgique zu bemerken war. Sie ist zum sechsten Mal dabei - ein Rekord der besonderen Art.

Die Ausbeute war mit je einem vierten und sechsten Rang eher mager. Ihre Kabinettstückchen für die Ewigkeit sind entsprechend schon eine Weile her: Den für unschlagbar gehaltenen Bold Eagle erwischte sie im Prix du Bourbonnais 2019 ebenso im Speed wie seinen Nachfolger auf dem Traber-Thron Face Time Bourbon 2021 im Prix de France. Für die tapfere Stute gilt es, das schwarze Dress mit den roten Punkten mit Anstand um die Bahn zu tragen.

16        Hohneck                                                           Gabriele Gelormini

7j. Hengst von Royal Dream - Caranca; Tr: Philippe Allaire                                           2.277.005 Euro

Spätestens nach dem Sieg im Critérium Continental 2021 und dem folgenden fünften Rang im Amérique, den er 2023 wiederholte, galt der kompakte, kampfstarke Dunkelbraune als die unumstrittene Nummer eins seiner hochwertigen Generation. Im Gegensatz zu vielen Jener, die mit ihm die Klingen gekreuzt haben, bekam er über Sommer keine wirkliche Ruhepause, fuhr dafür mit dem Elitloppet (28. Mai) und dem UET-Masters-Finale (14. Oktober) jeweils in Solvalla zwei ganz dicke Brocken ein, die allein rund 715.000 Euro in seine ohnehin proper gefüllte Kasse schaufelten.

Die Dauerbelastung scheint sich zu rächen: Im Prix du Bourbonnais gab der Sohn eines Amérique-Siegers eine erschreckend schwache Vorstellung. „Kein Problem - er hatte alle vier Eisen drauf, und wir haben noch sechs Wochen Zeit“, war Monsieur Allaires Kommentar. Besser lief’s jedoch drei Wochen später, nunmehr rundum barfuß, nicht. Der blutleere Versuch im Belgique - wieder mit Beschlag - ließ selbst seinen Chauffeur Gabriele Gelormini ratlos zurück. Hat der Trainer nur grenzenlos geblufft? So, wie sich der nach einem Berg in den Vogesen benannte Hengst präsentierte, ist er alles andere denn ein Gipfelstürmer - nicht mal für die Quinté-Wette.

17        Joviality                                                            Björn Goop

5j. Stute von Chapter Seven - Pasithea Face; Tr: Sabine Kagebrant                            2.308.229 Euro

Führt zweifellos die Riege der auch in diesem Winter ziermlich gebeutelten Schweden an, ist mit fünf Jahren die Jüngste im Feld. Zählte zwei- und dreijährig in Nordamerika zur allerersten Garnitur, gewann auf höchstem Niveau unter Marcus Melanders Regie 21 von 28 Rennen und wurde Anfang 2023 zurück nach Europa transferiert. In ihrem Geburtsland machte sie in einer Manier weiter, als habe sie die schweren Matches jenseits des Atlantik einfach aus den Kleidern geschüttelt.

Die Umstellung auf längere Distanzen gelang ihr bzw. ihrer neuen Trainerin Sabine Kagebrant, die außer ihr nur noch drei weitere Pferde vorbereitet, ansonsten fürs Management des Stalles Courant bzw. dessen Zuchtabteilung Am Bloodstock zuständig ist, perfekt, wie der Triumph übers starke Geschlecht im über 2.640 Meter führenden Svenskt Travderby bewies. Nicht den Erwartungen entsprochen hat sie 2023 lediglich dreimal: Als Vierte der Guldstoet, als sie stark rossig war, im Europa-Derby der Vierjährigen, in dem sie sich am Start um Kopf und Kragen sprang, als Zehnte im von Jushua Tree dominierten Critérium Continental, ihrem ersten Schnupperkurs auf der Berg- und Talbahn von Vincennes.

Über die 2.850 Meter des Prix de Croix brachte sie sich anschließend mit dem Ehrenplatz hinter dem Bazireschen Überflieger nachdrücklich in Erinnerung. Hatte ihr Umfeld zunächst den Prix Bold Eagle als nächste Aufgabe avisiert, so schwenkte sie in den Amérique um - vielleicht auch, um Jushua Tree aus dem Weg zu gehen. Die unkomplizierte Stute wird erstmals vom dreifachen Amérique-Sieger Björn Goop gesteuert.

18        Vivid Wise As                                                  Matthieu Abrivard

10j. Hengst von Yankee Glide - Temple Blue Chip; Tr: Alessandro Gocciadoro        3.627.158 Euro

Ein dickes Fragezeichen prangt hinter dem gewinnreichsten aktiven Traber Europas, der Meriten ohne Ende gesammelt, übers Jahr 2023 ein strammes Programm absolviert hat. Am 9. September gewann er jenseits des großen Teichs auf Yonkers Raceway den International Trot, die einstige inoffizielle WM der Traber über die Mittelstrecke. Zurück in Europa, wurde der Zehnjährige aus dem Besitz des Neapolitaners Antonio Somma Dritter im UET-Masters-Finale, siegte in Mailands Gran Premio delle Nazioni und im Gran Premio Duomo von Florenz (8. Dezember).

Danach legte er eine Pause ein, um frische Kräfte zu tanken, sollte sich im Bourgogne den letzten Amérique-Schliff holen. Zur Unzeit erwischte ihn eine Erkältung, so dass an einen Start nicht zu denken war. Nun marschiert er ohne Vorbereitungsrennen als einziger Schützling jenes Mannes, dessen Pferde die Big Points in Italien und Nordeuropa einsammeln wie reife Früchte, in das Monsterrennen, an das er mit zwei Disqualifikationen, einem 14.und einem vierten Rang keine allzu guten Erinnerungen hat.

Ohnehin ist das Plateau de Gravelle nicht sein Lieblings-Jagdrevier. So kurios es klingen mag: Vielleicht soll er sich mit seinem Leib-und-Magen-Fahrer Matthieu Abrivard auch nur die nötige Stamina für den Prix de France holen, der ihm - als Sieger 2022 und Zweitplatzierter 2023 - wesentlich mehr liegt.

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