(nn) Neapel-Agnano, Sonntag, 2. Mai 2021. Zweimal 88.000 Euro gab’s, nach Geschlechtern getrennt, am Fuße des Vesuv für europäische Vierjährige zu verdienen, und es waren durchaus explosive Mischungen, die sich über jeweils 2100 Meter des Gran Premio Regione Campania dem Hauptstarter boten.
Bei den Signorinas oder „fillies“, die wie die Herren der Schöpfung ausschließlich von Einheimischen gestellt wurden, stellte das Team von Alessandro Gocciadoro die Hälfte der zehn Aspirantinnen, doch ging deren Bestreben, der haushohen Favoritin Blackflash Bar in einer konzertierten Aktion ein Bein zu stellen, nicht auf. Zwar übernahm ihre Schnellste Brezza du Kras wieselflink das Kommando - Bella Winner und Beautyful Breed begannen im Galopp, Berenice Bi trat ein wie die berühmte Karre Sand und lief von Beginn an aussichtslos hinterdrein -, doch stand sie nach 1.800 Metern auf völlig verlorenem Posten, als die Karten auf den Tisch zu legen waren.
Doch auch für den „Schwarzen Blitz“, als Derby-Zweite und doppelte Gruppe-I-Siegerin gegen die „Kerle“ bei 450.670 Euro die mit Abstand Reichste im Pulk, sollte es durch die Todesspur, in die Santo Mollo die Oropuro-Bar-Tochter nach 900 Metern aus dem Windschatten der Tempomacherin dirigiert hatte, nicht reichen. Den entscheidenden Tick stärker zog aus ihrem Fahrwasser Birba Caf durch, der es Enrico Bellei nicht besser hätte servieren können - wobei seine Aktion ausgangs der Schlusskurve den Stewards durchaus einiges Magengrummeln verursacht haben dürfte.
Im allerletzten Moment quetschte sich Italiens 23-facher „Campione“, um den es in den letzten Jahren wegen einer langwierigen Schulterverletzung deutlich stiller in den Großereignissen geworden war, zu Lasten der attackierenden Bonneville Gifont hinter Blackflash Bar in die Freiheit. Der Rest war nur noch Formsache für Europas dritten 10.000-Siege-Mann, der Blackflash Bar tief in die Augen sah und sich 50 Meter vorm Ziel des neunten und wertvollsten Sieges seiner von Orlando Vici gezeugten Partnerin sicher war.
Einen Tag vor seinem 58. Geburtstag wollten ihm die Rennrichter die Party offensichtlich nicht vermiesen, obwohl Bonneville Gifont als Dritte nur eine halbe Länge vom Ehrenplatz entfernt eintraf. Ach ja - die vier im Match verbliebenen Gocciadoro-Ladys belegten die Ränge vier bis sieben und mussten sich mit insgesamt 8.000 Euro Kleingeld zufrieden geben.
Bengurion mit der halben Bahn
Das wollte und konnte der „Mann in Gelb“, dessen Quartier seit 2018 die anderen italienischen Trainer um „Weile“ hinter sich gelassen hatte, jedoch heuer bislang über einige unerwartet deutliche Bremsspuren im Formenspiegel quittieren musste, nicht auf sich sitzen lassen. Das Schwierigste war eine Stunde später bei der Herrenriege noch, den nicht eben als pfeilschneller Beginner bekannten Bengurion Jet mit der „1“ irgendwie aus der Innenspur zu lancieren, um freie Fahrt zu haben.
Sein Glück, dass der bei 23:10 gar nicht so geheime Favorit Bacco del Ronco, der seine acht Volltreffer auf normalem Niveau erzielt hatte, kaum in Front gedüst aus dem Tritt kam, wie beim ersten Versuch auf Gruppe-II-Level am 11. April in Turin mit dem gleich beim „Ab“ gesprungenen Barbablue einige Verwirrung stiftete und sich der Pulk der verbliebenen 14 Recken erst neu sortieren musste.
Die Spitze erbte Boltigeur Erre vor Buffon Jet und Bogota‘ Tor, wurde jedoch Ende der ersten Überseite von Bristol CR verdrängt. Damit stand Bengurion, den Gocciadoro bei dem Durcheinander in der ersten Kurve nach außen dirigiert hatte, ohne Deckung da. Ein kurzer Tritt aufs Gaspedal, der erstmals überhaupt von ihm gesteuerte Braune beschleunigte willig und riss das Kommando an sich, noch ehe die zweite Biege vollständig durchlaufen war. Bonjovi MMG vor Boltigeur Erre, Banderas Bi, Bonito FEG, Besamemucho Font und dann erst der mit der „14“ gestrafte Bleff Dipa hießen die Recken auf dem zweiten Gleis.
Vorn hielt „Alex“ alle Fäden reißfest in der Hand. Als Banderas Bi und Bleff Dipa ihm in dritter Spur auf den Zahn fühlen wollten, legte Bengurion Jet wie ein Pferd anderer Klasse zu. Beruhigt konnte sein Meister weit vor dem Ziel die Hände in den Schoß legen bzw. sich nach den um zehn Längen abgehängten Rivalen umsehen. Von denen schälte sich Holger Ehlerts Derby-Sieger Bleff Dipa, für den dieses Match schon nach der Startplatzauslosung kaum zu gewinnen war, um eine knappe Länge als Zweitbester heraus vor Bristol CR und Bonjovi MMG, der sich durch die Todesspur kaum wackerer schlagen konnte. Die kleinste Prämie wanderte in die Tasche von Banderas Bi, womit auch Ehlerts zweiter Streiter etwas zur Ernährungslage beitrug. Einen „Hals“ zurück war Gocciadoros zweite Waffe Boltigeur Erre der Beste jener, die leer ausgingen.
Für Bengurion Jet, der sich im Vorjahr noch unter Marco Smorgons Regie einige Male in Klassikern mit den Jahrgangs-Cracks gemessen und als Höhepunkt Rang drei im „Citta‘ di Napoli“ errungen hatte, sollte dieser wertvollste seiner vier Erfolge nach heutigen Eindrücken der Aufbruch zu höheren Weihen sein. Bisher ist der Sohn des Maharajah mit 132.270 Euro eher ein mittelprächtiger Verdiener.
Gran Premio Regione Campania - Filly - (Gruppe II int., vierj. Stuten)
2100m Autostart, 88.000 Euro
1. Birba Caf 12,7 Enrico Bellei 43
4j.br. Stute von Oropuro Bar a.d. Marasque von Cantab Hall
Be: Scud. Superfantastica Sas; Zü: Az.Agr. Castelluccio; Tr: Fausto Barelli
2. Blackflash Bar 12,8 Santo Mollo 18
3. Bonneville Gifont 12,9 Antonio Velotti 888
4. Babirussa Jet 13,0 Gaetano di Nardo 74*
5. Bahamia 13,3 Alessandro Gocciadoro 74*
6. Brezza du Kras 13,6 Federico Esposito 46
7. Betta Zack 13,9 Roberto Vecchione 55
8. Berenice Bi 15,4 Ferdinando Minopoli 1776
Bella Winner dis.r. Massimiliano Castaldo 111
Beautiful Breed dis.r. Mario Minopoli jr 1421
*Stallwette
Sieg: 43; Richter: sicher 1 - ½ - ¾ - 3½ - 2½ Längen; 10 liefen
Wert: 36.800 - 17.600 - 9.600 - 4.800 - 3.200 sowie 16.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000084062
Gran Premio Regione Campania - Maschi - (Gruppe II int., vierj. Hengste & Wallache)
2100m Autostart, 88.000 Euro
1. Bengurion Jet 12,7 Alessandro Gocciadoro 44
4j.br. Hengst von Maharajah a.d. Love Me Tender von Supergill
Be: Scud. Le Siepi Horse Racing Srl; Zü: Az.Agr. Toniatti Giacometti; Tr: Alessandro Gocciadoro
2. Bleff Dipa 13,6 Roberto Vecchione 131
3. Bristol CR 13,7 Gaetano di Nardo 255*
4. Bon Jovi MMG 13,8 Giampaolo Minnucci 27
5. Banderas Bi 13,9 Antonio Velotti 95
6. Boltigeur Erre 14,0 Federico Esposito 207
7. Bogota’ Tor 14,1 Romeo Gallucci 2173
8. Buffon Jet 14,1 Filippo Gallo 434
9. Besamemucho Font 14,3 Gaspare Lo Verde 686
10. Bonito FEG 14,4 Vincenzo Gallo 2173
11. Boston Luis 14,4 Tommaso di Lorenzo 255*
12. Bonetto Star 15,1 Giorgio d’Alessandro jr 1304
Bacco del Ronco dis.r. Pietro Gubellini 23
Barbablu dis.r. Antonio di Nardo 153
Banteng Jet dis.r. Crescenzo Maione 4347
Belzebu’ Jet dis.r. Vincenzo Luongo 1630
*Stallwette
Sieg: 44; Richter: überlegen 10 - ¾ - Hals - 1 - Hals; 16 liefen
Wert: 36.800 - 17.600 - 9.600 - 4.800 - 3.200 sowie 16.000 Euro Züchterprämie
Video: http://webtv.awsteleippica.com/index.php/video/00000084068#