Richard Haselbeck war 1971 der erste bayerische Aktive, der nach dem Ersten Weltkrieg das Deutsche Traber-Derby gewann und er ist mit vier Trainer- sowie drei Fahrersiegen bis heute der erfolgreichste aus dem Süden der Republik im Blauen Band.
Nahe des niederbayerischen Plattling aufgewachsen, wäre er um ein Haar Bäcker geworden, warf die Lehre aber nach nur einem Jahr hin, wechselte gegen den Willen der Eltern doch zu den geliebten Trabern und ließ sich von Bernhard Poschner zum Berufsfahrer ausbilden, erst in Straubing, später dann in München.
Zu Beginn seiner Selbständigkeit bildete Richard Haselbeck eine Trainergemeinschaft mit Konrad Wagner, die auch die Schützlinge des Gestüts Aschau von Erika Spitz betreute. Nach einem Zerwürfnis zwischen dem Cheftrainer und der stets als launisch geltenden Besitzerin übernahm der junge Richard Haselbeck quasi über Nacht die alleinige Verantwortung für das Aschau-Lot.
Es war der Beginn einer äußerst erfolgreichen und in Sachen Derby beinahe bespiellosen Zusammenarbeit. Die Steuerung des ersten Derbysiegers aus dem Gestüt Aschau, Salesiana, überließ man 1965 noch Johannes Frömming. Danach jedoch übernahm Richard Haselbeck auch in den großen Rennen die Fahrleinen.
Mit Hat Trick (1967 Zweiter zu Lord Pit), Meadow Gallon (1968 Vierter) und Orlow (1970 Dritter) hatte Haselbeck bereits drei Mal die Hand am Derby-Pott, den er dann 1971 dank Ewalt endlich selbst in den Berliner Himmel stemmen durfte. Der Anwalt-Sohn gewann damals auch das Buddenbrock-Rennen und das St. Leger. Die „vierfache Krone“ verhinderte eine knappe Niederlage im Adbell Toddington durch Belevation.
Nur sechs Jahr später schlug Haselbeck in Mariendorf erneut zu, holte das Blaue Band mit der 242:10-Außenseiterin Orissa. Ein besonderer war schließlich der Derby-Triumph mit Onore 1979. Die eigenwillige Fuchsstute war eine Tochter von Ewalt, sie bezwang den Jahrgangsprimus Yoster Clöving und sie siegte bei der Premiere auf der neuen Derbydistanz, die von 3200 auf 2000 Meter verkürzt worden war.
Am Ende des Jahres wurde Onore vom TV-Publikum zum Traber des Jahres gewählt und sorgte überdies dafür, dass das Gestüt Aschau zum zweiten Mal nach 1977 das deutsche Besitzer-Championat nach Bayern holte.
Dass Richard Haselbeck ein besonderes Faible für dreijährige Pferde besaß, untermauern auch sechs Trainer- und fünf Fahrersiege im Bayern-Pokal, einst eine renommierte Derbyvorprüfung in Daglfing, die bei Haselbecks erstem Triumph 1962 noch als Bayern-Derby gelaufen wurde.
Haselbeck vermochte sein Können und sein außergewöhnliches Gefühl für Pferde auch dem Fahrer-Nachwuchs zu vermitteln. In seine Lehre ging kein Geringerer als der spätere vielfache bayerische Champion Heli Biendl, der noch heute voller Stolz und Ehrfurcht von seiner Ausbildung Ende der 1960er Jahre erzählt.
Mitte der 1990er setzte sich Richard Haselbeck nach insgesamt 1.184 Sulkyerfolgen zur Ruhe. Die letzten hatte er mit den familieneigenen Keo Spinster und Sommelier Diamant erzielt. Auch danach blieb er dem Trabrennsport stets eng verbunden, wurde 2021 in die Hall of Fame des deutschen Trabrennsports gewählt.
Noch lange wohnte Richard Haselbeck in einer Doppelhaushälfte im Daglfinger Schimmelweg, einen Steinwurf von seinem alten Stall entfernt. Von dort spazierte oder fuhr er mit seinem Elektrowagen beinahe täglich auf die Rennbahn. Auch ließ Richard Haselbeck bis zuletzt keine Daglfinger Veranstaltung aus, traf in der Tribüne zum Fachsimpeln immer wieder auf alte Kollegen wie Helmut Obermeier. Als sein 95. Geburtstag am 19. Juni 2025 auf einen Daglfinger Renntag fiel, ließ man den Jubilar im Winnercircle stilgerecht hochleben.
Jetzt hat Richard Haselbeck für immer die Augen geschlossen. Der deutsche Trabrennsport verneigt sich vor einem seiner großen Idole, vor einem Mann, der sowohl im Sulky als auch im „normalen“ Leben durch Eleganz und Aufrichtigkeit glänzte.
Richard Haselbeck hinterlässt seine Kinder Beate und Hansi sowie zwei Enkel. Er wird auf dem Daglfinger Friedhof neben seiner 2019 verstorbenen Lotte beigesetzt.